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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] oder des Geistes Einsprechen/ zu Hertzen nehme und gehorsame/ gleichwie. AEneas/ durch den Mercurius erinnert/ thate/ als er von ferne auf seiner Reise das Feuer der Dido sahe/ und durch höhere Himmel-artige Gedancken solche buhlerische Brunst in sich veräschern ließ. So muß auch der Mensch seine Reise beschleunigen nach dem Hafen der vollkommenen Ruhe/ und gedencken/ daß die/ Auslegung/ auf die Cercopische Affen. dem Feuer verglichene/ Welt und ihre Wollüste vergänglich seyn. Die Fabel der Cercopien/ welche vom Jupiter aus Menschen in Affen/ mit alten runtzlichen Angesichtern/ verwandelt worden; iedoch daß man noch erkennen konte/ daß sie Menschen gewest/ und die Sprache ihnen benommen worden/ zeiget an: Daß Gott diejenige/ so ihn trotziglich erzörnen/ unversehens und wunderbarlich straffen könne/ wann er sein gerechtes Urtheil über die Sünder wolle ausführen: Dann unser Poet sagt/ daß sie von falscher Zunge/ meineydig und greuliche Gotteslästerinnen gewesen. Auch ist hierdurch zuverstehen/ daß solche bestialische Menschen mehr nicht/ dann die äusserliche menschliche Gestalt/ haben/ oder nur Menschen zu seyn scheinen: Sintemal die rechte Menschen warhafftig Auslegung/ auf den AEneas in der Hölle mit der guldnen Ruhte. und getreu sind/ und Gott/ als ihren Schöpffer/ ehren/ dancken und loben. Daß AEneas/ nach dem er bereits viel gefährliche Oerter und Beschwerligkeiten vorbey war/ allererst von einem guldnen Baume einer guldnen Ruhten benöhtigt/ auf daß er mit der Cumanischen Sibylla alles grausame höllische Wesen unbeschädigt erleiden/ und die Elysische Ruhe-Stellen sehen möchte/ dahin er dann einen dunckelen und höchst-beschwerlichen Weg hatte/ bedeutet; der Mensch habe insonderheit von nöhten die wahre Weisheit/ damit er vorsichtiglich und mit glücklichem Fortgange/ auch ohne hindernus/ mitten durch die dunckele/ höllische Miserien/ auch Seelen verderbliche Lüste/ und Schein-Freuden dieser unbeständigen Welt hindurchgehe. Dann ungeachtet man öffters lang drinnen gewandelt/ und viel erfahren hat/ bedarff man doch allzeit Weisheit/ Ausleg- und lehrliche Deutung auf den AEneas und die Sibylla. einen seeligen Ausgang zu thun/ und die unwandelbare Ruhe zu bekommen. Daß AEneas allzeit den Gottesdienst beebachtete/ willig war zu opffern/ und danckbar gegen denen/ so ihn einige Wolthat/ Dienst/ oder Freundschafft thaten/ (inmassen er an seiner Geleitsmännin/ der Sibylla/ sehr freundlich sich erwiese/) zeiget an/ daß ein tugendsam-ehrlicher Mann gegen Gott und Menschen/ von denen er Wolthaten empfähet/ sich iederzeit von Hertzen/ und wie sichs gebühret/ danckbar erzeige. Sibylla aber/ die/ vermittelst ihres Gebets/ zu einem ungewönlichen elenden Alter kommen war/ lehret/ daß man/ im Gebet/ oder da man etwas von Gott (als der am besten weis was uns nöhtig ist.) begehren wolte/ vorsüchtig seyn müsse: Dann ein Lehrliche Deutung auf den AEneas/ der den Achimenides seinen Griechischen Feind vom Polyphemus erlöst. so gar grosses ungewönlich/ gebrechlichs Alter eine schmertzliche Kranckheit/ja/ vielmehr ein Tod/ als ein Leben/ zu achten ist. So deutet Aeneas/ der den Griechischen Achimenides in das Schiff nahm/ und aus den