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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Beim Eingang in den Haag sah ich das Wappen
vom Haag.
-- Es werden an der Seite eines Markt-
platzes beständig 6. -- 8. Störche unterhalten; das ist
das Wappen dieses Orts. Ihr Aufwärter soll ein sehr
grosses Einkommen haben.

Den Gerichtsplatz. Vor dem Rathhause im
Haag selber sind Löcher in der Erde, die man bei Hin-
richtungen öfnet, um das Blutgerüste aufzurichten.

Das Mittagsessen nahm ich bei Hrn. Past. Muzen-
becher
ein, und nachher gingen wir miteinander nach
dem

Haus im Busch. So heist ein Lustschloß des Erb-
Statthalters, weil es mitten in einem angenehmen Wal-
de liegt. Amalia, eine gebohrne Gräfin von Solms,
die Gemalin des Prinzen Friedrich Heinrichs, hat es
zur Ehre ihres Gemahls im Wittwenstande erbaut, es
ist aber nur das Corps de Logis fertig. Vor der gros-
sen Treppe stehen 2. Statuen, Ceres und der Her[b]st.
Man findet ein Zimmer mit chinesischen Tapeten und
Meublen, ostindianischen Porzellan etc. Desgleichen ei-
nen herrlichen Kronleuchter von Berliner Porzellan, den
der König von Preussen hierher geschenkt hat, und der
mit vielem Geschmack gearbeitet ist. Im Speisesaal
hängen Gemälde, grau in Grau von de Witt gemahlt.
Im Kabinetchen waren Familiengemälde, welche die
verstorb. Erbstatthalterin, die Prinzessin Anna, selbst ge-
macht hat etc. Auch eine Statue von Wilhelm I. mit
seinem Hunde,
von dem man erzählt, daß er den Mör-
der des Prinzen nachher angebellet habe. Aber das
Merkwürdigste und Gröste im Schlosse ist der Oranien-

saal,

Beim Eingang in den Haag ſah ich das Wappen
vom Haag.
— Es werden an der Seite eines Markt-
platzes beſtaͤndig 6. — 8. Stoͤrche unterhalten; das iſt
das Wappen dieſes Orts. Ihr Aufwaͤrter ſoll ein ſehr
groſſes Einkommen haben.

Den Gerichtsplatz. Vor dem Rathhauſe im
Haag ſelber ſind Loͤcher in der Erde, die man bei Hin-
richtungen oͤfnet, um das Blutgeruͤſte aufzurichten.

Das Mittagseſſen nahm ich bei Hrn. Paſt. Muzen-
becher
ein, und nachher gingen wir miteinander nach
dem

Haus im Buſch. So heiſt ein Luſtſchloß des Erb-
Statthalters, weil es mitten in einem angenehmen Wal-
de liegt. Amalia, eine gebohrne Graͤfin von Solms,
die Gemalin des Prinzen Friedrich Heinrichs, hat es
zur Ehre ihres Gemahls im Wittwenſtande erbaut, es
iſt aber nur das Corps de Logis fertig. Vor der groſ-
ſen Treppe ſtehen 2. Statuen, Ceres und der Her[b]ſt.
Man findet ein Zimmer mit chineſiſchen Tapeten und
Meublen, oſtindianiſchen Porzellan ꝛc. Desgleichen ei-
nen herrlichen Kronleuchter von Berliner Porzellan, den
der Koͤnig von Preuſſen hierher geſchenkt hat, und der
mit vielem Geſchmack gearbeitet iſt. Im Speiſeſaal
haͤngen Gemaͤlde, grau in Grau von de Witt gemahlt.
Im Kabinetchen waren Familiengemaͤlde, welche die
verſtorb. Erbſtatthalterin, die Prinzeſſin Anna, ſelbſt ge-
macht hat ꝛc. Auch eine Statue von Wilhelm I. mit
ſeinem Hunde,
von dem man erzaͤhlt, daß er den Moͤr-
der des Prinzen nachher angebellet habe. Aber das
Merkwuͤrdigſte und Groͤſte im Schloſſe iſt der Oranien-

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[500/0524] Beim Eingang in den Haag ſah ich das Wappen vom Haag. — Es werden an der Seite eines Markt- platzes beſtaͤndig 6. — 8. Stoͤrche unterhalten; das iſt das Wappen dieſes Orts. Ihr Aufwaͤrter ſoll ein ſehr groſſes Einkommen haben. Den Gerichtsplatz. Vor dem Rathhauſe im Haag ſelber ſind Loͤcher in der Erde, die man bei Hin- richtungen oͤfnet, um das Blutgeruͤſte aufzurichten. Das Mittagseſſen nahm ich bei Hrn. Paſt. Muzen- becher ein, und nachher gingen wir miteinander nach dem Haus im Buſch. So heiſt ein Luſtſchloß des Erb- Statthalters, weil es mitten in einem angenehmen Wal- de liegt. Amalia, eine gebohrne Graͤfin von Solms, die Gemalin des Prinzen Friedrich Heinrichs, hat es zur Ehre ihres Gemahls im Wittwenſtande erbaut, es iſt aber nur das Corps de Logis fertig. Vor der groſ- ſen Treppe ſtehen 2. Statuen, Ceres und der Herbſt. Man findet ein Zimmer mit chineſiſchen Tapeten und Meublen, oſtindianiſchen Porzellan ꝛc. Desgleichen ei- nen herrlichen Kronleuchter von Berliner Porzellan, den der Koͤnig von Preuſſen hierher geſchenkt hat, und der mit vielem Geſchmack gearbeitet iſt. Im Speiſeſaal haͤngen Gemaͤlde, grau in Grau von de Witt gemahlt. Im Kabinetchen waren Familiengemaͤlde, welche die verſtorb. Erbſtatthalterin, die Prinzeſſin Anna, ſelbſt ge- macht hat ꝛc. Auch eine Statue von Wilhelm I. mit ſeinem Hunde, von dem man erzaͤhlt, daß er den Moͤr- der des Prinzen nachher angebellet habe. Aber das Merkwuͤrdigſte und Groͤſte im Schloſſe iſt der Oranien- ſaal,

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/524>, abgerufen am 24.11.2024.