Die Italiäner auf dem Schiffe vertreiben sich da- mit die Zeit, daß einer nach dem andern anfängt, eine Rede über einen lächerlichen Gegenstand zu halten, es fließt ihnen vom Munde, alles schweigt gleich, und end- lich beschließt ein allgemeines Gelächter die Rede.
Den 30sten weckte mich der Donner der Kanonen in
Venedig, früh um 4. Uhr aus dem Schlafe. Er kündigte den Frohnleichnamstag an. Prächtiger An- blick, wenn der Tag kaum grauet, im stillen Meere vor sich das Italiänische Ufer, und die Thurmspitzen ei- ner der berühmtesten Städte zu sehen!
Die Segel wurden bald eingenommen, und die Bar- ke legte sich vor Anker. Es kam ein Langboot mit ei- nem Soldaten von der Stadt, das holte den Patron und die Passagiere nach dem Sanitätsamte ab, und da wurden wir nur der Zahl nach eingeschrieben und gar nicht ausgefragt. Der Kapitän muß dem Amte und dem Soldaten etwas zahlen. Drauf fuhren wir wieder zur Barke zurück, ich nahm meine Sachen darein, und fuhr nun wieder nach der Stadt zur Sgra. Maria Hut- lingerinal Ponte della Panada, einer Triesterin, die gleichsam das Wirthshaus der Deutschen hält, und deutsch spricht.
Diese Fahrt nach dem Sanitätsamt geht grade durch den schönsten Theil der Stadt, über das Meer, da wo's am breitsten ist, durch eine Menge Schiffe im Hafen, und zwischen den prächtigen rothen Galeeren, welche die Stadt da liegen hat, nach dem Matkusplatze hin, denn darneben ist das Sanitätsamt. Der Patron und die Passagiere wollen eine Messe hören, und so kam ich gleich in die Markuskirche, aber für diesmal nur im Vorbei-
gehen.
Die Italiaͤner auf dem Schiffe vertreiben ſich da- mit die Zeit, daß einer nach dem andern anfaͤngt, eine Rede uͤber einen laͤcherlichen Gegenſtand zu halten, es fließt ihnen vom Munde, alles ſchweigt gleich, und end- lich beſchließt ein allgemeines Gelaͤchter die Rede.
Den 30ſten weckte mich der Donner der Kanonen in
Venedig, fruͤh um 4. Uhr aus dem Schlafe. Er kuͤndigte den Frohnleichnamstag an. Praͤchtiger An- blick, wenn der Tag kaum grauet, im ſtillen Meere vor ſich das Italiaͤniſche Ufer, und die Thurmſpitzen ei- ner der beruͤhmteſten Staͤdte zu ſehen!
Die Segel wurden bald eingenommen, und die Bar- ke legte ſich vor Anker. Es kam ein Langboot mit ei- nem Soldaten von der Stadt, das holte den Patron und die Paſſagiere nach dem Sanitaͤtsamte ab, und da wurden wir nur der Zahl nach eingeſchrieben und gar nicht ausgefragt. Der Kapitaͤn muß dem Amte und dem Soldaten etwas zahlen. Drauf fuhren wir wieder zur Barke zuruͤck, ich nahm meine Sachen darein, und fuhr nun wieder nach der Stadt zur Sgra. Maria Hut- lingerinal Ponte della Panada, einer Trieſterin, die gleichſam das Wirthshaus der Deutſchen haͤlt, und deutſch ſpricht.
Dieſe Fahrt nach dem Sanitaͤtsamt geht grade durch den ſchoͤnſten Theil der Stadt, uͤber das Meer, da wo’s am breitſten iſt, durch eine Menge Schiffe im Hafen, und zwiſchen den praͤchtigen rothen Galeeren, welche die Stadt da liegen hat, nach dem Matkusplatze hin, denn darneben iſt das Sanitaͤtsamt. Der Patron und die Paſſagiere wollen eine Meſſe hoͤren, und ſo kam ich gleich in die Markuskirche, aber fuͤr diesmal nur im Vorbei-
gehen.
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Die Italiaͤner auf dem Schiffe vertreiben ſich da-
mit die Zeit, daß einer nach dem andern anfaͤngt, eine
Rede uͤber einen laͤcherlichen Gegenſtand zu halten, es
fließt ihnen vom Munde, alles ſchweigt gleich, und end-
lich beſchließt ein allgemeines Gelaͤchter die Rede.
Den 30ſten weckte mich der Donner der Kanonen in
Venedig, fruͤh um 4. Uhr aus dem Schlafe. Er
kuͤndigte den Frohnleichnamstag an. Praͤchtiger An-
blick, wenn der Tag kaum grauet, im ſtillen Meere
vor ſich das Italiaͤniſche Ufer, und die Thurmſpitzen ei-
ner der beruͤhmteſten Staͤdte zu ſehen!
Die Segel wurden bald eingenommen, und die Bar-
ke legte ſich vor Anker. Es kam ein Langboot mit ei-
nem Soldaten von der Stadt, das holte den Patron
und die Paſſagiere nach dem Sanitaͤtsamte ab, und
da wurden wir nur der Zahl nach eingeſchrieben und gar
nicht ausgefragt. Der Kapitaͤn muß dem Amte und
dem Soldaten etwas zahlen. Drauf fuhren wir wieder
zur Barke zuruͤck, ich nahm meine Sachen darein, und
fuhr nun wieder nach der Stadt zur Sgra. Maria Hut-
lingerin al Ponte della Panada, einer Trieſterin,
die gleichſam das Wirthshaus der Deutſchen haͤlt, und
deutſch ſpricht.
Dieſe Fahrt nach dem Sanitaͤtsamt geht grade durch
den ſchoͤnſten Theil der Stadt, uͤber das Meer, da
wo’s am breitſten iſt, durch eine Menge Schiffe im Hafen,
und zwiſchen den praͤchtigen rothen Galeeren, welche die
Stadt da liegen hat, nach dem Matkusplatze hin, denn
darneben iſt das Sanitaͤtsamt. Der Patron und die
Paſſagiere wollen eine Meſſe hoͤren, und ſo kam ich gleich
in die Markuskirche, aber fuͤr diesmal nur im Vorbei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/654>, abgerufen am 28.11.2024.
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