Händen des grausamen Polyphemus erlöste/ gleich falle an/ daß ein aufrichtig-tugendhaffter Mann gegen allen Menschen wolthätig seyn/ und ihnen in der Noht beystehen solle/ ohnangesehen [Spaltenumbruch] seiner Lands-Bürtigkeit/ Vaterlands/Geschlechts/ oder Herkommens: und daß er seinen Neben-Menschen/ für keinen Feind achten/ ihm aufsätzig/ oder hinderlich seyn solle. Dann nach des Plinius Bekandtnus/ im 7. Capitel seines andern Buchs/ ist es an einem sterblichem Menschen ein grosses Kennzeichen der Göttlichkeit/ wenn er/ einem andern Sterblichen behülfflich zu seyn/ sich befleisst. Ja/ es ist auch/ sagt er weiter/ der rechte Weg/ zu gelangen zur ewigen Herzligkeit. Sehet/ was für ein Mensch/ der keine Erkändtnus von Gott hatte/ alhier redet! Und was die vernünfftige Natur den Menschen lehret! Merckwürdig ist Natürliche Vernünftigkeit der West-Indianer von Florida. auch/ was der Frantzos/ Michael de Montagne/erzehlet/ zehlet/ wie er nemlich zu Rouan gesehen habe zween West-Indianer aus Florida/ die höchlich verwundert gewesen/ als sie so viel reiche Leute/ in so köstlichen Pallästen/ oder Häusern wohnen/ Kleider und Speise in grossem Uberflusse haben/ und/ vor diesen prächtigen Häusern/ andere Menschen nackend und verhungert/ um ein wenig Brodts bettlende/ herum gehen gesehen/ auch hieraus abnehmen können/ daß es die Menschen in diesen unleutseligen Ländern nicht so gut hätten/ als sie in ihren vernunfftigen Ländern/ oder rechten Elysischen Feldern es hätten: Da sie neben einander in grössrer Einigkeit/ Gleichheit/ Liebe und Friede/ mit singen und springen/ in höchster Vergnügung/ lebten/ die Alte ihre Zeit mit allerhand Unterredungen/ die Junge aber mit Jagten und Wildpret-fahen zur gemeinen Kost/ den Tag über/ und bis an den Abend/ zubrächten/ schlecht/ ohne Gleißnerey einher giengen/ und mit Wenigen zu frieden wären/ auf gleiche Weise/ als die Poeten das Volck der guldnen Zeit beschrieben. O hoch-glückseliges Land und Volck! Da so wenig verderbliche und unnatürliche Seelen-Kranckheiten gefunden werden! Wie leicht wäre allda der rechte Göttliche Bund zu pflantzen! wie leichtlich würde man allda des weisen Lycurgus Gesetzen gehorsamen/ und der schädliche Geitz und Eigennutz ausgerottet und [ghevynbrouwde.] weggeräumet werden. Sie bedörffen allda weder verkehrte gewinnsüchtige Richter/ starcke Gefängnusse/ eiserne Fessel/ noch küpfferne Tafeln/ darein die Gesetze gegraben sind;dann sie die natürliche Gesetz in ihre Hertzen vest eingedruckt tragen/ und ihren Nächsten/ oder Neben-Menschen/ ihr Ebenbild nennen/ gleich als ob sie mit dem Leichname nicht unterschieden/ sondern alle zusammen nur ein Leichnam wären. Da dann das Wort Ebenbild/ in unserer Teutschen Sprache am aller nächsten komt. Wolte Gott/ daß solches/ bey uns/ auch solche Krafft hätte/ wie unter diesem Volcke/ welches wir (die wir selbst verwirrte Sinnen haben) wilde nennen: Da sie doch/ weil sie/ so viel die Begierligkeiten anbelanget/ daran sie so ungesund nicht sind/ als wir/ billig und mit besserm Recht verdienten Zahme zu heissen. Schlüßlich halte ich darfür/ man würde/ um an diesen Leuten etwas zu verbessern/ weder die Platonische Policey-Ordnung/ (nemlich seine entworffene Republic) noch das Utopia des treumeinenden Morus/ allhier von nöhten haben.

