er ganz haaricht ist, etwa einen Fingerbreit oben, wo die Schwanzwirbel anfangen, abgerechnet.
Der Prinz hält hier auf gute Policei. Ueberall sind strenge Ordonanzen wegen des Strassenreinigens, Essenkehrens, Sonntagsfeier, Hazardspiele etc. angeklebt. Schwören in den Wirthsstuben ist verboten. Schulen- gehen ist streng anbefohlen. Schon gestern früh kam der Huissier mit einem Buch zu mir, wo ich Namen, Va- terland und Karakter einschreiben muste. Auch ist ein eignes Hotel de Justice hier.
Die Leute gefallen mir hier recht wohl. Gestern Abends sah ich die drei Knechte aus dem Wirthshause mit dem Jungen in ihrer Kammer, eh sie sich schlafen legten, jeden vor einen Stuhl knien und ihr Gebet verrich- ten. -- -- Der Mensch ist für mich auf der Reise im- mer der wichtigste Gegenstand, aus allen Gesichtspunk- ten betrachtet. Welch ein Unterschied zwischen Chan- tilly und Paris! --
Den 13ten Jul.
Ich wachte heute Morgen durch ein Getümmel auf, das ich am Sonntag früh hier nicht erwartet hätte, und sah den Wochenmarkt viel stärker, als er am Freitag gewesen war, vor meinem Fenster. Das fand ich an- fangs sonderbar, man sagte mir aber, daß er alle Sonn- tage den Sommer durch gehalten würde, um der benach- barten armen Dörfer willen, die nicht viele Werkeltage mit dem Einkauf der Lebensmittel verlieren könnten, und nachher sah ich ihm mit Vergnügen zu. Eine Menge guter, froher, muntrer Landleute kam zusammen. Drei
von
er ganz haaricht iſt, etwa einen Fingerbreit oben, wo die Schwanzwirbel anfangen, abgerechnet.
Der Prinz haͤlt hier auf gute Policei. Ueberall ſind ſtrenge Ordonanzen wegen des Straſſenreinigens, Eſſenkehrens, Sonntagsfeier, Hazardſpiele ꝛc. angeklebt. Schwoͤren in den Wirthsſtuben iſt verboten. Schulen- gehen iſt ſtreng anbefohlen. Schon geſtern fruͤh kam der Huiſſier mit einem Buch zu mir, wo ich Namen, Va- terland und Karakter einſchreiben muſte. Auch iſt ein eignes Hôtel de Juſtice hier.
Die Leute gefallen mir hier recht wohl. Geſtern Abends ſah ich die drei Knechte aus dem Wirthshauſe mit dem Jungen in ihrer Kammer, eh ſie ſich ſchlafen legten, jeden vor einen Stuhl knien und ihr Gebet verrich- ten. — — Der Menſch iſt fuͤr mich auf der Reiſe im- mer der wichtigſte Gegenſtand, aus allen Geſichtspunk- ten betrachtet. Welch ein Unterſchied zwiſchen Chan- tilly und Paris! —
Den 13ten Jul.
Ich wachte heute Morgen durch ein Getuͤmmel auf, das ich am Sonntag fruͤh hier nicht erwartet haͤtte, und ſah den Wochenmarkt viel ſtaͤrker, als er am Freitag geweſen war, vor meinem Fenſter. Das fand ich an- fangs ſonderbar, man ſagte mir aber, daß er alle Sonn- tage den Sommer durch gehalten wuͤrde, um der benach- barten armen Doͤrfer willen, die nicht viele Werkeltage mit dem Einkauf der Lebensmittel verlieren koͤnnten, und nachher ſah ich ihm mit Vergnuͤgen zu. Eine Menge guter, froher, muntrer Landleute kam zuſammen. Drei
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er ganz haaricht iſt, etwa einen Fingerbreit oben, wo die
Schwanzwirbel anfangen, abgerechnet.
Der Prinz haͤlt hier auf gute Policei. Ueberall
ſind ſtrenge Ordonanzen wegen des Straſſenreinigens,
Eſſenkehrens, Sonntagsfeier, Hazardſpiele ꝛc. angeklebt.
Schwoͤren in den Wirthsſtuben iſt verboten. Schulen-
gehen iſt ſtreng anbefohlen. Schon geſtern fruͤh kam der
Huiſſier mit einem Buch zu mir, wo ich Namen, Va-
terland und Karakter einſchreiben muſte. Auch iſt ein
eignes Hôtel de Juſtice hier.
Die Leute gefallen mir hier recht wohl. Geſtern
Abends ſah ich die drei Knechte aus dem Wirthshauſe
mit dem Jungen in ihrer Kammer, eh ſie ſich ſchlafen
legten, jeden vor einen Stuhl knien und ihr Gebet verrich-
ten. — — Der Menſch iſt fuͤr mich auf der Reiſe im-
mer der wichtigſte Gegenſtand, aus allen Geſichtspunk-
ten betrachtet. Welch ein Unterſchied zwiſchen Chan-
tilly und Paris! —
Den 13ten Jul.
Ich wachte heute Morgen durch ein Getuͤmmel auf,
das ich am Sonntag fruͤh hier nicht erwartet haͤtte, und
ſah den Wochenmarkt viel ſtaͤrker, als er am Freitag
geweſen war, vor meinem Fenſter. Das fand ich an-
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tage den Sommer durch gehalten wuͤrde, um der benach-
barten armen Doͤrfer willen, die nicht viele Werkeltage
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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