Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Menschenliebe des Erlösers. Herrn die Grausamkeit und die versteckte Bosheit ent-waffnen, und Welt und Vaterland in ihren Schutz neh- men möge, daß Gott sich der Gefangenen, der Armen und Verlassenen erbarme, und jeden unter seinem Flügel beschatten wolle. Jammervoll ist die Zeit, wo die Ge- rechtigkeit Gottes einen Hunger ins Land schickt, nicht nach Brod, sondern nach dem Wort Gottes. (Amos 8, 11.) Sehet nur die Völker an, wo der Herr den Leuchter des Evangeliums von seiner Stelle weggerissen hat, (Offenb. Joh. 2, 5.) und erschrecket vor ihrem Elend! Unter uns, und in so vielen andern Ländern ist die Gnade Gottes so groß, daß wir unsre Religionsübungen ohne Furcht, ohne Störung und Gewissenszwang mit Bequemlichkeit und Ruhe, mit Psalmen und Gesängen, unter dem Schutz -- noch mehr, unter dem vorleuchtenden Beyspiel so vieler christ- lichen Obrigkeiten, Fürsten und Könige, mit Würde und Anstand verrichten können. Wir in der protestan- tischen Kirche kennen die schändlichen Verunstaltungen nicht, die der Geiz der jüdischen, und nachher vieler christlichen Lehrer öffentlich erlaubte. Wir tragen das lästige Joch der Opfer und der vielen Gebräuche nicht, das Gott in den ältesten Zeiten der Welt seinen Men- schen auflegte. Wir sind überzeugt, daß wir das Wort des Herrn, die Reden des Erlösers, die Briefe seiner Gesandten, und den wahren Geist der Religion unter uns haben. Wir dürfen auch nicht, wie noch Millio- nen unsrer armen und verfolgten Brüder, die nur ein Strom von uns scheidet, und von denen wir schon viele Tausende in Teutschland aufgenommen haben, als man Scheiterhaufen, Galgen und Rad für sie baute, und sie mit
Menſchenliebe des Erlöſers. Herrn die Grauſamkeit und die verſteckte Bosheit ent-waffnen, und Welt und Vaterland in ihren Schutz neh- men möge, daß Gott ſich der Gefangenen, der Armen und Verlaſſenen erbarme, und jeden unter ſeinem Flügel beſchatten wolle. Jammervoll iſt die Zeit, wo die Ge- rechtigkeit Gottes einen Hunger ins Land ſchickt, nicht nach Brod, ſondern nach dem Wort Gottes. (Amos 8, 11.) Sehet nur die Völker an, wo der Herr den Leuchter des Evangeliums von ſeiner Stelle weggeriſſen hat, (Offenb. Joh. 2, 5.) und erſchrecket vor ihrem Elend! Unter uns, und in ſo vielen andern Ländern iſt die Gnade Gottes ſo groß, daß wir unſre Religionsübungen ohne Furcht, ohne Störung und Gewiſſenszwang mit Bequemlichkeit und Ruhe, mit Pſalmen und Geſängen, unter dem Schutz — noch mehr, unter dem vorleuchtenden Beyſpiel ſo vieler chriſt- lichen Obrigkeiten, Fürſten und Könige, mit Würde und Anſtand verrichten können. Wir in der proteſtan- tiſchen Kirche kennen die ſchändlichen Verunſtaltungen nicht, die der Geiz der jüdiſchen, und nachher vieler chriſtlichen Lehrer öffentlich erlaubte. Wir tragen das läſtige Joch der Opfer und der vielen Gebräuche nicht, das Gott in den älteſten Zeiten der Welt ſeinen Men- ſchen auflegte. Wir ſind überzeugt, daß wir das Wort des Herrn, die Reden des Erlöſers, die Briefe ſeiner Geſandten, und den wahren Geiſt der Religion unter uns haben. Wir dürfen auch nicht, wie noch Millio- nen unſrer armen und verfolgten Brüder, die nur ein Strom von uns ſcheidet, und von denen wir ſchon viele Tauſende in Teutſchland aufgenommen haben, als man Scheiterhaufen, Galgen und Rad für ſie baute, und ſie mit
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Menſchenliebe des Erlöſers.
Herrn die Grauſamkeit und die verſteckte Bosheit ent-
waffnen, und Welt und Vaterland in ihren Schutz neh-
men möge, daß Gott ſich der Gefangenen, der Armen
und Verlaſſenen erbarme, und jeden unter ſeinem Flügel
beſchatten wolle. Jammervoll iſt die Zeit, wo die Ge-
rechtigkeit Gottes einen Hunger ins Land ſchickt,
nicht nach Brod, ſondern nach dem Wort Gottes.
(Amos 8, 11.) Sehet nur die Völker an, wo der
Herr den Leuchter des Evangeliums von ſeiner
Stelle weggeriſſen hat, (Offenb. Joh. 2, 5.) und
erſchrecket vor ihrem Elend! Unter uns, und in ſo vielen
andern Ländern iſt die Gnade Gottes ſo groß, daß wir
unſre Religionsübungen ohne Furcht, ohne Störung und
Gewiſſenszwang mit Bequemlichkeit und Ruhe, mit
Pſalmen und Geſängen, unter dem Schutz — noch
mehr, unter dem vorleuchtenden Beyſpiel ſo vieler chriſt-
lichen Obrigkeiten, Fürſten und Könige, mit Würde
und Anſtand verrichten können. Wir in der proteſtan-
tiſchen Kirche kennen die ſchändlichen Verunſtaltungen
nicht, die der Geiz der jüdiſchen, und nachher vieler
chriſtlichen Lehrer öffentlich erlaubte. Wir tragen das
läſtige Joch der Opfer und der vielen Gebräuche nicht,
das Gott in den älteſten Zeiten der Welt ſeinen Men-
ſchen auflegte. Wir ſind überzeugt, daß wir das Wort
des Herrn, die Reden des Erlöſers, die Briefe ſeiner
Geſandten, und den wahren Geiſt der Religion unter
uns haben. Wir dürfen auch nicht, wie noch Millio-
nen unſrer armen und verfolgten Brüder, die nur ein
Strom von uns ſcheidet, und von denen wir ſchon viele
Tauſende in Teutſchland aufgenommen haben, als man
Scheiterhaufen, Galgen und Rad für ſie baute, und ſie
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