dem Nassauischen, kommen, in diesen ist Arsenik und Kobold; diese werden erst geröstet, so daß sich der Arse- nik in einer langen Röhre, und in einer Stube aufsubli- mirt. Diese Stube wird alle halbe Jahr ausgeschla- gen. Dann haben sie dort eine eigne Art Kiesel, die in den Bergen bricht: mit dieser calciniren sie nun die Kobolderze, und wenn sie im Fluß sind, so lassen sie sie in ein Wasser fallen, da bekommen sie alsdann ein wah- res schön blaugefärbtes Glas. Nachdem dieses Glas vorher lange klein gepocht worden, reiben es hernach 2. über einander laufende grosse Mühlsteine, zwischen wel- che beständig Wasser geleistet wird, klein; da sich dann unten der wahre Kobold präzipitirt. Dieser besteht in einem Pulver, davon sie dreierlei Arten haben, und zu- letzt bleiben die kleinen blauen Glastheilchen, als ein Sand zurück, der zur Schmalte gebraucht wird. Diesen Ko- bold verkaufen sie theuer an die Holländer, und diese verführen ihn nach Ostindien und China. Und unge- achtet alle Minern durch eigne Fuhrleute zu Pferde und auf der Achse dahingebracht werden; so sollen sie doch 8. bis 10. pro C. gewinnen; denn das Holz haben sie im Ueberfluß. Dies ist alles, was mir der Besitzer dieser Sammlung von einer so unbekannten und doch so sehens- würdigen Anstalt sagen konte. Es sind viele Gebäude da, man müßte sich acht Tage dort aufhalten, um ins Detail zu sehen, und müßte es sich doch nicht merken lassen, denn man thut etwas geheim damit.
Eine schmerzhafte Krankheit, von der ich in Strasburg befallen ward, unterbrach für diesmahl die Fortsetzung meiner vorgehabten Reise. Ich blieb dort viele Wochen unter den Händen der Aerzte und reißte endlich im Julius wieder nach Carlsruhe zurück. Im April 1777 aber
trat
dem Naſſauiſchen, kommen, in dieſen iſt Arſenik und Kobold; dieſe werden erſt geroͤſtet, ſo daß ſich der Arſe- nik in einer langen Roͤhre, und in einer Stube aufſubli- mirt. Dieſe Stube wird alle halbe Jahr ausgeſchla- gen. Dann haben ſie dort eine eigne Art Kieſel, die in den Bergen bricht: mit dieſer calciniren ſie nun die Kobolderze, und wenn ſie im Fluß ſind, ſo laſſen ſie ſie in ein Waſſer fallen, da bekommen ſie alsdann ein wah- res ſchoͤn blaugefaͤrbtes Glas. Nachdem dieſes Glas vorher lange klein gepocht worden, reiben es hernach 2. uͤber einander laufende groſſe Muͤhlſteine, zwiſchen wel- che beſtaͤndig Waſſer geleiſtet wird, klein; da ſich dann unten der wahre Kobold praͤzipitirt. Dieſer beſteht in einem Pulver, davon ſie dreierlei Arten haben, und zu- letzt bleiben die kleinen blauen Glastheilchen, als ein Sand zuruͤck, der zur Schmalte gebraucht wird. Dieſen Ko- bold verkaufen ſie theuer an die Hollaͤnder, und dieſe verfuͤhren ihn nach Oſtindien und China. Und unge- achtet alle Minern durch eigne Fuhrleute zu Pferde und auf der Achſe dahingebracht werden; ſo ſollen ſie doch 8. bis 10. pro C. gewinnen; denn das Holz haben ſie im Ueberfluß. Dies iſt alles, was mir der Beſitzer dieſer Sammlung von einer ſo unbekannten und doch ſo ſehens- wuͤrdigen Anſtalt ſagen konte. Es ſind viele Gebaͤude da, man muͤßte ſich acht Tage dort aufhalten, um ins Detail zu ſehen, und muͤßte es ſich doch nicht merken laſſen, denn man thut etwas geheim damit.
Eine ſchmerzhafte Krankheit, von der ich in Strasburg befallen ward, unterbrach fuͤr diesmahl die Fortſetzung meiner vorgehabten Reiſe. Ich blieb dort viele Wochen unter den Haͤnden der Aerzte und reißte endlich im Julius wieder nach Carlsruhe zuruͤck. Im April 1777 aber
trat
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dem Naſſauiſchen, kommen, in dieſen iſt Arſenik und
Kobold; dieſe werden erſt geroͤſtet, ſo daß ſich der Arſe-
nik in einer langen Roͤhre, und in einer Stube aufſubli-
mirt. Dieſe Stube wird alle halbe Jahr ausgeſchla-
gen. Dann haben ſie dort eine eigne Art Kieſel, die in
den Bergen bricht: mit dieſer calciniren ſie nun die
Kobolderze, und wenn ſie im Fluß ſind, ſo laſſen ſie ſie
in ein Waſſer fallen, da bekommen ſie alsdann ein wah-
res ſchoͤn blaugefaͤrbtes Glas. Nachdem dieſes Glas
vorher lange klein gepocht worden, reiben es hernach 2.
uͤber einander laufende groſſe Muͤhlſteine, zwiſchen wel-
che beſtaͤndig Waſſer geleiſtet wird, klein; da ſich dann
unten der wahre Kobold praͤzipitirt. Dieſer beſteht in
einem Pulver, davon ſie dreierlei Arten haben, und zu-
letzt bleiben die kleinen blauen Glastheilchen, als ein Sand
zuruͤck, der zur Schmalte gebraucht wird. Dieſen Ko-
bold verkaufen ſie theuer an die Hollaͤnder, und dieſe
verfuͤhren ihn nach Oſtindien und China. Und unge-
achtet alle Minern durch eigne Fuhrleute zu Pferde und
auf der Achſe dahingebracht werden; ſo ſollen ſie doch 8.
bis 10. pro C. gewinnen; denn das Holz haben ſie im
Ueberfluß. Dies iſt alles, was mir der Beſitzer dieſer
Sammlung von einer ſo unbekannten und doch ſo ſehens-
wuͤrdigen Anſtalt ſagen konte. Es ſind viele Gebaͤude da,
man muͤßte ſich acht Tage dort aufhalten, um ins Detail
zu ſehen, und muͤßte es ſich doch nicht merken laſſen, denn
man thut etwas geheim damit.
Eine ſchmerzhafte Krankheit, von der ich in Strasburg
befallen ward, unterbrach fuͤr diesmahl die Fortſetzung
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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