Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] wird das röteste ingemein vor das beste gehalten. Das aber gelblicht und weich ist/ scharfe Adern Was für Kupferplatten zuerwehlen? oder kleine Lucken hat/ welches man ingemein das Aschenfärbige nennet/ oder auch voll Flecken oder schieferig ist/ das ist alles zu verwerffen und für unrein zu achten. Bey sothaner guten Kupferplatten/ ist die Reinigung mit geschabter Kreiden/ und die Abreibung vermittels eines saubern Tüchleins/ oftmals zu wiederholen. Man kan auch/ an statt der Kreiden/ sauber durchsiebt Achs gebrauchen/ und das Kupfer mit Leinwat übergehen. Wie dieselbe zu säuberen/ Wann also das Kupfer sauber zubereitet worden/ so lege man solches über eine Glutpfanne/ darinn ein wenig Feuer ist/ und wann die Platte zimlich erwärmet/ hebe man solche ab/ nehme mit einem kleinen Stock oder andrem saubern Ding/ von berührtem Fürniß einen kleinen Klumpen/ lege solchen auf die Spitze eines Fingers/ berühre damit zum öftern und fein leis die warme Kupferplatte/ und und der Firniß aufzustreichen? applicire also den Firniß mit kleinen/ jedoch in gleicher Weite von einander stehenden/ Dupfen. Alsdann fahre man/ mit dem innern Theil oder Palm der saubern Hand/ auf der Kupferplatte herum/ bis der aufgestrichene Firniß sie durchaus wol und zugleich zertheilet überzogen habe. Wann also die Platte übergangen/ und alles darann glatt und eben überzogen worden/ daß nichts zu dick aufliget/ so kehre man alsdann die Platten um/ und lasse ein angezündtes dickes von gutem Unschlit gemachtes Liecht/ oder ein Kienholz/ das nicht spritze/ unten gegen den Firniß umgehen/ bis allerseits alles recht und wol geschwärzet worden. Nach diesem richte man ein gutes Kohlfeuer unter einen eisernen Rost/ darauf lege man das mit Fürniß überzogene Kupfer/ und lasse es wol erwarmen/ jedoch nicht verbrennen. Alsdann/ wann man mit einem Hölzlein verspüret/ daß der Grund sich nicht leicht abkratzen lässet/ so lasse man das Kupfer wieder erkalten. Wie der Abriß auf die Platte durch zuzeichnen? Wann nun die Kupferplatte also zur Arbeit fertig liget/ so nehme man den Abriß/ bestreiche das hinterste Theil des Papiers/ wann er zu dem weissen Etzgrund dienet/ mit Kienruß oder geschabter rohter Kreiden. Soll er aber zu dem harten schwarzen Etzgrund dienen/ nehme man Bleyweiß oder Rötel/ wie gedacht/ und überreibe/ vermittels eines saubern Tüchleins/ solchen gar wol. Alsdann mache man den Abriß auf die Platte fest/ und fahre mit dem Stefft über den ganzen Umriß: wordurch/ nach Wiederabnehmung des Abrißes/ sich alle proportion auf dem Fürniß befindet. Von den Stefften/ und wie man damit radiren soll? Wann man nun zu radiren anfangen will/ mus man unterschiedliche eiserne Steffte haben: derer etliche zu den feinen Strichen spitzig/ andere zu den gröbern mittelmässiger/ andere zu den groben Strichen breiter und stumpfer geschliffen seyen. Also fange man nun an/ nach Erforderung der Sache/ mit diesen Stefften/ durch den Fürniß/ auf das Kupfer zu radiren/ alles nach behöriger Vernunft der Zeichen-Kunst/ und wechsle damit ab/ zu Führung grober/ mittelmässiger und feiner Striche/ wie es die Arbeit viel oder wenig erfordert: solcher maßen/ daß die endigung der Striche rein oder spitzig komme. Immittels sey man bedacht/ daß man jedesmal das jenige/ was mit der radir-Nadel[Spaltenumbruch] oder Stefft von dem Fürniß und Kupfer ausgegraben worden/ durch einen sanften sauberen Pensel fleissig abkehre. Wohin und wie die Mixtur zu appliciren. Wann in dieser verfärtigten Arbeit etwas schadhaft worden/ welches das Etzwasser nicht einbeissen solle/ so ist mit vor-beschriebener Composition des an dem Feuer wol-zergangenen Oels und Unschlits anzuhalten/ und selbige/ vermittels eines spitzigen Pensels/ auf das beschädigte Ort zu appliciren. Hieraus nehme man einen großen Bürst-Pensel/ dunke denselben in gedachte Composition wol ein/ und bestreiche damit das Hintertheil der Platten/ damit das Scheidwasser nicht darein beissen Wie das Etzwasser aufzugiessen? könne. Alsdann richte man die also verfärtigte Kupferplatte auf ein abhangendes/ befestigtes und überpichtes Bret/ worunter eine glasirte breite Schüssel/ zu Wiederempfahung des herablauffenden Wassers/ gestellet sey/ und schöpfe mit einem glasirten Häfelein das Scheidwasser/ übergiesse die ganze Kupferplatte/ halte damit also lang an/ bis die Arbeit tieff genug eingebissen befunden wird. Wann aber etliche Theile der radirten Figur/ als das weit-entlegene in den Landschaften/ oder sonst aus dem liechten Tag eines und anders/ linder/ und nicht so hart im Druck/ wie das andere/ hervor kommen soll/ so truckne man denselben Ort mit einem saubern Tüchlein ab/ (dann so lang der Grund naß ist/ nimt er nichts feistes an) überdecke solchen nach Notturft mit der gedachten Mixtur auf das fleissigste/ und lasse also das übrige so hart einbeissen/ als beliebig/ doch ohne Verletzung des zugedeckten. Und dieses alles/ soll nicht in der Kälte/ sondern warm/ geschehen: weil das Etzwasser laulicht die Platte besser einbeisset. Wann nun dieses also geschehen ist/ so lege man die Platte auf eine warme Glut/ und reibe/ wann sie erwarmet ist/ vermittels eines Tuchs und Unschlits/ von derselben den Grund und die Mixtur fein sanft ab/ und säubere sie zuletzt mit etwas Baumöl. Alsdann ist mit dem Grabstichel/ an welchem Ort es nötig/ hin und wider zu helffen/ und wird also die Platte zum abdrucken ganz fertig seyn. Diese Manier/ das Scheidwasser aufzugiessen/ ist zu dem harten schwarzen Grund dienlich. Der weiche Etzgrund/ Der andere weiche Etzgrund/ wird also gemachet. Man nehme 11/2 Unzen weißes und sauber gereinigtes Jungfrau-Wachs/ 1 Unze schönen/ klaren und fein klein zerstossenen Mastir/ 1/2 Unz asphaltum oder Spalt/ so auch fein zerrieben und rein gestossen seyn soll. Hierauf lasse man das Wachs über einem sanften Kolfeuer/ in einem wolverglasten irdenen Geschirrlein/ zergehen/ und wann es wol zergangen oder geschmolzen und noch warm ist/ so bestreue man es mit besagtem Mastix allgemach über und über/ auf daß er laulicht schmelze/ und unterrühre folgends denselben wol/ mit einem Span oder Hölzlein. Wann nun der Mastix im Wachs zerschmolzen/ so bestreue man ferner diese Vermischung/ mit dem kleinen geriebenen Asphalt, wie zuvor mit dem Mastix geschehen/ und rühre also alles untereinander/ welches in einer Viertelstunde geschehen kan. Wann endlich alles wol vermischet ist/ so nehme man das Geschirr von [Spaltenumbruch] wird das röteste ingemein vor das beste gehalten. Das aber gelblicht und weich ist/ scharfe Adern Was für Kupferplatten zuerwehlen? oder kleine Lucken hat/ welches man ingemein das Aschenfärbige nennet/ oder auch voll Flecken oder schieferig ist/ das ist alles zu verwerffen und für unrein zu achten. Bey sothaner guten Kupferplatten/ ist die Reinigung mit geschabter Kreiden/ und die Abreibung vermittels eines saubern Tüchleins/ oftmals zu wiederholen. Man kan auch/ an statt der Kreiden/ sauber durchsiebt Achs gebrauchen/ und das Kupfer mit Leinwat übergehen. Wie dieselbe zu säuberen/ Wann also das Kupfer sauber zubereitet worden/ so lege man