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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] wird/ durch der Bauern Fleiß/ vermittels des jährlichen wiedersäens/ stetigs erneuet/ und gleichsam unsterblich gemächt.

Von dem Tantalus.

TAntalus war ein König von Phrygien/ aber ein Sohn des Jupiters/ und der Nymphe Plota/ oder Pluto. Zezes sagt/ sein Vatter sey gewesen Imolus/ König von Lidien. Tantalus war auch des Agamemnons und Menelaus Grosvatter: wie er seinen Sohn gekocht und über der Tafel denen Göttern vorgelegt/ folget im sechsten Warum Tantalus in der Hölle muste geqvählt seyn. Buche. Alhier wollen wir nur erzehlen/ wie er deswegen verurtheilt worden/ in der Hölle/ mit ewigem Hunger und Durst/ geqvählt zu werden/ und darneben die herrlichste und delicateste Speisen und Tranck/ auf einer Tafel/ vor sich zu sehen; die ihm eine unter den Furien verwehrte anzurühren/ wie solches Virgilius/ im sechsten Buch Aeneidos, erzehlet. Homerus aber/ im eilfften Buch der Odysseen/ sagt nit/ daß ihm die Furie solches verwehre/ sondern daß er/ mit ewigem Durste/ gemartert werde/ und bis ans Kinn im Wasser stehe; aber wann er sich beuge zu trincken/ pflege es von ihm zu weichen/ dergleichen auch die Aepffel thun/ nach denen er zu greiffen willens. Auch soll ihn/ nach einiger Zeugnus/ Jupiter unterdrucken und den Rücken/ mit dem Steinfels oder Gebirge Sipylus/ beschweren. Andere sagen/ daß er in der Lufft/ und/ über seinem Haupte/ ein Steinfels/ hange/ der ihme/ so offt er zu trincken vermeine/ einen schweren Schlag auf den Kopf gebe. Und dieser Meinung ist auch Cicero. Und Euripides/ in seinem Orestes/ dichtet/ daß Tantalus an keinem Orte stehen bleiben könne; weil er sich für dem Herabfall dieses Felsen fürchten müsse: welches alles er/ von wegen der unmässigen Zärtlichkeit seiner Zungen/ und ungezähmten Plauderens/ leiden müsse. Bevorab weiln ihm/ als einem sterblichen/ die Ehre gegönnet worden/ an der Götter Tische zu essen/ und in derselben Schüssel zu langen/ und er allzu unvorsichtig drein gefressen hätte. Unser Poet sagt auch/ daß es geschehen/ von wegen seiner schädlichen Zunge/ wormit er der Götter Geheimnusse den Menschen geoffenbaret hätte. Einige meinen/ sein Leiden rühre daher/ weil er/ (nachdem ihm an der Götter Taffel zu essen vergönnet worden) vom Nectar und Ambrosia was gestohlen/ und dasselbe seinen sterblichen Mitgesellen/ denen es zu essen nicht erlaubt gewesen/ gegeben habe. Andere/ als einer von den Auslegern des Pindarus/ sagen/ daß es darum geschehen/ weil er entweder selbsten gestohlen/ oder aber stehlen lassen/ einen ihm in Verwahrung gegebenen Hund/ der ein Wachthund vor des Jupiters Tempel in Creta/ oder Candien/ gewest/ und als der Jupiter solchen/ durch den Mercurius/ abholen lassen wollen/ er geantwortet/ er hätte selbigen nicht.

