Rotterdam, wo eben wegen der Kirmes in allen Häusern die Fenster erleuchtet waren. Einen herrlichen Anblick gibts aufm Wasser, an einer langen, gleichsam brennenden Stadt, und beständig an andern Schiffen vorbei zu fahren!
Bemerkungen.
Die Holländer können zum Theil ziemlich saufen, und fangen dann ein tolles Lärmen an. Selbst alte Männer nehmen die Flasche Brantewein in die Hand und singen anakreontische Lieder. Zum Singen ist die Sprache sehr bequem; ihre Lieder haben viele Abwechs- lung, viel Lebhaftigkeit!
Den 26sten Aug.
Der Wind hatte sich etwas gedreht, wir segelten langsamer, passirten einige Dörfer, kamen um Mittag in den Diest, einen schmutzigen trüben Fluß vor Herzo- genbusch, und um halb 2. Uhr waren wir in
Herzogenbusch. Die Stadt hat auf dieser Seite eine starke Schanze, die sie beschützt. Die Stadt selbst ist unter allen holländischen Städten, die ich gesehen ha- be, die schlechteste. Die holländische Reinlichkeit hört hier auf den Strassen schon auf. Es ist in der Stadt mehr Ländwirthschaft als Stadtleben. Die meisten Strassen sind krumm und enge, doch sind einige schön, auch einige Plätze mit schönen Häusern umgeben. Ich besah nichts als die grosse
Stifts-
Um Mitternacht paſſirten wir
Rotterdam, wo eben wegen der Kirmes in allen Haͤuſern die Fenſter erleuchtet waren. Einen herrlichen Anblick gibts aufm Waſſer, an einer langen, gleichſam brennenden Stadt, und beſtaͤndig an andern Schiffen vorbei zu fahren!
Bemerkungen.
Die Hollaͤnder koͤnnen zum Theil ziemlich ſaufen, und fangen dann ein tolles Laͤrmen an. Selbſt alte Maͤnner nehmen die Flaſche Brantewein in die Hand und ſingen anakreontiſche Lieder. Zum Singen iſt die Sprache ſehr bequem; ihre Lieder haben viele Abwechs- lung, viel Lebhaftigkeit!
Den 26ſten Aug.
Der Wind hatte ſich etwas gedreht, wir ſegelten langſamer, paſſirten einige Doͤrfer, kamen um Mittag in den Dieſt, einen ſchmutzigen truͤben Fluß vor Herzo- genbuſch, und um halb 2. Uhr waren wir in
Herzogenbuſch. Die Stadt hat auf dieſer Seite eine ſtarke Schanze, die ſie beſchuͤtzt. Die Stadt ſelbſt iſt unter allen hollaͤndiſchen Staͤdten, die ich geſehen ha- be, die ſchlechteſte. Die hollaͤndiſche Reinlichkeit hoͤrt hier auf den Straſſen ſchon auf. Es iſt in der Stadt mehr Laͤndwirthſchaft als Stadtleben. Die meiſten Straſſen ſind krumm und enge, doch ſind einige ſchoͤn, auch einige Plaͤtze mit ſchoͤnen Haͤuſern umgeben. Ich beſah nichts als die groſſe
Stifts-
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Um Mitternacht paſſirten wir
Rotterdam, wo eben wegen der Kirmes in allen
Haͤuſern die Fenſter erleuchtet waren. Einen herrlichen
Anblick gibts aufm Waſſer, an einer langen, gleichſam
brennenden Stadt, und beſtaͤndig an andern Schiffen
vorbei zu fahren!
Bemerkungen.
Die Hollaͤnder koͤnnen zum Theil ziemlich ſaufen,
und fangen dann ein tolles Laͤrmen an. Selbſt alte
Maͤnner nehmen die Flaſche Brantewein in die Hand
und ſingen anakreontiſche Lieder. Zum Singen iſt die
Sprache ſehr bequem; ihre Lieder haben viele Abwechs-
lung, viel Lebhaftigkeit!
Den 26ſten Aug.
Der Wind hatte ſich etwas gedreht, wir ſegelten
langſamer, paſſirten einige Doͤrfer, kamen um Mittag
in den Dieſt, einen ſchmutzigen truͤben Fluß vor Herzo-
genbuſch, und um halb 2. Uhr waren wir in
Herzogenbuſch. Die Stadt hat auf dieſer Seite
eine ſtarke Schanze, die ſie beſchuͤtzt. Die Stadt ſelbſt
iſt unter allen hollaͤndiſchen Staͤdten, die ich geſehen ha-
be, die ſchlechteſte. Die hollaͤndiſche Reinlichkeit hoͤrt
hier auf den Straſſen ſchon auf. Es iſt in der Stadt
mehr Laͤndwirthſchaft als Stadtleben. Die meiſten
Straſſen ſind krumm und enge, doch ſind einige ſchoͤn,
auch einige Plaͤtze mit ſchoͤnen Haͤuſern umgeben. Ich
beſah nichts als die groſſe
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/629>, abgerufen am 22.11.2024.
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