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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] reichlich bezahlt worden. Weil er aber Anno 1572. zu Mechlen von dem Kriegsvolk jammerlich überfallen und geplündert worden/ als ist er ganz beraubt Seine Gemälde zu Antorf. und unbekleidet nach Antorf gekommen/ allwo ihn ein Kunst-liebender Herr von Belle in Flandern/ Antonius Couvreur mit Nahmen/ wol empfangen und herrlich gekleidet/ so/ daß ihme nichts gemangelt. Unter andern Sachen/ die er zu Antorf gemacht/ mahlete er ein Buch von miniatur, von allerley Fisch und Vögeln nach dem Leben/ so gewißlich würdig zu sehen/ daselbst aber verließe er das Tuch-Mahlen ganz und gar/ weiln er sahe/ daß andere seine Tuch kauffeten und ganz nachcopirten/ oder wol gar für das ihrige angaben; daher er sich ganz auf das Landschaft-Mahlen/ und Historien Legt sich auf die miniatur. von miniatur gelegt/ sagende: Lasset sie dieses nun mir nachthun. Anno 1584. muste er/ wegen des entstandenen Tumults und feindlichen Zufalls/ aus Antorf/ da er dann nach Bergen auf den Dum gekommen/ und daselbst ungefehr zwey Jahr lang wohnhaft verblieben; von dar aber hatte er sich nach Delf/ und folgends auch nach Amsterdam begeben/ woselbst er viel kunstreiche Stuck von Miniatur verfärtigt/ sonderlich aber die Stadt Amsterdam ganz lebhaft/ beedes zur Seiten des Waßers mit den Schiffen/ als auch zur Seiten des Lands/ nebenst noch andern Geschichten von Dörffern verfärtiget/ wordurch er dann großes Geld erworben.

Von seiner kunstreichen Hand sind noch einige fürtrefliche miniaturen zu Amsterdam/ bey dem kunstreichen Herrn Jacob Razet, insonderheit aber ein Crucifix verwunderlich groß zu sehen/ in welchem dann gar viel enthalten/ und er darbey seinen äussersten Fleiß/ so wol in Bildern/ nackenden/ Kleidern/ Pferden/ Landschaften/ und Gebäuden/ gleich als es eine häuffige Histori ist/ die er ganz sinnreich ordinirt/ und sehr künstlich zuwegen gebracht/ angewandt. So gehet auch eine große Mänge von Kupferstichen/ nach seinen Zeichnungen/ unter der Hand herum. Anno 1593. den 20. November, ist er zu Amsterdam/ nachdem er seine erste und lezte Haußfrau/ die er als eine Wittib geheurahtet/ und mit ihr keinen rechten/ sondern Stief-Sohn von ihrem vorigen Herrn hinterlaßen/ gestorben. Seine Lehrlinge. Gemeldter Sohn aber hieße Franz Boels/ und war auch sein Discipel gewesen/ so ebener maßen/ wie sein Vatter/ sehr nett in Landschaften und der miniatur-Arbeit sich herfür gethan. Doch ist er auch in wenig Jahren nach seinem Vatter verschieden. Mehr hatte Bol auch einen Discipel, Jacob Saverey mit Nahmen/ und von Dordrecht gebürtig/ der aber auch Anno 1602. zu Amsterdam an der Pest gestorben/ und wol sein bäster Discipel gewesen/ sintemalen er seine Sachen mit großem Fleiß und guter Gedult verfartiget/ wie nach der Zeit sein Bruder Roelandt Savery, der seinem Meister in den Werken und der Kunst nicht gar ungleich kommen/ auch gethan; das Contrafe von Bol gehet von Golzio in Gestalt eines Epitaphii in Kupfer aus/ so ihme wol gleichet/ und gar gut gezeichnet ist.

