nen der Natur ohne viele Kunst antrift, und wiederum alles, was die Kunst verschönern kan. Es sind kaum 2. Jahre, daß er angelegt ist. Ohnstreitig ist dieser neue Geschmack, Gärten anzulegen, der natürlichste. Man findet die ewigen langen hohen Alleen nicht immer, man ist nicht eingesperrt, man meint nicht, daß man in einem Garten sei, und bekommt doch immer viel zu sehen; erst Wasser, dann einen grossen Grasplatz, dann Buschwerk, dann eine kleine Mühle mit einem Rollgange, dann vie- le kleine Häuschen, nicht weit von einander liegend. In einem ist eine vollständige Küche, mit sehr vielem kupfer- nen Geräthe. Das andre ist der Speisesaal, der inwen- dig mit Jagdstücken bemahlt ist, wie ein Operntheater aussieht, alles besteht aber nur aus dünnen Bretern. Auf dem Boden sind Rasen mit Blumen. Das dritte ist eine kleine Bibliothek. Milton und Robinson stan- den nebeneinander, Lettres de la Valiere etc. Chi- nesische Mahlereien waren auf den Tapeten, es standen herrliche kleine Tischen, Claviere etc. drin. Das vierte ist der Compagniesaal, und war das kostbarste. Stühle und Kanapees, Vorhänge und Tapeten waren rothe Sei- de mit vielem Silber verbrämt. Die Lehnen der Stühle sah ich für paille argentee an. Die herrlichsten Spie- gel und Porzellane waren darin. -- Hinter diesen Häus- chen ist ein Weideplatz und Viehheerden, und hintendran wieder Wasser. Auf einer andern Seite fließt wieder ein Bach, mit Forellen, mit rothen Fischen besetzt. Ue- ber dem ist ein Gewölbe, mit vielen Abtheilungen, aus dünnen Bretern zusammengeschlagen, die so verwäs- serte Farben und plantas scandentes haben, daß man sie für natürlich halten sollte. Steine, rauh, ohne Ord- nung, liegen überall, als wenn sie abgefallen wären.
Der
nen der Natur ohne viele Kunſt antrift, und wiederum alles, was die Kunſt verſchoͤnern kan. Es ſind kaum 2. Jahre, daß er angelegt iſt. Ohnſtreitig iſt dieſer neue Geſchmack, Gaͤrten anzulegen, der natuͤrlichſte. Man findet die ewigen langen hohen Alleen nicht immer, man iſt nicht eingeſperrt, man meint nicht, daß man in einem Garten ſei, und bekommt doch immer viel zu ſehen; erſt Waſſer, dann einen groſſen Grasplatz, dann Buſchwerk, dann eine kleine Muͤhle mit einem Rollgange, dann vie- le kleine Haͤuschen, nicht weit von einander liegend. In einem iſt eine vollſtaͤndige Kuͤche, mit ſehr vielem kupfer- nen Geraͤthe. Das andre iſt der Speiſeſaal, der inwen- dig mit Jagdſtuͤcken bemahlt iſt, wie ein Operntheater ausſieht, alles beſteht aber nur aus duͤnnen Bretern. Auf dem Boden ſind Raſen mit Blumen. Das dritte iſt eine kleine Bibliothek. Milton und Robinſon ſtan- den nebeneinander, Lettres de la Valiere etc. Chi- neſiſche Mahlereien waren auf den Tapeten, es ſtanden herrliche kleine Tiſchen, Claviere ꝛc. drin. Das vierte iſt der Compagnieſaal, und war das koſtbarſte. Stuͤhle und Kanapees, Vorhaͤnge und Tapeten waren rothe Sei- de mit vielem Silber verbraͤmt. Die Lehnen der Stuͤhle ſah ich fuͤr paille argentée an. Die herrlichſten Spie- gel und Porzellane waren darin. — Hinter dieſen Haͤus- chen iſt ein Weideplatz und Viehheerden, und hintendran wieder Waſſer. Auf einer andern Seite fließt wieder ein Bach, mit Forellen, mit rothen Fiſchen beſetzt. Ue- ber dem iſt ein Gewoͤlbe, mit vielen Abtheilungen, aus duͤnnen Bretern zuſammengeſchlagen, die ſo verwaͤſ- ſerte Farben und plantas ſcandentes haben, daß man ſie fuͤr natuͤrlich halten ſollte. Steine, rauh, ohne Ord- nung, liegen uͤberall, als wenn ſie abgefallen waͤren.
Der
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nen der Natur ohne viele Kunſt antrift, und wiederum
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Jahre, daß er angelegt iſt. Ohnſtreitig iſt dieſer neue
Geſchmack, Gaͤrten anzulegen, der natuͤrlichſte. Man
findet die ewigen langen hohen Alleen nicht immer, man
iſt nicht eingeſperrt, man meint nicht, daß man in einem
Garten ſei, und bekommt doch immer viel zu ſehen; erſt
Waſſer, dann einen groſſen Grasplatz, dann Buſchwerk,
dann eine kleine Muͤhle mit einem Rollgange, dann vie-
le kleine Haͤuschen, nicht weit von einander liegend. In
einem iſt eine vollſtaͤndige Kuͤche, mit ſehr vielem kupfer-
nen Geraͤthe. Das andre iſt der Speiſeſaal, der inwen-
dig mit Jagdſtuͤcken bemahlt iſt, wie ein Operntheater
ausſieht, alles beſteht aber nur aus duͤnnen Bretern.
Auf dem Boden ſind Raſen mit Blumen. Das dritte
iſt eine kleine Bibliothek. Milton und Robinſon ſtan-
den nebeneinander, Lettres de la Valiere etc. Chi-
neſiſche Mahlereien waren auf den Tapeten, es ſtanden
herrliche kleine Tiſchen, Claviere ꝛc. drin. Das vierte
iſt der Compagnieſaal, und war das koſtbarſte. Stuͤhle
und Kanapees, Vorhaͤnge und Tapeten waren rothe Sei-
de mit vielem Silber verbraͤmt. Die Lehnen der Stuͤhle
ſah ich fuͤr paille argentée an. Die herrlichſten Spie-
gel und Porzellane waren darin. — Hinter dieſen Haͤus-
chen iſt ein Weideplatz und Viehheerden, und hintendran
wieder Waſſer. Auf einer andern Seite fließt wieder
ein Bach, mit Forellen, mit rothen Fiſchen beſetzt. Ue-
ber dem iſt ein Gewoͤlbe, mit vielen Abtheilungen, aus
duͤnnen Bretern zuſammengeſchlagen, die ſo verwaͤſ-
ſerte Farben und plantas ſcandentes haben, daß man
ſie fuͤr natuͤrlich halten ſollte. Steine, rauh, ohne Ord-
nung, liegen uͤberall, als wenn ſie abgefallen waͤren.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/407>, abgerufen am 22.11.2024.
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