solches über eine Glutpfanne/ darinn ein wenig Feuer ist/ und wann die Platte zimlich erwärmet/ hebe man solche ab/ nehme mit einem kleinen Stock oder andrem saubern Ding/ von berührtem Fürniß einen kleinen Klumpen/ lege solchen auf die Spitze eines Fingers/ berühre damit zum öftern und fein leis die warme Kupferplatte/ und und der Firniß aufzustreichen? applicire also den Firniß mit kleinen/ jedoch in gleicher Weite von einander stehenden/ Dupfen. Alsdann fahre man/ mit dem innern Theil oder Palm der saubern Hand/ auf der Kupferplatte herum/ bis der aufgestrichene Firniß sie durchaus wol und zugleich zertheilet überzogen habe. Wann also die Platte übergangen/ und alles darann glatt und eben überzogen worden/ daß nichts zu dick aufliget/ so kehre man alsdann die Platten um/ und lasse ein angezündtes dickes von gutem Unschlit gemachtes Liecht/ oder ein Kienholz/ das nicht spritze/ unten gegen den Firniß umgehen/ bis allerseits alles recht und wol geschwärzet worden. Nach diesem richte man ein gutes Kohlfeuer unter einen eisernen Rost/ darauf lege man das mit Fürniß überzogene Kupfer/ und lasse es wol erwarmen/ jedoch nicht verbrennen. Alsdann/ wann man mit einem Hölzlein verspüret/ daß der Grund sich nicht leicht abkratzen lässet/ so lasse man das Kupfer wieder erkalten. Wie der Abriß auf die Platte durch zuzeichnen? Wann nun die Kupferplatte also zur Arbeit fertig liget/ so nehme man den Abriß/ bestreiche das hinterste Theil des Papiers/ wann er zu dem weissen Etzgrund dienet/ mit Kienruß oder geschabter rohter Kreiden. Soll er aber zu dem harten schwarzen Etzgrund dienen/ nehme man Bleyweiß oder Rötel/ wie gedacht/ und überreibe/ vermittels eines saubern Tüchleins/ solchen gar wol. Alsdann mache man den Abriß auf die Platte fest/ und fahre mit dem Stefft über den ganzen Umriß: wordurch/ nach Wiederabnehmung des Abrißes/ sich alle proportion auf dem Fürniß befindet. Von den Stefften/ und wie man damit radiren soll? Wann man nun zu radiren anfangen will/ mus man unterschiedliche eiserne Steffte haben: derer etliche zu den feinen Strichen spitzig/ andere zu den gröbern mittelmässiger/ andere zu den groben Strichen breiter und stumpfer geschliffen seyen. Also fange man nun an/ nach Erforderung der Sache/ mit diesen Stefften/ durch den Fürniß/ auf das Kupfer zu radiren/ alles nach behöriger Vernunft der Zeichen-Kunst/ und wechsle damit ab/ zu Führung grober/ mittelmässiger und feiner Striche/ wie es die Arbeit viel oder wenig erfordert: solcher maßen/ daß die endigung der Striche rein oder spitzig komme. Immittels sey man bedacht/ daß man jedesmal das jenige/ was mit der radir-Nadel[Spaltenumbruch] oder Stefft von dem Fürniß und Kupfer ausgegraben worden/ durch einen sanften sauberen Pensel fleissig abkehre. Wohin und wie die Mixtur zu appliciren. Wann in dieser verfärtigten Arbeit etwas schadhaft worden/ welches das Etzwasser nicht einbeissen solle/ so ist mit vor-beschriebener Composition des an dem Feuer wol-zergangenen Oels und Unschlits anzuhalten/ und selbige/ vermittels eines spitzigen Pensels/ auf das beschädigte Ort zu appliciren. Hieraus nehme man einen großen Bürst-Pensel/ dunke denselben in gedachte Composition wol ein/ und bestreiche damit das Hintertheil der Platten/ damit das Scheidwasser nicht darein beissen Wie das Etzwasser aufzugiessen? könne. Alsdann richte man die also verfärtigte Kupferplatte auf ein abhangendes/ befestigtes und überpichtes Bret/ worunter eine glasirte breite Schüssel/ zu Wiederempfahung des herablauffenden Wassers/ gestellet sey/ und schöpfe mit einem