Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] auch in das Italiänische Itinerarium oder Reißbeschreibung/ eingebracht/ daselbst sie in Kupfer zu sehen sind.

Er schiffet von dar nach Malta/ besihet alda das Altar-blat von S. Johannis Enthauptung/ des Mich. Angelo da Caravaggio Werk. Er reiset/ durch Apulien/ wieder nach Rom/ Aus dieser Insel/ ließe Er sich von Winden und Segeln nach Malta bringen: alwo Er/ die schöne Vestung/ samt andern seltenheiten/ ihme wol in das Gedächtnis gebildet/ sonderlich das fürtreffliche Blat von Joannis Enthauptung/ so Michael Angelo da Caravaggio ganz natürlich gemahlet/ und/ als in die runde/ kunstreich erhoben. Von dannen fuhre Er nach Apulien/ und reisete/ durch diese Provinz/ wieder auf Rom zu: welchem Lande die Mänge der gefährlichen Scorpionen/ Tarantoli genannt/ samt der unaussprechlichen Hitze/ das bekannte Sprüchwort erworben: Chi vol sentir le tormenti del inferno, vadi in Apulia, le stati in Aqua degl' inferni.

Als Er wieder nach Rom gelanget/ ward Er von allen Virtuosen bewillkommet/ und hielte sich wieder fleißig zur Academie: da ihme dann/ wegen seiner beständigen Tugend/ stäter Verbässerung mahlet daselbst P. Urbani VIII Contrafät; und immerwärenden Kunst-Zunehmens/ P. Urbani VIII Contrafät zu machen/ vertrauet worden: mit dessen lebhafter Natürlichkeit Er so grosses Lob bey Hof erhalten/ daß man Ihme hiernächst sehr viel/ theils Historische/ theils Poetische Werke/ anbefohlen. Hierneben hat Er/ soviel möglich/ die köstliche Zeit wargenommen/ und ganze Bücher samlet ihm ein Studien- Buch; von der raresten antichen Statuen/ auch ruhmwürdigster Gemälde Abrißen/, so zu seinen Studien dienlich/ zusammen getragen: damit solche künftig/ bey abgang der Originalien/ seinem Gedächtnis verhülflich seyn könten.

Damit aber dieser glückliche Künstler auch wissen möchte/ wie Fortuna auf einer runden und leicht-beweglichen Kugel stehe/ und/ nach dem alten wird/ aus Ehr-Neid/ verkleinert/ Sprichwort/ Apollo nicht allemal lache: wurde sein großes Glück durch seine Mißgönner/ mit einer trüben Wolke überzogen/welche/ aus bittrem Neid/ auch seine wenigste Irrgänge herfürgezogen/ seine Kunstfärtigkeit damit/ soviel möglich/ zu verkleinern. Sie bedachten aber nicht/ daß Er ihme solches vernünftig zu nutzen machen/ und als eine ämsige Biene/ auch aus diesen bittern und vergifteten Kräutern/ das bäste Honig der Vollkommenheit heraussaugen würde. Dann Er hatte/ wegen seiner leutseligen Manier und höflichen Weise mit jederman umzugehen/ viel mehr vertraute Freunde/ welches er ihm aber zu nutz machet. als widerwärtige Feinde. Daher jene/ dieser ihre Tadeleyen und Beschimpfungen/ ihme aufs genauste zu ohren brachten: und hierdurch erfuhre Er/ was sonsten seine Freunde ungetadelt verschwiegen/ und lernte/ aus der Mißgünstigen Correction, seine Fehler verbässern/ welches Ihn dann zur wahren Perfection gefördert.

Unter seinen bästen und vertrautesten Freunden/ ware auch Claudius Gilli ein Lothringer/ und unlängst-angekommener Landschaft-Mahler: welcher Er und Claude Gilli, erfinden die natürlichste Weise/ Landschaften nach dem Leben zu mahlen. mit unserm H. von Sandrart oft nach Tivoli spatziret/ auch in Prinz Justinians Garten/ an stat des Zeichnens/ große Bäume/ Landschaften und Wasserfälle/ nach dem Leben gemahlt: worinn sie/ durch solche Übung/ soweit gestiegen/ daß sie die Fusstapfen der Natur aufs genauste erreicht. Wie[Spaltenumbruch] dann Claudius nachmals bey dem Landschaft-Mahlen geblieben/ und man/ nach aller erfahrnen Kunstliebenden aussage/ wenig seines gleichen findet. Herr von Sandrart hat etliche seiner köstlichen Stücke zusammen gekauft: die er in seinem Kunst-Cabinet/ als einen sonderbaren Schatz/ zu jedes geneigten Liebhabers Contento, verwahret aufbehält.

