dem einen alle Wochen an baarem Gelde 20. Kreuzer, als z. B. dem Hausknecht, andern gibt man 40. Kreu- zer, der Köchin, die doch ohnehin essen kan, was sie will, 1. Gulden baares Geld. Und bei der geringsten Er- schwerung dieses vollen Lohns verlassen sie die Dienste und sind sicher, morgen andre zu finden in dieser Welt von Menschen. Die Menge der männlichen und weiblichen Domestiken hier, mag sich in die 20000. belaufen.
Ehemahls gehörte der zweite Stock in jedem Hause dem Kaiser. Weil's aber vielen unangenehm war, ins Logis zu nehmen, wen der Hof schickte, so ist dies gegen eine Taxe aufgehoben.
Eine Brandassekurationskasse ist noch nicht in der Stadt errichtet. Vielleicht aus der S. 468. gedachten Ursache.
Man ißt hier kein andres Fleisch, als von Waid- ochsen, es wird gar keiner geschlachtet, der im Stalle gefüttert worden wäre. Meistens sind es Ungarische und Pohlnische Ochsen, und meistens von weisser Far- be. Um der Reinigkeit und der Sicherheit willen darf bei hoher Strafe, weil durch die wilden Thiere sonst gros Unglück entstand, keiner von diesen Ochsen in die Stadt gebracht werden, sondern in der Leopoldsstadt und an der Langstrasse ist ein eigner Platz dazu, und alle Don- nerstage werden die Ochsen dort verkauft, und unter die Metzger vertheilt. In der Stadt sind nichts als Fleisch- bänke.
Auf dem Fischmarkte verkauft man auch Schild- kröten aus Ungarn.
Man verkauft hier beim Obst auch 6. Feigen schei- benförmig geschnitten, an Einem Stiel um Einen Kreuzer.
Den
dem einen alle Wochen an baarem Gelde 20. Kreuzer, als z. B. dem Hausknecht, andern gibt man 40. Kreu- zer, der Koͤchin, die doch ohnehin eſſen kan, was ſie will, 1. Gulden baares Geld. Und bei der geringſten Er- ſchwerung dieſes vollen Lohns verlaſſen ſie die Dienſte und ſind ſicher, morgen andre zu finden in dieſer Welt von Menſchen. Die Menge der maͤnnlichen und weiblichen Domeſtiken hier, mag ſich in die 20000. belaufen.
Ehemahls gehoͤrte der zweite Stock in jedem Hauſe dem Kaiſer. Weil’s aber vielen unangenehm war, ins Logis zu nehmen, wen der Hof ſchickte, ſo iſt dies gegen eine Taxe aufgehoben.
Eine Brandaſſekurationskaſſe iſt noch nicht in der Stadt errichtet. Vielleicht aus der S. 468. gedachten Urſache.
Man ißt hier kein andres Fleiſch, als von Waid- ochſen, es wird gar keiner geſchlachtet, der im Stalle gefuͤttert worden waͤre. Meiſtens ſind es Ungariſche und Pohlniſche Ochſen, und meiſtens von weiſſer Far- be. Um der Reinigkeit und der Sicherheit willen darf bei hoher Strafe, weil durch die wilden Thiere ſonſt gros Ungluͤck entſtand, keiner von dieſen Ochſen in die Stadt gebracht werden, ſondern in der Leopoldsſtadt und an der Langſtraſſe iſt ein eigner Platz dazu, und alle Don- nerſtage werden die Ochſen dort verkauft, und unter die Metzger vertheilt. In der Stadt ſind nichts als Fleiſch- baͤnke.
Auf dem Fiſchmarkte verkauft man auch Schild- kroͤten aus Ungarn.
Man verkauft hier beim Obſt auch 6. Feigen ſchei- benfoͤrmig geſchnitten, an Einem Stiel um Einen Kreuzer.
Den
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dem einen alle Wochen an baarem Gelde 20. Kreuzer,
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zer, der Koͤchin, die doch ohnehin eſſen kan, was ſie will,
1. Gulden baares Geld. Und bei der geringſten Er-
ſchwerung dieſes vollen Lohns verlaſſen ſie die Dienſte und
ſind ſicher, morgen andre zu finden in dieſer Welt von
Menſchen. Die Menge der maͤnnlichen und weiblichen
Domeſtiken hier, mag ſich in die 20000. belaufen.
Ehemahls gehoͤrte der zweite Stock in jedem Hauſe
dem Kaiſer. Weil’s aber vielen unangenehm war, ins
Logis zu nehmen, wen der Hof ſchickte, ſo iſt dies gegen
eine Taxe aufgehoben.
Eine Brandaſſekurationskaſſe iſt noch nicht in
der Stadt errichtet. Vielleicht aus der S. 468. gedachten
Urſache.
Man ißt hier kein andres Fleiſch, als von Waid-
ochſen, es wird gar keiner geſchlachtet, der im Stalle
gefuͤttert worden waͤre. Meiſtens ſind es Ungariſche
und Pohlniſche Ochſen, und meiſtens von weiſſer Far-
be. Um der Reinigkeit und der Sicherheit willen darf
bei hoher Strafe, weil durch die wilden Thiere ſonſt gros
Ungluͤck entſtand, keiner von dieſen Ochſen in die Stadt
gebracht werden, ſondern in der Leopoldsſtadt und an
der Langſtraſſe iſt ein eigner Platz dazu, und alle Don-
nerſtage werden die Ochſen dort verkauft, und unter die
Metzger vertheilt. In der Stadt ſind nichts als Fleiſch-
baͤnke.
Auf dem Fiſchmarkte verkauft man auch Schild-
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Man verkauft hier beim Obſt auch 6. Feigen ſchei-
benfoͤrmig geſchnitten, an Einem Stiel um Einen Kreuzer.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/515>, abgerufen am 24.11.2024.
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