Keller vor, und hat nur auf der einen Seite Mauern. Inwendig sind Grabschriften und Gemälde von den ehe- maligen Grafen von Falkenstein und Oberstein. Im hintern Theil des Felsens hinter den Stühlen ist eine Quelle von einer unbestimmlichen Tiefe. Man steigt aus der Kirche oben in dem hohen Felsen fort, und sieht mit Grausen auf die Tiefe herab. Eben so ist auch ein altes Schlos auf einem Berge noch vorhanden. Von Oberstein ritt ich durch
Idar, einem Flecken am Flüßchen Idar, über ent- setzliche Berge und Klippen weiter nach
Birkenfeld. Dieser Flecken liegt in einer sehr rau- hen Gegend, weil er sehr hoch liegt. Alles wird hier oft 4. Wochen später reif, als bei Herstein oder Naumburg. Selbst das Gras hat nur eine schlechte dunkelgrüne Far- be. Die vielen Waldungen und die grossen Sümpfe, die dabei liegen, machen das Land sehr kalt. Unten grenzt das Oberamt Trarbach, Zweibrücken und das Moseler Land daran. Mit Bucheckern und Eicheln werden eine Menge Schweine da gemästet, die hernach sehr weit getrieben werden. Es wächst hier Roggen, der noch viel weissres Brod gibt, als der bei Naumburg gebaut wird. Jetzt sing man erst die Habererndte und das Grummthauen an. Es erheben sich hier oft so star- ke Winde, daß alles was auf den Feldern liegt, wegge- führt, und auf den Bäumen herumgestreut wird.
Den 7ten Sept.
Ich wartete heute die
Predigt des Hrn. Pfarrers Weiherich aus Braum- bach ab. -- Das hier gebräuchliche Gesangbuch ist das
Zwei-
Keller vor, und hat nur auf der einen Seite Mauern. Inwendig ſind Grabſchriften und Gemaͤlde von den ehe- maligen Grafen von Falkenſtein und Oberſtein. Im hintern Theil des Felſens hinter den Stuͤhlen iſt eine Quelle von einer unbeſtimmlichen Tiefe. Man ſteigt aus der Kirche oben in dem hohen Felſen fort, und ſieht mit Grauſen auf die Tiefe herab. Eben ſo iſt auch ein altes Schlos auf einem Berge noch vorhanden. Von Oberſtein ritt ich durch
Idar, einem Flecken am Fluͤßchen Idar, uͤber ent- ſetzliche Berge und Klippen weiter nach
Birkenfeld. Dieſer Flecken liegt in einer ſehr rau- hen Gegend, weil er ſehr hoch liegt. Alles wird hier oft 4. Wochen ſpaͤter reif, als bei Herſtein oder Naumburg. Selbſt das Gras hat nur eine ſchlechte dunkelgruͤne Far- be. Die vielen Waldungen und die groſſen Suͤmpfe, die dabei liegen, machen das Land ſehr kalt. Unten grenzt das Oberamt Trarbach, Zweibruͤcken und das Moſeler Land daran. Mit Bucheckern und Eicheln werden eine Menge Schweine da gemaͤſtet, die hernach ſehr weit getrieben werden. Es waͤchſt hier Roggen, der noch viel weiſſres Brod gibt, als der bei Naumburg gebaut wird. Jetzt ſing man erſt die Habererndte und das Grummthauen an. Es erheben ſich hier oft ſo ſtar- ke Winde, daß alles was auf den Feldern liegt, wegge- fuͤhrt, und auf den Baͤumen herumgeſtreut wird.
Den 7ten Sept.
Ich wartete heute die
Predigt des Hrn. Pfarrers Weiherich aus Braum- bach ab. — Das hier gebraͤuchliche Geſangbuch iſt das
Zwei-
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Keller vor, und hat nur auf der einen Seite Mauern.
Inwendig ſind Grabſchriften und Gemaͤlde von den ehe-
maligen Grafen von Falkenſtein und Oberſtein. Im
hintern Theil des Felſens hinter den Stuͤhlen iſt eine
Quelle von einer unbeſtimmlichen Tiefe. Man ſteigt
aus der Kirche oben in dem hohen Felſen fort, und ſieht
mit Grauſen auf die Tiefe herab. Eben ſo iſt auch ein
altes Schlos auf einem Berge noch vorhanden. Von
Oberſtein ritt ich durch
Idar, einem Flecken am Fluͤßchen Idar, uͤber ent-
ſetzliche Berge und Klippen weiter nach
Birkenfeld. Dieſer Flecken liegt in einer ſehr rau-
hen Gegend, weil er ſehr hoch liegt. Alles wird hier oft
4. Wochen ſpaͤter reif, als bei Herſtein oder Naumburg.
Selbſt das Gras hat nur eine ſchlechte dunkelgruͤne Far-
be. Die vielen Waldungen und die groſſen Suͤmpfe,
die dabei liegen, machen das Land ſehr kalt. Unten
grenzt das Oberamt Trarbach, Zweibruͤcken und das
Moſeler Land daran. Mit Bucheckern und Eicheln
werden eine Menge Schweine da gemaͤſtet, die hernach
ſehr weit getrieben werden. Es waͤchſt hier Roggen, der
noch viel weiſſres Brod gibt, als der bei Naumburg
gebaut wird. Jetzt ſing man erſt die Habererndte und
das Grummthauen an. Es erheben ſich hier oft ſo ſtar-
ke Winde, daß alles was auf den Feldern liegt, wegge-
fuͤhrt, und auf den Baͤumen herumgeſtreut wird.
Den 7ten Sept.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/647>, abgerufen am 22.11.2024.
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