XCVIII. Franz und Gillis Mostart/ Mahler von HulstES geschihet unter hundert/ ja tausend Menschen wol nicht einmal/ daß zwey Geschwistrige[Spaltenumbruch] einander so ganz ähnlich sehen sollen/ daß sie fast in keinem Stuck und Theil zu unterscheiden/ welches jedoch an diesen zween Zwillingen/ Franz und Gillis Mostart/ sich zugetragen/ dann diese waren/ von ihrer Geburt her/ einander so ganz gleich und ähnlich/ daß sie von ihren eigenen Eltern oft selbst nicht unterschieden werden können/ sie wurden aber zu Hulst in Flandern/ unweit Antorf; zur Welt gebracht/ woselbst sie auch mit ihrem Vatter/ der ein gemeiner Mahler gewesen/ gewohnt/ wiewol sonst ihr Herkommen vom Geschlecht des alten Johann Mostart von Harlem entstanden. Es geschahe aber einsmals/ daß Gillis seines Vatters Werk besehen/ und unversehens sich auf einen Stul/ worauf des Vatters Ballet gelegen/ nidergelassen; Als der Vatter nun gesehen/ daß die Farben also untereinander verschmiert/ rufte er Franzen zu sich/ der aber unschuldig erfunden worden/ nachmals ließe er auch Gillis vor sich kommen/ und beschaute denselben allenthalben/ fande ihn aber so sauber/ daß er denselben gleichfals vor unschuldig gehalten; wie sie nun also beysammen gestanden/ wuste der Vatter selbst nicht/ sie auseinander zu unterscheiden.

Ihre Werke. Gillis lernete die Kunst bey Johann Mandyn/ dem Quastemacher/ und Franz bey Heinrich Bleß/ so beyde dann gute Meister worden/ Franz war gut in Landschaften/ und Gillis in Bildern/ absonderlich kleinen; Franz pflegte erstens allezeit selbst seine Bilder zu machen/ endlichen aber nahme er auch andere zu Hülf. Diese Brüder nun kamen Anno 1555. nach Antorf in die Mahlers-Gilt/ woselbst aber Franz/ noch in seiner zarten Jugend/ durch Ansteckung eines vergiften Lufts/ nach viel aus seinen Werken erhaltenem Lob und Ruhm/ gestorben/ deßen besonderer Discipel Johann Soens/ ein sehr künstlicher Meister/ so nachmalen in Italien zu Parma gewohnt/ und sehr ausbündig in Landschaften und kleinen Bildern sich herfürgethan/ so/ daß er keinem in Rom/ Parma oder andern Orten zu weichen Ursach hatte/ gewesen. Gillis bezeugte sich sehr künstlich in Bildern und Historien/ und sonsten auch sehr liebreich im Gespräch/ daß jederman gern bey und um ihn seyn können/ und hatte er mit den Spaniern Macht eiuem Spanier einen artlichen Boßen. ungern zu schaffen; Doch machte er einest für einen Spanier ein Marien-Bild/ der es ihm aber nicht wol bezahlen wollen/ worauf Gillis das Bild genommen/ und es auf seine Staffeley gestellet/ auch mit Wasserfarbe überstrichen/ und demselben nakkende Brüst und Hals gemacht/ so/ daß es mehr einem frechen Weibsbild/ als heiligen Matronen ähnlich geschienen; als nun der Spanier wieder zuruck gekehrt/ hat er denselben hinauf kommen/ aber sich darbey/ als ob er nicht zu Hauß wäre/ verläugnen lassen/ da dann der Spanier/ in Ansehung dieses Bilds/ über den Mahler sich so heftig erzürnet/ daß er zu dem Marggrafen/ der eben bey Ernestus Gillis war/ gelauffen/ und den Mahler verklagt. Indem nun solches geschehen/ wischte Gillis unterdessen die Wasserfarbe wieder ab/ trücknete das Gemähl/ und stellte es wieder an seinen Ort. Der Marggraf aber kam darauf selbst mit dem Spanier/ und sprach: Was hör ich/ Gillis, man berichtet mich einer Ungebühr von euch/ welches mir sehr leid. Gillis aber wiese sie hinauf/ da wurde alles

