vorzieht. Weiter hin findet man Waldungen, in wel- chen es wegen der herumstreichenden Bettler eben nicht gar sicher ist. Kinder und Weiber müssen den Fremden mit Betteln erst aufhalten, indessen zeigen sich öfters baumstarke Kerle, die im Walde liegen, und im Müs- siggange Bosheiten ausüben.
Burgau ist ein artiges wohlgebautes Städtchen, die Leute sind höflich, und scheinen in vielem Wohlstande zu leben. Man rüstete sich eben auf den Jahrmarkt, und da wurde keines Schweines geschont, und ganze Haufen von Gänsen abgeschlachtet. Unter dem Haber baut man hier viele Wicken, und die Pferde fressen das Gemengsel sehr gern.
Sommerhausen, die letzte Station vor Augspurg, gehört zum Bisthum Dillingen, oder in das Trieri- sche, und wenn man das nicht wüste, so würde man's an der Menge Bettler sehen, die der Polizei des Landes wahrhaftig zum Vorwurfe gereichen. Ich theilte in der Stunde, die ich im Gasthofe zubrachte, manchem mit, und doch holte mir einer vor meinen Augen mit der grö- sten Unverschämtheit das Brot, das ich mir hatte geben lassen, vom Tische weg. O ihr Fürsten! wenn werdet ihr doch einmahl die grosse Weisheit lernen, auf jeden Menschen, auf jeden Bürger, der euch gebohren wird, einen Werth zu setzen, und eure politischökonomische Sorg- falt wenigstens so weit erstrecken, daß jeder Gelegenheit zur Arbeit bekommt, und keine Kräfte für den Staat ver- lohren geben! Eine eigne Art von Kopfputz sah ich hier an einigen Frauenzimmern. Die Haare werden auf dem Kopfe zusammengeflochten, fast so wie in Strasburg. damit sie zusammen halten, steckt das Frauenzimmer eine
silberne
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vorzieht. Weiter hin findet man Waldungen, in wel- chen es wegen der herumſtreichenden Bettler eben nicht gar ſicher iſt. Kinder und Weiber muͤſſen den Fremden mit Betteln erſt aufhalten, indeſſen zeigen ſich oͤfters baumſtarke Kerle, die im Walde liegen, und im Muͤſ- ſiggange Bosheiten ausuͤben.
Burgau iſt ein artiges wohlgebautes Staͤdtchen, die Leute ſind hoͤflich, und ſcheinen in vielem Wohlſtande zu leben. Man ruͤſtete ſich eben auf den Jahrmarkt, und da wurde keines Schweines geſchont, und ganze Haufen von Gaͤnſen abgeſchlachtet. Unter dem Haber baut man hier viele Wicken, und die Pferde freſſen das Gemengſel ſehr gern.
Sommerhauſen, die letzte Station vor Augſpurg, gehoͤrt zum Bisthum Dillingen, oder in das Trieri- ſche, und wenn man das nicht wuͤſte, ſo wuͤrde man’s an der Menge Bettler ſehen, die der Polizei des Landes wahrhaftig zum Vorwurfe gereichen. Ich theilte in der Stunde, die ich im Gaſthofe zubrachte, manchem mit, und doch holte mir einer vor meinen Augen mit der groͤ- ſten Unverſchaͤmtheit das Brot, das ich mir hatte geben laſſen, vom Tiſche weg. O ihr Fuͤrſten! wenn werdet ihr doch einmahl die groſſe Weisheit lernen, auf jeden Menſchen, auf jeden Buͤrger, der euch gebohren wird, einen Werth zu ſetzen, und eure politiſchoͤkonomiſche Sorg- falt wenigſtens ſo weit erſtrecken, daß jeder Gelegenheit zur Arbeit bekommt, und keine Kraͤfte fuͤr den Staat ver- lohren geben! Eine eigne Art von Kopfputz ſah ich hier an einigen Frauenzimmern. Die Haare werden auf dem Kopfe zuſammengeflochten, faſt ſo wie in Strasburg. damit ſie zuſammen halten, ſteckt das Frauenzimmer eine
ſilberne
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vorzieht. Weiter hin findet man Waldungen, in wel-
chen es wegen der herumſtreichenden Bettler eben nicht
gar ſicher iſt. Kinder und Weiber muͤſſen den Fremden
mit Betteln erſt aufhalten, indeſſen zeigen ſich oͤfters
baumſtarke Kerle, die im Walde liegen, und im Muͤſ-
ſiggange Bosheiten ausuͤben.
Burgau iſt ein artiges wohlgebautes Staͤdtchen,
die Leute ſind hoͤflich, und ſcheinen in vielem Wohlſtande
zu leben. Man ruͤſtete ſich eben auf den Jahrmarkt,
und da wurde keines Schweines geſchont, und ganze
Haufen von Gaͤnſen abgeſchlachtet. Unter dem Haber
baut man hier viele Wicken, und die Pferde freſſen das
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Sommerhauſen, die letzte Station vor Augſpurg,
gehoͤrt zum Bisthum Dillingen, oder in das Trieri-
ſche, und wenn man das nicht wuͤſte, ſo wuͤrde man’s an
der Menge Bettler ſehen, die der Polizei des Landes
wahrhaftig zum Vorwurfe gereichen. Ich theilte in der
Stunde, die ich im Gaſthofe zubrachte, manchem mit,
und doch holte mir einer vor meinen Augen mit der groͤ-
ſten Unverſchaͤmtheit das Brot, das ich mir hatte geben
laſſen, vom Tiſche weg. O ihr Fuͤrſten! wenn werdet
ihr doch einmahl die groſſe Weisheit lernen, auf jeden
Menſchen, auf jeden Buͤrger, der euch gebohren wird,
einen Werth zu ſetzen, und eure politiſchoͤkonomiſche Sorg-
falt wenigſtens ſo weit erſtrecken, daß jeder Gelegenheit
zur Arbeit bekommt, und keine Kraͤfte fuͤr den Staat ver-
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an einigen Frauenzimmern. Die Haare werden auf dem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/57>, abgerufen am 21.11.2024.
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