Seine Rück-Abreise aus Italien/ Nachdem aber nun sieben Jahre vorbeygestrichen/ daß er allein in Rom/ anderer Oerter zu geschweigen/ sich aufgehalten/ nahme Er/ im anfang des Junii, nachdem Er alle Rariteten nochmals besehen/ und alles/ was nöhtig/ annotirt/ auch alle virtuose Künstler höflich beurlaubet/ seinen Weg über Florenz/ Bologna, Venetia, und durch ganz Lombardien/ nach Meyland. Teutschland/ ware nach Teutschland durch die drey Furien/ Krieg/ Hunger und Pest/ damals/ sonderlich im Elsaß/ Franken und am Rheinstrom/ ganz umgekehret und verheeret/ und überall von dem blut= und glut-wütenden Mars unsicher und wüst gemacht: weswegen unser Herr von Sandrart/ nachdem Er Teutschland wieder erreichet/ mit höchster Gefahr Leibs und Lebens/ über Breisach/ Speyer/ Frankenthal und Oppenheim/ gegen Frankfurt gereiset. Weil damals A. 1635 dieses sein Vatterland/ von Ihr. Käyserl. Majest. General Grafen von Gallas, mit 13000 Mann blocquirt war/ als muste er/ in der Pfingst-Nacht/ Er komt/ mit großer Gefahr/ in dem belägerten Frankfurt an/ durch das Croatische Lager/ sich zu fuß hinan wegen: da Er dann/ ein Gesträuße zum Schirm habend/ bey anbrechendem Tag/ mit verwunderung der Schildwacht/ am Thor glücklichen angelangt/ und nachdem er sich kund gegeben/ alsobald eingelassen/ auch von seinen Befreundten/ wie leichtlich zu glauben/ mit sonders-großer Freude empfangen worden. verfärtiget daselbst viel vornehme Contrafäte/ Seine Kunstfärtigkeit wurde gleich ruchbar/ als er Herz. Bernhards von Weimar/ auch verschiedener dessen Generals-Personen und anderer Officirer/ Contrafäte nach dem Leben gemahlet. Es wurden Ihme sofort/ die Herren de Neufuille, als sonderbare Kunst-Liebhabere/ mit so guter Affection zugethan/ daß sie zwischen Ihme und ihrer Bäsen/ Jungfrauen Johanna von Milkau/ und trifft eine glückliche Heurat. auf Stockau Adelichen Tochter/ vermutlich daß sie Ihn bey sich behalten möchten/ eine Heurat gestiftet.

Weil aber der Teutschen Lande Wolstand je mehr und mehr ab- und die Hungersnoht/ neben der Pest/ so stark überhand genommen/ daß man Ihme seinen Scholarn/ den jungen Matthaeum Merian/ als er denselben/ gegen abends/ zu seinem Schwager in einer Verrichtung gesendet/ mit anwurf eines Stricks um den Hals/ erwürgen und zur Schlachtbank liefern wollen/ dessen sich etliche hungerige Bauren unterstanden/ denen er aber glücklich entronnen: hat dieses ihn so perplex Er begibt sich nach Amsterdam gemacht/ daß Er sich/ samt den Seinigen/ zu mehrer Sicherheit/ nach Amsterdam verwandlet. Daselbst hat Er einen Kunst-vollen Parnass der Edlen Mahlerey aufgerichtet/ und gleich anfangs/ durch hochgepriesene Werke/ sich in so großen Ruhm gebracht/ daß Er von männiglich/ nicht allein/ wegen seiner weltkundigen Kunst-Wissenschaft/ sondern auch wegen tugendlichen Wandels/ höflichen Comportements und zierlichen Conversationen/

[Spaltenumbruch] auch in das Italiänische Itinerarium oder Reißbeschreibung/ eingebracht/ daselbst sie in Kupfer zu sehen sind.

Er schiffet von dar nach Malta/ besihet alda das Altar-blat von S. Johannis Enthauptung/ des Mich. Angelo da Caravaggio Werk. Er reiset/ durch Apulien/ wieder nach Rom/ Aus dieser Insel/ ließe Er sich von Winden und Segeln nach Malta bringen: alwo Er/ die schöne Vestung/ samt andern seltenheiten/ ihme wol in das Gedächtnis gebildet/ sonderlich das fürtreffliche Blat von Joannis Enthauptung/ so Michaël Angelo da Caravaggio ganz natürlich gemahlet/ und/ als in die runde/ kunstreich erhoben. Von dannen fuhre Er nach Apulien/ und reisete/ durch diese Provinz/ wieder auf Rom zu: welchem Lande die Mänge der gefährlichen Scorpionen/ Tarantoli genannt/ samt der unaussprechlichen Hitze/ das bekannte Sprüchwort erworben: Chi vol sentir le tormenti del inferno, vadi in Apulia, le stati in Aqua degl’ inferni.