[Spaltenumbruch] reichlich bezahlt worden. Weil er aber Anno 1572. zu Mechlen von dem Kriegsvolk jammerlich überfallen und geplündert worden/ als ist er ganz beraubt Seine Gemälde zu Antorf. und unbekleidet nach Antorf gekommen/ allwo ihn ein Kunst-liebender Herr von Belle in Flandern/ Antonius Couvreur mit Nahmen/ wol empfangen und herrlich gekleidet/ so/ daß ihme nichts gemangelt. Unter andern Sachen/ die er zu Antorf gemacht/ mahlete er ein Buch von miniatur, von allerley Fisch und Vögeln nach dem Leben/ so gewißlich würdig zu sehen/ daselbst aber verließe er das Tuch-Mahlen ganz und gar/ weiln er sahe/ daß andere seine Tuch kauffeten und ganz nachcopirten/ oder wol gar für das ihrige angaben; daher er sich ganz auf das Landschaft-Mahlen/ und Historien Legt sich auf die miniatur. von miniatur gelegt/ sagende: Lasset sie dieses nun mir nachthun. Anno 1584. muste er/ wegen des entstandenen Tumults und feindlichen Zufalls/ aus Antorf/ da er dann nach Bergen auf den Dum gekommen/ und daselbst ungefehr zwey Jahr lang wohnhaft verblieben; von dar aber hatte er sich nach Delf/ und folgends auch nach Amsterdam begeben/ woselbst er viel kunstreiche Stuck von Miniatur verfärtigt/ sonderlich aber die Stadt Amsterdam ganz lebhaft/ beedes zur Seiten des Waßers mit den Schiffen/ als auch zur Seiten des Lands/ nebenst noch andern Geschichten von Dörffern verfärtiget/ wordurch er dann großes Geld erworben.

Von seiner kunstreichen Hand sind noch einige fürtrefliche miniaturen zu Amsterdam/ bey dem kunstreichen Herrn Jacob Razet, insonderheit aber ein Crucifix verwunderlich groß zu sehen/ in welchem dann gar viel enthalten/ und er darbey seinen äussersten Fleiß/ so wol in Bildern/ nackenden/ Kleidern/ Pferden/ Landschaften/ und Gebäuden/ gleich als es eine häuffige Histori ist/ die er ganz sinnreich ordinirt/ und sehr künstlich zuwegen gebracht/ angewandt. So gehet auch eine große Mänge von Kupferstichen/ nach seinen Zeichnungen/ unter der Hand herum. Anno 1593. den 20. November, ist er zu Amsterdam/ nachdem er seine erste und lezte Haußfrau/ die er als eine Wittib geheurahtet/ und mit ihr keinen rechten/ sondern Stief-Sohn von ihrem vorigen Herrn hinterlaßen/ gestorben. Seine Lehrlinge. Gemeldter Sohn aber hieße Franz Boels/ und war auch sein Discipel gewesen/ so ebener maßen/ wie sein Vatter/ sehr nett in Landschaften und der miniatur-Arbeit sich herfür gethan. Doch ist er auch in wenig Jahren nach seinem Vatter verschieden. Mehr hatte Bol auch einen Discipel, Jacob Saverey mit Nahmen/ und von Dordrecht gebürtig/ der aber auch Anno 1602. zu Amsterdam an der Pest gestorben/ und wol sein bäster Discipel gewesen/ sintemalen er seine Sachen mit großem Fleiß und guter Gedult verfartiget/ wie nach der Zeit sein Bruder Roelandt Savery, der seinem Meister in den Werken und der Kunst nicht gar ungleich kommen/ auch gethan; das Contrafe von Bol gehet von Golzio in Gestalt eines Epitaphii in Kupfer aus/ so ihme wol gleichet/ und gar gut gezeichnet ist.