Dieses alles aber/ und was noch mehr darvon erzehlet werden könte/ auf die Seiten gesetzt/ ist durch den Tantalus anders nichts zuverstehen/ als ein weiser Mann: oder es ward Tantalus darum ein Sohn des Jupiters genennet; weil er viel Wissenschafft und Erkändtnus/ von Göttlichen [Spaltenumbruch] und natürlichen Dingen/ hatte. Man sagt/ er habe einsmals die Götter/ in seinem Hause/ gastirt/ und ihnen seinen Sohn/ den Pelops/ zu essen aufgesetzt/ worvon Ceres die lincke Schulder gessen: Hierunter werden verstanden die Widerwertigkeiten und Plagen/ welchen die/ mit Ehren und Weisheit/ begabte unterworffen sind; indeme sie sich heiliger und Göttlicher Dinge befleissen/ und dahero alles Irrdische/ es seyn Kinder/ oder was natürlich ist/ übergeben müssen. Dieser Tantalus war überaus reich; und dannoch/ die Göttliche Dinge zuerkennen/ so eiferig/ daß er alle Sorge der zeitlichen und fleischlichen Lüste auf die Seiten stellte: dannenhero einige sagten/ er wäre mitten im Uberfluß des Reichthums ertruncken/ und sähe über seinem Haupte eine Steinklippe/ die ihn verhinderte denselben zugeniessen. Er gab seinen Mitgesellen zu essen und trincken/ von der Speise und Tranck der Götter/ als dem Ambrosia und Nectar: das ist; er machte die Menschen der himmlischen Weißheit/ die er erlangt hatte/ theilhafftig. Die Steinklippe/ so ihm übern Haupte hieng/ deutet an die unablässige Arbeit und Fleiß/ die er/ solche Weißheit zu lernen/ anwendete/ wordurch er aller Wollüste wol vergessen konte. So ziehen auch ihrer Etliche diese Fabel auf die Geitzige; sprechen/ man heisse die Reichen/ Jupiters Kinder/ wegen ihres Vermögens/ und dieweil sie verurtheilt zum ewigen Durst/ und daß sie/ wann sie auch noch so reich sind/ doch nimmermehr ersättigt werden/ sondern iederzeit mehr begehren. Und insonderheit ist diesem Tantalus zuvergleichen der jenige/ so zwar alles im Uberfluß hat/ dasselbe aber gleichwol zur Nohtdurfft nicht geniessen darff. Die meiste Unsinnigkeit/ so ihm daran verhindert/ ist seine sorgfältige Begierde/ und thörichte Sparsamkeit; dannenhero Horatius/ in eben diesem Sinn/ wider einen solchen Geitzhalß saget:

Der Tantalus verschmacht für Durst; in
einem Fluß/

Neigt er zu trincken/ sich: so weicht ihm doch
der Kuß

des Stroms von Lippen ab/ was lachest
du? dis gehet

auf dich/ wann schon davor der Nam
des Andren stehet.

Von dem Sisyphus.

Dieser Eolus war doch der Gott der winde nicht. WEssen Sohn dieser Sisyphus eigentlich gewesen/ ist gantz ungewiss: iedoch hält man insgemein darfür/ daß er vom Eolus herkommen sey/ dieweil ihn Homerus/ Horatius und Ovidius/ Eolides nennen: nicht zwar/ daß er des Eolus Sohn/ sondern von seinen Nachkommen entsprossen sey. Dieser Sisyphus herrschte zu Ephyra/ welches nachmals Corinthen genannt wurde/ und ward für den durchtriebnesten Mann seiner Zeit gehalten; dann er sich vor der List und Betrug des Autolycus hüten konte/ ungeachtet selbiger der behändeste Dieb damals war/ so die Menschen nicht allein mit Meineid/ sondern auch durch Gauckel- und Zauberey/ unglaublich geschwind betriegen konte.

[Spaltenumbruch] wird/ durch der Bauern Fleiß/ vermittels des jährlichen wiedersäens/ stetigs erneuet/ und gleichsam unsterblich gemächt.

Von dem Tantalus.