Als Er wieder nach Rom gelanget/ ward Er von allen Virtuosen bewillkommet/ und hielte sich wieder fleißig zur Academie: da ihme dann/ wegen seiner beständigen Tugend/ stäter Verbässerung mahlet daselbst P. Urbani VIII Contrafät; und immerwärenden Kunst-Zunehmens/ P. Urbani VIII Contrafät zu machen/ vertrauet worden: mit dessen lebhafter Natürlichkeit Er so grosses Lob bey Hof erhalten/ daß man Ihme hiernächst sehr viel/ theils Historische/ theils Poetische Werke/ anbefohlen. Hierneben hat Er/ soviel möglich/ die köstliche Zeit wargenommen/ und ganze Bücher samlet ihm ein Studien- Buch; von der raresten antichen Statuen/ auch ruhmwürdigster Gemälde Abrißen/, so zu seinen Studien dienlich/ zusammen getragen: damit solche künftig/ bey abgang der Originalien/ seinem Gedächtnis verhülflich seyn könten.

Damit aber dieser glückliche Künstler auch wissen möchte/ wie Fortuna auf einer runden und leicht-beweglichen Kugel stehe/ und/ nach dem alten wird/ aus Ehr-Neid/ verkleinert/ Sprichwort/ Apollo nicht allemal lache: wurde sein großes Glück durch seine Mißgönner/ mit einer trüben Wolke überzogen/welche/ aus bittrem Neid/ auch seine wenigste Irrgänge herfürgezogen/ seine Kunstfärtigkeit damit/ soviel möglich/ zu verkleinern. Sie bedachten aber nicht/ daß Er ihme solches vernünftig zu nutzen machen/ und als eine ämsige Biene/ auch aus diesen bittern und vergifteten Kräutern/ das bäste Honig der Vollkommenheit heraussaugen würde. Dann Er hatte/ wegen seiner leutseligen Manier und höflichen Weise mit jederman umzugehen/ viel mehr vertraute Freunde/ welches er ihm aber zu nutz machet. als widerwärtige Feinde. Daher jene/ dieser ihre Tadeleyen und Beschimpfungen/ ihme aufs genauste zu ohren brachten: und hierdurch erfuhre Er/ was sonsten seine Freunde ungetadelt verschwiegen/ und lernte/ aus der Mißgünstigen Correction, seine Fehler verbässern/ welches Ihn dann zur wahren Perfection gefördert.

Unter seinen bästen und vertrautesten Freunden/ ware auch Claudius Gilli ein Lothringer/ und unlängst-angekommener Landschaft-Mahler: welcher Er und Claude Gilli, erfinden die natürlichste Weise/ Landschaften nach dem Leben zu mahlen. mit unserm H. von Sandrart oft nach Tivoli spatziret/ auch in Prinz Justinians Garten/ an stat des Zeichnens/ große Bäume/ Landschaften und Wasserfälle/ nach dem Leben gemahlt: worinn sie/ durch solche Übung/ soweit gestiegen/ daß sie die Fusstapfen der Natur aufs genauste erreicht. Wie[Spaltenumbruch] dann Claudius nachmals bey dem Landschaft-Mahlen geblieben/ und man/ nach aller erfahrnen Kunstliebenden aussage/ wenig seines gleichen findet. Herr von Sandrart hat etliche seiner köstlichen Stücke zusammen gekauft: die er in seinem Kunst-Cabinet/ als einen sonderbaren Schatz/ zu jedes geneigten Liebhabers Contento, verwahret aufbehält.

Seine Rück-Abreise aus Italien/ Nachdem aber nun sieben Jahre vorbeygestrichen/ daß er allein in Rom/ anderer Oerter zu geschweigen/ sich aufgehalten/ nahme Er/ im anfang des Junii, nachdem Er alle Rariteten nochmals besehen/ und alles/ was nöhtig/ annotirt/ auch alle virtuose Künstler höflich beurlaubet/ seinen Weg über Florenz/ Bologna, Venetia, und durch ganz Lombardien/ nach Meyland. Teutschland/ ware nach Teutschland durch die drey Furien/ Krieg/ Hunger und Pest/ damals/ sonderlich im Elsaß/ Franken und am Rheinstrom/ ganz umgekehret und verheeret/ und überall von dem blut= und glut-wütenden Mars unsicher und wüst gemacht: weswegen unser Herr von Sandrart/ nachdem Er Teutschland wieder erreichet/ mit höchster Gefahr Leibs und Lebens/ über Breisach/ Speyer/ Frankenthal und Oppenheim/ gegen Frankfurt gereiset. Weil damals A. 1635 dieses sein Vatterland/ von Ihr. Käyserl. Majest. General Grafen von Gallas, mit 13000 Mann blocquirt war/ als muste er/ in der Pfingst-Nacht/ Er komt/ mit großer Gefahr/ in dem belägerten Frankfurt an/ durch das Croatische Lager/ sich zu fuß hinan wegen: da Er dann/ ein Gesträuße zum Schirm habend/ bey anbrechendem Tag/ mit verwunderung der Schildwacht/ am Thor glücklichen angelangt/ und nachdem er sich kund gegeben/ alsobald eingelassen/ auch von seinen Befreundten/ wie leichtlich zu glauben/ mit sonders-großer Freude empfangen worden. verfärtiget daselbst viel vornehme Contrafäte/ Seine Kunstfärtigkeit wurde gleich ruchbar/ als er Herz. Bernhards von Weimar/ auch verschiedener dessen Generals-Personen und anderer Officirer/ Contrafäte nach dem Leben gemahlet. Es wurden Ihme sofort/ die Herren de Neufuille, als sonderbare Kunst-Liebhabere/ mit so guter Affection zugethan/ daß sie zwischen Ihme und ihrer Bäsen/ Jungfrauen Johanna von Milkau/ und trifft eine glückliche Heurat. auf Stockau Adelichen Tochter/ vermutlich daß sie Ihn bey sich behalten möchten/ eine Heurat gestiftet.

