Man kommt nicht mehr weg, wenn man einmahl drin ist. Man setzt sich nieder, man steht wieder auf, man sieht ins Wasser, man blickt zum Himmel auf, man seufzt, man weis nicht, was einem fehlt, man wird allen Menschen gut, man fühlt in allen Nerven, man segnet den Prinzen, man weis, daß man Mensch ist. -- Hier war's, wo ich alle meine Freunde um mich herum ver- sammelt wünschte. Hier war's, wo ich die Freuden der Natur, das Glück des Lebens auf Erden, die Vortheile einer Reise in schöne Länder, und den Werth einer empfin- denden Seele von neuem fühlte. Hier war's, wo ich alle Schmerzen vergas, und alle Scenen meines Wal- lens auf Erden zurückrief. Hier war's, wo ich schwur, leise und laut schwur, ein dankbares, fröliches, menschen- freundliches Herz zu unterhalten, und den Gram, die fin- stere Schwermuth, nie in die Seele einschleichen zu lassen. Hier war's, wo ich freudig ins Leben hinausblickte, und Muth und Vertrauen faßte. Hier war's, wo ich -- -- doch lebe wohl, du geliebte, du kostbare Insel, du Paphos des Weisen, du Tempel Galliens; leb wohl, du reitzende Gegend, wo ich meine geheimsten Empfin- dungen aufwallen, Liebe, Munterkeit, Zufriedenheit und schmachtende Sehnsucht nach nie genossenen Freuden un- tereinander laufen sah. -- An dich will ich oft zurück den- ken, du glücklicher Tag, du Stunde der Wonne, die Gott mir gab, und die meine ganze Seele, wie die Blume den Regen, auffaßte. Die andre eben so herrliche Ge- gend ist
Le Jardin chinois. Sie liegt hinter dem Schlos- se. Im Grunde ists ein englischer Garten, (Les Ha- meaux nennen ihn hier die Leute,) in dem man alle Sce-
nen
Man kommt nicht mehr weg, wenn man einmahl drin iſt. Man ſetzt ſich nieder, man ſteht wieder auf, man ſieht ins Waſſer, man blickt zum Himmel auf, man ſeufzt, man weis nicht, was einem fehlt, man wird allen Menſchen gut, man fuͤhlt in allen Nerven, man ſegnet den Prinzen, man weis, daß man Menſch iſt. — Hier war’s, wo ich alle meine Freunde um mich herum ver- ſammelt wuͤnſchte. Hier war’s, wo ich die Freuden der Natur, das Gluͤck des Lebens auf Erden, die Vortheile einer Reiſe in ſchoͤne Laͤnder, und den Werth einer empfin- denden Seele von neuem fuͤhlte. Hier war’s, wo ich alle Schmerzen vergas, und alle Scenen meines Wal- lens auf Erden zuruͤckrief. Hier war’s, wo ich ſchwur, leiſe und laut ſchwur, ein dankbares, froͤliches, menſchen- freundliches Herz zu unterhalten, und den Gram, die fin- ſtere Schwermuth, nie in die Seele einſchleichen zu laſſen. Hier war’s, wo ich freudig ins Leben hinausblickte, und Muth und Vertrauen faßte. Hier war’s, wo ich — — doch lebe wohl, du geliebte, du koſtbare Inſel, du Paphos des Weiſen, du Tempel Galliens; leb wohl, du reitzende Gegend, wo ich meine geheimſten Empfin- dungen aufwallen, Liebe, Munterkeit, Zufriedenheit und ſchmachtende Sehnſucht nach nie genoſſenen Freuden un- tereinander laufen ſah. — An dich will ich oft zuruͤck den- ken, du gluͤcklicher Tag, du Stunde der Wonne, die Gott mir gab, und die meine ganze Seele, wie die Blume den Regen, auffaßte. Die andre eben ſo herrliche Ge- gend iſt
Le Jardin chinois. Sie liegt hinter dem Schloſ- ſe. Im Grunde iſts ein engliſcher Garten, (Les Ha- meaux nennen ihn hier die Leute,) in dem man alle Sce-
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Man kommt nicht mehr weg, wenn man einmahl drin
iſt. Man ſetzt ſich nieder, man ſteht wieder auf, man
ſieht ins Waſſer, man blickt zum Himmel auf, man
ſeufzt, man weis nicht, was einem fehlt, man wird allen
Menſchen gut, man fuͤhlt in allen Nerven, man ſegnet
den Prinzen, man weis, daß man Menſch iſt. — Hier
war’s, wo ich alle meine Freunde um mich herum ver-
ſammelt wuͤnſchte. Hier war’s, wo ich die Freuden der
Natur, das Gluͤck des Lebens auf Erden, die Vortheile
einer Reiſe in ſchoͤne Laͤnder, und den Werth einer empfin-
denden Seele von neuem fuͤhlte. Hier war’s, wo ich
alle Schmerzen vergas, und alle Scenen meines Wal-
lens auf Erden zuruͤckrief. Hier war’s, wo ich ſchwur,
leiſe und laut ſchwur, ein dankbares, froͤliches, menſchen-
freundliches Herz zu unterhalten, und den Gram, die fin-
ſtere Schwermuth, nie in die Seele einſchleichen zu laſſen.
Hier war’s, wo ich freudig ins Leben hinausblickte, und
Muth und Vertrauen faßte. Hier war’s, wo ich —
— doch lebe wohl, du geliebte, du koſtbare Inſel, du
Paphos des Weiſen, du Tempel Galliens; leb wohl,
du reitzende Gegend, wo ich meine geheimſten Empfin-
dungen aufwallen, Liebe, Munterkeit, Zufriedenheit und
ſchmachtende Sehnſucht nach nie genoſſenen Freuden un-
tereinander laufen ſah. — An dich will ich oft zuruͤck den-
ken, du gluͤcklicher Tag, du Stunde der Wonne, die Gott
mir gab, und die meine ganze Seele, wie die Blume
den Regen, auffaßte. Die andre eben ſo herrliche Ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/406>, abgerufen am 22.11.2024.
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