TAntalus war ein König von Phrygien/ aber ein Sohn des Jupiters/ und der Nymphe Plota/ oder Pluto. Zezes sagt/ sein Vatter sey gewesen Imolus/ König von Lidien. Tantalus war auch des Agamemnons und Menelaus Grosvatter: wie er seinen Sohn gekocht und über der Tafel denen Göttern vorgelegt/ folget im sechsten Warum Tantalus in der Hölle muste geqvählt seyn. Buche. Alhier wollen wir nur erzehlen/ wie er deswegen verurtheilt worden/ in der Hölle/ mit ewigem Hunger und Durst/ geqvählt zu werden/ und darneben die herrlichste und delicateste Speisen und Tranck/ auf einer Tafel/ vor sich zu sehen; die ihm eine unter den Furien verwehrte anzurühren/ wie solches Virgilius/ im sechsten Buch Aeneidos, erzehlet. Homerus aber/ im eilfften Buch der Odysseen/ sagt nit/ daß ihm die Furie solches verwehre/ sondern daß er/ mit ewigem Durste/ gemartert werde/ und bis ans Kinn im Wasser stehe; aber wann er sich beuge zu trincken/ pflege es von ihm zu weichen/ dergleichen auch die Aepffel thun/ nach denen er zu greiffen willens. Auch soll ihn/ nach einiger Zeugnus/ Jupiter unterdrucken und den Rücken/ mit dem Steinfels oder Gebirge Sipylus/ beschweren. Andere sagen/ daß er in der Lufft/ und/ über seinem Haupte/ ein Steinfels/ hange/ der ihme/ so offt er zu trincken vermeine/ einen schweren Schlag auf den Kopf gebe. Und dieser Meinung ist auch Cicero. Und Euripides/ in seinem Orestes/ dichtet/ daß Tantalus an keinem Orte stehen bleiben könne; weil er sich für dem Herabfall dieses Felsen fürchten müsse: welches alles er/ von wegen der unmässigen Zärtlichkeit seiner Zungen/ und ungezähmten Plauderens/ leiden müsse. Bevorab weiln ihm/ als einem sterblichen/ die Ehre gegönnet worden/ an der Götter Tische zu essen/ und in derselben Schüssel zu langen/ und er allzu unvorsichtig drein gefressen hätte. Unser Poet sagt auch/ daß es geschehen/ von wegen seiner schädlichen Zunge/ wormit er der Götter Geheimnusse den Menschen geoffenbaret hätte. Einige meinen/ sein Leiden rühre daher/ weil er/ (nachdem ihm an der Götter Taffel zu essen vergönnet worden) vom Nectar und Ambrosia was gestohlen/ und dasselbe seinen sterblichen Mitgesellen/ denen es zu essen nicht erlaubt gewesen/ gegeben habe. Andere/ als einer von den Auslegern des Pindarus/ sagen/ daß es darum geschehen/ weil er entweder selbsten gestohlen/ oder aber stehlen lassen/ einen ihm in Verwahrung gegebenen Hund/ der ein Wachthund vor des Jupiters Tempel in Creta/ oder Candien/ gewest/ und als der Jupiter solchen/ durch den Mercurius/ abholen lassen wollen/ er geantwortet/ er hätte selbigen nicht.

Dieses alles aber/ und was noch mehr darvon erzehlet werden könte/ auf die Seiten gesetzt/ ist durch den Tantalus anders nichts zuverstehen/ als ein weiser Mann: oder es ward Tantalus darum ein Sohn des Jupiters genennet; weil er viel Wissenschafft und Erkändtnus/ von Göttlichen [Spaltenumbruch] und natürlichen Dingen/ hatte. Man sagt/ er habe einsmals die Götter/ in seinem Hause/ gastirt/ und ihnen seinen Sohn/ den Pelops/ zu essen aufgesetzt/ worvon Ceres die lincke Schulder gessen: Hierunter werden verstanden die Widerwertigkeiten und Plagen/ welchen die/ mit Ehren und Weisheit/ begabte unterworffen sind; indeme sie sich heiliger und Göttlicher Dinge befleissen/ und dahero alles Irrdische/ es seyn Kinder/ oder was natürlich ist/ übergeben müssen. Dieser Tantalus war überaus reich; und dannoch/ die Göttliche Dinge zuerkennen/ so eiferig/ daß er alle Sorge der zeitlichen und fleischlichen Lüste auf die Seiten stellte: dannenhero einige sagten/ er wäre mitten im Uberfluß des Reichthums ertruncken/ und sähe über seinem Haupte eine Steinklippe/ die ihn verhinderte denselben zugeniessen. Er gab seinen Mitgesellen zu essen und trincken/ von der Speise und Tranck der Götter/ als dem Ambrosia und Nectar: das ist; er machte die Menschen der himmlischen Weißheit/ die er erlangt hatte/ theilhafftig. Die Steinklippe/ so ihm übern Haupte hieng/ deutet an die unablässige Arbeit und Fleiß/ die er/ solche Weißheit zu lernen/ anwendete/ wordurch er aller Wollüste wol vergessen konte. So ziehen auch ihrer Etliche diese Fabel auf die Geitzige; sprechen/ man heisse die Reichen/ Jupiters Kinder/ wegen ihres Vermögens/ und dieweil sie verurtheilt zum ewigen Durst/ und daß sie/ wann sie auch noch so reich sind/ doch nimmermehr ersättigt werden/ sondern iederzeit mehr begehren. Und insonderheit ist diesem Tantalus zuvergleichen der jenige/ so zwar alles im Uberfluß hat/ dasselbe aber gleichwol zur Nohtdurfft nicht geniessen darff. Die meiste Unsinnigkeit/ so ihm daran verhindert/ ist seine sorgfältige Begierde/ und thörichte Sparsamkeit; dannenhero Horatius/ in eben diesem Sinn/ wider einen solchen Geitzhalß saget:

Der Tantalus verschmacht für Durst; in
einem Fluß/

Neigt er zu trincken/ sich: so weicht ihm doch
der Kuß

des Stroms von Lippen ab/ was lachest
du? dis gehet

auf dich/ wann schon davor der Nam
des Andren stehet.

