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Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

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[Spaltenumbruch] Tempel den Diis Maniis oder Höllen-Göttern gewidmet. an einem Orte selbiger Landschafft/ ein Tempel und Acker den Diis Maniis gewidmet gewesen/ welche er vermeint die Furien gewest zu seyn; weil man davor hielte/ es seye an selbigem Orte der Orestes wegen deß begangenen Todschlags an seiner Mutter/ der Sinnen beraubt worden. Ingleichen stieg unweit selbigen Tempels ein Erdenwall in die Höhe/ der einen aus Stein gehauenen Finger zeigte/ dahero auch selbiges Grab das Gedenckmal deß Fingers benamset worden/ daselbst solle/ wie sie dichteten/ der unsinnige Orestes/ sich einen Finger von der Hand abgebissen haben. Nicht ferne davon war noch ein ander Grab/ Namens Ace/ bey welchem Orestes von seiner Unsinnigkeit solle seyn befreyet worden/ und eben daselbsten hatten auch die Furien noch einen andern Tempel. Diese Göttinnen sollen dem Orestes/ als er im Haupte verwirret war/ kohlschwartz begegnet seyn; nachdem er aber den Finger abgefressen/ hätten sie sich ihm in weisser Gestalt praesentiret/ worauf er von ihrem Ansehen augenblicklich wieder zu sich selbst solle gekommen seyn; weswegen er den jenigen/ derer Zorn er entflohen war/ Seelenämpter verordnet/ den andern aber geopffert habe; Wie dann Pausanias erzehlt/ daß nachgehends auch die Innwohner diesen weissen Göttinnen und Gratien Göttliche Verehrung gethan. Cicero hat im 3. Buch von Natur Göttin Furina. der Götter deß Lustwalds der Göttin Furinae/ welche er die Furien zu seyn gedichtet/ Erwähnung gethan. Daß dero Haar mit Schlangen umwickelt seye/ ist am ersten vom Aeschylus erdichtet worden/ immassen solches Pausanias in Atticis bezeuget. Dannenhero Seneca in Hercule furente die Juno/ wenn sie den Hercules eine Furcht einjagen will/ also redend einführet:

Incipite famulae Ditis, ardentem in-
citae

Concutite pinum,& agmen horren-
dum angvibus

Megaera ducat, atqve luctifica ma-
nu

Vastam rogo flagrante corripiat tra-
bem.

So schwingt den Fichten-Brand/ ihr Di-
tis Dienerinnen/

und dann den Schlangen-Bund. Me-
gära geh voran/

nimm einen Loderbrand/ für einen Fackel-
Spahn/

vom Scheiterhauffen weg/ viel Unheils an-
zuspinnen.

Dantes in der Comaedia von der Hölle vermeldet/ daß/ als er im Abgrund der Höllen gewesen/ er die Augen zu einem Thurn aufgehaben habe:

[Spaltenumbruch]
Aspexit diras ubi tres residere loro-
res;

Foemineum quibus os, facies resper-
sa cruore,

Tortis cinctae hydris, redimitae tem-
pora saevis

Anguibus, & crines quibus ornave-
re cerastae.

Allwo er zu Gesicht drey Schwestern hat
bekommen/

in weiblicher Gestalt/ die Furien ge-
nannt.

Das Antlitz troff vom Blut/ ihr Haar/
Schlaf und Gewand

von Schlangen aller Art war gäntzlich ein-
genommen.

