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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Wundermann zu, meint es bekomme Kraft und Segen
und betet sich fast heiser nach den hölzernen Kugeln seines
Rosenkranzes!

Von da ging ich ins Lektürekabinet des Hrn. von
Trattners.
Wer sich darin abonnirt, zahlt monatlich 2.
Gulden, ein Fremder gibt für einmahl 7. Kreuzer. Man
findet eine Last Zeitungen, und eine ganz artige Biblio-
thek aus allen Fächern. Von 8. Uhr früh bis 8. Uhr
Abends steht das Kabinet offen.

Drauf machte ich eine Spazierfahrt nach Nußdorf.
Im Wirthshause schmeckte es den Bauern, die Holz
geführt hatten, ganz ungemein. Viele kommen oft so
zusammen, daß sie nicht alle mit einander auf den Vor-
rathsplätzen abladen können, und daher lange vor der
Stadt halten müssen.

Bemerkungen.

Des Pabsts Gegenwart hat die Protestanten in
der Verachtung des Römischen Gottesdiensts bestärkt.
Die Katholicken schliessen aus den äusserlichen Ehrenbe-
zeigungen, die ihm der Kaiser anthat, daß wieder Ruhe
in ihrer Kirche seyn werde, und sind in Ceremonien wie-
der eifriger, als vorher. Die Feinde und Spötter der
wahren Religion haben ihren Köcher mit neuen, spitzigen
Pfeilen gefüllt. -- Warum kam er denn?

Man sieht erbärmliche Malereien von Verdamm-
ten
in der Hölle. -- Schreiende Menschengesichter
zwischen rothen Flammen, mit der Unterschrift: "Er-
"barmt euch über mich"! Schliesse man daraus auf den
ganz unbrauchbaren Unterricht der faulen Pfaffen, auf
ihre Beweggründe zur Tugend, auf ihre Empfehlungen

der
K k 3

Wundermann zu, meint es bekomme Kraft und Segen
und betet ſich faſt heiſer nach den hoͤlzernen Kugeln ſeines
Roſenkranzes!

Von da ging ich ins Lektuͤrekabinet des Hrn. von
Trattners.
Wer ſich darin abonnirt, zahlt monatlich 2.
Gulden, ein Fremder gibt fuͤr einmahl 7. Kreuzer. Man
findet eine Laſt Zeitungen, und eine ganz artige Biblio-
thek aus allen Faͤchern. Von 8. Uhr fruͤh bis 8. Uhr
Abends ſteht das Kabinet offen.

Drauf machte ich eine Spazierfahrt nach Nußdorf.
Im Wirthshauſe ſchmeckte es den Bauern, die Holz
gefuͤhrt hatten, ganz ungemein. Viele kommen oft ſo
zuſammen, daß ſie nicht alle mit einander auf den Vor-
rathsplaͤtzen abladen koͤnnen, und daher lange vor der
Stadt halten muͤſſen.

Bemerkungen.

Des Pabſts Gegenwart hat die Proteſtanten in
der Verachtung des Roͤmiſchen Gottesdienſts beſtaͤrkt.
Die Katholicken ſchlieſſen aus den aͤuſſerlichen Ehrenbe-
zeigungen, die ihm der Kaiſer anthat, daß wieder Ruhe
in ihrer Kirche ſeyn werde, und ſind in Ceremonien wie-
der eifriger, als vorher. Die Feinde und Spoͤtter der
wahren Religion haben ihren Koͤcher mit neuen, ſpitzigen
Pfeilen gefuͤllt. — Warum kam er denn?

Man ſieht erbaͤrmliche Malereien von Verdamm-
ten
in der Hoͤlle. — Schreiende Menſchengeſichter
zwiſchen rothen Flammen, mit der Unterſchrift: „Er-
„barmt euch uͤber mich“! Schlieſſe man daraus auf den
ganz unbrauchbaren Unterricht der faulen Pfaffen, auf
ihre Beweggruͤnde zur Tugend, auf ihre Empfehlungen

der
K k 3
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[517/0555] Wundermann zu, meint es bekomme Kraft und Segen und betet ſich faſt heiſer nach den hoͤlzernen Kugeln ſeines Roſenkranzes! Von da ging ich ins Lektuͤrekabinet des Hrn. von Trattners. Wer ſich darin abonnirt, zahlt monatlich 2. Gulden, ein Fremder gibt fuͤr einmahl 7. Kreuzer. Man findet eine Laſt Zeitungen, und eine ganz artige Biblio- thek aus allen Faͤchern. Von 8. Uhr fruͤh bis 8. Uhr Abends ſteht das Kabinet offen. Drauf machte ich eine Spazierfahrt nach Nußdorf. Im Wirthshauſe ſchmeckte es den Bauern, die Holz gefuͤhrt hatten, ganz ungemein. Viele kommen oft ſo zuſammen, daß ſie nicht alle mit einander auf den Vor- rathsplaͤtzen abladen koͤnnen, und daher lange vor der Stadt halten muͤſſen. Bemerkungen. Des Pabſts Gegenwart hat die Proteſtanten in der Verachtung des Roͤmiſchen Gottesdienſts beſtaͤrkt. Die Katholicken ſchlieſſen aus den aͤuſſerlichen Ehrenbe- zeigungen, die ihm der Kaiſer anthat, daß wieder Ruhe in ihrer Kirche ſeyn werde, und ſind in Ceremonien wie- der eifriger, als vorher. Die Feinde und Spoͤtter der wahren Religion haben ihren Koͤcher mit neuen, ſpitzigen Pfeilen gefuͤllt. — Warum kam er denn? Man ſieht erbaͤrmliche Malereien von Verdamm- ten in der Hoͤlle. — Schreiende Menſchengeſichter zwiſchen rothen Flammen, mit der Unterſchrift: „Er- „barmt euch uͤber mich“! Schlieſſe man daraus auf den ganz unbrauchbaren Unterricht der faulen Pfaffen, auf ihre Beweggruͤnde zur Tugend, auf ihre Empfehlungen der K k 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/555>, abgerufen am 24.11.2024.