dem 7ten Jahrh. Lateinisch auf violettem Pergament, mit lauter goldnen Buchstaben geschrieben, von vorne bis hinten. 4) Ein Martyrologium Coptorum, Coptisch geschrieben, -- aber es zu lesen, langte meine Sprach- kenntnis nicht zu. 5) Ein prächtiger Koran auf Sei- den-Papier. 6) AugustiniBriefe, also lateinisch, aus dem 7ten Jahrh. auf Baumrindenpapier! recht leser- lich. Das hat man in ganz Frankreich nicht als hier. Dieses Papier ist nicht weis, und auch nicht braun, eher blaßbraun röthlich, und nicht grob anzufühlen. An ei- nigen hängen am Rand die Fibern herab. 7) Türki- sche Geschichte, arabisch. 8) Persische Geschichte in un- endlicher Menge. 9) Ein ebräischer Codex aus dem 14ten Jahrh. Beim Pentateuchus ist das Chaldäi- sche Targum. Kennicott hat ihn verglichen. Nicht so schön als der Carlsruher. 10) Eine französische Bibel, denn französche Manuskripte hatte ich noch keine gesehen. Zwei Foliob. Text und Glosse. Viel Verzie- rungen, auf Pergament, aus dem 13ten Jahrh. War schwerer zu lesen, als die Ebräischen, Griechischen und Lateinischen, doch kont' ichs an einigen Orten, es war auch schlecht französisch.
Dann ging ich wieder in die Bibliothek, und lies mir Rondelet de piscibus geben, wo ich heute noch manche schöne Anmerkung fand, und bis Seite 57. kam. Ich hatte Artedi Ichtyologia gefordert, weil das aber ein Oktavband ist; so durfte mirs der Garcon de Bi- blioth. nicht geben. Das ist hier auf allen Bibliothe- ken so, Oktav- oder noch kleinere Bände geben sie einem selten, aus Furcht, man möcht' es einstecken, und damit davon gehen. Dergleichen Bücher muß man vom Bi-
bliothek-
dem 7ten Jahrh. Lateiniſch auf violettem Pergament, mit lauter goldnen Buchſtaben geſchrieben, von vorne bis hinten. 4) Ein Martyrologium Coptorum, Coptiſch geſchrieben, — aber es zu leſen, langte meine Sprach- kenntnis nicht zu. 5) Ein praͤchtiger Koran auf Sei- den-Papier. 6) AuguſtiniBriefe, alſo lateiniſch, aus dem 7ten Jahrh. auf Baumrindenpapier! recht leſer- lich. Das hat man in ganz Frankreich nicht als hier. Dieſes Papier iſt nicht weis, und auch nicht braun, eher blaßbraun roͤthlich, und nicht grob anzufuͤhlen. An ei- nigen haͤngen am Rand die Fibern herab. 7) Tuͤrki- ſche Geſchichte, arabiſch. 8) Perſiſche Geſchichte in un- endlicher Menge. 9) Ein ebraͤiſcher Codex aus dem 14ten Jahrh. Beim Pentateuchus iſt das Chaldaͤi- ſche Targum. Kennicott hat ihn verglichen. Nicht ſo ſchoͤn als der Carlsruher. 10) Eine franzoͤſiſche Bibel, denn franzoͤſche Manuſkripte hatte ich noch keine geſehen. Zwei Foliob. Text und Gloſſe. Viel Verzie- rungen, auf Pergament, aus dem 13ten Jahrh. War ſchwerer zu leſen, als die Ebraͤiſchen, Griechiſchen und Lateiniſchen, doch kont’ ichs an einigen Orten, es war auch ſchlecht franzoͤſiſch.
Dann ging ich wieder in die Bibliothek, und lies mir Rondelet de piſcibus geben, wo ich heute noch manche ſchoͤne Anmerkung fand, und bis Seite 57. kam. Ich hatte Artedi Ichtyologia gefordert, weil das aber ein Oktavband iſt; ſo durfte mirs der Garçon de Bi- blioth. nicht geben. Das iſt hier auf allen Bibliothe- ken ſo, Oktav- oder noch kleinere Baͤnde geben ſie einem ſelten, aus Furcht, man moͤcht’ es einſtecken, und damit davon gehen. Dergleichen Buͤcher muß man vom Bi-
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dem 7ten Jahrh. Lateiniſch auf violettem Pergament,
mit lauter goldnen Buchſtaben geſchrieben, von vorne bis
hinten. 4) Ein Martyrologium Coptorum, Coptiſch
geſchrieben, — aber es zu leſen, langte meine Sprach-
kenntnis nicht zu. 5) Ein praͤchtiger Koran auf Sei-
den-Papier. 6) Auguſtini Briefe, alſo lateiniſch,
aus dem 7ten Jahrh. auf Baumrindenpapier! recht leſer-
lich. Das hat man in ganz Frankreich nicht als hier.
Dieſes Papier iſt nicht weis, und auch nicht braun, eher
blaßbraun roͤthlich, und nicht grob anzufuͤhlen. An ei-
nigen haͤngen am Rand die Fibern herab. 7) Tuͤrki-
ſche Geſchichte, arabiſch. 8) Perſiſche Geſchichte in un-
endlicher Menge. 9) Ein ebraͤiſcher Codex aus dem
14ten Jahrh. Beim Pentateuchus iſt das Chaldaͤi-
ſche Targum. Kennicott hat ihn verglichen. Nicht
ſo ſchoͤn als der Carlsruher. 10) Eine franzoͤſiſche
Bibel, denn franzoͤſche Manuſkripte hatte ich noch keine
geſehen. Zwei Foliob. Text und Gloſſe. Viel Verzie-
rungen, auf Pergament, aus dem 13ten Jahrh. War
ſchwerer zu leſen, als die Ebraͤiſchen, Griechiſchen und
Lateiniſchen, doch kont’ ichs an einigen Orten, es war
auch ſchlecht franzoͤſiſch.
Dann ging ich wieder in die Bibliothek, und lies
mir Rondelet de piſcibus geben, wo ich heute noch
manche ſchoͤne Anmerkung fand, und bis Seite 57. kam.
Ich hatte Artedi Ichtyologia gefordert, weil das aber
ein Oktavband iſt; ſo durfte mirs der Garçon de Bi-
blioth. nicht geben. Das iſt hier auf allen Bibliothe-
ken ſo, Oktav- oder noch kleinere Baͤnde geben ſie einem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/142>, abgerufen am 24.11.2024.
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