Bildnissen der Furien. Wie diese Furien in den übrigen Leibs-Theilen gestaltet gewesen/ kan aus dem Strabo geschlossen werden/ welcher im IV. Buch in Beschreibung der Cassiteridischen Insulen berichtet/ daß derselben Innwohner an Farb dunckel- oder braunschwartz gewesen/ ihre Röcke hätten ihnen biß auf die Knorren gelangt/ wären unter den Brüsten/ mit einem Gürtel umbunden/ den Furien gleich und ähnlich gewesen/ und hätten Stäbe in den Händen getragen.So meldet auch Svidas/ daß Menippus Cynicus/ als er der Sinne und deß Verstandes beraubt gewesen/ sich einen Diener der Höllen-Geister genennet/ dabey auch vorgegeben/ er wäre von den hieher gesandt/ daß er der Menschen Thun erforschen/ und ihnen alles hinterbringen solte: Selbiger/ schreibet er ferner/ sey im Habit/ als die Furien/ aufgezogen/ nämlich in einem schwartzen Kleid/ so ihm biß auf die Füsse gehangen/ aber nicht gar weit gewesen/ mit einer Scharpen am Leibe/ und einen Hut auf dem Haupt/ auf welchem die zwölff himmlische Zeichen ausgedruckt zu sehen; er habe angehabt Trauer-Schuh/ und in der Hand einen Eschen-Stab getragen/ sein Bart sey ziemlich lang gewesen/ wie die Philosophi zu tragen pflegen/ welcher iedoch/ zusamt dem Hute/ zu der Furien Habit sich nicht fügete. Woraus dann zu sehen/ daß das biß auf die Erde abhangende schwartze Kleid/ wie auch die Scharpe und der Stab am Menippus/ nach deß Svidas Meinung/ der Furien Habit abbilden/ wie solches auch Strabo kurtz vorher beschrieben hat.

Ariadna nimmt ihre Zuflucht zu den Furien. Nachdem Ariadna sich allein am Ufer oder Gestade vom Theseus (der mit der Phaedra heimlich entflohen war) verlassen sehend/ lange über ihr schweres Verhängnus sich beklagt hatte/ wendete sie sich endlich zu den Furien/ und flehete sie wider dessen verrähterische Untreu umb Rache an/ wie solches beym Catullus in dem Gedichte von deß Pelei und der Thetis Hochzeit/ so nachfolgenden Innhalts/ zu ersehen:

[Spaltenumbruch] Tempel den Diis Maniis oder Höllen-Göttern gewidmet. an einem Orte selbiger Landschafft/ ein Tempel und Acker den Diis Maniis gewidmet gewesen/ welche er vermeint die Furien gewest zu seyn; weil man davor hielte/ es seye an selbigem Orte der Orestes wegen deß begangenen Todschlags an seiner Mutter/ der Sinnen beraubt worden. Ingleichen stieg unweit selbigen Tempels ein Erdenwall in die Höhe/ der einen aus Stein gehauenen Finger zeigte/ dahero auch selbiges Grab das Gedenckmal deß Fingers benamset worden/ daselbst solle/ wie sie dichteten/ der unsinnige Orestes/ sich einen Finger von der Hand abgebissen haben. Nicht ferne davon war noch ein ander Grab/ Namens Ace/ bey welchem Orestes von seiner Unsinnigkeit solle seyn befreyet worden/ und eben daselbsten hatten auch die Furien noch einen andern Tempel. Diese Göttinnen sollen dem Orestes/ als er im Haupte verwirret war/ kohlschwartz begegnet seyn; nachdem er aber den Finger abgefressen/ hätten sie sich ihm in weisser Gestalt praesentiret/ worauf er von ihrem Ansehen augenblicklich wieder zu sich selbst solle gekommen seyn; weswegen er den jenigen/ derer Zorn er entflohen war/ Seelenämpter verordnet/ den andern aber geopffert habe; Wie dann Pausanias erzehlt/ daß nachgehends auch die Innwohner diesen weissen Göttinnen und Gratien Göttliche Verehrung gethan. Cicero hat im 3. Buch von Natur Göttin Furina. der Götter deß Lustwalds der Göttin Furinae/ welche er die Furien zu seyn gedichtet/ Erwähnung gethan. Daß dero Haar mit Schlangen umwickelt seye/ ist am ersten vom Aeschylus erdichtet worden/ immassen solches Pausanias in Atticis bezeuget. Dannenhero Seneca in Hercule furente die Juno/ wenn sie den Hercules eine Furcht einjagen will/ also redend einführet:

Incipite famulae Ditis, ardentem in-
citae

Concutite pinum,& agmen horren-
dum angvibus

Megaera ducat, atqve luctifica ma-
nu

Vastam rogo flagrante corripiat tra-
bem.

So schwingt den Fichten-Brand/ ihr Di-
tis Dienerinnen/

und dann den Schlangen-Bund. Me-
gära geh voran/

nimm einen Loderbrand/ für einen Fackel-
Spahn/

vom Scheiterhauffen weg/ viel Unheils an-
zuspinnen.

