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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die porösen Thonwaren.
indem man sie mit einem Schlamm aus weißem oder farbigem Thon
begießt. Gewöhnlich brennt man nur einmal, und zwar ohne Kapseln,
und muß dabei natürlich dafür sorgen, daß die Geschirre nicht an die
Unterlage oder an einander anschmelzen. Für den Brand haben sich
in neuerer Zeit auch hier die Ringöfen mit fortwährendem Betriebe,
die wir bei der Ziegelfabrikation kennen lernten, als die geeignetsten
erwiesen.

Bis zuletzt haben wir uns die sogenannten Terrakotten aufbehalten,
unter welchem Namen man die verschiedenartigsten Thonwaren,
Porzellan so gut wie Ziegel versteht, welche bei Bauten und als Zier-
stücke eine mannigfache Verwendung haben. Man giebt ihnen für den
ersteren Zweck, als Kapitäle, Konsolen u. s. w. eine Färbung, die vom
hellsten Gelb bis zum Schwarz variieren kann und brennt sie, weil sie
den Unbilden der Witterung ausgesetzt sind, bis zur Sinterung. Die
Zierterrakotten sind die kleineren Figuren und Vasen von gelber bis
roter Farbe, welche natürlich feiner gearbeitet sein müssen, sich aber
sonst wenig von den ersteren unterscheiden. Beide Arten haben in der
Geschichte der Kunst eine hervorragende Bedeutung von der Zeit der
alten Babylonier und Ägypter bis auf den heutigen Tag.



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Die poröſen Thonwaren.
indem man ſie mit einem Schlamm aus weißem oder farbigem Thon
begießt. Gewöhnlich brennt man nur einmal, und zwar ohne Kapſeln,
und muß dabei natürlich dafür ſorgen, daß die Geſchirre nicht an die
Unterlage oder an einander anſchmelzen. Für den Brand haben ſich
in neuerer Zeit auch hier die Ringöfen mit fortwährendem Betriebe,
die wir bei der Ziegelfabrikation kennen lernten, als die geeignetſten
erwieſen.

Bis zuletzt haben wir uns die ſogenannten Terrakotten aufbehalten,
unter welchem Namen man die verſchiedenartigſten Thonwaren,
Porzellan ſo gut wie Ziegel verſteht, welche bei Bauten und als Zier-
ſtücke eine mannigfache Verwendung haben. Man giebt ihnen für den
erſteren Zweck, als Kapitäle, Konſolen u. ſ. w. eine Färbung, die vom
hellſten Gelb bis zum Schwarz variieren kann und brennt ſie, weil ſie
den Unbilden der Witterung ausgeſetzt ſind, bis zur Sinterung. Die
Zierterrakotten ſind die kleineren Figuren und Vaſen von gelber bis
roter Farbe, welche natürlich feiner gearbeitet ſein müſſen, ſich aber
ſonſt wenig von den erſteren unterſcheiden. Beide Arten haben in der
Geſchichte der Kunſt eine hervorragende Bedeutung von der Zeit der
alten Babylonier und Ägypter bis auf den heutigen Tag.



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[883/0901] Die poröſen Thonwaren. indem man ſie mit einem Schlamm aus weißem oder farbigem Thon begießt. Gewöhnlich brennt man nur einmal, und zwar ohne Kapſeln, und muß dabei natürlich dafür ſorgen, daß die Geſchirre nicht an die Unterlage oder an einander anſchmelzen. Für den Brand haben ſich in neuerer Zeit auch hier die Ringöfen mit fortwährendem Betriebe, die wir bei der Ziegelfabrikation kennen lernten, als die geeignetſten erwieſen. Bis zuletzt haben wir uns die ſogenannten Terrakotten aufbehalten, unter welchem Namen man die verſchiedenartigſten Thonwaren, Porzellan ſo gut wie Ziegel verſteht, welche bei Bauten und als Zier- ſtücke eine mannigfache Verwendung haben. Man giebt ihnen für den erſteren Zweck, als Kapitäle, Konſolen u. ſ. w. eine Färbung, die vom hellſten Gelb bis zum Schwarz variieren kann und brennt ſie, weil ſie den Unbilden der Witterung ausgeſetzt ſind, bis zur Sinterung. Die Zierterrakotten ſind die kleineren Figuren und Vaſen von gelber bis roter Farbe, welche natürlich feiner gearbeitet ſein müſſen, ſich aber ſonſt wenig von den erſteren unterſcheiden. Beide Arten haben in der Geſchichte der Kunſt eine hervorragende Bedeutung von der Zeit der alten Babylonier und Ägypter bis auf den heutigen Tag. 56*

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 883. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/901>, abgerufen am 24.11.2024.