ein, und kamen Abends durch einen andern Weg an Weschip vorbei, wieder durch einen andern Weg, beim Hortus medicus in die Stadt herein.
Ich lernte heute einige glückliche Ehen kennen, und in einer nicht starken Familie 3. Paare, wo die Zahl der Kinder auf 16.-22. gestiegen war. Und das ist in Hol- land nichts Seltenes.
Den 17ten Aug.
Das war wieder ein Tag wie der gestrige. Ich muste zu M. H. Goel nach Felzen kommen, wo er sei- nen prächtigen Landsitz hat. Dies ist ein Platz, der ihm 100,000. Gulden gekostet hat, und ihm im Sommer alle Wochen noch 100. Dukaten kostet. Man kan sich darin verirren, aber alle mögliche Annehmlichkeiten hat man da. M. H. Rühle und ich fuhren im Fargon, wie der Hol- länder das Kabriolet mit 2. Pferden nennt, hinaus, am harlemer Kanal hinab, über die harlemer Schleusse, am Y hinunter nach Sparendamm, so heist ein Dorf, wo Schleussen in der Spaarne sind. Die Spaarne fliest ins Y, und das ist der einzige Weg, wodurch alle Schiffe aus Middelburg, Seeland, Rotterdam etc. nach Amsterdam kommen. -- Sonne und Mond sah ich heute im Y, im harlemer Meer und im Kanal sich spiegeln. Auf diesem Landsitze waren unter andern: Ein Bauernhäuschen, wo Fenster, Kaffezeug, Bett, Tel- ler, Tafel etc. alles mit der grösten Illusion gemahlt ist. -- Ein chinesisch Häuschen, wo die bedeutende chi- nesische Figuren prächtig gemahlt waren. -- Eine Men- ge Alleen, Gartenhäuschen etc. wo man in der Ferne die Schiffe auf der Nordsee gehen sah. -- Eine Gruppe
von
ein, und kamen Abends durch einen andern Weg an Weſchip vorbei, wieder durch einen andern Weg, beim Hortus medicus in die Stadt herein.
Ich lernte heute einige gluͤckliche Ehen kennen, und in einer nicht ſtarken Familie 3. Paare, wo die Zahl der Kinder auf 16.-22. geſtiegen war. Und das iſt in Hol- land nichts Seltenes.
Den 17ten Aug.
Das war wieder ein Tag wie der geſtrige. Ich muſte zu M. H. Goel nach Felzen kommen, wo er ſei- nen praͤchtigen Landſitz hat. Dies iſt ein Platz, der ihm 100,000. Gulden gekoſtet hat, und ihm im Sommer alle Wochen noch 100. Dukaten koſtet. Man kan ſich darin verirren, aber alle moͤgliche Annehmlichkeiten hat man da. M. H. Ruͤhle und ich fuhren im Fargon, wie der Hol- laͤnder das Kabriolet mit 2. Pferden nennt, hinaus, am harlemer Kanal hinab, uͤber die harlemer Schleuſſe, am Y hinunter nach Sparendamm, ſo heiſt ein Dorf, wo Schleuſſen in der Spaarne ſind. Die Spaarne flieſt ins Y, und das iſt der einzige Weg, wodurch alle Schiffe aus Middelburg, Seeland, Rotterdam ꝛc. nach Amſterdam kommen. — Sonne und Mond ſah ich heute im Y, im harlemer Meer und im Kanal ſich ſpiegeln. Auf dieſem Landſitze waren unter andern: Ein Bauernhaͤuschen, wo Fenſter, Kaffezeug, Bett, Tel- ler, Tafel ꝛc. alles mit der groͤſten Illuſion gemahlt iſt. — Ein chineſiſch Haͤuschen, wo die bedeutende chi- neſiſche Figuren praͤchtig gemahlt waren. — Eine Men- ge Alleen, Gartenhaͤuschen ꝛc. wo man in der Ferne die Schiffe auf der Nordſee gehen ſah. — Eine Gruppe
von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0604"n="580"/>
ein, und kamen Abends durch einen andern Weg an<lb/><hirendition="#fr">Weſchip</hi> vorbei, wieder durch einen andern Weg, beim<lb/><hirendition="#aq">Hortus medicus</hi> in die Stadt herein.</p><lb/><p>Ich lernte heute einige gluͤckliche Ehen kennen, und<lb/>
in einer nicht ſtarken Familie 3. Paare, wo die Zahl der<lb/>
Kinder auf 16.-22. geſtiegen war. Und das iſt in <hirendition="#fr">Hol-<lb/>
