an der Hinterwand aufgestellten Stereoskopbilder infolge der Brechung scheinbar zur Deckung gebracht werden. Dieser Apparat kann, abge- sehen von seiner Bedeutung als nützlicher Zeitvertreib, unter anderem auch dazu dienen, falsches von echtem Papiergeld zu unterscheiden oder die Frage zu lösen, ob zwei Drucke desselben Werkes einer oder verschiedenen Auflagen angehören; auch für wissenschaftliche Zwecke dürfte das Stereoskop unter Umständen ersprießliche Dienste leisten.
3. Das Mikroskop.
Abgesehen von ihrer Bedeutung für die hochentwickelte photogra- phische Technik finden die Eigenschaften der Sammellinsen ausgedehnte Verwendung für den wichtigen Zweck, von sehr kleinen oder sehr weit entfernten Gegenständen Bilder in beträchtlicher Vergrößerung oder in unmittelbarer Nähe zu erzeugen.
Das Auge erkennt deutlich nur solche Gegenstände, die sich in einer bestimmten Entfernung befinden, weil nur von diesen deutliche Bilder auf der Netzhaut entstehen; für ein normales Auge geschieht dies in der deutlichen Sehweite von etwa 25 cm, während dieselbe für ein kurzsichtiges Auge geringer ist. An sich würde es nun genügen, einen sehr kleinen Gegenstand ganz dicht an das Auge zu bringen, um ihn deutlich zu erkennen; denn dadurch würde der Winkel, unter welchem das Objekt erscheint, beliebig vergrößert werden können, und darauf allein kommt es an. Thatsächlich aber besitzt das Auge nur in mäßigem Grade die Fähigkeit, sich zu accommodieren; denn von solchen Gegenständen, die nicht genau in der deutlichen Sehweite liegen, kann es die Strahlen zu einem scharfen Bilde auf der Netzhaut nicht ver- einigen. Sobald deshalb diese bei verschiedenen Augen verschieden große Accommodationsfähigkeit nicht mehr ausreicht, pflegt man zwischen Auge und Gegenstand eine Sammellinse von kurzer Brenn- weite einzuschalten, deren Wirksamkeit aus der Figur sich mit Leichtig- keit ergiebt; eine solchermaßen verwendete Konvexlinse hat die Bezeich- nung "Lupe" oder "einfaches Mikroskop" erhalten. Von dem Gegen- stande a b, der innerhalb der Brennweite der Linse liegen muß, entsteht nach früheren Betrachtungen ein ver- größertes, aufrechtes, aber virtuelles Bild (Fig. 488), das vom Auge in der deutlichen Sehweite vermutet wird. Daraus folgt denn auch, daß dieselbe Lupe für ein kurz- sichtiges Auge eine geringere Vergrößerung ergeben wird als für ein normales; es hängt danach also die Vergrößerung des einfachen Mikroskopes außer von der Brenn- weite der Sammellinse auch noch von der deutlichen Sehweite des Auges ab.
[Abbildung]
Fig. 488.
Die Lupe
57*
Die Brechung des Lichtes. — Das Mikroſkop.
an der Hinterwand aufgeſtellten Stereoſkopbilder infolge der Brechung ſcheinbar zur Deckung gebracht werden. Dieſer Apparat kann, abge- ſehen von ſeiner Bedeutung als nützlicher Zeitvertreib, unter anderem auch dazu dienen, falſches von echtem Papiergeld zu unterſcheiden oder die Frage zu löſen, ob zwei Drucke desſelben Werkes einer oder verſchiedenen Auflagen angehören; auch für wiſſenſchaftliche Zwecke dürfte das Stereoſkop unter Umſtänden erſprießliche Dienſte leiſten.
3. Das Mikroſkop.
Abgeſehen von ihrer Bedeutung für die hochentwickelte photogra- phiſche Technik finden die Eigenſchaften der Sammellinſen ausgedehnte Verwendung für den wichtigen Zweck, von ſehr kleinen oder ſehr weit entfernten Gegenſtänden Bilder in beträchtlicher Vergrößerung oder in unmittelbarer Nähe zu erzeugen.