Weil aber der Teutschen Lande Wolstand je mehr und mehr ab- und die Hungersnoht/ neben der Pest/ so stark überhand genommen/ daß man Ihme seinen Scholarn/ den jungen Matthaeum Merian/ als er denselben/ gegen abends/ zu seinem Schwager in einer Verrichtung gesendet/ mit anwurf eines Stricks um den Hals/ erwürgen und zur Schlachtbank liefern wollen/ dessen sich etliche hungerige Bauren unterstanden/ denen er aber glücklich entronnen: hat dieses ihn so perplex Er begibt sich nach Amsterdam gemacht/ daß Er sich/ samt den Seinigen/ zu mehrer Sicherheit/ nach Amsterdam verwandlet. Daselbst hat Er einen Kunst-vollen Parnass der Edlen Mahlerey aufgerichtet/ und gleich anfangs/ durch hochgepriesene Werke/ sich in so großen Ruhm gebracht/ daß Er von männiglich/ nicht allein/ wegen seiner weltkundigen Kunst-Wissenschaft/ sondern auch wegen tugendlichen Wandels/ höflichen Comportements und zierlichen Conversationen/

<TEI>
  <text>
    <back>
      <div>
        <p xml:id="p629.5"><pb facs="#f0222" xml:id="pb-630" n="[Lebenslauf, S. 12]"/><cb/>
auch in das Italiänische <hi rendition="#aq">Itinerarium</hi> oder Reißbeschreibung/ eingebracht/ daselbst sie in Kupfer zu sehen sind.</p>
        <p xml:id="p630.1"><note place="right">Er schiffet von dar nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-428 http://www.geonames.org/2562772/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005729">Malta</placeName>/ besihet alda <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-47">das Altar-blat von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">S. Johannis</persName></hi> Enthauptung</name>/ des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1 http://d-nb.info/gnd/118519034 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115312 http://viaf.org/viaf/12317003">Mich. Angelo da Caravaggio</persName></hi> Werk. Er reiset/ durch <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-5 http://www.geonames.org/3169778/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010380"><hi rendition="#aq">Apuli</hi>en</placeName>/ wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/</note> Aus dieser Insel/ ließe Er sich von Winden und Segeln nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-428 http://www.geonames.org/2562772/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005729">Malta</placeName> bringen: alwo Er/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1569 http://www.geonames.org/2562305/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005732">die schöne Vestung</placeName>/ samt andern seltenheiten/ ihme wol in das Gedächtnis gebildet/ sonderlich <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-47">das fürtreffliche Blat von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">Joannis</persName></hi> Enthauptung</name>/ so <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1 http://d-nb.info/gnd/118519034 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115312 http://viaf.org/viaf/12317003">Michaël Angelo da Caravaggio</persName></hi> ganz natürlich gemahlet/ und/ als in die runde/ kunstreich erhoben. Von dannen fuhre Er nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-5 http://www.geonames.org/3169778/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010380">Apulien</placeName>/</hi> und reisete/ durch diese Provinz/ wieder auf <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> zu: welchem Lande die Mänge der gefährlichen Scorpionen/ <hi rendition="#aq">Tarantoli</hi> genannt/ samt der unaussprechlichen Hitze/ das bekannte Sprüchwort erworben: <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="ita">Chi vol sentir le tormenti del inferno, vadi in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-5 http://www.geonames.org/3169778/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010380">Apulia</placeName>, le stati in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1570 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004154">Aqua</placeName> degl&#x2019; inferni.</foreign></hi></p>
