Stiftskirche, oder neue reformirte Kirche. Ein Gebäude aus erstaunend hohen Gewölben zusammenge- setzt. Am Eingange vom Schiff der Kirche stehen etli- che Pfeiler, drren jeder 30. Fuß im Umkreis hat. An den vielen alten Wappen muß man die Dauerhaftigkeit der Farben von 1420. etc. bewundern. Am Chor findet man eine Holzschnitzerei von 1620. Christi Anbetung von den Weisen vorstellend, die äusserst fein ist. An der Or- gel sind die äussern Pfeiffen übersilbert, und die mittlern übergüldet. -- In einer Kapelle steht eine prächtige Taufmaschine von 1492. aus Messing, 3000. Pfund schwer. In der Mitte ist die Oefnung. Sie hat einen pyramidenförmigen Deckel, auf dem oben Figuren der Apostel, Päbste etc. sitzen. Ein Meister aus Mast- richt hat sie gemacht. Sie ist 2. Mannshöhen gros. An der Kanzel sieht man ebenfalls schöne Holzschnitzereien.
Den 27sten August.
Morgens früh um 2. Uhr macht' ich mich auf den holländischen Postwagen, wo alle Kuffer und Mantelsä- cke hinten im Wagen selbst neben den Passagiers befind- lich sind, wieder weiter auf die
Reise nach Mastricht.
woselbst ich auch Abends glücklich eintraf.
Bis hierher ist die Gegend, wie überall in Holland, Wiesen oder Wasser oder Sand, kleine Dörfer genug. Das Meiste des Weges, den man auf 22. Stunden rech- net, ist traurige Heide. Man kommt bald ins Lüttich- sche. Da spricht man deutsch, französisch, wallonisch,
fla-
Stiftskirche, oder neue reformirte Kirche. Ein Gebaͤude aus erſtaunend hohen Gewoͤlben zuſammenge- ſetzt. Am Eingange vom Schiff der Kirche ſtehen etli- che Pfeiler, drren jeder 30. Fuß im Umkreis hat. An den vielen alten Wappen muß man die Dauerhaftigkeit der Farben von 1420. ꝛc. bewundern. Am Chor findet man eine Holzſchnitzerei von 1620. Chriſti Anbetung von den Weiſen vorſtellend, die aͤuſſerſt fein iſt. An der Or- gel ſind die aͤuſſern Pfeiffen uͤberſilbert, und die mittlern uͤberguͤldet. — In einer Kapelle ſteht eine praͤchtige Taufmaſchine von 1492. aus Meſſing, 3000. Pfund ſchwer. In der Mitte iſt die Oefnung. Sie hat einen pyramidenfoͤrmigen Deckel, auf dem oben Figuren der Apoſtel, Paͤbſte ꝛc. ſitzen. Ein Meiſter aus Maſt- richt hat ſie gemacht. Sie iſt 2. Mannshoͤhen gros. An der Kanzel ſieht man ebenfalls ſchoͤne Holzſchnitzereien.
Den 27ſten Auguſt.
Morgens fruͤh um 2. Uhr macht’ ich mich auf den hollaͤndiſchen Poſtwagen, wo alle Kuffer und Mantelſaͤ- cke hinten im Wagen ſelbſt neben den Paſſagiers befind- lich ſind, wieder weiter auf die
Reiſe nach Maſtricht.
woſelbſt ich auch Abends gluͤcklich eintraf.
Bis hierher iſt die Gegend, wie uͤberall in Holland, Wieſen oder Waſſer oder Sand, kleine Doͤrfer genug. Das Meiſte des Weges, den man auf 22. Stunden rech- net, iſt traurige Heide. Man kommt bald ins Luͤttich- ſche. Da ſpricht man deutſch, franzoͤſiſch, walloniſch,
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Stiftskirche, oder neue reformirte Kirche. Ein
Gebaͤude aus erſtaunend hohen Gewoͤlben zuſammenge-
ſetzt. Am Eingange vom Schiff der Kirche ſtehen etli-
che Pfeiler, drren jeder 30. Fuß im Umkreis hat. An
den vielen alten Wappen muß man die Dauerhaftigkeit
der Farben von 1420. ꝛc. bewundern. Am Chor findet
man eine Holzſchnitzerei von 1620. Chriſti Anbetung von
den Weiſen vorſtellend, die aͤuſſerſt fein iſt. An der Or-
gel ſind die aͤuſſern Pfeiffen uͤberſilbert, und die mittlern
uͤberguͤldet. — In einer Kapelle ſteht eine praͤchtige
Taufmaſchine von 1492. aus Meſſing, 3000. Pfund
ſchwer. In der Mitte iſt die Oefnung. Sie hat einen
pyramidenfoͤrmigen Deckel, auf dem oben Figuren der
Apoſtel, Paͤbſte ꝛc. ſitzen. Ein Meiſter aus Maſt-
richt hat ſie gemacht. Sie iſt 2. Mannshoͤhen gros.
An der Kanzel ſieht man ebenfalls ſchoͤne Holzſchnitzereien.
Den 27ſten Auguſt.
Morgens fruͤh um 2. Uhr macht’ ich mich auf den
hollaͤndiſchen Poſtwagen, wo alle Kuffer und Mantelſaͤ-
cke hinten im Wagen ſelbſt neben den Paſſagiers befind-
lich ſind, wieder weiter auf die
Reiſe nach Maſtricht.
woſelbſt ich auch Abends gluͤcklich eintraf.
Bis hierher iſt die Gegend, wie uͤberall in Holland,
Wieſen oder Waſſer oder Sand, kleine Doͤrfer genug.
Das Meiſte des Weges, den man auf 22. Stunden rech-
net, iſt traurige Heide. Man kommt bald ins Luͤttich-
ſche. Da ſpricht man deutſch, franzoͤſiſch, walloniſch,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/630>, abgerufen am 22.11.2024.
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