Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Gleichmüthigkeit des Erlösers. erleuchtet nur die Sachen, die schon da sind, es beklei-det die Wände nicht, es setzt nichts auf die Tische und Schränke. Wer aber von der Schule gute Vorberei- tung, viel Sprachkenntniß, und schon Anfangsgründe von den Wissenschaften mitnimmt, der benützt sehr leicht die weitern Unterweisungen der Gelehrten. Auch im Geisterreich steigt Gott mit seinen Geschöpfen stufenweise empor*). Das ist der Sinn des Ausspruchs Jesu Christi. Als er seinen Jüngern das Suchen, das Stre- ben, das Forschen und Nachdenken empfehlen wollte, sagte er: Wer da hat, und das, was er hat, treulich anwendet, dem wird immer mehr gegeben, daß er die Fülle hat. (Matth. 13, 12.) Aber dem faulen Bedienten, der mit seinem Centner nicht wirken, ihn nicht in Umlauf bringen, andern nicht damit helfen wollte, ob er gleich auch wieder dafür wäre belohnt wor- den, dem ließ der Herr aller Güter auch das Wenige nehmen, was in seiner Hand todtes und verlohrnes Ca- pital geblieben seyn würde. (Matth. 25, 14-30.) Gleichmüthig- keine *) Jedes Kind sollte, sobald man ihm die nöthigen Be-
griffe deybringen kann, Gleims vortrefliche Verse aus- wendig lernen: "Ich weiß, daß in des Schöpfers Hand, wohl aufgehoden Laub und Ceder ist, und Meer und Land, und Sonn und Sonnenstaub. Deswegen wir mit nas- sem Blick nicht sehn in unser Grab. Genug, wir gehn zu dem zuruck, der uns das Leben gab!" Gleichmüthigkeit des Erlöſers. erleuchtet nur die Sachen, die ſchon da ſind, es beklei-det die Wände nicht, es ſetzt nichts auf die Tiſche und Schränke. Wer aber von der Schule gute Vorberei- tung, viel Sprachkenntniß, und ſchon Anfangsgründe von den Wiſſenſchaften mitnimmt, der benützt ſehr leicht die weitern Unterweiſungen der Gelehrten. Auch im Geiſterreich ſteigt Gott mit ſeinen Geſchöpfen ſtufenweiſe empor*). Das iſt der Sinn des Ausſpruchs Jeſu Chriſti. Als er ſeinen Jüngern das Suchen, das Stre- ben, das Forſchen und Nachdenken empfehlen wollte, ſagte er: Wer da hat, und das, was er hat, treulich anwendet, dem wird immer mehr gegeben, daß er die Fülle hat. (Matth. 13, 12.) Aber dem faulen Bedienten, der mit ſeinem Centner nicht wirken, ihn nicht in Umlauf bringen, andern nicht damit helfen wollte, ob er gleich auch wieder dafür wäre belohnt wor- den, dem ließ der Herr aller Güter auch das Wenige nehmen, was in ſeiner Hand todtes und verlohrnes Ca- pital geblieben ſeyn würde. (Matth. 25, 14-30.) Gleichmüthig- keine *) Jedes Kind ſollte, ſobald man ihm die nöthigen Be-
griffe deybringen kann, Gleims vortrefliche Verſe aus- wendig lernen: „Ich weiß, daß in des Schöpfers Hand, wohl aufgehoden Laub und Ceder iſt, und Meer und Land, und Sonn und Sonnenſtaub. Deswegen wir mit naſ- ſem Blick nicht ſehn in unſer Grab. Genug, wir gehn zu dem zuruck, der uns das Leben gab!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0254" n="248"/><fw place="top" type="header">Gleichmüthigkeit des Erlöſers.