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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Um Mittag führte mich Hr. Direktor Wolf in den
Angarten. Einem Carlsruher kan er so wenig, als
der Prater, besonders merkwürdig seyn. Es ist nicht
einmahl so viel Abwechselung und Natur darin, als in
unsern Gärten. Der ewigen lang und grade geschnit-
tenen Alleen wird das Auge bald müde. Er hat nichts
als Ausdehnung, Weite und Grösse vor unserm Schloß-
garten voraus. Der Kaiser hat viele neue Plätze dazu
gekauft, und legt diese sehr schön an. Bekannt ist die
Abkürzung des Wegs dazu, durch eine neue Strasse in
der Leopoldsstadt, und durch 2. Brücken, eine oben,
eine unten über einen Arm der Donau. Vor Josephs
Regierung war er nur für Herrschaften offen, der men-
schenfreundliche Kaiser aber, der überall Luft macht, wo
vorher alles verschlossen war, gab ihn gleich jedermann
frei. Nur fahren darf man nicht darin. Es sind herr-
schaftliche Köche und Traiteurs da, bei denen wir auch
recht gut zu Mittag assen.

Wir sahen, als wir herausgingen, die Häuser, in
welchen beständig für die vielen Donaubrücken gearbei-
tet wird, weil sie immer durch den Eisgang beschädigt
werden. Hr. Wolf sah einmal zu, wie der Stoß der
Eisschemel eine ganze Brücke mit fortnahm.

An einem Arm der Donau besahen wir auch die
Fabersche Farbeholzschneidefabrik. Man schnei-
det, stampft und mahlt das Holz, zuletzt wird es das
feinste Mundmehl. Man schneidet alle Arten von
Asiatischen und Amerikanischen Holz, theils für sich,
theils den Kaufleuten, die es schicken. Man schneidet
auch ein Ungarisches Gelbholz. Weil man gerade
mit dem Mahlen von rothem Sandelholz beschäftigt

war,

Um Mittag fuͤhrte mich Hr. Direktor Wolf in den
Angarten. Einem Carlsruher kan er ſo wenig, als
der Prater, beſonders merkwuͤrdig ſeyn. Es iſt nicht
einmahl ſo viel Abwechſelung und Natur darin, als in
unſern Gaͤrten. Der ewigen lang und grade geſchnit-
tenen Alleen wird das Auge bald muͤde. Er hat nichts
als Ausdehnung, Weite und Groͤſſe vor unſerm Schloß-
garten voraus. Der Kaiſer hat viele neue Plaͤtze dazu
gekauft, und legt dieſe ſehr ſchoͤn an. Bekannt iſt die
Abkuͤrzung des Wegs dazu, durch eine neue Straſſe in
der Leopoldsſtadt, und durch 2. Bruͤcken, eine oben,
eine unten uͤber einen Arm der Donau. Vor Joſephs
Regierung war er nur fuͤr Herrſchaften offen, der men-
ſchenfreundliche Kaiſer aber, der uͤberall Luft macht, wo
vorher alles verſchloſſen war, gab ihn gleich jedermann
frei. Nur fahren darf man nicht darin. Es ſind herr-
ſchaftliche Koͤche und Traiteurs da, bei denen wir auch
recht gut zu Mittag aſſen.

Wir ſahen, als wir herausgingen, die Haͤuſer, in
welchen beſtaͤndig fuͤr die vielen Donaubruͤcken gearbei-
tet wird, weil ſie immer durch den Eisgang beſchaͤdigt
werden. Hr. Wolf ſah einmal zu, wie der Stoß der
Eisſchemel eine ganze Bruͤcke mit fortnahm.

An einem Arm der Donau beſahen wir auch die
Faberſche Farbeholzſchneidefabrik. Man ſchnei-
det, ſtampft und mahlt das Holz, zuletzt wird es das
feinſte Mundmehl. Man ſchneidet alle Arten von
Aſiatiſchen und Amerikaniſchen Holz, theils fuͤr ſich,
theils den Kaufleuten, die es ſchicken. Man ſchneidet
auch ein Ungariſches Gelbholz. Weil man gerade
mit dem Mahlen von rothem Sandelholz beſchaͤftigt

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[539/0577] Um Mittag fuͤhrte mich Hr. Direktor Wolf in den Angarten. Einem Carlsruher kan er ſo wenig, als der Prater, beſonders merkwuͤrdig ſeyn. Es iſt nicht einmahl ſo viel Abwechſelung und Natur darin, als in unſern Gaͤrten. Der ewigen lang und grade geſchnit- tenen Alleen wird das Auge bald muͤde. Er hat nichts als Ausdehnung, Weite und Groͤſſe vor unſerm Schloß- garten voraus. Der Kaiſer hat viele neue Plaͤtze dazu gekauft, und legt dieſe ſehr ſchoͤn an. Bekannt iſt die Abkuͤrzung des Wegs dazu, durch eine neue Straſſe in der Leopoldsſtadt, und durch 2. Bruͤcken, eine oben, eine unten uͤber einen Arm der Donau. Vor Joſephs Regierung war er nur fuͤr Herrſchaften offen, der men- ſchenfreundliche Kaiſer aber, der uͤberall Luft macht, wo vorher alles verſchloſſen war, gab ihn gleich jedermann frei. Nur fahren darf man nicht darin. Es ſind herr- ſchaftliche Koͤche und Traiteurs da, bei denen wir auch recht gut zu Mittag aſſen. Wir ſahen, als wir herausgingen, die Haͤuſer, in welchen beſtaͤndig fuͤr die vielen Donaubruͤcken gearbei- tet wird, weil ſie immer durch den Eisgang beſchaͤdigt werden. Hr. Wolf ſah einmal zu, wie der Stoß der Eisſchemel eine ganze Bruͤcke mit fortnahm. An einem Arm der Donau beſahen wir auch die Faberſche Farbeholzſchneidefabrik. Man ſchnei- det, ſtampft und mahlt das Holz, zuletzt wird es das feinſte Mundmehl. Man ſchneidet alle Arten von Aſiatiſchen und Amerikaniſchen Holz, theils fuͤr ſich, theils den Kaufleuten, die es ſchicken. Man ſchneidet auch ein Ungariſches Gelbholz. Weil man gerade mit dem Mahlen von rothem Sandelholz beſchaͤftigt war,

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/577>, abgerufen am 26.11.2024.