war, so war die ganze Mühle inwendig roth, und wir wurden roth bestäubt. Unten ist auch eine kleine Stampf- mühle für die Gifte, Arsenik und Opperment ange- bracht, die wegen des giftigen Staubs immer verschlos- sen gehalten wird. Die meisten Hölzer werden erst ge- schnitten, dann gestampft, dann gemahlen. Man be- kömmt sie meistens aus Holland. Wie oft das Ge- stampfte zum Mahlen wieder aufgeschüttet wird, das hat keine gewisse Zahl. An der Mühle sind ordentliche Kasten und Beutel für das Holzmehl wie in den Brod- mühlen. Im Vorrath hat man eine Menge eiferner Messer, die man zum Schneiden einsetzen kan. Be- kanntermassen ist das Blauholz oder Kampescheholz das härteste. Wir hoben einen Klotz auf, er war wie Stahl und Blei. Die ganze Mühle steht auf 2. Schif- fen, damit sie durch die Höhe und Tiefe des Wassers nicht gehindert wird, zu mahlen. Im Winter kommt oft die ganze Anstalt aufs Land. Das Wasserrad hat grosse lange Schaufeln, über welche eiserne Bänder hin- laufen, die hölzernen Schaufeln dauern aber doch nicht länger als ein Jahr.
Hr. Wolf und ich fuhren in dem Schiffe über die Donau, um nach der Stadt zu kommen, und kamen an dem Platze an, wo das viele Brennholz aus Ober- Oesterreich beständig auf Schiffen ankommt. Man führt es in Schubkarren vom Schiffe ans Land, und la- det es auf einem unermeßlichen Platze ab, der nie leer wird.
Bemerkungen.
In der That geht nichts über die Impertinenz ade- licher Jungen in dieser Stadt. Sie können nicht ru-
hig
war, ſo war die ganze Muͤhle inwendig roth, und wir wurden roth beſtaͤubt. Unten iſt auch eine kleine Stampf- muͤhle fuͤr die Gifte, Arſenik und Opperment ange- bracht, die wegen des giftigen Staubs immer verſchloſ- ſen gehalten wird. Die meiſten Hoͤlzer werden erſt ge- ſchnitten, dann geſtampft, dann gemahlen. Man be- koͤmmt ſie meiſtens aus Holland. Wie oft das Ge- ſtampfte zum Mahlen wieder aufgeſchuͤttet wird, das hat keine gewiſſe Zahl. An der Muͤhle ſind ordentliche Kaſten und Beutel fuͤr das Holzmehl wie in den Brod- muͤhlen. Im Vorrath hat man eine Menge eiferner Meſſer, die man zum Schneiden einſetzen kan. Be- kanntermaſſen iſt das Blauholz oder Kampeſcheholz das haͤrteſte. Wir hoben einen Klotz auf, er war wie Stahl und Blei. Die ganze Muͤhle ſteht auf 2. Schif- fen, damit ſie durch die Hoͤhe und Tiefe des Waſſers nicht gehindert wird, zu mahlen. Im Winter kommt oft die ganze Anſtalt aufs Land. Das Waſſerrad hat groſſe lange Schaufeln, uͤber welche eiſerne Baͤnder hin- laufen, die hoͤlzernen Schaufeln dauern aber doch nicht laͤnger als ein Jahr.
Hr. Wolf und ich fuhren in dem Schiffe uͤber die Donau, um nach der Stadt zu kommen, und kamen an dem Platze an, wo das viele Brennholz aus Ober- Oeſterreich beſtaͤndig auf Schiffen ankommt. Man fuͤhrt es in Schubkarren vom Schiffe ans Land, und la- det es auf einem unermeßlichen Platze ab, der nie leer wird.
Bemerkungen.
In der That geht nichts uͤber die Impertinenz ade- licher Jungen in dieſer Stadt. Sie koͤnnen nicht ru-
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war, ſo war die ganze Muͤhle inwendig roth, und wir
wurden roth beſtaͤubt. Unten iſt auch eine kleine Stampf-
muͤhle fuͤr die Gifte, Arſenik und Opperment ange-
bracht, die wegen des giftigen Staubs immer verſchloſ-
ſen gehalten wird. Die meiſten Hoͤlzer werden erſt ge-
ſchnitten, dann geſtampft, dann gemahlen. Man be-
koͤmmt ſie meiſtens aus Holland. Wie oft das Ge-
ſtampfte zum Mahlen wieder aufgeſchuͤttet wird, das
hat keine gewiſſe Zahl. An der Muͤhle ſind ordentliche
Kaſten und Beutel fuͤr das Holzmehl wie in den Brod-
muͤhlen. Im Vorrath hat man eine Menge eiferner
Meſſer, die man zum Schneiden einſetzen kan. Be-
kanntermaſſen iſt das Blauholz oder Kampeſcheholz
das haͤrteſte. Wir hoben einen Klotz auf, er war wie
Stahl und Blei. Die ganze Muͤhle ſteht auf 2. Schif-
fen, damit ſie durch die Hoͤhe und Tiefe des Waſſers
nicht gehindert wird, zu mahlen. Im Winter kommt
oft die ganze Anſtalt aufs Land. Das Waſſerrad hat
groſſe lange Schaufeln, uͤber welche eiſerne Baͤnder hin-
laufen, die hoͤlzernen Schaufeln dauern aber doch nicht
laͤnger als ein Jahr.
Hr. Wolf und ich fuhren in dem Schiffe uͤber die
Donau, um nach der Stadt zu kommen, und kamen
an dem Platze an, wo das viele Brennholz aus Ober-
Oeſterreich beſtaͤndig auf Schiffen ankommt. Man
fuͤhrt es in Schubkarren vom Schiffe ans Land, und la-
det es auf einem unermeßlichen Platze ab, der nie leer
wird.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/578>, abgerufen am 26.11.2024.
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