Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] welche von einer guten und kunstreichen Hand verfertiget/ einen schönen Jüngling vorstellet. 11. GAlathea eine Nymphe. GAlathea war eine der vornehmsten Wasser-Nymphen/ des Nerei und der Doris Tochter/ welche hier auf einem Meer-Wunder sitzend vorgebildet wird. Den Namen hat selbige bekommen entweder von dem silberweisen Meerschaum/ oder von dem Wort Gala, welches eine Milch bedeutet: Weswegen Hesiodus ihre Haare weis/ und das Angesicht wie Milch/ beschreibet; Auch der Einäugige Polyphemus beym Ovidio, diese Nymphe vor die aller weisseste heraus streichet. Diese Bildnus aber ist entnommen aus einer vortrefflichen Statua in Lebens-grösse/ an welcher unter andern die Vollkommenheit des Leibs und Angesichts einer schönen Frauens-Person mag betrachtet werden. G. Der Bettlende Belisarius. 12. Der Bettlende Belisarius. DEs bettlenden Belisarii Bildnus in Plat. G. gibet klar zu erkennen/ daß derjenigen Meinung ohnrecht sey/ welche dafür halten/ daß diesem Helden/ nachdem er bey dem Justiniano wegen Verrähterey/ wie wol unschuldig/ angeklagt worden/ von diesen Käyser/ ungeachtet er das occidentalische Käyserthum den Gothen zweymal abgenommen und in Justiniani Hände gelieffert/ beyde Augen ausstechen lassen. Dann/ wan solches nicht geschehen wäre/ würde diese vortreffliche alte Statua, die noch heutiges Tages bey dem Printzen Justiniano offentlich in Rom gesehen und in hohen Ehren gehalten wird/ damals nicht gemacht worden seyn. Daher ich auch Ursach nehme/ erwehnte Geschicht zu behaupten: Weil ich bey ein- und anderm Authore aufgezeichnet finde/ daß dieser Belisarius, nach dem er die Augen verloren sich auf das Betteln begeben/ und diese Wort gebrauchet: Date obolum Bellisario, quem virtus extulit, invidia occaecavit. Das ist: Gebet dem armen Bellisario einen Heller/ welchen die Tugend erhaben/ und die Misgunst geblendet. Und weil/ bey Beschreibung der Medaglionen/ von seinem Leben und Thaten etwas weitläuftiger Meldung geschehen/ lassen wir es bey diesen bewenden. H. Sibylla. 13. Eine Sibyllae. DIe Sibyllen waren Warsagerinnen/ deren in gemein 10. gezehlet werden. Weil ich bey Abzeichnung dieser Statua, welche im Pallazzo de Medices neben andern alla loggia stehet vielmehr auf die Kunst/ als auf den Namen achtung gegeben/ als lasse ich solche ohne Namen/ und betrachte absonderlich dieser grossen und schönen Statua Herrlichkeit/ vortreffliche und künstliche Arbeit am Gewand/ auch daran befindliche zierliche falten/ deren sie eine vollkommene Lehr-Schul billig mag genennet werden. [Spaltenumbruch]I. Die Poesy. 14. Bildung der Poesy. DIe Poesis oder Dichtkunst wird hier vorgestellt/ in der rechten Hand ein Papier haltend/ auf dem Haupt mit einem geflochtenen Lorber-Krantz/ und unten einen fliegenden Schwan vorzeigend. Daß sie aber in eines Hermaphroditen/ oder Manns- und Weibs-Gestalt/ zusehen ist/ giebt so viel zu erkennen/ daß der Dicht-Geist/ mit der Arbeitsamkeit vermischet/ einen Poeten/ mache/ und beyderley Geschlechte dessen fähig seyn. Die Statua, wovon dieses Bild entnommen/ ist gleichfalls im Palatio deren von Medices in Rom zu sehen. 15. Ein Faunus, einen Knaben umfangend DEr Faunus, der einen Knaben umfänget/ ist eine sehr berühmte/ etwas mehr als Lebensgrösse/ aus Ertz gegossene Statua, welche von einem guten alten Meister verfertigt/ im Palatio de Medices anzutreffen. Sie ist/ wegen wolgewachsenen gerechten Alters von einem Manne/ neben eines Knaben geschicklicher Proportion und vortrefflicher Abbildung/ wol zu betrachten. Durch den Faunum oder Wald-Gott/ wird/ wie nachgehends mit mehrern zu vernehmen/ die Welt/ durch das Knäblein aber/ mit seinem stetsgrünenden Epheu-Krantz/ der Wachsthum/ verstanden welche beede zu Ernehr- und Erhaltung aller natürlichen Dinge/ sich embrassiren sollen. 