Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Gleichmüthigkeit des Erlösers. er mich an sich gewöhnen will, werden sie mir nicht rau-ben können. Wiegt dann nicht eine Minute, in der uns unser Gewissen und Gott billigt, ganze Jahre voll Men- schenverachtung, und liebloser Beurtheilung auf? Die Gottseligkeit wird doch immer ihren Ruhm behalten, daß sie zu allen Dingen nützlich sey, (1 Tim. 4, 8.) es wird doch immer ein großer Gewinn, ein sichres leichtes Mittel zur Glückseligkeit bleiben, gottselig seyn, und sich genügen lassen. (Timoth. 6, 6.) Wie viele hunderttausend redliche Christen liegen bereits unter der Erde, die auch keine andre Stütze, und im letzten Kampf, wenn die Natur unterliegt, keinen andern Trost, als die theuren Wahrheiten unsrer Religion gehabt haben? Wie viele tausendmal tausend Geschöpfe leben alle Tage im Staat Gottes, wärmen sich in seinem Sonnenstrahl, und freuen sich über ihr Daseyn! Sollten dann wir, wir seine Lieblinge, in denen er wohnen und wirken, deren Vater er seyn will, nicht auch an ihm einen allgenugsa- men Gott haben? Sollte er uns etwas, das uns wirk- lich gut und nützlich wäre, versagen? Sollte er etwa nicht Macht genug haben, uns zu beglücken? Er, vor dem die Welten, wie Staub vor dem Wind, und die Himmel mit ihrer Pracht verschwinden müssen! Oder sollte er etwa selber an seiner Erhabenheit leiden, wenn wir auch glücklich sind? Er, der keines Menschen, kei- nes Erzengels bedarf, und selbst überall Leben und Wohl- stand austheilt! Nein, unser Wandel sey ohne Geiz, ohne Habsucht und Unzuf iedenheit. Laßt uns be- gnügen mit dem, was da ist! Er, der wahrhaftige Gott, hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen. (Ebr. 13, 5.) Kann auch eine Mutter
Gleichmüthigkeit des Erlöſers. er mich an ſich gewöhnen will, werden ſie mir nicht rau-ben können. Wiegt dann nicht eine Minute, in der uns unſer Gewiſſen und Gott billigt, ganze Jahre voll Men- ſchenverachtung, und liebloſer Beurtheilung auf? Die Gottſeligkeit wird doch immer ihren Ruhm behalten, daß ſie zu allen Dingen nützlich ſey, (1 Tim. 4, 8.) es wird doch immer ein großer Gewinn, ein ſichres leichtes Mittel zur Glückſeligkeit bleiben, gottſelig ſeyn, und ſich genügen laſſen. (Timoth. 6, 6.) Wie viele hunderttauſend redliche Chriſten liegen bereits unter der Erde, die auch keine andre Stütze, und im letzten Kampf, wenn die Natur unterliegt, keinen andern Troſt, als die theuren Wahrheiten unſrer Religion gehabt haben? Wie viele tauſendmal tauſend Geſchöpfe leben alle Tage im Staat Gottes, wärmen ſich in ſeinem Sonnenſtrahl, und freuen ſich über ihr Daſeyn! Sollten dann wir, wir ſeine Lieblinge, in denen er wohnen und wirken, deren Vater er ſeyn will, nicht auch an ihm einen allgenugſa- men Gott haben? Sollte er uns etwas, das uns wirk- lich gut und nützlich wäre, verſagen? Sollte er etwa nicht Macht genug haben, uns zu beglücken? Er, vor dem die Welten, wie Staub vor dem Wind, und die Himmel mit ihrer Pracht verſchwinden müſſen! Oder ſollte er etwa ſelber an ſeiner Erhabenheit leiden, wenn wir auch glücklich ſind? Er, der keines Menſchen, kei- nes Erzengels bedarf, und ſelbſt überall Leben und Wohl- ſtand austheilt! Nein, unſer Wandel ſey ohne Geiz, ohne Habſucht und Unzuf iedenheit. Laßt uns be- gnügen mit dem, was da iſt! Er, der wahrhaftige Gott, hat geſagt: Ich will dich nicht verlaſſen, noch verſäumen. (Ebr. 13, 5.) Kann auch eine Mutter
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Gleichmüthigkeit des Erlöſers.
er mich an ſich gewöhnen will, werden ſie mir nicht rau-
ben können. Wiegt dann nicht eine Minute, in der uns
unſer Gewiſſen und Gott billigt, ganze Jahre voll Men-
ſchenverachtung, und liebloſer Beurtheilung auf? Die
Gottſeligkeit wird doch immer ihren Ruhm behalten,
daß ſie zu allen Dingen nützlich ſey, (1 Tim. 4, 8.)
es wird doch immer ein großer Gewinn, ein ſichres
leichtes Mittel zur Glückſeligkeit bleiben, gottſelig ſeyn,
und ſich genügen laſſen. (Timoth. 6, 6.) Wie viele
hunderttauſend redliche Chriſten liegen bereits unter der
Erde, die auch keine andre Stütze, und im letzten Kampf,
wenn die Natur unterliegt, keinen andern Troſt, als die
theuren Wahrheiten unſrer Religion gehabt haben? Wie
viele tauſendmal tauſend Geſchöpfe leben alle Tage im
Staat Gottes, wärmen ſich in ſeinem Sonnenſtrahl,
und freuen ſich über ihr Daſeyn! Sollten dann wir, wir
ſeine Lieblinge, in denen er wohnen und wirken, deren
Vater er ſeyn will, nicht auch an ihm einen allgenugſa-
men Gott haben? Sollte er uns etwas, das uns wirk-
lich gut und nützlich wäre, verſagen? Sollte er etwa
nicht Macht genug haben, uns zu beglücken? Er, vor
dem die Welten, wie Staub vor dem Wind, und die
Himmel mit ihrer Pracht verſchwinden müſſen! Oder
ſollte er etwa ſelber an ſeiner Erhabenheit leiden, wenn
wir auch glücklich ſind? Er, der keines Menſchen, kei-
nes Erzengels bedarf, und ſelbſt überall Leben und Wohl-
ſtand austheilt! Nein, unſer Wandel ſey ohne Geiz,
ohne Habſucht und Unzuf iedenheit. Laßt uns be-
gnügen mit dem, was da iſt! Er, der wahrhaftige
Gott, hat geſagt: Ich will dich nicht verlaſſen,
noch verſäumen. (Ebr. 13, 5.) Kann auch eine
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