Diese machte ich in der Diligence Royale. So heißt man's, obgleich der König nicht Entrepreneur ist, sondern eine Privatge- sellschaft in Paris. Nur allein der Wagen nach Strasburg kostet ihr jährlich 72000. Liver. Der Weg geht durch Elsaß, Lothringen, Barrois, Champagne und Isle de France. Man rechnet 57. Posten zu 2. Stunden, manche machen anderthalb Posten. Die Namen stehen in jedem Almanac de Strasbourg, de Nancy etc. Die Stationen sind zum Theil elende Dör- fer, oft blosse Häuser am Wege. Die Kutsche hängt in Riemen, ist ziemlich bequem, darf aber nicht so bepackt wer- den, wie die teutschen Postwagen. Die Thüren sind hoch, man steigt durch eine eigne Leiter hinauf, die hernach zu- sammengelegt und hineingenommen wird. Der Kom- mis hat vorn abgesondert von den Passagiers, ein eignes, sehr bequemes Kabriolet, und vor sich einen Korb für die Porte-manteaux und Sacs de nuit. Mehr als 10. Pfund hat kein Reisender frei. Für die Koffer hat man eigne Messageries Royales, wo das Pfund die Stunde 5. Sous, auf der Diligence aber 6. Sous kostet. In der Kutsche ist oben ein grobes Filet, für die kleinen Pa- ckete, an Nägeln befestigt, das sich ganz und zum Theil abnehmen läßt, und vieles fassen kan. Sie bleibt Nachts etliche Stunden liegen, und langt in fünfthalb Tagen von Strasburg in Paris an. Die wichtigsten Orte durch die ich auf dieser Route kam, sind
Zabern, französ. Saverne, wo der Kardinal-Bi- schof von Strasburg einen schönen Garten und ein gros-
ses
Reiſe von Strasburg nach Paris.
Dieſe machte ich in der Diligence Royale. So heißt man’s, obgleich der Koͤnig nicht Entrepreneur iſt, ſondern eine Privatge- ſellſchaft in Paris. Nur allein der Wagen nach Strasburg koſtet ihr jaͤhrlich 72000. Liver. Der Weg geht durch Elſaß, Lothringen, Barrois, Champagne und Isle de France. Man rechnet 57. Poſten zu 2. Stunden, manche machen anderthalb Poſten. Die Namen ſtehen in jedem Almanac de Strasbourg, de Nancy ꝛc. Die Stationen ſind zum Theil elende Doͤr- fer, oft bloſſe Haͤuſer am Wege. Die Kutſche haͤngt in Riemen, iſt ziemlich bequem, darf aber nicht ſo bepackt wer- den, wie die teutſchen Poſtwagen. Die Thuͤren ſind hoch, man ſteigt durch eine eigne Leiter hinauf, die hernach zu- ſammengelegt und hineingenommen wird. Der Kom- mis hat vorn abgeſondert von den Paſſagiers, ein eignes, ſehr bequemes Kabriolet, und vor ſich einen Korb fuͤr die Porte-manteaux und Sacs de nuit. Mehr als 10. Pfund hat kein Reiſender frei. Fuͤr die Koffer hat man eigne Meſſageries Royales, wo das Pfund die Stunde 5. Sous, auf der Diligence aber 6. Sous koſtet. In der Kutſche iſt oben ein grobes Filet, fuͤr die kleinen Pa- ckete, an Naͤgeln befeſtigt, das ſich ganz und zum Theil abnehmen laͤßt, und vieles faſſen kan. Sie bleibt Nachts etliche Stunden liegen, und langt in fuͤnfthalb Tagen von Strasburg in Paris an. Die wichtigſten Orte durch die ich auf dieſer Route kam, ſind
Zabern, franzoͤſ. Saverne, wo der Kardinal-Bi- ſchof von Strasburg einen ſchoͤnen Garten und ein groſ-
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[20/0044]
Reiſe von Strasburg nach Paris.
Dieſe machte ich in der
Diligence Royale. So heißt man’s, obgleich der
Koͤnig nicht Entrepreneur iſt, ſondern eine Privatge-
ſellſchaft in Paris. Nur allein der Wagen nach
Strasburg koſtet ihr jaͤhrlich 72000. Liver. Der
Weg geht durch Elſaß, Lothringen, Barrois,
Champagne und Isle de France. Man rechnet 57.
Poſten zu 2. Stunden, manche machen anderthalb Poſten.
Die Namen ſtehen in jedem Almanac de Strasbourg,
de Nancy ꝛc. Die Stationen ſind zum Theil elende Doͤr-
fer, oft bloſſe Haͤuſer am Wege. Die Kutſche haͤngt in
Riemen, iſt ziemlich bequem, darf aber nicht ſo bepackt wer-
den, wie die teutſchen Poſtwagen. Die Thuͤren ſind hoch,
man ſteigt durch eine eigne Leiter hinauf, die hernach zu-
ſammengelegt und hineingenommen wird. Der Kom-
mis hat vorn abgeſondert von den Paſſagiers, ein eignes,
ſehr bequemes Kabriolet, und vor ſich einen Korb fuͤr die
Porte-manteaux und Sacs de nuit. Mehr als 10.
Pfund hat kein Reiſender frei. Fuͤr die Koffer hat man
eigne Meſſageries Royales, wo das Pfund die Stunde
5. Sous, auf der Diligence aber 6. Sous koſtet. In
der Kutſche iſt oben ein grobes Filet, fuͤr die kleinen Pa-
ckete, an Naͤgeln befeſtigt, das ſich ganz und zum Theil
abnehmen laͤßt, und vieles faſſen kan. Sie bleibt Nachts
etliche Stunden liegen, und langt in fuͤnfthalb Tagen
von Strasburg in Paris an. Die wichtigſten Orte
durch die ich auf dieſer Route kam, ſind
Zabern, franzoͤſ. Saverne, wo der Kardinal-Bi-
ſchof von Strasburg einen ſchoͤnen Garten und ein groſ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/44>, abgerufen am 21.11.2024.
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