Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Vorurtheile in der Religion. und immerwährende Zerstreuung ein gefährlicher Zustandfür uns ist, daß es vergebliche, unnütze, thörichte Mühe ist, ein Schmetterlingsleben, ein buntes, ungleiches, ver- änderliches Leben dem Herrn unsrer Tage statt eines hei- ligen, reinen und ungefärbten Wandels zum Opfer an- zubieten! Wir nehmen uns| hier der Ehre unsrer allerhei- ligsten Religion an, wie es für jeden Bürger im Staat Pflicht ist, die Gesetze eines weisen und frommen Regen- ten gegen muthwilligen Tadel in Schutz zu nehmen. Wir sollten einander die Hände bieten zur gemeinschaftlichen Tugend, aber was machen wir? Einer verführt den an- dern zur Sünde; und das alles soll mit dem Glauben, auf den wir getauft sind, bestehen? Wir erwarten alles von Gott, und wollen uns doch ihm nicht unterwerfen. Wir sagen selber, daß die Welt, wie ein Regenbogen verschwindet, und doch suchen wir unser Vergnügen darin. Die Gesandten des Erlösers haben uns die bestimmte Drohung hinterlassen, daß kein Unreiner in das Reich Gottes gehen werde, (Ephes. 5, 5.) daß Gott Hurer und Ehebrecher strafen werde. (Ebr. 13, 4.) Warum wagen wir es dann, mit seichten Gründen, die jeder aufgeklärte Verstand, der sich nicht durch Farben und Worte blenden läßt, gleich zernichtet, unsre Aus- schweifungen zu vertheidigen? Wird man dann dadurch das Gesetz umstossen, das unser Erlöser gegeben hat? Wird er dann deswegen, weil wir unsern Lüsten keinen Zügel anlegen wollen, nicht Macht genug haben, seine Feinde zum Schemel seiner Füße niederzudonnern? Wird er dann auch darauf Rücksicht nehmen, wenn wir uns am Gerichtstage mit der Stärke unsrer Neigungen, mit dem glüenden Blut entschuldigen wollen? Wird er uns
Vorurtheile in der Religion. und immerwährende Zerſtreuung ein gefährlicher Zuſtandfür uns iſt, daß es vergebliche, unnütze, thörichte Mühe iſt, ein Schmetterlingsleben, ein buntes, ungleiches, ver- änderliches Leben dem Herrn unſrer Tage ſtatt eines hei- ligen, reinen und ungefärbten Wandels zum Opfer an- zubieten! Wir nehmen uns| hier der Ehre unſrer allerhei- ligſten Religion an, wie es für jeden Bürger im Staat Pflicht iſt, die Geſetze eines weiſen und frommen Regen- ten gegen muthwilligen Tadel in Schutz zu nehmen. Wir ſollten einander die Hände bieten zur gemeinſchaftlichen Tugend, aber was machen wir? Einer verführt den an- dern zur Sünde; und das alles ſoll mit dem Glauben, auf den wir getauft ſind, beſtehen? Wir erwarten alles von Gott, und wollen uns doch ihm nicht unterwerfen. Wir ſagen ſelber, daß die Welt, wie ein Regenbogen verſchwindet, und doch ſuchen wir unſer Vergnügen darin. Die Geſandten des Erlöſers haben uns die beſtimmte Drohung hinterlaſſen, daß kein Unreiner in das Reich Gottes gehen werde, (Epheſ. 5, 5.) daß Gott Hurer und Ehebrecher ſtrafen werde. (Ebr. 13, 4.) Warum wagen wir es dann, mit ſeichten Gründen, die jeder aufgeklärte Verſtand, der ſich nicht durch Farben und Worte blenden läßt, gleich zernichtet, unſre Aus- ſchweifungen zu vertheidigen? Wird man dann dadurch das Geſetz umſtoſſen, das unſer Erlöſer gegeben hat? Wird er dann deswegen, weil wir unſern Lüſten keinen Zügel anlegen wollen, nicht Macht genug haben, ſeine Feinde zum Schemel ſeiner Füße niederzudonnern? Wird er dann auch darauf Rückſicht nehmen, wenn wir uns am Gerichtstage mit der Stärke unſrer Neigungen, mit dem glüenden Blut entſchuldigen wollen? Wird er uns
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Vorurtheile in der Religion.
und immerwährende Zerſtreuung ein gefährlicher Zuſtand
für uns iſt, daß es vergebliche, unnütze, thörichte Mühe
iſt, ein Schmetterlingsleben, ein buntes, ungleiches, ver-
änderliches Leben dem Herrn unſrer Tage ſtatt eines hei-
ligen, reinen und ungefärbten Wandels zum Opfer an-
zubieten! Wir nehmen uns| hier der Ehre unſrer allerhei-
ligſten Religion an, wie es für jeden Bürger im Staat
Pflicht iſt, die Geſetze eines weiſen und frommen Regen-
ten gegen muthwilligen Tadel in Schutz zu nehmen. Wir
ſollten einander die Hände bieten zur gemeinſchaftlichen
Tugend, aber was machen wir? Einer verführt den an-
dern zur Sünde; und das alles ſoll mit dem Glauben,
auf den wir getauft ſind, beſtehen? Wir erwarten alles
von Gott, und wollen uns doch ihm nicht unterwerfen.
Wir ſagen ſelber, daß die Welt, wie ein Regenbogen
verſchwindet, und doch ſuchen wir unſer Vergnügen darin.
Die Geſandten des Erlöſers haben uns die beſtimmte
Drohung hinterlaſſen, daß kein Unreiner in das
Reich Gottes gehen werde, (Epheſ. 5, 5.) daß Gott
Hurer und Ehebrecher ſtrafen werde. (Ebr. 13, 4.)
Warum wagen wir es dann, mit ſeichten Gründen, die
jeder aufgeklärte Verſtand, der ſich nicht durch Farben
und Worte blenden läßt, gleich zernichtet, unſre Aus-
ſchweifungen zu vertheidigen? Wird man dann dadurch
das Geſetz umſtoſſen, das unſer Erlöſer gegeben hat?
Wird er dann deswegen, weil wir unſern Lüſten keinen
Zügel anlegen wollen, nicht Macht genug haben, ſeine
Feinde zum Schemel ſeiner Füße niederzudonnern?
Wird er dann auch darauf Rückſicht nehmen, wenn wir
uns am Gerichtstage mit der Stärke unſrer Neigungen,
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