Nunmehro brechen wir ab/ und wenden uns/ zum AEolus/ dem Gott/ oder Könige der Winde/

[Spaltenumbruch] oder des Geistes Einsprechen/ zu Hertzen nehme und gehorsame/ gleichwie. AEneas/ durch den Mercurius erinnert/ thate/ als er von ferne auf seiner Reise das Feuer der Dido sahe/ und durch höhere Himmel-artige Gedancken solche buhlerische Brunst in sich veräschern ließ. So muß auch der Mensch seine Reise beschleunigen nach dem Hafen der vollkommenen Ruhe/ und gedencken/ daß die/ Auslegung/ auf die Cercopische Affen. dem Feuer verglichene/ Welt und ihre Wollüste vergänglich seyn. Die Fabel der Cercopien/ welche vom Jupiter aus Menschen in Affen/ mit alten runtzlichen Angesichtern/ verwandelt worden; iedoch daß man noch erkennen konte/ daß sie Menschen gewest/ und die Sprache ihnen benommen worden/ zeiget an: Daß Gott diejenige/ so ihn trotziglich erzörnen/ unversehens und wunderbarlich straffen könne/ wann er sein gerechtes Urtheil über die Sünder wolle ausführen: Dann unser Poet sagt/ daß sie von falscher Zunge/ meineydig und greuliche Gotteslästerinnen gewesen. Auch ist hierdurch zuverstehen/ daß solche bestialische Menschen mehr nicht/ dann die äusserliche menschliche Gestalt/ haben/ oder nur Menschen zu seyn scheinen: Sintemal die rechte Menschen warhafftig Auslegung/ auf den AEneas in der Hölle mit der guldnen Ruhte. und getreu sind/ und Gott/ als ihren Schöpffer/ ehren/ dancken und loben. Daß AEneas/ nach dem er bereits viel gefährliche Oerter und Beschwerligkeiten vorbey war/ allererst von einem guldnen Baume einer guldnen Ruhten benöhtigt/ auf daß er mit der Cumanischen Sibylla alles grausame höllische Wesen unbeschädigt erleiden/ und die Elysische Ruhe-Stellen sehen möchte/ dahin er dann einen dunckelen und höchst-beschwerlichen Weg hatte/ bedeutet; der Mensch habe insonderheit von nöhten die wahre Weisheit/ damit er vorsichtiglich und mit glücklichem Fortgange/ auch ohne hindernus/ mitten durch die dunckele/ höllische Miserien/ auch Seelen verderbliche Lüste/ und Schein-Freuden dieser unbeständigen Welt hindurchgehe. Dann ungeachtet man öffters lang drinnen gewandelt/ und viel erfahren hat/ bedarff man doch allzeit Weisheit/ Ausleg- und lehrliche Deutung auf den AEneas und die Sibylla. einen seeligen Ausgang zu thun/ und die unwandelbare Ruhe zu bekommen. Daß AEneas allzeit den Gottesdienst beebachtete/ willig war zu opffern/ und danckbar gegen denen/ so ihn einige Wolthat/ Dienst/ oder Freundschafft thaten/ (inmassen er an seiner Geleitsmännin/ der Sibylla/ sehr freundlich sich erwiese/) zeiget an/ daß ein tugendsam-ehrlicher Mann gegen Gott und Menschen/ von denen er Wolthaten empfähet/ sich iederzeit von Hertzen/ und wie sichs gebühret/ danckbar erzeige. Sibylla aber/ die/ vermittelst ihres Gebets/ zu einem ungewönlichen elenden Alter kommen war/ lehret/ daß man/ im Gebet/ oder da man etwas von Gott (als der am besten weis was uns nöhtig ist.) begehren wolte/ vorsüchtig seyn müsse: Dann ein Lehrliche Deutung auf den AEneas/ der den Achimenides seinen Griechischen Feind vom Polyphemus erlöst. so gar grosses ungewönlich/ gebrechlichs Alter eine schmertzliche Kranckheit/ja/ vielmehr ein Tod/ als ein Leben/ zu achten ist. So deutet Aeneas/ der den Griechischen Achimenides in das Schiff nahm/ und aus den