16. Apollo Künste. Gott. Apollo ein Sohn Jovis und Latonae, wird für einem Gott der Weisheit/ des Warsagens und der Poesy/ auch für der Musen Oberhaupt gehalten/ und deswegen auf unterschiedliche Art vorgestellet. In gegenwärtiger Figur sehen wir ihn in der rechten Hand ein Messer/ in der Lincken das Haupt und die abgeschiedene Haut Marsyae in die Höhe haltend: Und ist darum vor andern die zierliche Leibs-Proportion des Apollo, welche auf Mann- und Weibliche Geschlecht-Art vermischt vorscheinet/ ingleichen das vermessene Angesicht des Marsyas, sehr künstlich gearbeitet zu beobachten. M. Marsyas. 17. Marsyas ein Pfeiffer. MArsyas war ein vortrefflicher Pfeiffer/ und der Geburt nach aus Phrygien. Diesen zehlet Ovidius unter die Satyren/ und erzehlet/ wie er so vermessen gewesen/ daß er den Musen Gott Apollinem heraus gefordert/ auf einer aus Rohren geschnittener Pfeiffe/ oder Schalmeyen mit ihm in die wette zuspielen: Nachdem aber dieser Wird geschunden. jenen überwunden/ habe er selbigen/ wegen solcher Vermessenheit/ lebendig geschunden. Eines Poeten Worte lauten hiervon also: [Spaltenumbruch] welche von einer guten und kunstreichen Hand verfertiget/ einen schönen Jüngling vorstellet. 11. GAlathea eine Nymphe. GAlathea war eine der vornehmsten Wasser-Nymphen/ des Nerei und der Doris Tochter/ welche hier auf einem Meer-Wunder sitzend vorgebildet wird. Den Namen hat selbige bekommen entweder von dem silberweisen Meerschaum/ oder von dem Wort Gala, welches eine Milch bedeutet: Weswegen Hesiodus ihre Haare weis/ und das Angesicht wie Milch/ beschreibet; Auch der Einäugige Polyphemus beym Ovidio, diese Nymphe vor die aller weisseste heraus streichet. Diese Bildnus aber ist entnommen aus einer vortrefflichen Statua in Lebens-grösse/ an welcher unter andern die Vollkommenheit des Leibs und Angesichts einer schönen Frauens-Person mag betrachtet werden. G. Der Bettlende Belisarius. 12. Der Bettlende Belisarius. DEs bettlenden Belisarii Bildnus in Plat. G. gibet klar zu erkennen/ daß derjenigen Meinung ohnrecht sey/ welche dafür halten/ daß diesem Helden/ nachdem er bey dem Justiniano wegen Verrähterey/ wie wol unschuldig/ angeklagt worden/ von diesen Käyser/ ungeachtet er das occidentalische Käyserthum den Gothen zweymal abgenommen und in Justiniani Hände gelieffert/ beyde Augen ausstechen lassen. Dann/ wan solches nicht geschehen wäre/ würde diese vortreffliche alte Statua, die noch heutiges Tages bey dem Printzen Justiniano offentlich in Rom gesehen und in hohen Ehren gehalten wird/ damals nicht gemacht worden seyn. Daher ich auch Ursach nehme/ erwehnte Geschicht zu behaupten: Weil ich bey ein- und anderm Authore aufgezeichnet finde/ daß dieser Belisarius, nach dem er die Augen verloren sich auf das Betteln begeben/ und diese Wort gebrauchet: Date obolum Bellisario, quem virtus extulit, invidia occaecavit. Das ist: Gebet dem armen Bellisario einen Heller/ welchen die Tugend erhaben/ und die Misgunst geblendet. Und weil/ bey Beschreibung der Medaglionen/ von seinem Leben und Thaten etwas weitläuftiger Meldung geschehen/ lassen wir es bey diesen bewenden. H. Sibylla. 