Das Auge erkennt deutlich nur ſolche Gegenſtände, die ſich in einer beſtimmten Entfernung befinden, weil nur von dieſen deutliche Bilder auf der Netzhaut entſtehen; für ein normales Auge geſchieht dies in der deutlichen Sehweite von etwa 25 cm, während dieſelbe für ein kurzſichtiges Auge geringer iſt. An ſich würde es nun genügen, einen ſehr kleinen Gegenſtand ganz dicht an das Auge zu bringen, um ihn deutlich zu erkennen; denn dadurch würde der Winkel, unter welchem das Objekt erſcheint, beliebig vergrößert werden können, und darauf allein kommt es an. Thatſächlich aber beſitzt das Auge nur in mäßigem Grade die Fähigkeit, ſich zu accommodieren; denn von ſolchen Gegenſtänden, die nicht genau in der deutlichen Sehweite liegen, kann es die Strahlen zu einem ſcharfen Bilde auf der Netzhaut nicht ver- einigen. Sobald deshalb dieſe bei verſchiedenen Augen verſchieden große Accommodationsfähigkeit nicht mehr ausreicht, pflegt man zwiſchen Auge und Gegenſtand eine Sammellinſe von kurzer Brenn- weite einzuſchalten, deren Wirkſamkeit aus der Figur ſich mit Leichtig- keit ergiebt; eine ſolchermaßen verwendete Konvexlinſe hat die Bezeich- nung „Lupe“ oder „einfaches Mikroſkop“ erhalten. Von dem Gegen- ſtande a b, der innerhalb der Brennweite der Linſe liegen muß, entſteht nach früheren Betrachtungen ein ver- größertes, aufrechtes, aber virtuelles Bild (Fig. 488), das vom Auge in der deutlichen Sehweite vermutet wird. Daraus folgt denn auch, daß dieſelbe Lupe für ein kurz- ſichtiges Auge eine geringere Vergrößerung ergeben wird als für ein normales; es hängt danach alſo die Vergrößerung des einfachen Mikroſkopes außer von der Brenn- weite der Sammellinſe auch noch von der deutlichen Sehweite des Auges ab.
[Abbildung]
Fig. 488.
Die Lupe
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Die Brechung des Lichtes. — Das Mikroſkop.
an der Hinterwand aufgeſtellten Stereoſkopbilder infolge der Brechung
ſcheinbar zur Deckung gebracht werden. Dieſer Apparat kann, abge-
ſehen von ſeiner Bedeutung als nützlicher Zeitvertreib, unter anderem
auch dazu dienen, falſches von echtem Papiergeld zu unterſcheiden
oder die Frage zu löſen, ob zwei Drucke desſelben Werkes einer oder
verſchiedenen Auflagen angehören; auch für wiſſenſchaftliche Zwecke
dürfte das Stereoſkop unter Umſtänden erſprießliche Dienſte leiſten.
3. Das Mikroſkop.
Abgeſehen von ihrer Bedeutung für die hochentwickelte photogra-
phiſche Technik finden die Eigenſchaften der Sammellinſen ausgedehnte
Verwendung für den wichtigen Zweck, von ſehr kleinen oder ſehr weit
entfernten Gegenſtänden Bilder in beträchtlicher Vergrößerung oder in
unmittelbarer Nähe zu erzeugen.
Das Auge erkennt deutlich nur ſolche Gegenſtände, die ſich in
einer beſtimmten Entfernung befinden, weil nur von dieſen deutliche
Bilder auf der Netzhaut entſtehen; für ein normales Auge geſchieht
dies in der deutlichen Sehweite von etwa 25 cm, während dieſelbe für
ein kurzſichtiges Auge geringer iſt. An ſich würde es nun genügen,
einen ſehr kleinen Gegenſtand ganz dicht an das Auge zu bringen,
um ihn deutlich zu erkennen; denn dadurch würde der Winkel, unter
welchem das Objekt erſcheint, beliebig vergrößert werden können, und
darauf allein kommt es an. Thatſächlich aber beſitzt das Auge nur
in mäßigem Grade die Fähigkeit, ſich zu accommodieren; denn von ſolchen
Gegenſtänden, die nicht genau in der deutlichen Sehweite liegen, kann
es die Strahlen zu einem ſcharfen Bilde auf der Netzhaut nicht ver-
einigen. Sobald deshalb dieſe bei verſchiedenen Augen verſchieden
große Accommodationsfähigkeit nicht mehr ausreicht, pflegt man
zwiſchen Auge und Gegenſtand eine Sammellinſe von kurzer Brenn-
weite einzuſchalten, deren Wirkſamkeit aus der Figur ſich mit Leichtig-
keit ergiebt; eine ſolchermaßen verwendete Konvexlinſe hat die Bezeich-
nung „Lupe“ oder „einfaches Mikroſkop“ erhalten. Von dem Gegen-
ſtande a b, der innerhalb der Brennweite der Linſe liegen muß, entſteht
nach früheren Betrachtungen ein ver-
größertes, aufrechtes, aber virtuelles Bild
(Fig. 488), das vom Auge in der deutlichen
Sehweite vermutet wird. Daraus folgt
denn auch, daß dieſelbe Lupe für ein kurz-
ſichtiges Auge eine geringere Vergrößerung
ergeben wird als für ein normales; es
hängt danach alſo die Vergrößerung des
einfachen Mikroſkopes außer von der Brenn-
weite der Sammellinſe auch noch von der
deutlichen Sehweite des Auges ab.
[Abbildung Fig. 488. Die Lupe]
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 899. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/917>, abgerufen am 24.11.2024.
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