</fw><lb/> erleuchtet nur die Sachen, die ſchon da ſind, es beklei-<lb/> det die Wände nicht, es ſetzt nichts auf die Tiſche und<lb/> Schränke. Wer aber von der Schule gute Vorberei-<lb/> tung, viel Sprachkenntniß, und ſchon Anfangsgründe<lb/> von den Wiſſenſchaften mitnimmt, der benützt ſehr leicht<lb/> die weitern Unterweiſungen der Gelehrten. Auch im<lb/> Geiſterreich ſteigt Gott mit ſeinen Geſchöpfen ſtufenweiſe<lb/> empor<note place="foot" n="*)">Jedes Kind ſollte, ſobald man ihm die nöthigen Be-<lb/> griffe deybringen kann, <hi rendition="#fr">Gleims</hi> vortrefliche Verſe aus-<lb/> wendig lernen: „Ich weiß, daß in des Schöpfers Hand,<lb/> wohl aufgehoden Laub und Ceder iſt, und Meer und Land,<lb/> und Sonn und Sonnenſtaub. Deswegen wir mit naſ-<lb/> ſem Blick nicht ſehn in unſer Grab. Genug, wir gehn<lb/> zu dem zuruck, der uns das Leben gab!“</note>. Das iſt der Sinn des Ausſpruchs Jeſu<lb/> Chriſti. Als er ſeinen Jüngern das Suchen, das Stre-<lb/> ben, das Forſchen und Nachdenken empfehlen wollte,<lb/> ſagte er: <hi rendition="#fr">Wer da hat,</hi> und das, was er hat, treulich<lb/> anwendet, <hi rendition="#fr">dem wird immer mehr gegeben, daß er<lb/> die Fülle hat.</hi> (Matth. 13, 12.) Aber dem faulen<lb/> Bedienten, der mit ſeinem Centner nicht wirken, ihn<lb/> nicht in Umlauf bringen, andern nicht damit helfen<lb/> wollte, ob er gleich auch wieder dafür wäre belohnt wor-<lb/> den, dem ließ der Herr aller Güter auch das Wenige<lb/> nehmen, was in ſeiner Hand todtes und verlohrnes Ca-<lb/> pital geblieben ſeyn würde. (Matth. 25, 14-30.)</p><lb/> <p><note place="left">Gleichmüthig-<lb/> keit des Erlö-<lb/> ſers.</note><hi rendition="#fr">Jeſus Chriſtus hatte beſtändig<lb/> die ſeligſte Gleichmüthigkeit,</hi> ſeine<lb/> Seele war immer ruhig, ihn beherrſchte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">keine</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [248/0254]
Gleichmüthigkeit des Erlöſers.
erleuchtet nur die Sachen, die ſchon da ſind, es beklei-
det die Wände nicht, es ſetzt nichts auf die Tiſche und
Schränke. Wer aber von der Schule gute Vorberei-
tung, viel Sprachkenntniß, und ſchon Anfangsgründe
von den Wiſſenſchaften mitnimmt, der benützt ſehr leicht
die weitern Unterweiſungen der Gelehrten. Auch im
Geiſterreich ſteigt Gott mit ſeinen Geſchöpfen ſtufenweiſe
empor *). Das iſt der Sinn des Ausſpruchs Jeſu
Chriſti. Als er ſeinen Jüngern das Suchen, das Stre-
ben, das Forſchen und Nachdenken empfehlen wollte,
ſagte er: Wer da hat, und das, was er hat, treulich
anwendet, dem wird immer mehr gegeben, daß er
die Fülle hat. (Matth. 13, 12.) Aber dem faulen
Bedienten, der mit ſeinem Centner nicht wirken, ihn
nicht in Umlauf bringen, andern nicht damit helfen
wollte, ob er gleich auch wieder dafür wäre belohnt wor-
den, dem ließ der Herr aller Güter auch das Wenige
nehmen, was in ſeiner Hand todtes und verlohrnes Ca-
pital geblieben ſeyn würde. (Matth. 25, 14-30.)
Jeſus Chriſtus hatte beſtändig
die ſeligſte Gleichmüthigkeit, ſeine
Seele war immer ruhig, ihn beherrſchte
keine
Gleichmüthig-
keit des Erlö-
ſers.
*) Jedes Kind ſollte, ſobald man ihm die nöthigen Be-
griffe deybringen kann, Gleims vortrefliche Verſe aus-
wendig lernen: „Ich weiß, daß in des Schöpfers Hand,
wohl aufgehoden Laub und Ceder iſt, und Meer und Land,
und Sonn und Sonnenſtaub. Deswegen wir mit naſ-
ſem Blick nicht ſehn in unſer Grab. Genug, wir gehn
zu dem zuruck, der uns das Leben gab!“
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