Von dem Sisyphus.

Dieser Eolus war doch der Gott der winde nicht. WEssen Sohn dieser Sisyphus eigentlich gewesen/ ist gantz ungewiss: iedoch hält man insgemein darfür/ daß er vom Eolus herkommen sey/ dieweil ihn Homerus/ Horatius und Ovidius/ Eolides nennen: nicht zwar/ daß er des Eolus Sohn/ sondern von seinen Nachkommen entsprossen sey. Dieser Sisyphus herrschte zu Ephyra/ welches nachmals Corinthen genannt wurde/ und ward für den durchtriebnesten Mann seiner Zeit gehalten; dann er sich vor der List und Betrug des Autolycus hüten konte/ ungeachtet selbiger der behändeste Dieb damals war/ so die Menschen nicht allein mit Meineid/ sondern auch durch Gauckel- und Zauberey/ unglaublich geschwind betriegen konte.

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[[Metamorphosis, S. 51]/0227] wird/ durch der Bauern Fleiß/ vermittels des jährlichen wiedersäens/ stetigs erneuet/ und gleichsam unsterblich gemächt. Von dem Tantalus. TAntalus war ein König von Phrygien/ aber ein Sohn des Jupiters/ und der Nymphe Plota/ oder Pluto. Zezes sagt/ sein Vatter sey gewesen Imolus/ König von Lidien. Tantalus war auch des Agamemnons und Menelaus Grosvatter: wie er seinen Sohn gekocht und über der Tafel denen Göttern vorgelegt/ folget im sechsten Buche. Alhier wollen wir nur erzehlen/ wie er deswegen verurtheilt worden/ in der Hölle/ mit ewigem Hunger und Durst/ geqvählt zu werden/ und darneben die herrlichste und delicateste Speisen und Tranck/ auf einer Tafel/ vor sich zu sehen; die ihm eine unter den Furien verwehrte anzurühren/ wie solches Virgilius/ im sechsten Buch Aeneidos, erzehlet. Homerus aber/ im eilfften Buch der Odysseen/ sagt nit/ daß ihm die Furie solches verwehre/ sondern daß er/ mit ewigem Durste/ gemartert werde/ und bis ans Kinn im Wasser stehe; aber wann er sich beuge zu trincken/ pflege es von ihm zu weichen/ dergleichen auch die Aepffel thun/ nach denen er zu greiffen willens. Auch soll ihn/ nach einiger Zeugnus/ Jupiter unterdrucken und den Rücken/ mit dem Steinfels oder Gebirge Sipylus/ beschweren. Andere sagen/ daß er in der Lufft/ und/ über seinem Haupte/ ein Steinfels/ hange/ der ihme/ so offt er zu trincken vermeine/ einen schweren Schlag auf den Kopf gebe. Und dieser Meinung ist auch Cicero. Und Euripides/ in seinem Orestes/ dichtet/ daß Tantalus an keinem Orte stehen bleiben könne; weil er sich für dem Herabfall dieses Felsen fürchten müsse: welches alles er/ von wegen der unmässigen Zärtlichkeit seiner Zungen/ und ungezähmten Plauderens/ leiden müsse. Bevorab weiln ihm/ als einem sterblichen/ die Ehre gegönnet worden/ an der Götter Tische zu essen/ und in derselben Schüssel zu langen/ und er allzu unvorsichtig drein gefressen hätte. Unser Poet sagt auch/ daß es geschehen/ von wegen seiner schädlichen Zunge/ wormit er der Götter Geheimnusse den Menschen geoffenbaret hätte. Einige meinen/ sein Leiden rühre daher/ weil er/ (nachdem ihm an der Götter Taffel zu essen vergönnet worden) vom Nectar und Ambrosia was gestohlen/ und dasselbe seinen sterblichen Mitgesellen/ denen es zu essen nicht erlaubt gewesen/ gegeben habe. Andere/ als einer von den Auslegern des Pindarus/ sagen/ daß es darum geschehen/ weil er entweder selbsten gestohlen/ oder aber stehlen lassen/ einen ihm in Verwahrung gegebenen Hund/ der ein Wachthund vor des Jupiters Tempel in