glasirten Häfelein das Scheidwasser/ übergiesse die ganze Kupferplatte/ halte damit also lang an/ bis die Arbeit tieff genug eingebissen befunden wird. Wann aber etliche Theile der radirten Figur/ als das weit-entlegene in den Landschaften/ oder sonst aus dem liechten Tag eines und anders/ linder/ und nicht so hart im Druck/ wie das andere/ hervor kommen soll/ so truckne man denselben Ort mit einem saubern Tüchlein ab/ (dann so lang der Grund naß ist/ nimt er nichts feistes an) überdecke solchen nach Notturft mit der gedachten Mixtur auf das fleissigste/ und lasse also das übrige so hart einbeissen/ als beliebig/ doch ohne Verletzung des zugedeckten. Und dieses alles/ soll nicht in der Kälte/ sondern warm/ geschehen: weil das Etzwasser laulicht die Platte besser einbeisset. Wann nun dieses also geschehen ist/ so lege man die Platte auf eine warme Glut/ und reibe/ wann sie erwarmet ist/ vermittels eines Tuchs und Unschlits/ von derselben den Grund und die Mixtur fein sanft ab/ und säubere sie zuletzt mit etwas Baumöl. Alsdann ist mit dem Grabstichel/ an welchem Ort es nötig/ hin und wider zu helffen/ und wird also die Platte zum abdrucken ganz fertig seyn. Diese Manier/ das Scheidwasser aufzugiessen/ ist zu dem harten schwarzen Grund dienlich. Der weiche Etzgrund/ Der andere weiche Etzgrund/ wird also gemachet. Man nehme 1½ Unzen weißes und sauber gereinigtes Jungfrau-Wachs/ 1 Unze schönen/ klaren und fein klein zerstossenen Mastir/ ½ Unz asphaltum oder Spalt/ so auch fein zerrieben und rein gestossen seyn soll. Hierauf lasse man das Wachs über einem sanften Kolfeuer/ in einem wolverglasten irdenen Geschirrlein/ zergehen/ und wann es wol zergangen oder geschmolzen und noch warm ist/ so bestreue man es mit besagtem Mastix allgemach über und über/ auf daß er laulicht schmelze/ und unterrühre folgends denselben wol/ mit einem Span oder Hölzlein. Wann nun der Mastix im Wachs zerschmolzen/ so bestreue man ferner diese Vermischung/ mit dem kleinen geriebenen Asphalt, wie zuvor mit dem Mastix geschehen/ und rühre also alles untereinander/ welches in einer Viertelstunde geschehen kan. Wann endlich alles wol vermischet ist/ so nehme man das Geschirr von <TEI> <text xml:id="ta1675"> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="1"> <p xml:id="p138.8"><pb facs="#f0230" xml:id="pb-139" n="[I, Buch 2 (Skulptur), S. 51]"/><cb/> wird das röteste ingemein vor das beste gehalten. 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Man kan auch/ an statt der Kreiden/ sauber durchsiebt Achs gebrauchen/ und das Kupfer mit Leinwat übergehen.</p> <p><note place="right">Wie dieselbe zu säuberen/</note> Wann also das Kupfer sauber zubereitet worden/ so lege man solches über eine Glutpfanne/ darinn ein wenig Feuer ist/ und wann die Platte zimlich erwärmet/ hebe man solche ab/ nehme mit einem kleinen Stock oder andrem saubern Ding/ von berührtem Fürniß einen kleinen Klumpen/ lege solchen auf die Spitze eines Fingers/ berühre damit zum öftern und fein leis die warme Kupferplatte/ und <note place="right">und der Firniß aufzustreichen?</note> <hi rendition="#aq">applici</hi>re also den Firniß mit kleinen/ jedoch in gleicher Weite von einander stehenden/ Dupfen. Alsdann fahre man/ mit dem innern Theil oder Palm der saubern Hand/ auf der Kupferplatte herum/ bis der aufgestrichene Firniß sie durchaus wol und zugleich zertheilet überzogen habe. Wann also die Platte übergangen/ und alles darann glatt und eben überzogen worden/ daß nichts zu dick aufliget/ so kehre man alsdann die Platten um/ und lasse ein angezündtes dickes von gutem Unschlit gemachtes Liecht/ oder ein Kienholz/ das nicht spritze/ unten gegen den Firniß umgehen/ bis allerseits alles recht und wol geschwärzet worden. Nach diesem richte man ein gutes Kohlfeuer unter einen eisernen Rost/ darauf lege man das mit Fürniß überzogene Kupfer/ und lasse es wol erwarmen/ jedoch nicht verbrennen. Alsdann/ wann man mit einem Hölzlein verspüret/ daß der Grund sich nicht leicht abkratzen lässet/ so lasse man das Kupfer wieder erkalten.