Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Arbeitsamkeit des Erlösers. auch das Theil von Arbeit, das uns der große Austhei-ler gleichsam zugewogen hat, vollenden, damit wir nicht als wahre Schuldner der Welt sterben. Laßt uns fleis- sige Glieder an dem allgemeinen Körper seyn, und auch zum gemeinen Besten beytragen, indem wir ja selbst von der Arbeit unsrer Mitbrüder viele Vortheile genießen. Laßt uns schon hier unsre Thätigkeiten so weise als mög- lich, so mannichfaltig, als möglich, und ununterbrochen anwenden, damit wir auch zu den großen Geschäften jenes Staats Gottes geschickt werden, und schon geübte Kräfte, und gute durch Fleiß und Uebung erlangte Fer- tigkeiten mitbringen, wenn wir in andre Sphären ver- setzt, und höher gerückt werden*)! Die Schrift ver- gleicht *) Die vortrefflichen Vorschriften und Bewegungsgründe
zur Arbeitsamkeit, die Vernunft und Religion angiebt, s. in Herrn D. Millers Lehrbuch der christlichen Mo- ral §. 148. 149 etc. Ist etwas, worin sich unsre auf- wachsende Jugend sichtbar von den Erwachsenen, oder von Männern und Frauen der ehemaligen Welt unter- scheidet, so ist es der Mangel der frühen und ernsthaften Gewöhnung an strenge und anhaltende Arbeit. Auf dem Lande übertreiben zuweilen Aeltern ihre Kinder, und in der Stadt verderbt sie die Mode, die Unordentlichkeit vie- ler Haushaltungen, das Schwärmen und Spielen bis gegen Mitternacht, der vornehme Ton, einfältige Liebe etc. Ich glaube, jeder kann an jungen Studirenden bemerken, daß das Früheaufstehen vom Bett, das für Körper und Seele so gut ist, immer seltner wird. Daß viele junge Leute von beyderley Geschlecht Vor- und Nachmittag, an Werk- und Sonntagen viele, oft die besten Stunden un- ter den Händen der Haarkräuseler, und der Putzmache- rinnen Arbeitſamkeit des Erlöſers. auch das Theil von Arbeit, das uns der große Austhei-ler gleichſam zugewogen hat, vollenden, damit wir nicht als wahre Schuldner der Welt ſterben. Laßt uns fleiſ- ſige Glieder an dem allgemeinen Körper ſeyn, und auch zum gemeinen Beſten beytragen, indem wir ja ſelbſt von der Arbeit unſrer Mitbrüder viele Vortheile genießen. Laßt uns ſchon hier unſre Thätigkeiten ſo weiſe als mög- lich, ſo mannichfaltig, als möglich, und ununterbrochen anwenden, damit wir auch zu den großen Geſchäften jenes Staats Gottes geſchickt werden, und ſchon geübte Kräfte, und gute durch Fleiß und Uebung erlangte Fer- tigkeiten mitbringen, wenn wir in andre Sphären ver- ſetzt, und höher gerückt werden*)! Die Schrift ver- gleicht *) Die vortrefflichen Vorſchriften und Bewegungsgründe
zur Arbeitſamkeit, die Vernunft und Religion angiebt, ſ. in Herrn D. Millers Lehrbuch der chriſtlichen Mo- ral §. 148. 149 ꝛc. Iſt etwas, worin ſich unſre auf- wachſende Jugend ſichtbar von den Erwachſenen, oder von Männern und Frauen der ehemaligen Welt unter- ſcheidet, ſo iſt es der Mangel der frühen und ernſthaften Gewöhnung an ſtrenge und anhaltende Arbeit. Auf dem Lande übertreiben zuweilen Aeltern ihre Kinder, und in der Stadt verderbt ſie die Mode, die Unordentlichkeit vie- ler Haushaltungen, das Schwärmen und Spielen bis gegen Mitternacht, der vornehme Ton, einfältige Liebe ꝛc. Ich glaube, jeder kann an jungen Studirenden bemerken, daß das Früheaufſtehen vom Bett, das für Körper und Seele ſo gut iſt, immer ſeltner wird. Daß viele junge Leute von beyderley Geſchlecht Vor- und Nachmittag, an Werk- und Sonntagen viele, oft die beſten Stunden un- ter den Händen der Haarkräuſeler, und der Putzmache- rinnen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0250" n="244"/><fw place="top" type="header">Arbeitſamkeit des Erlöſers.