Creta/ oder Candien/ gewest/ und als der Jupiter solchen/ durch den Mercurius/ abholen lassen wollen/ er geantwortet/ er hätte selbigen nicht. Warum Tantalus in der Hölle muste geqvählt seyn. Dieses alles aber/ und was noch mehr darvon erzehlet werden könte/ auf die Seiten gesetzt/ ist durch den Tantalus anders nichts zuverstehen/ als ein weiser Mann: oder es ward Tantalus darum ein Sohn des Jupiters genennet; weil er viel Wissenschafft und Erkändtnus/ von Göttlichen und natürlichen Dingen/ hatte. Man sagt/ er habe einsmals die Götter/ in seinem Hause/ gastirt/ und ihnen seinen Sohn/ den Pelops/ zu essen aufgesetzt/ worvon Ceres die lincke Schulder gessen: Hierunter werden verstanden die Widerwertigkeiten und Plagen/ welchen die/ mit Ehren und Weisheit/ begabte unterworffen sind; indeme sie sich heiliger und Göttlicher Dinge befleissen/ und dahero alles Irrdische/ es seyn Kinder/ oder was natürlich ist/ übergeben müssen. Dieser Tantalus war überaus reich; und dannoch/ die Göttliche Dinge zuerkennen/ so eiferig/ daß er alle Sorge der zeitlichen und fleischlichen Lüste auf die Seiten stellte: dannenhero einige sagten/ er wäre mitten im Uberfluß des Reichthums ertruncken/ und sähe über seinem Haupte eine Steinklippe/ die ihn verhinderte denselben zugeniessen. Er gab seinen Mitgesellen zu essen und trincken/ von der Speise und Tranck der Götter/ als dem Ambrosia und Nectar: das ist; er machte die Menschen der himmlischen Weißheit/ die er erlangt hatte/ theilhafftig. Die Steinklippe/ so ihm übern Haupte hieng/ deutet an die unablässige Arbeit und Fleiß/ die er/ solche Weißheit zu lernen/ anwendete/ wordurch er aller Wollüste wol vergessen konte. So ziehen auch ihrer Etliche diese Fabel auf die Geitzige; sprechen/ man heisse die Reichen/ Jupiters Kinder/ wegen ihres Vermögens/ und dieweil sie verurtheilt zum ewigen Durst/ und daß sie/ wann sie auch noch so reich sind/ doch nimmermehr ersättigt werden/ sondern iederzeit mehr begehren. Und insonderheit ist diesem Tantalus zuvergleichen der jenige/ so zwar alles im Uberfluß hat/ dasselbe aber gleichwol zur Nohtdurfft nicht geniessen darff. Die meiste Unsinnigkeit/ so ihm daran verhindert/ ist seine sorgfältige Begierde/ und thörichte Sparsamkeit; dannenhero Horatius/ in eben diesem Sinn/ wider einen solchen Geitzhalß saget: Der Tantalus verschmacht für Durst; in einem Fluß/ Neigt er zu trincken/ sich: so weicht ihm doch der Kuß des Stroms von Lippen ab/ was lachest du? dis gehet auf dich/ wann schon davor der Nam des Andren stehet. Von dem Sisyphus. WEssen Sohn dieser Sisyphus eigentlich gewesen/ ist gantz ungewiss: iedoch hält man insgemein darfür/ daß er vom Eolus herkommen sey/ dieweil ihn Homerus/ Horatius und Ovidius/ Eolides nennen: nicht zwar/ daß er des Eolus Sohn/ sondern von seinen Nachkommen entsprossen sey. Dieser Sisyphus herrschte zu Ephyra/ welches nachmals Corinthen genannt wurde/ und ward für den durchtriebnesten Mann seiner Zeit gehalten; dann er sich vor der List und Betrug des Autolycus hüten konte/ ungeachtet selbiger der behändeste Dieb damals war/ so die Menschen nicht allein mit Meineid/ sondern auch durch Gauckel- und Zauberey/ unglaublich geschwind betriegen konte. Dieser Eolus war doch der Gott der winde nicht.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/227>, abgerufen am 21.11.2024.