</p> <p><note place="right">Wie der Abriß auf die Platte durch zuzeichnen?</note> Wann nun die Kupferplatte also zur Arbeit fertig liget/ so nehme man den Abriß/ bestreiche das hinterste Theil des Papiers/ wann er zu dem weissen Etzgrund dienet/ mit Kienruß oder geschabter rohter Kreiden. Soll er aber zu dem harten schwarzen Etzgrund dienen/ nehme man Bleyweiß oder Rötel/ wie gedacht/ und überreibe/ vermittels eines saubern Tüchleins/ solchen gar wol. Alsdann mache man den Abriß auf die Platte fest/ und fahre mit dem Stefft über den ganzen Umriß: wordurch/ nach Wiederabnehmung des Abrißes/ sich alle <hi rendition="#aq">proportion</hi> auf dem Fürniß befindet.</p> <p><note place="right">Von den Stefften/ und wie man damit radiren soll?</note> Wann man nun zu <hi rendition="#aq">radi</hi>ren anfangen will/ mus man unterschiedliche eiserne Steffte haben: derer etliche zu den feinen Strichen spitzig/ andere zu den gröbern mittelmässiger/ andere zu den groben Strichen breiter und stumpfer geschliffen seyen. Also fange man nun an/ nach Erforderung der Sache/ mit diesen Stefften/ durch den Fürniß/ auf das Kupfer zu <hi rendition="#aq">radi</hi>ren/ alles nach behöriger Vernunft der Zeichen-Kunst/ und wechsle damit ab/ zu Führung grober/ mittelmässiger und feiner Striche/ wie es die Arbeit viel oder wenig erfordert: solcher maßen/ daß die endigung der Striche rein oder spitzig komme. 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Alsdann richte man die also verfärtigte Kupferplatte auf ein abhangendes/ befestigtes und überpichtes Bret/ worunter eine glasirte breite Schüssel/ zu Wiederempfahung des herablauffenden Wassers/ gestellet sey/ und schöpfe mit einem glasirten Häfelein das Scheidwasser/ übergiesse die ganze Kupferplatte/ halte damit also lang an/ bis die Arbeit tieff genug eingebissen befunden wird. Wann aber etliche Theile der <hi rendition="#aq">radi</hi>rten Figur/ als das weit-entlegene in den Landschaften/ oder sonst aus dem liechten Tag eines und anders/ linder/ und nicht so hart im Druck/ wie das andere/ hervor kommen soll/ so truckne man denselben Ort mit einem saubern Tüchlein ab/ (dann so lang der Grund naß ist/ nimt er nichts feistes an) überdecke solchen nach Notturft mit der gedachten <hi rendition="#aq">Mixtur</hi> auf das fleissigste/ und lasse also das übrige so hart einbeissen/ als beliebig/ doch ohne Verletzung des zugedeckten. Und dieses alles/ soll nicht in der Kälte/ sondern warm/ geschehen: weil das Etzwasser laulicht die Platte besser einbeisset.</p> <p>Wann nun dieses also geschehen ist/ so lege man die Platte auf eine warme Glut/ und reibe/ wann sie erwarmet ist/ vermittels eines Tuchs und Unschlits/ von derselben den Grund und die <hi rendition="#aq">Mixtur</hi> fein sanft ab/ und säubere sie zuletzt mit etwas Baumöl. Alsdann ist mit dem Grabstichel/ an welchem Ort es nötig/ hin und wider zu helffen/ und wird also die Platte zum abdrucken ganz fertig seyn. Diese Manier/ das Scheidwasser aufzugiessen/ ist zu dem harten schwarzen Grund dienlich.