13. Eine Sibyllae. DIe Sibyllen waren Warsagerinnen/ deren in gemein 10. gezehlet werden. Weil ich bey Abzeichnung dieser Statua, welche im Pallazzo de Medices neben andern alla loggia stehet vielmehr auf die Kunst/ als auf den Namen achtung gegeben/ als lasse ich solche ohne Namen/ und betrachte absonderlich dieser grossen und schönen Statua Herrlichkeit/ vortreffliche und künstliche Arbeit am Gewand/ auch daran befindliche zierliche falten/ deren sie eine vollkommene Lehr-Schul billig mag genennet werden. [Spaltenumbruch]I. Die Poesy. 14. Bildung der Poesy. DIe Poesis oder Dichtkunst wird hier vorgestellt/ in der rechten Hand ein Papier haltend/ auf dem Haupt mit einem geflochtenen Lorber-Krantz/ und unten einen fliegenden Schwan vorzeigend. Daß sie aber in eines Hermaphroditen/ oder Manns- und Weibs-Gestalt/ zusehen ist/ giebt so viel zu erkennen/ daß der Dicht-Geist/ mit der Arbeitsamkeit vermischet/ einen Poeten/ mache/ und beyderley Geschlechte dessen fähig seyn. Die Statua, wovon dieses Bild entnommen/ ist gleichfalls im Palatio deren von Medices in Rom zu sehen. 15. Ein Faunus, einen Knaben umfangend DEr Faunus, der einen Knaben umfänget/ ist eine sehr berühmte/ etwas mehr als Lebensgrösse/ aus Ertz gegossene Statua, welche von einem guten alten Meister verfertigt/ im Palatio de Medices anzutreffen. Sie ist/ wegen wolgewachsenen gerechten Alters von einem Manne/ neben eines Knaben geschicklicher Proportion und vortrefflicher Abbildung/ wol zu betrachten. Durch den Faunum oder Wald-Gott/ wird/ wie nachgehends mit mehrern zu vernehmen/ die Welt/ durch das Knäblein aber/ mit seinem stetsgrünenden Epheu-Krantz/ der Wachsthum/ verstanden welche beede zu Ernehr- und Erhaltung aller natürlichen Dinge/ sich embrassiren sollen. 16. Apollo Künste. Gott. Apollo ein Sohn Jovis und Latonae, wird für einem Gott der Weisheit/ des Warsagens und der Poesy/ auch für der Musen Oberhaupt gehalten/ und deswegen auf unterschiedliche Art vorgestellet. In gegenwärtiger Figur sehen wir ihn in der rechten Hand ein Messer/ in der Lincken das Haupt und die abgeschiedene Haut Marsyae in die Höhe haltend: Und ist darum vor andern die zierliche Leibs-Proportion des Apollo, welche auf Mann- und Weibliche Geschlecht-Art vermischt vorscheinet/ ingleichen das vermessene Angesicht des Marsyas, sehr künstlich gearbeitet zu beobachten. M. Marsyas. 17. Marsyas ein Pfeiffer. MArsyas war ein vortrefflicher Pfeiffer/ und der Geburt nach aus Phrygien. Diesen zehlet Ovidius unter die Satyren/ und erzehlet/ wie er so vermessen gewesen/ daß er den Musen Gott Apollinem heraus gefordert/ auf einer aus Rohren geschnittener Pfeiffe/ oder Schalmeyen mit ihm in die wette zuspielen: Nachdem aber dieser Wird geschunden. jenen überwunden/ habe er selbigen/ wegen solcher Vermessenheit/ lebendig geschunden. 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welche von einer guten und kunstreichen Hand verfertiget/ einen schönen Jüngling vorstellet.
Galathea.
F. GAlathea war eine der vornehmsten Wasser-Nymphen/ des Nerei und der Doris Tochter/ welche hier auf einem Meer-Wunder sitzend vorgebildet wird. Den Namen hat selbige bekommen entweder von dem silberweisen Meerschaum/ oder von dem Wort Gala, welches eine Milch bedeutet: Weswegen Hesiodus ihre Haare weis/ und das Angesicht wie Milch/ beschreibet; Auch der Einäugige Polyphemus beym Ovidio, diese Nymphe vor die aller weisseste heraus streichet. Diese Bildnus aber ist entnommen aus einer vortrefflichen Statua in Lebens-grösse/ an welcher unter andern die Vollkommenheit des Leibs und Angesichts einer schönen Frauens-Person mag betrachtet werden.
