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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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sen kan. Er schrieb mir einen Empfehlungsbrief an Hrn.
Vosmaer, Inspektor des Naturalienkabinets des Prin-
zen Stadthalters im Haag, und schenkte mir auch ein
Stück von dem Puddingstein bei Chantilly, der polirt
sehr schön aussieht, die einzige mineralische Merkwürdig-
keit dieser Gegend ist, und in einer Kalkmutter, die mit
Vis und Chames angefüllt ist, vorkommt. Von die-
sem Stein hatte er ein grosses Stück vor die Thüre des
Kabinets gestellt, und nannte es le Suisse pierreux.
Er lies mich noch einen in Wachs gemachten Kopf und
Hand
von dem unglücklichen Grafen Struensee sehen,
der hier auch mit dem Könige von Dännemark war.
Der Künstler in Koppenhagen hatte den abgehauenen
Kopf und die Hand so natürlich, als möglich, nachgemacht.
Die Haare am Kopf waren natürlich, das geronnene
Blut war unten in der Schale ungemein künstlich nach-
gemacht, und Bomare versicherte mich, das Bild hätte
die vollkommenste Aehnlichkeit mit dem Unglücklichen.
Gott im Himmel! wie wars mir in der Seele, als ich
das Haupt des bedauernswürdigen Mannes vor mir lie-
gen sah! das Bild der Abwechslung menschlicher Schick-
sale! der lebendige Beweis vom Hofwind, und von der
Gefährlichkeit eines erhabenen Posten. -- Ich legte
schaudernd alles wieder in den Glaskasten und eilte fort.
On se voit une fois, sagte Bomare, wie ich weg-
ging. Voila le sort des Savans, voila un mal-
heur sensible, quand on fait un voyage.
Er
hatte in den Brief an Vosmaer geschrieben: Vous
serez bien content de Mr. Sander, si vous pas-
serez quelques momens avec lui.
Wir würden
recht gute Freunde geworden seyn, wenn wir uns länger
gesehn hätten. Drauf besah ich weiter

L'Oran-

ſen kan. Er ſchrieb mir einen Empfehlungsbrief an Hrn.
Vosmaer, Inſpektor des Naturalienkabinets des Prin-
zen Stadthalters im Haag, und ſchenkte mir auch ein
Stuͤck von dem Puddingſtein bei Chantilly, der polirt
ſehr ſchoͤn ausſieht, die einzige mineraliſche Merkwuͤrdig-
keit dieſer Gegend iſt, und in einer Kalkmutter, die mit
Vis und Chames angefuͤllt iſt, vorkommt. Von die-
ſem Stein hatte er ein groſſes Stuͤck vor die Thuͤre des
Kabinets geſtellt, und nannte es le Suiſſe pierreux.
Er lies mich noch einen in Wachs gemachten Kopf und
Hand
von dem ungluͤcklichen Grafen Struenſee ſehen,
der hier auch mit dem Koͤnige von Daͤnnemark war.
Der Kuͤnſtler in Koppenhagen hatte den abgehauenen
Kopf und die Hand ſo natuͤrlich, als moͤglich, nachgemacht.
Die Haare am Kopf waren natuͤrlich, das geronnene
Blut war unten in der Schale ungemein kuͤnſtlich nach-
gemacht, und Bomare verſicherte mich, das Bild haͤtte
die vollkommenſte Aehnlichkeit mit dem Ungluͤcklichen.
Gott im Himmel! wie wars mir in der Seele, als ich
das Haupt des bedauernswuͤrdigen Mannes vor mir lie-
gen ſah! das Bild der Abwechslung menſchlicher Schick-
ſale! der lebendige Beweis vom Hofwind, und von der
Gefaͤhrlichkeit eines erhabenen Poſten. — Ich legte
ſchaudernd alles wieder in den Glaskaſten und eilte fort.
On ſe voit une fois, ſagte Bomare, wie ich weg-
ging. Voilà le ſort des Savans, voilà un mal-
heur ſenſible, quand on fait un voyage.
Er
hatte in den Brief an Vosmaer geſchrieben: Vous
ſerez bien content de Mr. Sander, ſi vous paſ-
ſerez quelques momens avec lui.
Wir wuͤrden
recht gute Freunde geworden ſeyn, wenn wir uns laͤnger
geſehn haͤtten. Drauf beſah ich weiter

L’Oran-
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[376/0400] ſen kan. Er ſchrieb mir einen Empfehlungsbrief an Hrn. Vosmaer, Inſpektor des Naturalienkabinets des Prin- zen Stadthalters im Haag, und ſchenkte mir auch ein Stuͤck von dem Puddingſtein bei Chantilly, der polirt ſehr ſchoͤn ausſieht, die einzige mineraliſche Merkwuͤrdig- keit dieſer Gegend iſt, und in einer Kalkmutter, die mit Vis und Chames angefuͤllt iſt, vorkommt. Von die- ſem Stein hatte er ein groſſes Stuͤck vor die Thuͤre des Kabinets geſtellt, und nannte es le Suiſſe pierreux. Er lies mich noch einen in Wachs gemachten Kopf und Hand von dem ungluͤcklichen Grafen Struenſee ſehen, der hier auch mit dem Koͤnige von Daͤnnemark war. Der Kuͤnſtler in Koppenhagen hatte den abgehauenen Kopf und die Hand ſo natuͤrlich, als moͤglich, nachgemacht. Die Haare am Kopf waren natuͤrlich, das geronnene Blut war unten in der Schale ungemein kuͤnſtlich nach- gemacht, und Bomare verſicherte mich, das Bild haͤtte die vollkommenſte Aehnlichkeit mit dem Ungluͤcklichen. Gott im Himmel! wie wars mir in der Seele, als ich das Haupt des bedauernswuͤrdigen Mannes vor mir lie- gen ſah! das Bild der Abwechslung menſchlicher Schick- ſale! der lebendige Beweis vom Hofwind, und von der Gefaͤhrlichkeit eines erhabenen Poſten. — Ich legte ſchaudernd alles wieder in den Glaskaſten und eilte fort. On ſe voit une fois, ſagte Bomare, wie ich weg- ging. Voilà le ſort des Savans, voilà un mal- heur ſenſible, quand on fait un voyage. Er hatte in den Brief an Vosmaer geſchrieben: Vous ſerez bien content de Mr. Sander, ſi vous paſ- ſerez quelques momens avec lui. Wir wuͤrden recht gute Freunde geworden ſeyn, wenn wir uns laͤnger geſehn haͤtten. Drauf beſah ich weiter L’Oran-

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/400>, abgerufen am 22.11.2024.