Händen des grausamen Polyphemus erlöste/ gleich falle an/ daß ein aufrichtig-tugendhaffter Mann gegen allen Menschen wolthätig seyn/ und ihnen in der Noht beystehen solle/ ohnangesehen [Spaltenumbruch] seiner Lands-Bürtigkeit/ Vaterlands/Geschlechts/ oder Herkommens: und daß er seinen Neben-Menschen/ für keinen Feind achten/ ihm aufsätzig/ oder hinderlich seyn solle. Dann nach des Plinius Bekandtnus/ im 7. Capitel seines andern Buchs/ ist es an einem sterblichem Menschen ein grosses Kennzeichen der Göttlichkeit/ wenn er/ einem andern Sterblichen behülfflich zu seyn/ sich befleisst. Ja/ es ist auch/ sagt er weiter/ der rechte Weg/ zu gelangen zur ewigen Herzligkeit. Sehet/ was für ein Mensch/ der keine Erkändtnus von Gott hatte/ alhier redet! Und was die vernünfftige Natur den Menschen lehret! Merckwürdig ist Natürliche Vernünftigkeit der West-Indianer von Florida. auch/ was der Frantzos/ Michael de Montagne/erzehlet/ zehlet/ wie er nemlich zu Rouan gesehen habe zween West-Indianer aus Florida/ die höchlich verwundert gewesen/ als sie so viel reiche Leute/ in so köstlichen Pallästen/ oder Häusern wohnen/ Kleider und Speise in grossem Uberflusse haben/ und/ vor diesen prächtigen Häusern/ andere Menschen nackend und verhungert/ um ein wenig Brodts bettlende/ herum gehen gesehen/ auch hieraus abnehmen können/ daß es die Menschen in diesen unleutseligen Ländern nicht so gut hätten/ als sie in ihren vernunfftigen Ländern/ oder rechten Elysischen Feldern es hätten: Da sie neben einander in grössrer Einigkeit/ Gleichheit/ Liebe und Friede/ mit singen und springen/ in höchster Vergnügung/ lebten/ die Alte ihre Zeit mit allerhand Unterredungen/ die Junge aber mit Jagten und Wildpret-fahen zur gemeinen Kost/ den Tag über/ und bis an den Abend/ zubrächten/ schlecht/ ohne Gleißnerey einher giengen/ und mit Wenigen zu frieden wären/ auf gleiche Weise/ als die Poeten das Volck der guldnen Zeit beschrieben. O hoch-glückseliges Land und Volck! Da so wenig verderbliche und unnatürliche Seelen-Kranckheiten gefunden werden! Wie leicht wäre allda der rechte Göttliche Bund zu pflantzen! wie leichtlich würde man allda des weisen Lycurgus Gesetzen gehorsamen/ und der schädliche Geitz und Eigennutz ausgerottet und [ghevynbrouwde.] weggeräumet werden. Sie bedörffen allda weder verkehrte gewinnsüchtige Richter/ starcke Gefängnusse/ eiserne Fessel/ noch küpfferne Tafeln/ darein die Gesetze gegraben sind;dann sie die natürliche Gesetz in ihre Hertzen vest eingedruckt tragen/ und ihren Nächsten/ oder Neben-Menschen/ ihr Ebenbild nennen/ gleich als ob sie mit dem Leichname nicht unterschieden/ sondern alle zusammen nur ein Leichnam wären. Da dann das Wort Ebenbild/ in unserer Teutschen Sprache am aller nächsten komt. Wolte Gott/ daß solches/ bey uns/ auch solche Krafft hätte/ wie unter diesem Volcke/ welches wir (die wir selbst verwirrte Sinnen haben) wilde nennen: Da sie doch/ weil sie/ so viel die Begierligkeiten anbelanget/ daran sie so ungesund nicht sind/ als wir/ billig und mit besserm Recht verdienten Zahme zu heissen. Schlüßlich halte ich darfür/ man würde/ um an diesen Leuten etwas zu verbessern/ weder die Platonische Policey-Ordnung/ (nemlich seine entworffene Republic) noch das Utopia des treumeinenden Morus/ allhier von nöhten haben.