        <p xml:id="p630.2">Als Er wieder nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gelanget/ ward Er von allen <hi rendition="#aq">Virtuos</hi>en bewillkommet/ und hielte sich wieder fleißig zur <hi rendition="#aq">Academie:</hi> da ihme dann/ wegen seiner beständigen Tugend/ stäter Verbässerung <note place="right">mahlet daselbst <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-160"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2 http://d-nb.info/gnd/118625586 http://viaf.org/viaf/96062867">P. <hi rendition="#aq">Urbani VIII</hi></persName> Contrafät</name>;</note> und immerwärenden Kunst-Zunehmens/ <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-160"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2 http://d-nb.info/gnd/118625586 http://viaf.org/viaf/96062867">P. <hi rendition="#aq">Urbani VIII</hi></persName> Contrafät</name> zu machen/ vertrauet worden: mit dessen lebhafter Natürlichkeit Er so grosses Lob bey Hof erhalten/ daß man Ihme hiernächst sehr viel/ theils Historische/ theils Poetische Werke/ anbefohlen. Hierneben hat Er/ soviel möglich/ die köstliche Zeit wargenommen/ und ganze Bücher <note place="right">samlet ihm ein <hi rendition="#aq">Studi</hi>en- Buch;</note> von der raresten <hi rendition="#aq">antich</hi>en <hi rendition="#aq">Statu</hi>en/ auch ruhmwürdigster Gemälde Abrißen/, so zu seinen <hi rendition="#aq">Studien</hi> dienlich/ zusammen getragen: damit solche künftig/ bey abgang der <hi rendition="#aq">Originalien</hi>/ seinem Gedächtnis verhülflich seyn könten.</p>
        <p xml:id="p630.3">Damit aber dieser glückliche Künstler auch wissen möchte/ wie <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-555 http://d-nb.info/gnd/118893025 http://viaf.org/viaf/69727614">Fortuna</persName></hi> auf einer runden und leicht-beweglichen Kugel stehe/ und/ nach dem alten <note place="right">wird/ aus Ehr-Neid/ verkleinert/</note> Sprichwort/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName></hi> nicht allemal lache: wurde sein großes Glück durch seine Mißgönner/ mit einer trüben Wolke überzogen/welche/ aus bittrem Neid/ auch seine wenigste Irrgänge herfürgezogen/ seine Kunstfärtigkeit damit/ soviel möglich/ zu verkleinern. Sie bedachten aber nicht/ daß Er ihme solches vernünftig zu nutzen machen/ und als eine ämsige Biene/ auch aus diesen bittern und vergifteten Kräutern/ das bäste Honig der Vollkommenheit heraussaugen würde. Dann Er hatte/ wegen seiner leutseligen Manier und höflichen Weise mit jederman umzugehen/ viel mehr vertraute Freunde/ <note place="right">welches er ihm aber zu nutz machet.</note> als widerwärtige Feinde. Daher jene/ dieser ihre Tadeleyen und Beschimpfungen/ ihme aufs genauste zu ohren brachten: und hierdurch erfuhre Er/ was sonsten seine Freunde ungetadelt verschwiegen/ und lernte/ aus der Mißgünstigen <hi rendition="#aq">Correction,</hi> seine Fehler verbässern/ welches Ihn dann zur wahren <hi rendition="#aq">Perfection</hi> gefördert.</p>
        <p xml:id="p630.4">Unter seinen bästen und vertrautesten Freunden/ ware auch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3 http://d-nb.info/gnd/118574450 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115366 http://viaf.org/viaf/96538019">Claudius Gilli</persName></hi> ein Lothringer/ und unlängst-angekommener Landschaft-Mahler: welcher <note place="right">Er und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3 http://d-nb.info/gnd/118574450 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115366 http://viaf.org/viaf/96538019">Claude Gilli</persName>,</hi> erfinden die natürlichste Weise/ Landschaften nach dem Leben zu mahlen.</note> mit unserm <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">H. von Sandrart</persName> oft nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-231 http://www.geonames.org/3165624/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006968">Tivoli</placeName></hi> spatziret/ auch in Prinz Justinians Garten/ an stat des Zeichnens/ große Bäume/ Landschaften und Wasserfälle/ nach dem Leben gemahlt: worinn sie/ durch solche Übung/ soweit gestiegen/ daß sie die Fusstapfen der Natur aufs genauste erreicht. Wie<cb/>
dann <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3 http://d-nb.info/gnd/118574450 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115366 http://viaf.org/viaf/96538019">Claudius</persName></hi> nachmals bey dem Landschaft-Mahlen geblieben/ und man/ nach aller erfahrnen Kunstliebenden aussage/ wenig seines gleichen findet. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Herr von Sandrart</persName> hat etliche seiner köstlichen Stücke zusammen gekauft: die er in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-695">seinem Kunst-Cabinet</placeName>/ als einen sonderbaren Schatz/ zu jedes geneigten Liebhabers <hi rendition="#aq">Contento,</hi> verwahret aufbehält.</p>