</fw><lb/> auch das Theil von Arbeit, das uns der große Austhei-<lb/> ler gleichſam zugewogen hat, vollenden, damit wir nicht<lb/> als wahre Schuldner der Welt ſterben. Laßt uns fleiſ-<lb/> ſige Glieder an dem allgemeinen Körper ſeyn, und auch<lb/> zum gemeinen Beſten beytragen, indem wir ja ſelbſt von<lb/> der Arbeit unſrer Mitbrüder viele Vortheile genießen.<lb/> Laßt uns ſchon hier unſre Thätigkeiten ſo weiſe als mög-<lb/> lich, ſo mannichfaltig, als möglich, und ununterbrochen<lb/> anwenden, damit wir auch zu den großen Geſchäften<lb/> jenes Staats Gottes geſchickt werden, und ſchon geübte<lb/> Kräfte, und gute durch Fleiß und Uebung erlangte Fer-<lb/> tigkeiten mitbringen, wenn wir in andre Sphären ver-<lb/> ſetzt, und höher gerückt werden<note xml:id="n04a" next="#n04b" place="foot" n="*)">Die vortrefflichen Vorſchriften und Bewegungsgründe<lb/> zur Arbeitſamkeit, die Vernunft und Religion angiebt,<lb/> ſ. in Herrn D. <hi rendition="#fr">Millers</hi> Lehrbuch der chriſtlichen Mo-<lb/> ral §. 148. 149 ꝛc. Iſt etwas, worin ſich unſre auf-<lb/> wachſende Jugend ſichtbar von den Erwachſenen, oder<lb/> von Männern und Frauen der ehemaligen Welt unter-<lb/> ſcheidet, ſo iſt es der Mangel der frühen und ernſthaften<lb/> Gewöhnung an ſtrenge und anhaltende Arbeit. Auf dem<lb/> Lande übertreiben zuweilen Aeltern ihre Kinder, und in<lb/> der Stadt verderbt ſie die Mode, die Unordentlichkeit vie-<lb/> ler Haushaltungen, das Schwärmen und Spielen bis<lb/> gegen Mitternacht, der vornehme Ton, einfältige Liebe ꝛc.<lb/> Ich glaube, jeder kann an jungen Studirenden bemerken,<lb/> daß das Früheaufſtehen vom Bett, das für Körper und<lb/> Seele ſo gut iſt, immer ſeltner wird. Daß viele junge<lb/> Leute von beyderley Geſchlecht Vor- und Nachmittag, an<lb/> Werk- und Sonntagen viele, oft die beſten Stunden un-<lb/> ter den Händen der Haarkräuſeler, und der Putzmache-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">rinnen</fw></note>! Die Schrift ver-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gleicht</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [244/0250]
Arbeitſamkeit des Erlöſers.
auch das Theil von Arbeit, das uns der große Austhei-
ler gleichſam zugewogen hat, vollenden, damit wir nicht
als wahre Schuldner der Welt ſterben. Laßt uns fleiſ-
ſige Glieder an dem allgemeinen Körper ſeyn, und auch
zum gemeinen Beſten beytragen, indem wir ja ſelbſt von
der Arbeit unſrer Mitbrüder viele Vortheile genießen.
Laßt uns ſchon hier unſre Thätigkeiten ſo weiſe als mög-
lich, ſo mannichfaltig, als möglich, und ununterbrochen
anwenden, damit wir auch zu den großen Geſchäften
jenes Staats Gottes geſchickt werden, und ſchon geübte
Kräfte, und gute durch Fleiß und Uebung erlangte Fer-
tigkeiten mitbringen, wenn wir in andre Sphären ver-
ſetzt, und höher gerückt werden *)! Die Schrift ver-
gleicht
*) Die vortrefflichen Vorſchriften und Bewegungsgründe
zur Arbeitſamkeit, die Vernunft und Religion angiebt,
ſ. in Herrn D. Millers Lehrbuch der chriſtlichen Mo-
ral §. 148. 149 ꝛc. Iſt etwas, worin ſich unſre auf-
wachſende Jugend ſichtbar von den Erwachſenen, oder
von Männern und Frauen der ehemaligen Welt unter-
ſcheidet, ſo iſt es der Mangel der frühen und ernſthaften
Gewöhnung an ſtrenge und anhaltende Arbeit. Auf dem
Lande übertreiben zuweilen Aeltern ihre Kinder, und in
der Stadt verderbt ſie die Mode, die Unordentlichkeit vie-
ler Haushaltungen, das Schwärmen und Spielen bis
gegen Mitternacht, der vornehme Ton, einfältige Liebe ꝛc.
Ich glaube, jeder kann an jungen Studirenden bemerken,
daß das Früheaufſtehen vom Bett, das für Körper und
Seele ſo gut iſt, immer ſeltner wird. Daß viele junge
Leute von beyderley Geſchlecht Vor- und Nachmittag, an
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Zitationshilfe: | Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/250>, abgerufen am 23.06.2024. |