Nunmehro brechen wir ab/ und wenden uns/ zum AEolus/ dem Gott/ oder Könige der Winde/

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[[Metamorphosis, S. 153]/0329] oder des Geistes Einsprechen/ zu Hertzen nehme und gehorsame/ gleichwie. AEneas/ durch den Mercurius erinnert/ thate/ als er von ferne auf seiner Reise das Feuer der Dido sahe/ und durch höhere Himmel-artige Gedancken solche buhlerische Brunst in sich veräschern ließ. So muß auch der Mensch seine Reise beschleunigen nach dem Hafen der vollkommenen Ruhe/ und gedencken/ daß die/ dem Feuer verglichene/ Welt und ihre Wollüste vergänglich seyn. Die Fabel der Cercopien/ welche vom Jupiter aus Menschen in Affen/ mit alten runtzlichen Angesichtern/ verwandelt worden; iedoch daß man noch erkennen konte/ daß sie Menschen gewest/ und die Sprache ihnen benommen worden/ zeiget an: Daß Gott diejenige/ so ihn trotziglich erzörnen/ unversehens und wunderbarlich straffen könne/ wann er sein gerechtes Urtheil über die Sünder wolle ausführen: Dann unser Poet sagt/ daß sie von falscher Zunge/ meineydig und greuliche Gotteslästerinnen gewesen. 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Dann ungeachtet man öffters lang drinnen gewandelt/ und viel erfahren hat/ bedarff man doch allzeit Weisheit/ einen seeligen Ausgang zu thun/ und die unwandelbare Ruhe zu bekommen. Daß AEneas allzeit den Gottesdienst beebachtete/ willig war zu opffern/ und danckbar gegen denen/ so ihn einige Wolthat/ Dienst/ oder Freundschafft thaten/ (inmassen er an seiner Geleitsmännin/ der Sibylla/ sehr freundlich sich erwiese/) zeiget an/ daß ein tugendsam-ehrlicher Mann gegen Gott und Menschen/ von denen er Wolthaten empfähet/ sich iederzeit von Hertzen/ und wie sichs gebühret/ danckbar erzeige. Sibylla aber/ die/ vermittelst ihres Gebets/ zu einem ungewönlichen elenden Alter kommen war/ lehret/ daß man/ im Gebet/ oder da man etwas von Gott (als der am besten weis was uns nöhtig ist.) begehren wolte/ vorsüchtig seyn müsse: Dann ein so gar grosses ungewönlich/ gebrechlichs Alter eine schmertzliche Kranckheit/ja/ vielmehr ein Tod/ als ein Leben/ zu achten ist. So deutet Aeneas/ der den Griechischen Achimenides in das Schiff nahm/ und aus den Händen des grausamen Polyphemus erlöste/ gleich falle an/ daß ein aufrichtig-tugendhaffter Mann gegen allen Menschen wolthätig seyn/ und ihnen in der Noht beystehen solle/ ohnangesehen seiner Lands-Bürtigkeit/ Vaterlands/Geschlechts/ oder Herkommens: und daß er seinen Neben-Menschen/ für keinen Feind achten/ ihm aufsätzig/ oder hinderlich seyn solle. Dann nach des Plinius Bekandtnus/ im 7. Capitel seines andern Buchs/ ist es an einem sterblichem Menschen ein grosses Kennzeichen der Göttlichkeit/ wenn er/ einem andern Sterblichen behülfflich zu seyn/ sich befleisst. Ja/ es ist auch/ sagt er weiter/ der rechte Weg/ zu gelangen zur ewigen Herzligkeit. Sehet/ was für ein Mensch/ der keine Erkändtnus von Gott hatte/ alhier redet! Und was die vernünfftige Natur den