ben wird. Ein Pferd, das am Halse vermittelst einer Stange an die Welle befestigt wird, treibt den Stein herum, und wird selbst dadurch getrieben. Man nimmt gern ein Blindes dazu, oder verbindet dem Sehenden die Augen.
In den Speisen kan man hier alle Monate abwech- seln. Besonders wird viel eingepöckeltes Fleisch verspei- set. Man hat ausser den sonst bekannten Fischen hier Seefische, Dörsche, Butten, Schollen, Schellfische etc. Alle diese haben ein weisses Fleisch und gehen im Ge- schmack wenig von einander ab. Seekrabben bekommt man aus Lübeck. Man ißt gedörrten Lachs zum Spi- nat, und thut Rosinen in die Klöse oder Knöpflein in der Fleischbrühsuppe. Roggenbrod hat man hier häufig in Häusern. Bier brauen sie auf Berlinerart. Seefische bestreut man bei Tische mit geriebenem Meerrettig, und thut dann erst die Buttersauce daran. Man stellt Pflau- men auf, die in Brantewein und Liqueurs aufgehoben werden. In den Küchen hat man Pumpen und Röh- ren für das Wasser, und viele kupferne aber verzinnte Gefässe. In einigen Häusern hat man ein Trinkwasser, das von Altona hereingeleitet wird. Zum Einpöckeln brauchen sie etwas spanisches Salz, sonst bekommt die ganze Stadt all ihr Salz von Lüneburg, und die Bür- ger kaufen es tonnenweis. Zum Kaffee setzen sie Milch und Rohm in 2. besondern Kannen auf, sie essen den Zwieback nachher, tauchen ihn aber nicht ein. Das Frauenzimmer raucht nicht Tobak, ist aber an den Ge- ruch gewohnt. Beim Spieltisch werden Kirschliqueur und andre starke Getränke herumgegeben. Bei Traktamen- ten biegt sich der Tisch unter der Last der Schüsseln, und einer will den andern übertreffen.
Die
ben wird. Ein Pferd, das am Halſe vermittelſt einer Stange an die Welle befeſtigt wird, treibt den Stein herum, und wird ſelbſt dadurch getrieben. Man nimmt gern ein Blindes dazu, oder verbindet dem Sehenden die Augen.
In den Speiſen kan man hier alle Monate abwech- ſeln. Beſonders wird viel eingepoͤckeltes Fleiſch verſpei- ſet. Man hat auſſer den ſonſt bekannten Fiſchen hier Seefiſche, Doͤrſche, Butten, Schollen, Schellfiſche ꝛc. Alle dieſe haben ein weiſſes Fleiſch und gehen im Ge- ſchmack wenig von einander ab. Seekrabben bekommt man aus Luͤbeck. Man ißt gedoͤrrten Lachs zum Spi- nat, und thut Roſinen in die Kloͤſe oder Knoͤpflein in der Fleiſchbruͤhſuppe. Roggenbrod hat man hier haͤufig in Haͤuſern. Bier brauen ſie auf Berlinerart. Seefiſche beſtreut man bei Tiſche mit geriebenem Meerrettig, und thut dann erſt die Butterſauce daran. Man ſtellt Pflau- men auf, die in Brantewein und Liqueurs aufgehoben werden. In den Kuͤchen hat man Pumpen und Roͤh- ren fuͤr das Waſſer, und viele kupferne aber verzinnte Gefaͤſſe. In einigen Haͤuſern hat man ein Trinkwaſſer, das von Altona hereingeleitet wird. Zum Einpoͤckeln brauchen ſie etwas ſpaniſches Salz, ſonſt bekommt die ganze Stadt all ihr Salz von Luͤneburg, und die Buͤr- ger kaufen es tonnenweis. Zum Kaffee ſetzen ſie Milch und Rohm in 2. beſondern Kannen auf, ſie eſſen den Zwieback nachher, tauchen ihn aber nicht ein. Das Frauenzimmer raucht nicht Tobak, iſt aber an den Ge- ruch gewohnt. Beim Spieltiſch werden Kirſchliqueur und andre ſtarke Getraͤnke herumgegeben. Bei Traktamen- ten biegt ſich der Tiſch unter der Laſt der Schuͤſſeln, und einer will den andern uͤbertreffen.
Die
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ben wird. Ein Pferd, das am Halſe vermittelſt einer
Stange an die Welle befeſtigt wird, treibt den Stein
herum, und wird ſelbſt dadurch getrieben. Man nimmt
gern ein Blindes dazu, oder verbindet dem Sehenden
die Augen.
In den Speiſen kan man hier alle Monate abwech-
ſeln. Beſonders wird viel eingepoͤckeltes Fleiſch verſpei-
ſet. Man hat auſſer den ſonſt bekannten Fiſchen hier
Seefiſche, Doͤrſche, Butten, Schollen, Schellfiſche ꝛc.
Alle dieſe haben ein weiſſes Fleiſch und gehen im Ge-
ſchmack wenig von einander ab. Seekrabben bekommt
man aus Luͤbeck. Man ißt gedoͤrrten Lachs zum Spi-
nat, und thut Roſinen in die Kloͤſe oder Knoͤpflein in der
Fleiſchbruͤhſuppe. Roggenbrod hat man hier haͤufig in
Haͤuſern. Bier brauen ſie auf Berlinerart. Seefiſche
beſtreut man bei Tiſche mit geriebenem Meerrettig, und
thut dann erſt die Butterſauce daran. Man ſtellt Pflau-
men auf, die in Brantewein und Liqueurs aufgehoben
werden. In den Kuͤchen hat man Pumpen und Roͤh-
ren fuͤr das Waſſer, und viele kupferne aber verzinnte
Gefaͤſſe. In einigen Haͤuſern hat man ein Trinkwaſſer,
das von Altona hereingeleitet wird. Zum Einpoͤckeln
brauchen ſie etwas ſpaniſches Salz, ſonſt bekommt die
ganze Stadt all ihr Salz von Luͤneburg, und die Buͤr-
ger kaufen es tonnenweis. Zum Kaffee ſetzen ſie Milch
und Rohm in 2. beſondern Kannen auf, ſie eſſen den
Zwieback nachher, tauchen ihn aber nicht ein. Das
Frauenzimmer raucht nicht Tobak, iſt aber an den Ge-
ruch gewohnt. Beim Spieltiſch werden Kirſchliqueur und
andre ſtarke Getraͤnke herumgegeben. Bei Traktamen-
ten biegt ſich der Tiſch unter der Laſt der Schuͤſſeln, und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/708>, abgerufen am 21.11.2024.
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