land</hi> nichts Seltenes.</p></div><lb/><divn="3"><head>Den 17ten Aug.</head><lb/><p>Das war wieder ein Tag wie der geſtrige. Ich<lb/>
muſte zu M. H. <hirendition="#fr">Goel</hi> nach <hirendition="#fr">Felzen</hi> kommen, wo er ſei-<lb/>
nen praͤchtigen Landſitz hat. Dies iſt ein Platz, der ihm<lb/>
100,000. Gulden gekoſtet hat, und ihm im Sommer alle<lb/>
Wochen noch 100. Dukaten koſtet. Man kan ſich darin<lb/>
verirren, aber alle moͤgliche Annehmlichkeiten hat man da.<lb/>
M. H. <hirendition="#fr">Ruͤhle</hi> und ich fuhren im <hirendition="#aq">Fargon,</hi> wie der Hol-<lb/>
laͤnder das Kabriolet mit 2. Pferden nennt, hinaus, am<lb/><hirendition="#fr">harlemer</hi> Kanal hinab, uͤber die <hirendition="#fr">harlemer</hi> Schleuſſe,<lb/>
am <hirendition="#fr">Y</hi> hinunter nach <hirendition="#fr">Sparendamm,</hi>ſo heiſt ein Dorf,<lb/>
wo Schleuſſen in der <hirendition="#fr">Spaarne</hi>ſind. Die <hirendition="#fr">Spaarne</hi><lb/>
flieſt ins <hirendition="#fr">Y,</hi> und das iſt der einzige Weg, wodurch alle<lb/>
Schiffe aus <hirendition="#fr">Middelburg, Seeland, Rotterdam</hi>ꝛc.<lb/>
nach <hirendition="#fr">Amſterdam</hi> kommen. — Sonne und Mond ſah<lb/>
ich heute im <hirendition="#fr">Y,</hi> im <hirendition="#fr">harlemer</hi> Meer und im Kanal ſich<lb/>ſpiegeln. Auf dieſem Landſitze waren unter andern: Ein<lb/><hirendition="#fr">Bauernhaͤuschen,</hi> wo Fenſter, Kaffezeug, Bett, Tel-<lb/>
ler, Tafel ꝛc. alles mit der groͤſten Illuſion gemahlt iſt.<lb/>— Ein <hirendition="#fr">chineſiſch Haͤuschen,</hi> wo die bedeutende chi-<lb/>
neſiſche Figuren praͤchtig gemahlt waren. — Eine Men-<lb/>
ge <hirendition="#fr">Alleen,</hi> Gartenhaͤuschen ꝛc. wo man in der Ferne die<lb/>
Schiffe auf der <hirendition="#fr">Nordſee</hi> gehen ſah. — Eine <hirendition="#fr">Gruppe</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[580/0604]
ein, und kamen Abends durch einen andern Weg an
Weſchip vorbei, wieder durch einen andern Weg, beim
Hortus medicus in die Stadt herein.
Ich lernte heute einige gluͤckliche Ehen kennen, und
in einer nicht ſtarken Familie 3. Paare, wo die Zahl der
Kinder auf 16.-22. geſtiegen war. Und das iſt in Hol-
land nichts Seltenes.
Den 17ten Aug.
Das war wieder ein Tag wie der geſtrige. Ich
muſte zu M. H. Goel nach Felzen kommen, wo er ſei-
nen praͤchtigen Landſitz hat. Dies iſt ein Platz, der ihm
100,000. Gulden gekoſtet hat, und ihm im Sommer alle
Wochen noch 100. Dukaten koſtet. Man kan ſich darin
verirren, aber alle moͤgliche Annehmlichkeiten hat man da.
M. H. Ruͤhle und ich fuhren im Fargon, wie der Hol-
laͤnder das Kabriolet mit 2. Pferden nennt, hinaus, am
harlemer Kanal hinab, uͤber die harlemer Schleuſſe,
am Y hinunter nach Sparendamm, ſo heiſt ein Dorf,
wo Schleuſſen in der Spaarne ſind. Die Spaarne
flieſt ins Y, und das iſt der einzige Weg, wodurch alle
Schiffe aus Middelburg, Seeland, Rotterdam ꝛc.
nach Amſterdam kommen. — Sonne und Mond ſah
ich heute im Y, im harlemer Meer und im Kanal ſich
ſpiegeln. Auf dieſem Landſitze waren unter andern: Ein
Bauernhaͤuschen, wo Fenſter, Kaffezeug, Bett, Tel-
ler, Tafel ꝛc. alles mit der groͤſten Illuſion gemahlt iſt.
— Ein chineſiſch Haͤuschen, wo die bedeutende chi-
neſiſche Figuren praͤchtig gemahlt waren. — Eine Men-
ge Alleen, Gartenhaͤuschen ꝛc. wo man in der Ferne die
Schiffe auf der Nordſee gehen ſah. — Eine Gruppe
von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/604>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.