        <p xml:id="p630.5"><note place="right">Seine Rück-Abreise <choice><sic>ans</sic><corr>aus</corr></choice> <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>/</note> Nachdem aber nun sieben Jahre vorbeygestrichen/ daß er allein in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ anderer Oerter zu geschweigen/ sich aufgehalten/ nahme Er/ im anfang des <hi rendition="#aq">Junii,</hi> nachdem Er alle Rariteten nochmals besehen/ und alles/ was nöhtig/ <hi rendition="#aq">annotirt/</hi> auch alle <hi rendition="#aq">virtuose</hi> Künstler höflich beurlaubet/ seinen Weg über <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-8 http://www.geonames.org/3181928/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004847">Bologna</placeName>, <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venetia</placeName>,</hi> und durch ganz <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2 http://www.geonames.org/3174618/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003237"><hi rendition="#aq">Lombardi</hi>en</placeName>/ nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-3 http://www.geonames.org/3173435/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005903">Meyland</placeName>. <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName>/ ware <note place="right">nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName></note> durch die drey Furien/ Krieg/ Hunger und Pest/ damals/ sonderlich im <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-21 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7024265">Elsaß</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-22 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012456">Franken</placeName> und am <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-4 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012611">Rheinstrom</placeName>/ ganz umgekehret und verheeret/ und überall von dem blut= und glut-wütenden <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName></hi> unsicher und wüst gemacht: weswegen unser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4 http://d-nb.info/gnd/118794396 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014974 http://viaf.org/viaf/66562250">Herr von Sandrart</persName>/ nachdem Er <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName> wieder erreichet/ mit höchster Gefahr Leibs und Lebens/ über <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-20 http://www.geonames.org/2944800/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005968">Breisach</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-10 http://www.geonames.org/2830582/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012341">Speyer</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-11 http://www.geonames.org/2925550/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012458">Frankenthal</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-12 http://www.geonames.org/2857167/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012639">Oppenheim</placeName>/ gegen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-9 http://www.geonames.org/2925533/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005293">Frankfurt</placeName> gereiset. Weil damals <date rendition="#aq" when="1635">A. 1635</date> dieses sein <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Vatterland</placeName>/ von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-6 http://d-nb.info/gnd/118537288 http://viaf.org/viaf/40170039">Ihr. Käyserl. Majest. General Grafen von <hi rendition="#aq">Gallas</hi></persName>, mit 13000 Mann <hi rendition="#aq">blocqui</hi>rt war/ als muste er/ in der Pfingst-Nacht/ <note place="right">Er komt/ mit großer Gefahr/ in dem belägerten <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-9 http://www.geonames.org/2925533/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005293">Frankfurt</placeName> an/</note> durch das Croatische Lager/ sich zu fuß hinan wegen: da Er dann/ ein Gesträuße zum Schirm habend/ bey anbrechendem Tag/ mit verwunderung der Schildwacht/ am Thor glücklichen angelangt/ und nachdem er sich kund gegeben/ alsobald eingelassen/ auch von seinen Befreundten/ wie leichtlich zu glauben/ mit sonders-großer Freude empfangen worden. <note place="right">verfärtiget daselbst viel vornehme Contrafäte/</note> Seine Kunstfärtigkeit wurde gleich ruchbar/ als er <name type="artificialWork" ref="http://ta.sandrart.net/-artwork-161"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-7 http://d-nb.info/gnd/118656368 http://viaf.org/viaf/8181113">Herz. Bernhards von Weimar</persName>/ auch verschiedener dessen Generals-Personen und anderer Officirer/ Contrafäte nach dem Leben gemahlet</name>. Es wurden Ihme sofort/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-11 http://d-nb.info/gnd/133651657 http://viaf.org/viaf/30733853">Herren <hi rendition="#aq">de Neufuille</hi></persName><hi rendition="#aq">,</hi> als sonderbare Kunst-Liebhabere/ mit so guter <hi rendition="#aq">Affection</hi> zugethan/ daß sie zwischen Ihme und ihrer Bäsen/ Jungfrauen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-8">Johanna von Milkau</persName>/ <note place="right">und trifft eine glückliche Heurat.</note> auf <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-19">Stockau</placeName> Adelichen Tochter/ vermutlich daß sie Ihn bey sich behalten möchten/ eine Heurat gestiftet.</p>