</p> <p><note place="right">Der weiche Etzgrund/</note> Der andere weiche Etzgrund/ wird also gemachet. Man nehme 1½ Unzen weißes und sauber gereinigtes Jungfrau-Wachs/ 1 Unze schönen/ klaren und fein klein zerstossenen Mastir/ ½ Unz <hi rendition="#aq">asphaltum</hi> oder Spalt/ so auch fein zerrieben und rein gestossen seyn soll. Hierauf lasse man das Wachs über einem sanften Kolfeuer/ in einem wolverglasten irdenen Geschirrlein/ zergehen/ und wann es wol zergangen oder geschmolzen und noch warm ist/ so bestreue man es mit besagtem Mastix allgemach über und über/ auf daß er laulicht schmelze/ und unterrühre folgends denselben wol/ mit einem Span oder Hölzlein. Wann nun der Mastix im Wachs zerschmolzen/ so bestreue man ferner diese Vermischung/ mit dem kleinen geriebenen <hi rendition="#aq">Asphalt,</hi> wie zuvor mit dem Mastix geschehen/ und rühre also alles untereinander/ welches in einer Viertelstunde geschehen kan. Wann endlich alles wol vermischet ist/ so nehme man das Geschirr von </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[I, Buch 2 (Skulptur), S. 51]/0230]
wird das röteste ingemein vor das beste gehalten. Das aber gelblicht und weich ist/ scharfe Adern oder kleine Lucken hat/ welches man ingemein das Aschenfärbige nennet/ oder auch voll Flecken oder schieferig ist/ das ist alles zu verwerffen und für unrein zu achten. Bey sothaner guten Kupferplatten/ ist die Reinigung mit geschabter Kreiden/ und die Abreibung vermittels eines saubern Tüchleins/ oftmals zu wiederholen. Man kan auch/ an statt der Kreiden/ sauber durchsiebt Achs gebrauchen/ und das Kupfer mit Leinwat übergehen.
Was für Kupferplatten zuerwehlen? Wann also das Kupfer sauber zubereitet worden/ so lege man solches über eine Glutpfanne/ darinn ein wenig Feuer ist/ und wann die Platte zimlich erwärmet/ hebe man solche ab/ nehme mit einem kleinen Stock oder andrem saubern Ding/ von berührtem Fürniß einen kleinen Klumpen/ lege solchen auf die Spitze eines Fingers/ berühre damit zum öftern und fein leis die warme Kupferplatte/ und applicire also den Firniß mit kleinen/ jedoch in gleicher Weite von einander stehenden/ Dupfen. Alsdann fahre man/ mit dem innern Theil oder Palm der saubern Hand/ auf der Kupferplatte herum/ bis der aufgestrichene Firniß sie durchaus wol und zugleich zertheilet überzogen habe. Wann also die Platte übergangen/ und alles darann glatt und eben überzogen worden/ daß nichts zu dick aufliget/ so kehre man alsdann die Platten um/ und lasse ein angezündtes dickes von gutem Unschlit gemachtes Liecht/ oder ein Kienholz/ das nicht spritze/ unten gegen den Firniß umgehen/ bis allerseits alles recht und wol geschwärzet worden. Nach diesem richte man ein gutes Kohlfeuer unter einen eisernen Rost/ darauf lege man das mit Fürniß überzogene Kupfer/ und lasse es wol erwarmen/ jedoch nicht verbrennen. Alsdann/ wann man mit einem Hölzlein verspüret/ daß der Grund sich nicht leicht abkratzen lässet/ so lasse man das Kupfer wieder erkalten.
Wie dieselbe zu säuberen/
und der Firniß aufzustreichen? Wann nun die Kupferplatte also zur Arbeit fertig liget/ so nehme man den Abriß/ bestreiche das hinterste Theil des Papiers/ wann er zu dem weissen Etzgrund dienet/ mit Kienruß oder geschabter rohter Kreiden. Soll er aber zu dem harten schwarzen Etzgrund dienen/ nehme man Bleyweiß oder Rötel/ wie gedacht/ und überreibe/ vermittels eines saubern Tüchleins/ solchen gar wol. Alsdann mache man den Abriß auf die Platte fest/ und fahre mit dem Stefft über den ganzen Umriß: wordurch/ nach Wiederabnehmung des Abrißes/ sich alle proportion auf dem Fürniß befindet.
