Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Vom äußerlichen Gottesdienste. der christlichen Religion vor allen andern in der Welt ist,mit einer gewissen Ehrerbietung, als eine Einrichtung von Gott, betrachtet, und als nützlich und unentbehrlich in der Welt angesehen habe. Schon zu seiner Zeit klagte der Apostel, daß einige pflegten die Versammlun- gen zu verlassen. (Ebr. 10, 25.) Vielleicht hielt da- mals die Furcht, der heidnischen Obrigkeit in die Hände zu fallen, manche schüchterne Seelen ab. Es war eine Zeit, wo der Name der Christen schon ein Verbre- chen war. (Plinius Epist. L X. Ep. ad Traian. Im- per. 97. Antwort des Kaisers Ep 98.) Daher zürnt Paulus nicht, er giebt nur eine liebreiche, zärtliche Erin- nerung. Laßt uns gerne da zusammenkommen, wo sich die Christen vereinigen, den Unglaubigen und Sündern ein Zeugniß ihrer Hochachtung gegen Gott, und ihrer An- hängigkeit an den Erlöser abzulegen. Laßt uns alle dazu beytragen, daß Ruhe und Stille, daß Andacht und Ernst, daß Sittsamkeit und Demuth da regiere, wo wir uns vor Gott, als unwürdige Unterthanen, als schwache hin- fällige Geschöpfe, die seine Gnade nicht entbehren kön- nen, darstellen sollen. Bringet alle eine Seele voll Aufmerksamkeit, voll Wißbegierde, voll Folgsamkeit mit, und betet zu Gott, der uns erlaubt hat, Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung vor seinen Thron zu bringen, (1 Timoth. 2, 1.) daß er selber seine Religion in euren Seelen gründen und befestigen wolle, daß es denen wohl gehe, die die Vorsehung über uns erhöht hat, daß unsre Jugend Gottesfurcht lerne, daß jeder Arbeiter im Weinberg Gottes redlich und treu handle, daß das Gute auch noch hienieden seine Beloh- ner, seine Pfleger finden möge, daß die Allmacht des Herrn O 3
Vom äußerlichen Gottesdienſte. der chriſtlichen Religion vor allen andern in der Welt iſt,mit einer gewiſſen Ehrerbietung, als eine Einrichtung von Gott, betrachtet, und als nützlich und unentbehrlich in der Welt angeſehen habe. Schon zu ſeiner Zeit klagte der Apoſtel, daß einige pflegten die Verſammlun- gen zu verlaſſen. (Ebr. 10, 25.) Vielleicht hielt da- mals die Furcht, der heidniſchen Obrigkeit in die Hände zu fallen, manche ſchüchterne Seelen ab. Es war eine Zeit, wo der Name der Chriſten ſchon ein Verbre- chen war. (Plinius Epiſt. L X. Ep. ad Traian. Im- per. 97. Antwort des Kaiſers Ep 98.) Daher zürnt Paulus nicht, er giebt nur eine liebreiche, zärtliche Erin- nerung. Laßt uns gerne da zuſammenkommen, wo ſich die Chriſten vereinigen, den Unglaubigen und Sündern ein Zeugniß ihrer Hochachtung gegen Gott, und ihrer An- hängigkeit an den Erlöſer abzulegen. Laßt uns alle dazu beytragen, daß Ruhe und Stille, daß Andacht und Ernſt, daß Sittſamkeit und Demuth da regiere, wo wir uns vor Gott, als unwürdige Unterthanen, als ſchwache hin- fällige Geſchöpfe, die ſeine Gnade nicht entbehren kön- nen, darſtellen ſollen. Bringet alle eine Seele voll Aufmerkſamkeit, voll Wißbegierde, voll Folgſamkeit mit, und betet zu Gott, der uns erlaubt hat, Bitte, Gebet, Fürbitte und Dankſagung vor ſeinen Thron zu bringen, (1 Timoth. 2, 1.) daß er ſelber ſeine Religion in euren Seelen gründen und befeſtigen wolle, daß es denen wohl gehe, die die Vorſehung über uns erhöht hat, daß unſre Jugend Gottesfurcht lerne, daß jeder Arbeiter im Weinberg Gottes redlich und treu handle, daß das Gute auch noch hienieden ſeine Beloh- ner, ſeine Pfleger finden möge, daß die Allmacht des Herrn O 3
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Vom äußerlichen Gottesdienſte.
der chriſtlichen Religion vor allen andern in der Welt iſt,
mit einer gewiſſen Ehrerbietung, als eine Einrichtung
von Gott, betrachtet, und als nützlich und unentbehrlich
in der Welt angeſehen habe. Schon zu ſeiner Zeit klagte
der Apoſtel, daß einige pflegten die Verſammlun-
gen zu verlaſſen. (Ebr. 10, 25.) Vielleicht hielt da-
mals die Furcht, der heidniſchen Obrigkeit in die Hände
zu fallen, manche ſchüchterne Seelen ab. Es war eine
Zeit, wo der Name der Chriſten ſchon ein Verbre-
chen war. (Plinius Epiſt. L X. Ep. ad Traian. Im-
per. 97. Antwort des Kaiſers Ep 98.) Daher zürnt
Paulus nicht, er giebt nur eine liebreiche, zärtliche Erin-
nerung. Laßt uns gerne da zuſammenkommen, wo ſich die
Chriſten vereinigen, den Unglaubigen und Sündern ein
Zeugniß ihrer Hochachtung gegen Gott, und ihrer An-
hängigkeit an den Erlöſer abzulegen. Laßt uns alle dazu
beytragen, daß Ruhe und Stille, daß Andacht und Ernſt,
daß Sittſamkeit und Demuth da regiere, wo wir uns
vor Gott, als unwürdige Unterthanen, als ſchwache hin-
fällige Geſchöpfe, die ſeine Gnade nicht entbehren kön-
nen, darſtellen ſollen. Bringet alle eine Seele voll
Aufmerkſamkeit, voll Wißbegierde, voll Folgſamkeit
mit, und betet zu Gott, der uns erlaubt hat, Bitte,
Gebet, Fürbitte und Dankſagung vor ſeinen
Thron zu bringen, (1 Timoth. 2, 1.) daß er ſelber
ſeine Religion in euren Seelen gründen und befeſtigen
wolle, daß es denen wohl gehe, die die Vorſehung über
uns erhöht hat, daß unſre Jugend Gottesfurcht lerne,
daß jeder Arbeiter im Weinberg Gottes redlich und treu
handle, daß das Gute auch noch hienieden ſeine Beloh-
ner, ſeine Pfleger finden möge, daß die Allmacht des
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