        <p xml:id="p630.6">Weil aber der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschen Lande</placeName> Wolstand je mehr und mehr ab- und die Hungersnoht/ neben der Pest/ so stark überhand genommen/ daß man Ihme seinen <hi rendition="#aq">Scholarn/</hi> den jungen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-9 http://d-nb.info/gnd/119363577 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500019793 http://viaf.org/viaf/98612721"><hi rendition="#aq">Matthaeum</hi> Merian</persName>/ als er denselben/ gegen abends/ zu seinem Schwager in einer Verrichtung gesendet/ mit anwurf eines Stricks um den Hals/ erwürgen und zur Schlachtbank liefern wollen/ dessen sich etliche hungerige Bauren unterstanden/ denen er aber glücklich entronnen: hat dieses ihn so <hi rendition="#aq">perplex</hi> <note place="right">Er begibt sich nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName></note> gemacht/ daß Er sich/ samt den Seinigen/ zu mehrer Sicherheit/ nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-13 http://www.geonames.org/2759794/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006952">Amsterdam</placeName> verwandlet. Daselbst hat Er einen Kunst-vollen <hi rendition="#aq">Parnass</hi> der Edlen Mahlerey aufgerichtet/ und gleich anfangs/ durch hochgepriesene Werke/ sich in so großen Ruhm gebracht/ daß Er von männiglich/ nicht allein/ wegen seiner weltkundigen Kunst-Wissenschaft/ sondern auch wegen tugendlichen Wandels/ höflichen <hi rendition="#aq">Comportements</hi> und zierlichen <hi rendition="#aq">Conversation</hi>en/
</p>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[[Lebenslauf, S. 12]/0222] auch in das Italiänische Itinerarium oder Reißbeschreibung/ eingebracht/ daselbst sie in Kupfer zu sehen sind. Aus dieser Insel/ ließe Er sich von Winden und Segeln nach Malta bringen: alwo Er/ die schöne Vestung/ samt andern seltenheiten/ ihme wol in das Gedächtnis gebildet/ sonderlich das fürtreffliche Blat von Joannis Enthauptung/ so Michaël Angelo da Caravaggio ganz natürlich gemahlet/ und/ als in die runde/ kunstreich erhoben. Von dannen fuhre Er nach Apulien/ und reisete/ durch diese Provinz/ wieder auf Rom zu: welchem Lande die Mänge der gefährlichen Scorpionen/ Tarantoli genannt/ samt der unaussprechlichen Hitze/ das bekannte Sprüchwort erworben: Chi vol sentir le tormenti del inferno, vadi in Apulia, le stati in Aqua degl’ inferni. Er schiffet von dar nach Malta/ besihet alda das Altar-blat von S. Johannis Enthauptung/ des Mich. Angelo da Caravaggio Werk. Er reiset/ durch Apulien/ wieder nach Rom/ Als Er wieder nach Rom gelanget/ ward Er von allen Virtuosen bewillkommet/ und hielte sich wieder fleißig zur Academie: da ihme dann/ wegen seiner beständigen Tugend/ stäter Verbässerung und immerwärenden Kunst-Zunehmens/ P. Urbani VIII Contrafät zu machen/ vertrauet worden: mit dessen lebhafter Natürlichkeit Er so grosses Lob bey Hof erhalten/ daß man Ihme hiernächst sehr viel/ theils Historische/ theils Poetische Werke/ anbefohlen. Hierneben hat Er/ soviel möglich/ die köstliche Zeit wargenommen/ und ganze Bücher von der raresten antichen Statuen/ auch ruhmwürdigster Gemälde Abrißen/, so zu seinen Studien dienlich/ zusammen getragen: damit solche künftig/ bey abgang der Originalien/ seinem Gedächtnis verhülflich seyn könten. mahlet daselbst P. Urbani VIII Contrafät; samlet ihm ein Studien- Buch; Damit aber dieser glückliche Künstler auch wissen möchte/ wie Fortuna auf einer runden und leicht-beweglichen Kugel stehe/ und/ nach dem alten Sprichwort/ Apollo nicht allemal lache: wurde sein großes Glück durch seine Mißgönner/ mit einer trüben Wolke überzogen/welche/ aus bittrem Neid/ auch seine wenigste Irrgänge herfürgezogen/ seine Kunstfärtigkeit damit/ soviel möglich/ zu verkleinern. Sie bedachten aber nicht/ daß Er ihme solches vernünftig zu nutzen machen/ und als eine ämsige