Wie der Abriß auf die Platte durch zuzeichnen? Wann man nun zu radiren anfangen will/ mus man unterschiedliche eiserne Steffte haben: derer etliche zu den feinen Strichen spitzig/ andere zu den gröbern mittelmässiger/ andere zu den groben Strichen breiter und stumpfer geschliffen seyen. Also fange man nun an/ nach Erforderung der Sache/ mit diesen Stefften/ durch den Fürniß/ auf das Kupfer zu radiren/ alles nach behöriger Vernunft der Zeichen-Kunst/ und wechsle damit ab/ zu Führung grober/ mittelmässiger und feiner Striche/ wie es die Arbeit viel oder wenig erfordert: solcher maßen/ daß die endigung der Striche rein oder spitzig komme. Immittels sey man bedacht/ daß man jedesmal das jenige/ was mit der radir-Nadel
oder Stefft von dem Fürniß und Kupfer ausgegraben worden/ durch einen sanften sauberen Pensel fleissig abkehre.
Von den Stefften/ und wie man damit radiren soll? Wann in dieser verfärtigten Arbeit etwas schadhaft worden/ welches das Etzwasser nicht einbeissen solle/ so ist mit vor-beschriebener Composition des an dem Feuer wol-zergangenen Oels und Unschlits anzuhalten/ und selbige/ vermittels eines spitzigen Pensels/ auf das beschädigte Ort zu appliciren.
Wohin und wie die Mixtur zu appliciren.Hieraus nehme man einen großen Bürst-Pensel/ dunke denselben in gedachte Composition wol ein/ und bestreiche damit das Hintertheil der Platten/ damit das Scheidwasser nicht darein beissen könne. Alsdann richte man die also verfärtigte Kupferplatte auf ein abhangendes/ befestigtes und überpichtes Bret/ worunter eine glasirte breite Schüssel/ zu Wiederempfahung des herablauffenden Wassers/ gestellet sey/ und schöpfe mit einem glasirten Häfelein das Scheidwasser/ übergiesse die ganze Kupferplatte/ halte damit also lang an/ bis die Arbeit tieff genug eingebissen befunden wird. Wann aber etliche Theile der radirten Figur/ als das weit-entlegene in den Landschaften/ oder sonst aus dem liechten Tag eines und anders/ linder/ und nicht so hart im Druck/ wie das andere/ hervor kommen soll/ so truckne man denselben Ort mit einem saubern Tüchlein ab/ (dann so lang der Grund naß ist/ nimt er nichts feistes an) überdecke solchen nach Notturft mit der gedachten Mixtur auf das fleissigste/ und lasse also das übrige so hart einbeissen/ als beliebig/ doch ohne Verletzung des zugedeckten. Und dieses alles/ soll nicht in der Kälte/ sondern warm/ geschehen: weil das Etzwasser laulicht die Platte besser einbeisset.
Wie das Etzwasser aufzugiessen?Wann nun dieses also geschehen ist/ so lege man die Platte auf eine warme Glut/ und reibe/ wann sie erwarmet ist/ vermittels eines Tuchs und Unschlits/ von derselben den Grund und die Mixtur fein sanft ab/ und säubere sie zuletzt mit etwas Baumöl. Alsdann ist mit dem Grabstichel/ an welchem Ort es nötig/ hin und wider zu helffen/ und wird also die Platte zum abdrucken ganz fertig seyn. Diese Manier/ das Scheidwasser aufzugiessen/ ist zu dem harten schwarzen Grund dienlich.
Der andere weiche Etzgrund/ wird also gemachet. Man nehme 1½ Unzen weißes und sauber gereinigtes Jungfrau-Wachs/ 1 Unze schönen/ klaren und fein klein zerstossenen Mastir/ ½ Unz asphaltum oder Spalt/ so auch fein zerrieben und rein gestossen seyn soll. Hierauf lasse man das Wachs über einem sanften Kolfeuer/ in einem wolverglasten irdenen Geschirrlein/ zergehen/ und wann es wol zergangen oder geschmolzen und noch warm ist/ so bestreue man es mit besagtem Mastix allgemach über und über/ auf daß er laulicht schmelze/ und unterrühre folgends denselben wol/ mit einem Span oder Hölzlein. Wann nun der Mastix im Wachs zerschmolzen/ so bestreue man ferner diese Vermischung/ mit dem kleinen geriebenen Asphalt, wie zuvor mit dem Mastix geschehen/ und rühre also alles untereinander/ welches in einer Viertelstunde geschehen kan. Wann endlich alles wol vermischet ist/ so nehme man das Geschirr von
Der weiche Etzgrund/
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