schwarz, andre verwitterte braune Jaspisbrocken. Zwi- schen den Bergen fällt eine Menge Wasser herab, und man muß oft lang durch Wasser fahren, auch stehen über- all Mühlen. Daher sucht man auch immer auf der Strasse dem Wasser eine Leitung von Holzstämmen zu machen, sonst reist es alle Strassen ein. Im Winter soll die Gegend oft ein einziges Eisfeld seyn. Eine un- geheure Last von Schnee fällt auf diesen Wald herab. Von Judenbach kam ich nach
Reichmannsdorf. 3. Stunden von Saalfeld, und übernachtete da. Ich sah, daß man hier die Och- sen, wegen den rauhen steinichten Gegenden, mit Eisen beschlägt. Auf jede Klaue wird ein eignes Eisen aufge- legt, an den Hinter- und Vorderfüssen. Im Winter aber macht der Schmidt das Eisen aus Einem Stück.
An der Grenze der verschiedenen Sächsischen Her- zogthümer stehen an den Schlagbäumen alte Invaliden und wollen die Reisenden ausfragen: ein Saalfelder hatte das Bajonet geschwind statt des Seitengewehrs angesteckt.
Die Leute feuern hier Sommer und Winter ein, kochen alles im Ofen, rauchen Toback dabei, trinken elen- den über Wachholder, Pomeranzen und dergl. abgezoge- nen Brantewein etc.
Den 6ten Aug.
Heute traf ich in
Saalfeld ein. Bis hierher ist die Gegend rauh und kalt, hier hört aber der Thüringer Wald auf. Das Städtchen selbst ist klein, und ziemlich mittelmäßig.
Es
ſchwarz, andre verwitterte braune Jaſpisbrocken. Zwi- ſchen den Bergen faͤllt eine Menge Waſſer herab, und man muß oft lang durch Waſſer fahren, auch ſtehen uͤber- all Muͤhlen. Daher ſucht man auch immer auf der Straſſe dem Waſſer eine Leitung von Holzſtaͤmmen zu machen, ſonſt reiſt es alle Straſſen ein. Im Winter ſoll die Gegend oft ein einziges Eisfeld ſeyn. Eine un- geheure Laſt von Schnee faͤllt auf dieſen Wald herab. Von Judenbach kam ich nach
Reichmannsdorf. 3. Stunden von Saalfeld, und uͤbernachtete da. Ich ſah, daß man hier die Och- ſen, wegen den rauhen ſteinichten Gegenden, mit Eiſen beſchlaͤgt. Auf jede Klaue wird ein eignes Eiſen aufge- legt, an den Hinter- und Vorderfuͤſſen. Im Winter aber macht der Schmidt das Eiſen aus Einem Stuͤck.
An der Grenze der verſchiedenen Saͤchſiſchen Her- zogthuͤmer ſtehen an den Schlagbaͤumen alte Invaliden und wollen die Reiſenden ausfragen: ein Saalfelder hatte das Bajonet geſchwind ſtatt des Seitengewehrs angeſteckt.
Die Leute feuern hier Sommer und Winter ein, kochen alles im Ofen, rauchen Toback dabei, trinken elen- den uͤber Wachholder, Pomeranzen und dergl. abgezoge- nen Brantewein ꝛc.
Den 6ten Aug.
Heute traf ich in
Saalfeld ein. Bis hierher iſt die Gegend rauh und kalt, hier hoͤrt aber der Thuͤringer Wald auf. Das Staͤdtchen ſelbſt iſt klein, und ziemlich mittelmaͤßig.
Es
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ſchwarz, andre verwitterte braune Jaſpisbrocken. Zwi-
ſchen den Bergen faͤllt eine Menge Waſſer herab, und
man muß oft lang durch Waſſer fahren, auch ſtehen uͤber-
all Muͤhlen. Daher ſucht man auch immer auf der
Straſſe dem Waſſer eine Leitung von Holzſtaͤmmen zu
machen, ſonſt reiſt es alle Straſſen ein. Im Winter
ſoll die Gegend oft ein einziges Eisfeld ſeyn. Eine un-
geheure Laſt von Schnee faͤllt auf dieſen Wald herab.
Von Judenbach kam ich nach
Reichmannsdorf. 3. Stunden von Saalfeld,
und uͤbernachtete da. Ich ſah, daß man hier die Och-
ſen, wegen den rauhen ſteinichten Gegenden, mit Eiſen
beſchlaͤgt. Auf jede Klaue wird ein eignes Eiſen aufge-
legt, an den Hinter- und Vorderfuͤſſen. Im Winter
aber macht der Schmidt das Eiſen aus Einem Stuͤck.
An der Grenze der verſchiedenen Saͤchſiſchen Her-
zogthuͤmer ſtehen an den Schlagbaͤumen alte Invaliden
und wollen die Reiſenden ausfragen: ein Saalfelder
hatte das Bajonet geſchwind ſtatt des Seitengewehrs
angeſteckt.
Die Leute feuern hier Sommer und Winter ein,
kochen alles im Ofen, rauchen Toback dabei, trinken elen-
den uͤber Wachholder, Pomeranzen und dergl. abgezoge-
nen Brantewein ꝛc.
Den 6ten Aug.
Heute traf ich in
Saalfeld ein. Bis hierher iſt die Gegend rauh
und kalt, hier hoͤrt aber der Thuͤringer Wald auf.
Das Staͤdtchen ſelbſt iſt klein, und ziemlich mittelmaͤßig.
Es
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/134>, abgerufen am 25.11.2024.
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