Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.willen von den faulen *) Pfaffen weg, welche die Mensch- Der Pabst setzte auch heute dem Bischof von Pas- habe *) Auch ein alter Ungarischer Petriner von Oedenburg, der ins Stockmaiersche Haus kam, war äusserst un- wissend, und blödsinnig, aber essen und trinken konn- te er rechtschaffen. Des Kaisers neue Einrichtungen haben einen panischen Schrecken unter alle gebracht. Nun sprechen sie von den Herren Evangelischen, meinen, daß wir uns über ihre Annäherung freuen würden, und wissen sich nicht zu helfen, wenn man sie auf das Kapitel von Klöstern bringt. **) Der Aberglaube hat keine Grenzen. Georgi erzählt
(in seinen Bemerk. auf einer Reise durchs Russ. Reich, Petersb. 1771. 4.) von den Tungusen im russischen Reich, daß sie die Pferde weihen lassen, und gar viel auf diese Pferdsweihe halten. Die köstlichen Bäder schätzen sie nicht so hoch, als die Zeddel ihrer Scha- monen. willen von den faulen *) Pfaffen weg, welche die Menſch- Der Pabſt ſetzte auch heute dem Biſchof von Paſ- habe *) Auch ein alter Ungariſcher Petriner von Oedenburg, der ins Stockmaierſche Haus kam, war aͤuſſerſt un- wiſſend, und bloͤdſinnig, aber eſſen und trinken konn- te er rechtſchaffen. Des Kaiſers neue Einrichtungen haben einen paniſchen Schrecken unter alle gebracht. Nun ſprechen ſie von den Herren Evangeliſchen, meinen, daß wir uns uͤber ihre Annaͤherung freuen wuͤrden, und wiſſen ſich nicht zu helfen, wenn man ſie auf das Kapitel von Kloͤſtern bringt. **) Der Aberglaube hat keine Grenzen. Georgi erzaͤhlt
(in ſeinen Bemerk. auf einer Reiſe durchs Ruſſ. Reich, Petersb. 1771. 4.) von den Tunguſen im ruſſiſchen Reich, daß ſie die Pferde weihen laſſen, und gar viel auf dieſe Pferdsweihe halten. Die koͤſtlichen Baͤder ſchaͤtzen ſie nicht ſo hoch, als die Zeddel ihrer Scha- monen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0512" n="474"/> willen von den faulen <note place="foot" n="*)">Auch ein alter <hi rendition="#fr">Ungariſcher Petriner von Oedenburg,</hi><lb/> der ins <hi rendition="#fr">Stockmaier</hi>ſche Haus kam, war aͤuſſerſt un-<lb/> wiſſend, und bloͤdſinnig, aber eſſen und trinken konn-<lb/> te er rechtſchaffen. Des Kaiſers neue Einrichtungen<lb/> haben einen paniſchen Schrecken unter alle gebracht.<lb/> Nun ſprechen ſie von den <hi rendition="#fr">Herren Evangeliſchen,</hi><lb/> meinen, daß wir uns uͤber ihre Annaͤherung freuen<lb/> wuͤrden, und wiſſen ſich nicht zu helfen, wenn man<lb/> ſie auf das Kapitel von Kloͤſtern bringt.</note> Pfaffen weg, welche die Menſch-<lb/> heit ſo lange in den Banden der Dummheit erhalten<lb/> haben <note place="foot" n="**)">Der Aberglaube hat keine Grenzen. <hi rendition="#fr">Georgi</hi> erzaͤhlt<lb/> (in ſeinen <hi rendition="#fr">Bemerk. auf einer Reiſe durchs Ruſſ. Reich,<lb/> Petersb.</hi> 1771. 4.) von den <hi rendition="#fr">Tunguſen</hi> im <choice><sic>ruſſiſchən</sic><corr>ruſſiſchen</corr></choice><lb/> Reich, daß ſie die Pferde weihen laſſen, und gar viel<lb/> auf dieſe <hi rendition="#fr">Pferdsweihe</hi> halten. Die koͤſtlichen <hi rendition="#fr">Baͤder</hi><lb/> ſchaͤtzen ſie nicht ſo hoch, als die Zeddel ihrer <hi rendition="#fr">Scha-<lb/> monen.</hi></note>.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#fr">Pabſt</hi> ſetzte auch heute dem Biſchof von <hi rendition="#fr">Paſ-<lb/> ſau</hi> und dem Primas von <hi rendition="#fr">Ungarn,</hi> dem Kardinal<lb/><hi rendition="#fr">Bathiani</hi> die rothen Huͤte auf. Beide waren ſchon<lb/> vorher Kardinaͤle, hatten aber den rothen Hut bisher<lb/> noch nicht in <hi rendition="#fr">Rom</hi> abgeholt. Der Pabſt dispenſirte<lb/> ſie nun davon, und ſetzte ihnen heute zwiſchen 12. und 1.<lb/> Uhr den Hut im <hi rendition="#fr">Spiegelſaal</hi> auf. Es war aber ſtren-<lb/> ge Ordre gegeben, daß Niemand, als wer Apartement-<lb/> faͤhig iſt, hinein durfte, weil ſonſt der Zulauf des Volks<lb/> unermeßlich geweſen waͤre. Hr. <hi rendition="#fr">v. Stockmaier,</hi> der<lb/> als Geſandter hinein durfte, erzaͤhlte mir, der Kaiſer ſei<lb/> incognito unter dem Haufen zugegen geweſen, der Pabſt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">habe</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [474/0512]
willen von den faulen *) Pfaffen weg, welche die Menſch-
heit ſo lange in den Banden der Dummheit erhalten
haben **).
Der Pabſt ſetzte auch heute dem Biſchof von Paſ-
ſau und dem Primas von Ungarn, dem Kardinal
Bathiani die rothen Huͤte auf. Beide waren ſchon
vorher Kardinaͤle, hatten aber den rothen Hut bisher
noch nicht in Rom abgeholt. Der Pabſt dispenſirte
ſie nun davon, und ſetzte ihnen heute zwiſchen 12. und 1.
Uhr den Hut im Spiegelſaal auf. Es war aber ſtren-
ge Ordre gegeben, daß Niemand, als wer Apartement-
faͤhig iſt, hinein durfte, weil ſonſt der Zulauf des Volks
unermeßlich geweſen waͤre. Hr. v. Stockmaier, der
als Geſandter hinein durfte, erzaͤhlte mir, der Kaiſer ſei
incognito unter dem Haufen zugegen geweſen, der Pabſt
habe
*) Auch ein alter Ungariſcher Petriner von Oedenburg,
der ins Stockmaierſche Haus kam, war aͤuſſerſt un-
wiſſend, und bloͤdſinnig, aber eſſen und trinken konn-
te er rechtſchaffen. Des Kaiſers neue Einrichtungen
haben einen paniſchen Schrecken unter alle gebracht.
Nun ſprechen ſie von den Herren Evangeliſchen,
meinen, daß wir uns uͤber ihre Annaͤherung freuen
wuͤrden, und wiſſen ſich nicht zu helfen, wenn man
ſie auf das Kapitel von Kloͤſtern bringt.
**) Der Aberglaube hat keine Grenzen. Georgi erzaͤhlt
(in ſeinen Bemerk. auf einer Reiſe durchs Ruſſ. Reich,
Petersb. 1771. 4.) von den Tunguſen im ruſſiſchen
Reich, daß ſie die Pferde weihen laſſen, und gar viel
auf dieſe Pferdsweihe halten. Die koͤſtlichen Baͤder
ſchaͤtzen ſie nicht ſo hoch, als die Zeddel ihrer Scha-
monen.
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