Wenn der Bürgermeister auf dem Stadthause ist, hat der Bürger viel Respeckt vor ihm, sonst schätzt sich jeder ihm gleich, und bezeugt ihm wenig Hochachtung.
Die Stadt wird mit Laternen erleuchtet, und diese geben zwischen den Bäumen einen herrlichen Anblick.
Nach 10. Uhr Abends darf hier niemand etwas über die Strasse tragen. Die Wache nimmt alles weg, man bekömmts wohl den andern Tag wieder, aber die Soldaten machen einen Prosit dabei.
Mit dem letzten Schuyt, das Abends von Harlem kommt, wird das Thor geschlossen, und dann wird auch dem Prinzen Statthalter nicht mehr aufgemacht.
Den 18ten Aug.
Das Insektenkabinet des DomineAlberti zu besehen, war heute mein erstes Geschäft. Dieser Mann hat über 3000. Insekten, und darunter viele seltne Stücke zusammengebracht. Er kennt das linne'ische System, Pallas, Drury u. s. m. hat Sulzern viele Insekten kennen gelernt, bekommt die aus West- und Ostindien meist durch seine lutherischen Beichtkinder, und kauft die deutschen von einem gewissen Werther aus Frankfurt, der mit deutschen Insekten handelt und herumreist. Ich war im Haag nicht so glücklich, das vortrefliche Insek- tenkabinet des General Reyners zu sehen, aber diese Sammlung ist so viel werth, wie jene. Er verwahrt darin besonders: a) Den schönen Dermestes, den Drury den Imperial nennt, und den ich auch in Chantilly sah; auf dem grünen Boden seiner Flügel hat er ganze Reihen voll kleiner Vertiefungen, und in jeder von diesen Vertie-
fungen
Wenn der Buͤrgermeiſter auf dem Stadthauſe iſt, hat der Buͤrger viel Reſpeckt vor ihm, ſonſt ſchaͤtzt ſich jeder ihm gleich, und bezeugt ihm wenig Hochachtung.
Die Stadt wird mit Laternen erleuchtet, und dieſe geben zwiſchen den Baͤumen einen herrlichen Anblick.
Nach 10. Uhr Abends darf hier niemand etwas uͤber die Straſſe tragen. Die Wache nimmt alles weg, man bekoͤmmts wohl den andern Tag wieder, aber die Soldaten machen einen Proſit dabei.
Mit dem letzten Schuyt, das Abends von Harlem kommt, wird das Thor geſchloſſen, und dann wird auch dem Prinzen Statthalter nicht mehr aufgemacht.
Den 18ten Aug.
Das Inſektenkabinet des DomineAlberti zu beſehen, war heute mein erſtes Geſchaͤft. Dieſer Mann hat uͤber 3000. Inſekten, und darunter viele ſeltne Stuͤcke zuſammengebracht. Er kennt das linne’iſche Syſtem, Pallas, Drury u. ſ. m. hat Sulzern viele Inſekten kennen gelernt, bekommt die aus Weſt- und Oſtindien meiſt durch ſeine lutheriſchen Beichtkinder, und kauft die deutſchen von einem gewiſſen Werther aus Frankfurt, der mit deutſchen Inſekten handelt und herumreiſt. Ich war im Haag nicht ſo gluͤcklich, das vortrefliche Inſek- tenkabinet des General Reyners zu ſehen, aber dieſe Sammlung iſt ſo viel werth, wie jene. Er verwahrt darin beſonders: a) Den ſchoͤnen Dermeſtes, den Drury den Imperial nennt, und den ich auch in Chantilly ſah; auf dem gruͤnen Boden ſeiner Fluͤgel hat er ganze Reihen voll kleiner Vertiefungen, und in jeder von dieſen Vertie-
fungen
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Wenn der Buͤrgermeiſter auf dem Stadthauſe iſt,
hat der Buͤrger viel Reſpeckt vor ihm, ſonſt ſchaͤtzt ſich
jeder ihm gleich, und bezeugt ihm wenig Hochachtung.
Die Stadt wird mit Laternen erleuchtet, und dieſe
geben zwiſchen den Baͤumen einen herrlichen Anblick.
Nach 10. Uhr Abends darf hier niemand etwas uͤber
die Straſſe tragen. Die Wache nimmt alles weg,
man bekoͤmmts wohl den andern Tag wieder, aber die
Soldaten machen einen Proſit dabei.
Mit dem letzten Schuyt, das Abends von Harlem
kommt, wird das Thor geſchloſſen, und dann wird
auch dem Prinzen Statthalter nicht mehr aufgemacht.
Den 18ten Aug.
Das Inſektenkabinet des Domine Alberti zu
beſehen, war heute mein erſtes Geſchaͤft. Dieſer Mann
hat uͤber 3000. Inſekten, und darunter viele ſeltne Stuͤcke
zuſammengebracht. Er kennt das linne’iſche Syſtem,
Pallas, Drury u. ſ. m. hat Sulzern viele Inſekten
kennen gelernt, bekommt die aus Weſt- und Oſtindien
meiſt durch ſeine lutheriſchen Beichtkinder, und kauft die
deutſchen von einem gewiſſen Werther aus Frankfurt,
der mit deutſchen Inſekten handelt und herumreiſt. Ich
war im Haag nicht ſo gluͤcklich, das vortrefliche Inſek-
tenkabinet des General Reyners zu ſehen, aber dieſe
Sammlung iſt ſo viel werth, wie jene. Er verwahrt
darin beſonders: a) Den ſchoͤnen Dermeſtes, den Drury
den Imperial nennt, und den ich auch in Chantilly ſah;
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voll kleiner Vertiefungen, und in jeder von dieſen Vertie-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/606>, abgerufen am 22.11.2024.
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