XCVIII. Franz und Gillis Mostart/ Mahler von HulstES geschihet unter hundert/ ja tausend Menschen wol nicht einmal/ daß zwey Geschwistrige[Spaltenumbruch] einander so ganz ähnlich sehen sollen/ daß sie fast in keinem Stuck und Theil zu unterscheiden/ welches jedoch an diesen zween Zwillingen/ Franz und Gillis Mostart/ sich zugetragen/ dann diese waren/ von ihrer Geburt her/ einander so ganz gleich und ähnlich/ daß sie von ihren eigenen Eltern oft selbst nicht unterschieden werden können/ sie wurden aber zu Hulst in Flandern/ unweit Antorf; zur Welt gebracht/ woselbst sie auch mit ihrem Vatter/ der ein gemeiner Mahler gewesen/ gewohnt/ wiewol sonst ihr Herkommen vom Geschlecht des alten Johann Mostart von Harlem entstanden. Es geschahe aber einsmals/ daß Gillis seines Vatters Werk besehen/ und unversehens sich auf einen Stul/ worauf des Vatters Ballet gelegen/ nidergelassen; Als der Vatter nun gesehen/ daß die Farben also untereinander verschmiert/ rufte er Franzen zu sich/ der aber unschuldig erfunden worden/ nachmals ließe er auch Gillis vor sich kommen/ und beschaute denselben allenthalben/ fande ihn aber so sauber/ daß er denselben gleichfals vor unschuldig gehalten; wie sie nun also beysammen gestanden/ wuste der Vatter selbst nicht/ sie auseinander zu unterscheiden.

Ihre Werke. Gillis lernete die Kunst bey Johann Mandyn/ dem Quastemacher/ und Franz bey Heinrich Bleß/ so beyde dann gute Meister worden/ Franz war gut in Landschaften/ und Gillis in Bildern/ absonderlich kleinen; Franz pflegte erstens allezeit selbst seine Bilder zu machen/ endlichen aber nahme er auch andere zu Hülf. Diese Brüder nun kamen Anno 1555. nach Antorf in die Mahlers-Gilt/ woselbst aber Franz/ noch in seiner zarten Jugend/ durch Ansteckung eines vergiften Lufts/ nach viel aus seinen Werken erhaltenem Lob und Ruhm/ gestorben/ deßen besonderer Discipel Johann Soens/ ein sehr künstlicher Meister/ so nachmalen in Italien zu Parma gewohnt/ und sehr ausbündig in Landschaften und kleinen Bildern sich herfürgethan/ so/ daß er keinem in Rom/ Parma oder andern Orten zu weichen Ursach hatte/ gewesen. Gillis bezeugte sich sehr künstlich in Bildern und Historien/ und sonsten auch sehr liebreich im Gespräch/ daß jederman gern bey und um ihn seyn können/ und hatte er mit den Spaniern Macht eiuem Spanier einen artlichen Boßen. ungern zu schaffen; Doch machte er einest für einen Spanier ein Marien-Bild/ der es ihm aber nicht wol bezahlen wollen/ worauf Gillis das Bild genommen/ und es auf seine Staffeley gestellet/ auch mit Wasserfarbe überstrichen/ und demselben nakkende Brüst und Hals gemacht/ so/ daß es mehr einem frechen Weibsbild/ als heiligen Matronen ähnlich geschienen; als nun der Spanier wieder zuruck gekehrt/ hat er denselben hinauf kommen/ aber sich darbey/ als ob er nicht zu Hauß wäre/ verläugnen lassen/ da dann der Spanier/ in Ansehung dieses Bilds/ über den Mahler sich so heftig erzürnet/ daß er zu dem Marggrafen/ der eben bey Ernestus Gillis war/ gelauffen/ und den Mahler verklagt. Indem nun solches geschehen/ wischte Gillis unterdessen die Wasserfarbe wieder ab/ trücknete das Gemähl/ und stellte es wieder an seinen Ort. Der Marggraf aber kam darauf selbst mit dem Spanier/ und sprach: Was hör ich/ Gillis, man berichtet mich einer Ungebühr von euch/ welches mir sehr leid. Gillis aber wiese sie hinauf/ da wurde alles