Menschen lehret! Merckwürdig ist auch/ was der Frantzos/ Michael de Montagne/erzehlet/ zehlet/ wie er nemlich zu Rouan gesehen habe zween West-Indianer aus Florida/ die höchlich verwundert gewesen/ als sie so viel reiche Leute/ in so köstlichen Pallästen/ oder Häusern wohnen/ Kleider und Speise in grossem Uberflusse haben/ und/ vor diesen prächtigen Häusern/ andere Menschen nackend und verhungert/ um ein wenig Brodts bettlende/ herum gehen gesehen/ auch hieraus abnehmen können/ daß es die Menschen in diesen unleutseligen Ländern nicht so gut hätten/ als sie in ihren vernunfftigen Ländern/ oder rechten Elysischen Feldern es hätten: Da sie neben einander in grössrer Einigkeit/ Gleichheit/ Liebe und Friede/ mit singen und springen/ in höchster Vergnügung/ lebten/ die Alte ihre Zeit mit allerhand Unterredungen/ die Junge aber mit Jagten und Wildpret-fahen zur gemeinen Kost/ den Tag über/ und bis an den Abend/ zubrächten/ schlecht/ ohne Gleißnerey einher giengen/ und mit Wenigen zu frieden wären/ auf gleiche Weise/ als die Poeten das Volck der guldnen Zeit beschrieben. O hoch-glückseliges Land und Volck! Da so wenig verderbliche und unnatürliche Seelen-Kranckheiten gefunden werden! Wie leicht wäre allda der rechte Göttliche Bund zu pflantzen! wie leichtlich würde man allda des weisen Lycurgus Gesetzen gehorsamen/ und der schädliche Geitz und Eigennutz ausgerottet und weggeräumet werden. Sie bedörffen allda weder verkehrte gewinnsüchtige Richter/ starcke Gefängnusse/ eiserne Fessel/ noch küpfferne Tafeln/ darein die Gesetze gegraben sind;dann sie die natürliche Gesetz in ihre Hertzen vest eingedruckt tragen/ und ihren Nächsten/ oder Neben-Menschen/ ihr Ebenbild nennen/ gleich als ob sie mit dem Leichname nicht unterschieden/ sondern alle zusammen nur ein Leichnam wären. Da dann das Wort Ebenbild/ in unserer Teutschen Sprache am aller nächsten komt. Wolte Gott/ daß solches/ bey uns/ auch solche Krafft hätte/ wie unter diesem Volcke/ welches wir (die wir selbst verwirrte Sinnen haben) wilde nennen: Da sie doch/ weil sie/ so viel die Begierligkeiten anbelanget/ daran sie so ungesund nicht sind/ als wir/ billig und mit besserm Recht verdienten Zahme zu heissen. Schlüßlich halte ich darfür/ man würde/ um an diesen Leuten etwas zu verbessern/ weder die Platonische Policey-Ordnung/ (nemlich seine entworffene Republic) noch das Utopia des treumeinenden Morus/ allhier von nöhten haben. Auslegung/ auf die Cercopische Affen. Auslegung/ auf den AEneas in der Hölle mit der guldnen Ruhte. Ausleg- und lehrliche Deutung auf den AEneas und die Sibylla. Lehrliche Deutung auf den AEneas/ der den Achimenides seinen Griechischen Feind vom Polyphemus erlöst. Natürliche Vernünftigkeit der West-Indianer von Florida. ghevynbrouwde. Nunmehro brechen wir ab/ und wenden uns/ zum AEolus/ dem Gott/ oder Könige der Winde/

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 153]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/329>, abgerufen am 24.11.2024.