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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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An manchen Orten sind noch Pfähle gesetzt. Nebst dem
ist an den Häusern noch ein breiter Weg für die Fußgän-
ger mit schwarzen steinernen Platten belegt. Da kan
man auch, wenns regnet, trocken und unbesprützt zu Fus-
se gehen. Das Dachtraufenwasser wird aufgefaßt und
läuft an den Ecken der Strassen in die Kanäle herab, so
hat man nicht hundertmahl auf einem Wege nöthig, sich
dekrotiren zu lassen, wie in Paris. Bei der Börse sah
ich ein einziges mahl einen Dekroteur, er hatte aber nichts
zu thun.

Die kleinen unterirdischen Häuschen an der Sei-
te der grossen, dünkten mir Anfangs lächerlich. Man
geht eine Treppe, wie in einen Keller, von der Strasse
hinab, oben liegt ein Fenster querüber, dadurch fällt das
Licht ein, und unten kauft und verkauft man. Es woh-
nen ganze Familien darin etc.

Ich bemerkte, daß die Hunde hier überall an den
Häusern mit Ketten angelegt waren, und man sagte mir,
daß die Polizei das in den heissesten Sommermonaten ge-
biete. Wieder ein Blick nach Paris zurück. -- Wer
ist nun gescheuter? Der Magistrat in Rotterdam, oder
die grossen Raisonneurs, die homines effeminati,
delicatuli, molles, graculi in Gallia?

Rotterdam ist die Stadt, wo eigentlich das Kom-
merz
zwischen Engelland und Holland seinen Sitz

hat.
gibt es hier einen ganz unvergleichlichen Anblick, das
Gemische von Häusern, Bäumen und grossen dreima-
stigen Schiffen mit ihren Flaggen in den Gassen zu
sehen.
Herausgeber.
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An manchen Orten ſind noch Pfaͤhle geſetzt. Nebſt dem
iſt an den Haͤuſern noch ein breiter Weg fuͤr die Fußgaͤn-
ger mit ſchwarzen ſteinernen Platten belegt. Da kan
man auch, wenns regnet, trocken und unbeſpruͤtzt zu Fuſ-
ſe gehen. Das Dachtraufenwaſſer wird aufgefaßt und
laͤuft an den Ecken der Straſſen in die Kanaͤle herab, ſo
hat man nicht hundertmahl auf einem Wege noͤthig, ſich
dekrotiren zu laſſen, wie in Paris. Bei der Boͤrſe ſah
ich ein einziges mahl einen Dekroteur, er hatte aber nichts
zu thun.

Die kleinen unterirdiſchen Haͤuschen an der Sei-
te der groſſen, duͤnkten mir Anfangs laͤcherlich. Man
geht eine Treppe, wie in einen Keller, von der Straſſe
hinab, oben liegt ein Fenſter queruͤber, dadurch faͤllt das
Licht ein, und unten kauft und verkauft man. Es woh-
nen ganze Familien darin ꝛc.

Ich bemerkte, daß die Hunde hier uͤberall an den
Haͤuſern mit Ketten angelegt waren, und man ſagte mir,
daß die Polizei das in den heiſſeſten Sommermonaten ge-
biete. Wieder ein Blick nach Paris zuruͤck. — Wer
iſt nun geſcheuter? Der Magiſtrat in Rotterdam, oder
die groſſen Raiſonneurs, die homines effeminati,
delicatuli, molles, graculi in Gallia?

Rotterdam iſt die Stadt, wo eigentlich das Kom-
merz
zwiſchen Engelland und Holland ſeinen Sitz

hat.
gibt es hier einen ganz unvergleichlichen Anblick, das
Gemiſche von Haͤuſern, Baͤumen und groſſen dreima-
ſtigen Schiffen mit ihren Flaggen in den Gaſſen zu
ſehen.
Herausgeber.
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[473/0497] An manchen Orten ſind noch Pfaͤhle geſetzt. Nebſt dem iſt an den Haͤuſern noch ein breiter Weg fuͤr die Fußgaͤn- ger mit ſchwarzen ſteinernen Platten belegt. Da kan man auch, wenns regnet, trocken und unbeſpruͤtzt zu Fuſ- ſe gehen. Das Dachtraufenwaſſer wird aufgefaßt und laͤuft an den Ecken der Straſſen in die Kanaͤle herab, ſo hat man nicht hundertmahl auf einem Wege noͤthig, ſich dekrotiren zu laſſen, wie in Paris. Bei der Boͤrſe ſah ich ein einziges mahl einen Dekroteur, er hatte aber nichts zu thun. Die kleinen unterirdiſchen Haͤuschen an der Sei- te der groſſen, duͤnkten mir Anfangs laͤcherlich. Man geht eine Treppe, wie in einen Keller, von der Straſſe hinab, oben liegt ein Fenſter queruͤber, dadurch faͤllt das Licht ein, und unten kauft und verkauft man. Es woh- nen ganze Familien darin ꝛc. Ich bemerkte, daß die Hunde hier uͤberall an den Haͤuſern mit Ketten angelegt waren, und man ſagte mir, daß die Polizei das in den heiſſeſten Sommermonaten ge- biete. Wieder ein Blick nach Paris zuruͤck. — Wer iſt nun geſcheuter? Der Magiſtrat in Rotterdam, oder die groſſen Raiſonneurs, die homines effeminati, delicatuli, molles, graculi in Gallia? Rotterdam iſt die Stadt, wo eigentlich das Kom- merz zwiſchen Engelland und Holland ſeinen Sitz hat. *) *) gibt es hier einen ganz unvergleichlichen Anblick, das Gemiſche von Haͤuſern, Baͤumen und groſſen dreima- ſtigen Schiffen mit ihren Flaggen in den Gaſſen zu ſehen. Herausgeber. G g 5

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/497>, abgerufen am 22.11.2024.