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            <p><note place="right">Ihre Werke.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013761">Gillis</persName> lernete die Kunst bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-361 http://d-nb.info/gnd/129744735 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500032277 http://viaf.org/viaf/71354716">Johann Mandyn</persName>/ dem Quastemacher/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName> bey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-934 http://d-nb.info/gnd/121067483 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500120673">Heinrich Bleß</persName>/ so beyde dann gute Meister worden/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName> war gut in Landschaften/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1801 http://d-nb.info/gnd/121083128 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013761">Gillis</persName> in Bildern/ absonderlich kleinen; <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-933 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500014195 http://viaf.org/viaf/95767973">Franz</persName> pflegte erstens allezeit selbst seine Bilder zu machen/ endlichen aber nahme er auch andere zu Hülf. 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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 273]/0077] reichlich bezahlt worden. Weil er aber Anno 1572. zu Mechlen von dem Kriegsvolk jammerlich überfallen und geplündert worden/ als ist er ganz beraubt und unbekleidet nach Antorf gekommen/ allwo ihn ein Kunst-liebender Herr von Belle in Flandern/ Antonius Couvreur mit Nahmen/ wol empfangen und herrlich gekleidet/ so/ daß ihme nichts gemangelt. Unter andern Sachen/ die er zu Antorf gemacht/ mahlete er ein Buch von miniatur, von allerley Fisch und Vögeln nach dem Leben/ so gewißlich würdig zu sehen/ daselbst aber verließe er das Tuch-Mahlen ganz und gar/ weiln er sahe/ daß andere seine Tuch kauffeten und ganz nachcopirten/ oder wol gar für das ihrige angaben; daher er sich ganz auf das Landschaft-Mahlen/ und Historien von miniatur gelegt/ sagende: Lasset sie dieses nun mir nachthun. Anno 1584. muste er/ wegen des entstandenen Tumults und feindlichen Zufalls/ aus Antorf/ da er dann nach Bergen auf den Dum gekommen/ und daselbst ungefehr zwey Jahr lang wohnhaft verblieben; von dar aber hatte er sich nach Delf/ und folgends auch nach Amsterdam begeben/ woselbst er viel kunstreiche Stuck von Miniatur verfärtigt/ sonderlich aber die Stadt Amsterdam ganz lebhaft/ beedes zur Seiten des Waßers mit den Schiffen/ als auch zur Seiten des Lands/ nebenst noch andern Geschichten von Dörffern verfärtiget/ wordurch er dann großes Geld erworben. Seine Gemälde zu Antorf. Legt sich auf die miniatur. Von seiner kunstreichen Hand sind noch einige fürtrefliche miniaturen zu Amsterdam/ bey dem kunstreichen Herrn Jacob Razet, insonderheit aber ein Crucifix verwunderlich groß zu sehen/ in welchem dann gar viel enthalten/ und er darbey seinen äussersten Fleiß/ so wol in Bildern/ nackenden/ Kleidern/ Pferden/ Landschaften/ und Gebäuden/ gleich als es eine häuffige Histori ist/ die er ganz sinnreich ordinirt/ und sehr künstlich zuwegen gebracht/ angewandt. So gehet auch eine große Mänge von Kupferstichen/ nach seinen Zeichnungen/ unter der Hand herum. Anno 1593. den 20. November, ist er zu Amsterdam/ nachdem er seine erste und lezte Haußfrau/ die er als eine Wittib geheurahtet/ und mit ihr keinen rechten/ sondern Stief-Sohn von ihrem vorigen Herrn hinterlaßen/ gestorben. Gemeldter Sohn aber hieße Franz Boels/ und war auch sein Discipel gewesen/ so ebener maßen/ wie sein Vatter/ sehr nett in Landschaften und der miniatur-Arbeit sich herfür gethan. Doch ist er auch in wenig Jahren nach seinem Vatter verschieden. Mehr hatte Bol auch einen Discipel, Jacob Saverey mit Nahmen/ und von Dordrecht gebürtig/ der aber auch Anno 1602. zu Amsterdam an der Pest gestorben/ und wol sein bäster Discipel gewesen/ sintemalen er seine Sachen mit großem Fleiß und guter Gedult verfartiget/ wie nach der Zeit sein Bruder Roelandt Savery, der seinem Meister in den Werken und der Kunst nicht gar ungleich kommen/ auch gethan; das Contrafe von Bol gehet von Golzio in Gestalt eines Epitaphii in Kupfer aus/ so ihme wol gleichet/ und gar gut gezeichnet ist. Seine Lehrlinge. ES geschihet unter hundert/ ja tausend Menschen wol nicht einmal/ daß zwey Geschwistrige einander so ganz ähnlich sehen sollen/ daß sie fast in keinem Stuck und Theil zu unterscheiden/ welches jedoch an diesen zween Zwillingen/ Franz und Gillis Mostart/ sich zugetragen/ dann diese waren/ von ihrer Geburt her/ einander so ganz gleich und ähnlich/ daß sie von ihren eigenen Eltern oft selbst nicht unterschieden werden können/ sie wurden aber zu Hulst in Flandern/ unweit Antorf; zur Welt gebracht/ woselbst sie auch mit ihrem Vatter/ der ein gemeiner Mahler gewesen/ gewohnt/ wiewol sonst ihr Herkommen vom Geschlecht des alten Johann Mostart von Harlem entstanden. Es geschahe aber einsmals/ daß Gillis seines Vatters Werk besehen/ und unversehens sich auf einen Stul/ worauf des Vatters Ballet gelegen/ nidergelassen; Als der Vatter nun gesehen/ daß die Farben also untereinander verschmiert/ rufte er Franzen zu sich/ der aber unschuldig erfunden worden/ nachmals ließe er auch Gillis vor sich kommen/ und beschaute denselben allenthalben/ fande ihn aber so sauber/ daß er denselben gleichfals vor unschuldig gehalten; wie sie nun also beysammen gestanden/ wuste der Vatter selbst nicht/ sie auseinander zu unterscheiden. XCVIII. Franz und Gillis Mostart/ Mahler von Hulst Gillis lernete die Kunst bey Johann Mandyn/ dem Quastemacher/ und Franz bey Heinrich Bleß/ so beyde dann gute Meister worden/ Franz war gut in Landschaften/ und Gillis in Bildern/ absonderlich kleinen; Franz pflegte erstens allezeit selbst seine Bilder zu machen/ endlichen aber nahme er auch andere zu Hülf. Diese Brüder nun kamen Anno 1555. nach Antorf in die Mahlers-Gilt/ woselbst aber Franz/ noch in seiner zarten Jugend/ durch Ansteckung eines vergiften Lufts/ nach viel aus seinen Werken erhaltenem Lob und Ruhm/ gestorben/ deßen besonderer Discipel Johann Soens/ ein sehr künstlicher Meister/ so nachmalen in Italien zu Parma gewohnt/ und sehr ausbündig in Landschaften und kleinen Bildern sich herfürgethan/ so/ daß er keinem in Rom/ Parma oder andern Orten zu weichen Ursach hatte/ gewesen. Gillis bezeugte sich sehr künstlich in Bildern und Historien/ und sonsten auch sehr liebreich im Gespräch/ daß jederman gern bey und um ihn seyn können/ und hatte er mit den Spaniern ungern zu schaffen; Doch machte er einest für einen Spanier ein Marien-Bild/ der es ihm aber nicht wol bezahlen wollen/ worauf Gillis das Bild genommen/ und es auf seine Staffeley gestellet/ auch mit Wasserfarbe überstrichen/ und demselben nakkende Brüst und Hals gemacht/ so/ daß es mehr einem frechen Weibsbild/ als heiligen Matronen ähnlich geschienen; als nun der Spanier wieder zuruck gekehrt/ hat er denselben hinauf kommen/ aber sich darbey/ als ob er nicht zu Hauß wäre/ verläugnen lassen/ da dann der Spanier/ in Ansehung dieses Bilds/ über den Mahler sich so heftig erzürnet/ daß er zu dem Marggrafen/ der eben bey Ernestus Gillis war/ gelauffen/ und den Mahler verklagt. Indem nun solches geschehen/ wischte Gillis unterdessen die Wasserfarbe wieder ab/ trücknete das Gemähl/ und stellte es wieder an seinen Ort. Der Marggraf aber kam darauf selbst mit dem Spanier/ und sprach: Was hör ich/ Gillis, man berichtet mich einer Ungebühr von euch/ welches mir sehr leid. Gillis aber wiese sie hinauf/ da wurde alles Ihre Werke. Macht eiuem Spanier einen artlichen Boßen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/77>, abgerufen am 21.11.2024.