Biene/ auch aus diesen bittern und vergifteten Kräutern/ das bäste Honig der Vollkommenheit heraussaugen würde. Dann Er hatte/ wegen seiner leutseligen Manier und höflichen Weise mit jederman umzugehen/ viel mehr vertraute Freunde/ als widerwärtige Feinde. Daher jene/ dieser ihre Tadeleyen und Beschimpfungen/ ihme aufs genauste zu ohren brachten: und hierdurch erfuhre Er/ was sonsten seine Freunde ungetadelt verschwiegen/ und lernte/ aus der Mißgünstigen Correction, seine Fehler verbässern/ welches Ihn dann zur wahren Perfection gefördert. wird/ aus Ehr-Neid/ verkleinert/ welches er ihm aber zu nutz machet. Unter seinen bästen und vertrautesten Freunden/ ware auch Claudius Gilli ein Lothringer/ und unlängst-angekommener Landschaft-Mahler: welcher mit unserm H. von Sandrart oft nach Tivoli spatziret/ auch in Prinz Justinians Garten/ an stat des Zeichnens/ große Bäume/ Landschaften und Wasserfälle/ nach dem Leben gemahlt: worinn sie/ durch solche Übung/ soweit gestiegen/ daß sie die Fusstapfen der Natur aufs genauste erreicht. Wie dann Claudius nachmals bey dem Landschaft-Mahlen geblieben/ und man/ nach aller erfahrnen Kunstliebenden aussage/ wenig seines gleichen findet. Herr von Sandrart hat etliche seiner köstlichen Stücke zusammen gekauft: die er in seinem Kunst-Cabinet/ als einen sonderbaren Schatz/ zu jedes geneigten Liebhabers Contento, verwahret aufbehält. Er und Claude Gilli, erfinden die natürlichste Weise/ Landschaften nach dem Leben zu mahlen. Nachdem aber nun sieben Jahre vorbeygestrichen/ daß er allein in Rom/ anderer Oerter zu geschweigen/ sich aufgehalten/ nahme Er/ im anfang des Junii, nachdem Er alle Rariteten nochmals besehen/ und alles/ was nöhtig/ annotirt/ auch alle virtuose Künstler höflich beurlaubet/ seinen Weg über Florenz/ Bologna, Venetia, und durch ganz Lombardien/ nach Meyland. Teutschland/ ware durch die drey Furien/ Krieg/ Hunger und Pest/ damals/ sonderlich im Elsaß/ Franken und am Rheinstrom/ ganz umgekehret und verheeret/ und überall von dem blut= und glut-wütenden Mars unsicher und wüst gemacht: weswegen unser Herr von Sandrart/ nachdem Er Teutschland wieder erreichet/ mit höchster Gefahr Leibs und Lebens/ über Breisach/ Speyer/ Frankenthal und Oppenheim/ gegen Frankfurt gereiset. Weil damals A. 1635 dieses sein Vatterland/ von Ihr. Käyserl. Majest. General Grafen von Gallas, mit 13000 Mann blocquirt war/ als muste er/ in der Pfingst-Nacht/ durch das Croatische Lager/ sich zu fuß hinan wegen: da Er dann/ ein Gesträuße zum Schirm habend/ bey anbrechendem Tag/ mit verwunderung der Schildwacht/ am Thor glücklichen angelangt/ und nachdem er sich kund gegeben/ alsobald eingelassen/ auch von seinen Befreundten/ wie leichtlich zu glauben/ mit sonders-großer Freude empfangen worden. Seine Kunstfärtigkeit wurde gleich ruchbar/ als er Herz. Bernhards von Weimar/ auch verschiedener dessen Generals-Personen und anderer Officirer/ Contrafäte nach dem Leben gemahlet. Es wurden Ihme sofort/ die Herren de Neufuille, als sonderbare Kunst-Liebhabere/ mit so guter Affection zugethan/ daß sie zwischen Ihme und ihrer Bäsen/ Jungfrauen Johanna von Milkau/ auf Stockau Adelichen Tochter/ vermutlich daß sie Ihn bey sich behalten möchten/ eine Heurat gestiftet. Seine Rück-Abreise aus Italien/ nach Teutschland Er komt/ mit großer Gefahr/ in dem belägerten Frankfurt an/ verfärtiget daselbst viel vornehme Contrafäte/ und trifft eine glückliche Heurat. Weil aber der Teutschen Lande Wolstand je mehr und mehr ab- und die Hungersnoht/ neben der Pest/ so stark überhand genommen/ daß man Ihme seinen Scholarn/ den jungen Matthaeum Merian/ als er denselben/ gegen abends/ zu seinem Schwager in einer Verrichtung gesendet/ mit anwurf eines Stricks um den Hals/ erwürgen und zur Schlachtbank liefern wollen/ dessen sich etliche hungerige Bauren unterstanden/ denen er aber glücklich entronnen: hat dieses ihn so perplex gemacht/ daß Er sich/ samt den Seinigen/ zu mehrer Sicherheit/ nach Amsterdam verwandlet. Daselbst hat Er einen Kunst-vollen Parnass der Edlen Mahlerey aufgerichtet/ und gleich anfangs/ durch hochgepriesene Werke/ sich in so großen Ruhm gebracht/ daß Er von männiglich/ nicht allein/ wegen seiner weltkundigen Kunst-Wissenschaft/ sondern auch wegen tugendlichen Wandels/ höflichen Comportements und zierlichen Conversationen/ Er begibt sich nach Amsterdam

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/222
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [Lebenslauf, S. 12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/222>, abgerufen am 04.12.2024.