11. GAlathea eine Nymphe. Der Bettlende Belisarius.
G. DEs bettlenden Belisarii Bildnus in Plat. G. gibet klar zu erkennen/ daß derjenigen Meinung ohnrecht sey/ welche dafür halten/ daß diesem Helden/ nachdem er bey dem Justiniano wegen Verrähterey/ wie wol unschuldig/ angeklagt worden/ von diesen Käyser/ ungeachtet er das occidentalische Käyserthum den Gothen zweymal abgenommen und in Justiniani Hände gelieffert/ beyde Augen ausstechen lassen. Dann/ wan solches nicht geschehen wäre/ würde diese vortreffliche alte Statua, die noch heutiges Tages bey dem Printzen Justiniano offentlich in Rom gesehen und in hohen Ehren gehalten wird/ damals nicht gemacht worden seyn. Daher ich auch Ursach nehme/ erwehnte Geschicht zu behaupten: Weil ich bey ein- und anderm Authore aufgezeichnet finde/ daß dieser Belisarius, nach dem er die Augen verloren sich auf das Betteln begeben/ und diese Wort gebrauchet: Date obolum Bellisario, quem virtus extulit, invidia occaecavit. Das ist: Gebet dem armen Bellisario einen Heller/ welchen die Tugend erhaben/ und die Misgunst geblendet. Und weil/ bey Beschreibung der Medaglionen/ von seinem Leben und Thaten etwas weitläuftiger Meldung geschehen/ lassen wir es bey diesen bewenden.
12. Der Bettlende Belisarius. Sibylla.
H. DIe Sibyllen waren Warsagerinnen/ deren in gemein 10. gezehlet werden. Weil ich bey Abzeichnung dieser Statua, welche im Pallazzo de Medices neben andern alla loggia stehet vielmehr auf die Kunst/ als auf den Namen achtung gegeben/ als lasse ich solche ohne Namen/ und betrachte absonderlich dieser grossen und schönen Statua Herrlichkeit/ vortreffliche und künstliche Arbeit am Gewand/ auch daran befindliche zierliche falten/ deren sie eine vollkommene Lehr-Schul billig mag genennet werden.
13. Eine Sibyllae.
Die Poesy.
I. DIe Poesis oder Dichtkunst wird hier vorgestellt/ in der rechten Hand ein Papier haltend/ auf dem Haupt mit einem geflochtenen Lorber-Krantz/ und unten einen fliegenden Schwan vorzeigend. Daß sie aber in eines Hermaphroditen/ oder Manns- und Weibs-Gestalt/ zusehen ist/ giebt so viel zu erkennen/ daß der Dicht-Geist/ mit der Arbeitsamkeit vermischet/ einen Poeten/ mache/ und beyderley Geschlechte dessen fähig seyn. Die Statua, wovon dieses Bild entnommen/ ist gleichfalls im Palatio deren von Medices in Rom zu sehen.
14. Bildung der Poesy. Ein Faunus mit dem Knaben.
K. DEr Faunus, der einen Knaben umfänget/ ist eine sehr berühmte/ etwas mehr als Lebensgrösse/ aus Ertz gegossene Statua, welche von einem guten alten Meister verfertigt/ im Palatio de Medices anzutreffen. Sie ist/ wegen wolgewachsenen gerechten Alters von einem Manne/ neben eines Knaben geschicklicher Proportion und vortrefflicher Abbildung/ wol zu betrachten. Durch den Faunum oder Wald-Gott/ wird/ wie nachgehends mit mehrern zu vernehmen/ die Welt/ durch das Knäblein aber/ mit seinem stetsgrünenden Epheu-Krantz/ der Wachsthum/ verstanden welche beede zu Ernehr- und Erhaltung aller natürlichen Dinge/ sich embrassiren sollen.
15. Ein Faunus, einen Knaben umfangend Apollo.
L. Apollo ein Sohn Jovis und Latonae, wird für einem Gott der Weisheit/ des Warsagens und der Poesy/ auch für der Musen Oberhaupt gehalten/ und deswegen auf unterschiedliche Art vorgestellet. In gegenwärtiger Figur sehen wir ihn in der rechten Hand ein Messer/ in der Lincken das Haupt und die abgeschiedene Haut Marsyae in die Höhe haltend: Und ist darum vor andern die zierliche Leibs-Proportion des Apollo, welche auf Mann- und Weibliche Geschlecht-Art vermischt vorscheinet/ ingleichen das vermessene Angesicht des Marsyas, sehr künstlich gearbeitet zu beobachten.
16. Apollo Künste. Gott. Marsyas.
M. MArsyas war ein vortrefflicher Pfeiffer/ und der Geburt nach aus Phrygien. Diesen zehlet Ovidius unter die Satyren/ und erzehlet/ wie er so vermessen gewesen/ daß er den Musen Gott Apollinem heraus gefordert/ auf einer aus Rohren geschnittener Pfeiffe/ oder Schalmeyen mit ihm in die wette zuspielen: Nachdem aber dieser jenen überwunden/ habe er selbigen/ wegen solcher Vermessenheit/ lebendig geschunden. Eines Poeten Worte lauten hiervon also:
17. Marsyas ein Pfeiffer.
Wird geschunden. Provocat & Phaebum: Phaebo superan-
te pependit;
caesa recesserunt â cute membra viri.
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