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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Gleichmüthigkeit des Erlösers.
seiner ersten Entstehung an mit allen seinen Abwechse-
lungen, Verfinsterungen, Verbesserungen, daß die ganze
Reihe unsrer Schicksale mit allen bisherigen und künfti-
gen Vorfallenheiten, mit allen Folgen unsers Daseyns
für uns, für andre, für die Welt, für die Ewigkeit, daß
dies alles von seiner höchsten Weisheit und Güte, ehe
wir ihn kannten, ehe Menschen uns kannten, überdacht,
geordnet, bestimmt, abgewogen, mit allen andern Men-
schen verknüpft, und zu unserm wahren steigenden Be-
sten angelegt ist; müssen uns bey jedem Anfall von Un-
laune und Unzufriedenheit erinnern, daß uns Gott nichts
schuldig ist, und daß er uns doch alle Minuten unend-
lich viel Gutes thut, und daß er auch selbst bey den Züch-
tigungen die besten, die heilsamsten Absichten hat, Ab-
sichten, die es werth sind, daß wir auch alsdann Liebe
und Hochachtung gegen ihn im Herzen behalten; müs-
sen uns an die Gesinnung gewöhnen, das nicht zu wol-
len, was er uns nicht geben will, und andern das, was
er ihnen zuwirft, nicht zu beneiden, überzeugt, daß Gott
immer als Gott handeln, und seine Liebe, seine höchste
Güte nicht verläugnen wird; müssen in stiller Treue,
und beständigem Gehorsam die Zeit abwarten, da es ihm
gefällig seyn wird, unsre Wünsche zu erhören, ohne un-
ruhige Tadelsucht, ohne stolze Begierde, ihm das Ruder
der Regierung aus den Händen zu reissen, oder ihm Mit-
tel und Wege vorzuschreiben, von seiner unumstößlichen
Güte und Gerechtigkeit immer das Beste hoffen, und das
Vertrauen auf ihn nie sinken lassen; müssen auch bey
den widrigsten Umständen, bey den dunkelsten Gängen,
bey den allerunerforschbarsten Wegen der göttlichen Re-
gierung uns mit dem Besitz seiner Gnade, mit den Erqui-

ckungen

Gleichmüthigkeit des Erlöſers.
ſeiner erſten Entſtehung an mit allen ſeinen Abwechſe-
lungen, Verfinſterungen, Verbeſſerungen, daß die ganze
Reihe unſrer Schickſale mit allen bisherigen und künfti-
gen Vorfallenheiten, mit allen Folgen unſers Daſeyns
für uns, für andre, für die Welt, für die Ewigkeit, daß
dies alles von ſeiner höchſten Weisheit und Güte, ehe
wir ihn kannten, ehe Menſchen uns kannten, überdacht,
geordnet, beſtimmt, abgewogen, mit allen andern Men-
ſchen verknüpft, und zu unſerm wahren ſteigenden Be-
ſten angelegt iſt; müſſen uns bey jedem Anfall von Un-
laune und Unzufriedenheit erinnern, daß uns Gott nichts
ſchuldig iſt, und daß er uns doch alle Minuten unend-
lich viel Gutes thut, und daß er auch ſelbſt bey den Züch-
tigungen die beſten, die heilſamſten Abſichten hat, Ab-
ſichten, die es werth ſind, daß wir auch alsdann Liebe
und Hochachtung gegen ihn im Herzen behalten; müſ-
ſen uns an die Geſinnung gewöhnen, das nicht zu wol-
len, was er uns nicht geben will, und andern das, was
er ihnen zuwirft, nicht zu beneiden, überzeugt, daß Gott
immer als Gott handeln, und ſeine Liebe, ſeine höchſte
Güte nicht verläugnen wird; müſſen in ſtiller Treue,
und beſtändigem Gehorſam die Zeit abwarten, da es ihm
gefällig ſeyn wird, unſre Wünſche zu erhören, ohne un-
ruhige Tadelſucht, ohne ſtolze Begierde, ihm das Ruder
der Regierung aus den Händen zu reiſſen, oder ihm Mit-
tel und Wege vorzuſchreiben, von ſeiner unumſtößlichen
Güte und Gerechtigkeit immer das Beſte hoffen, und das
Vertrauen auf ihn nie ſinken laſſen; müſſen auch bey
den widrigſten Umſtänden, bey den dunkelſten Gängen,
bey den allerunerforſchbarſten Wegen der göttlichen Re-
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[266/0272] Gleichmüthigkeit des Erlöſers. ſeiner erſten Entſtehung an mit allen ſeinen Abwechſe- lungen, Verfinſterungen, Verbeſſerungen, daß die ganze Reihe unſrer Schickſale mit allen bisherigen und künfti- gen Vorfallenheiten, mit allen Folgen unſers Daſeyns für uns, für andre, für die Welt, für die Ewigkeit, daß dies alles von ſeiner höchſten Weisheit und Güte, ehe wir ihn kannten, ehe Menſchen uns kannten, überdacht, geordnet, beſtimmt, abgewogen, mit allen andern Men- ſchen verknüpft, und zu unſerm wahren ſteigenden Be- ſten angelegt iſt; müſſen uns bey jedem Anfall von Un- laune und Unzufriedenheit erinnern, daß uns Gott nichts ſchuldig iſt, und daß er uns doch alle Minuten unend- lich viel Gutes thut, und daß er auch ſelbſt bey den Züch- tigungen die beſten, die heilſamſten Abſichten hat, Ab- ſichten, die es werth ſind, daß wir auch alsdann Liebe und Hochachtung gegen ihn im Herzen behalten; müſ- ſen uns an die Geſinnung gewöhnen, das nicht zu wol- len, was er uns nicht geben will, und andern das, was er ihnen zuwirft, nicht zu beneiden, überzeugt, daß Gott immer als Gott handeln, und ſeine Liebe, ſeine höchſte Güte nicht verläugnen wird; müſſen in ſtiller Treue, und beſtändigem Gehorſam die Zeit abwarten, da es ihm gefällig ſeyn wird, unſre Wünſche zu erhören, ohne un- ruhige Tadelſucht, ohne ſtolze Begierde, ihm das Ruder der Regierung aus den Händen zu reiſſen, oder ihm Mit- tel und Wege vorzuſchreiben, von ſeiner unumſtößlichen Güte und Gerechtigkeit immer das Beſte hoffen, und das Vertrauen auf ihn nie ſinken laſſen; müſſen auch bey den widrigſten Umſtänden, bey den dunkelſten Gängen, bey den allerunerforſchbarſten Wegen der göttlichen Re- gierung uns mit dem Beſitz ſeiner Gnade, mit den Erqui- ckungen

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/272>, abgerufen am 23.06.2024.