Dantes in der Comaedia von der Hölle vermeldet/ daß/ als er im Abgrund der Höllen gewesen/ er die Augen zu einem Thurn aufgehaben habe:

[Spaltenumbruch]
Aspexit diras ubi tres residere loro-
res;

Foemineum quibus os, facies resper-
sa cruore,

Tortis cinctae hydris, redimitae tem-
pora saevis

Anguibus, & crines quibus ornave-
re cerastae.

Allwo er zu Gesicht drey Schwestern hat
bekommen/

in weiblicher Gestalt/ die Furien ge-
nannt.

Das Antlitz troff vom Blut/ ihr Haar/
Schlaf und Gewand

von Schlangen aller Art war gäntzlich ein-
genommen.

Bildnissen der Furien. Wie diese Furien in den übrigen Leibs-Theilen gestaltet gewesen/ kan aus dem Strabo geschlossen werden/ welcher im IV. Buch in Beschreibung der Cassiteridischen Insulen berichtet/ daß derselben Innwohner an Farb dunckel- oder braunschwartz gewesen/ ihre Röcke hätten ihnen biß auf die Knorren gelangt/ wären unter den Brüsten/ mit einem Gürtel umbunden/ den Furien gleich und ähnlich gewesen/ und hätten Stäbe in den Händen getragen.So meldet auch Svidas/ daß Menippus Cynicus/ als er der Sinne und deß Verstandes beraubt gewesen/ sich einen Diener der Höllen-Geister genennet/ dabey auch vorgegeben/ er wäre von den hieher gesandt/ daß er der Menschen Thun erforschen/ und ihnen alles hinterbringen solte: Selbiger/ schreibet er ferner/ sey im Habit/ als die Furien/ aufgezogen/ nämlich in einem schwartzen Kleid/ so ihm biß auf die Füsse gehangen/ aber nicht gar weit gewesen/ mit einer Scharpen am Leibe/ und einen Hut auf dem Haupt/ auf welchem die zwölff himmlische Zeichen ausgedruckt zu sehen; er habe angehabt Trauer-Schuh/ und in der Hand einen Eschen-Stab getragen/ sein Bart sey ziemlich lang gewesen/ wie die Philosophi zu tragen pflegen/ welcher iedoch/ zusamt dem Hute/ zu der Furien Habit sich nicht fügete. Woraus dann zu sehen/ daß das biß auf die Erde abhangende schwartze Kleid/ wie auch die Scharpe und der Stab am Menippus/ nach deß Svidas Meinung/ der Furien Habit abbilden/ wie solches auch Strabo kurtz vorher beschrieben hat.

Ariadna nimmt ihre Zuflucht zu den Furien. Nachdem Ariadna sich allein am Ufer oder Gestade vom Theseus (der mit der Phaedra heimlich entflohen war) verlassen sehend/ lange über ihr schweres Verhängnus sich beklagt hatte/ wendete sie sich endlich zu den Furien/ und flehete sie wider dessen verrähterische Untreu umb Rache an/ wie solches beym Catullus in dem Gedichte von deß Pelei und der Thetis Hochzeit/ so nachfolgenden Innhalts/ zu ersehen:

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[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 102/0174] an einem Orte selbiger Landschafft/ ein Tempel und Acker den Diis Maniis gewidmet gewesen/ welche er vermeint die Furien gewest zu seyn; weil man davor hielte/ es seye an selbigem Orte der Orestes wegen deß begangenen Todschlags an seiner Mutter/ der Sinnen beraubt worden. Ingleichen stieg unweit selbigen Tempels ein Erdenwall in die Höhe/ der einen aus Stein gehauenen Finger zeigte/ dahero auch selbiges Grab das Gedenckmal deß Fingers benamset worden/ daselbst solle/ wie sie dichteten/ der unsinnige Orestes/ sich einen Finger von der Hand abgebissen haben. Nicht ferne davon war noch ein ander Grab/ Namens Ace/ bey welchem Orestes von seiner Unsinnigkeit solle seyn befreyet worden/ und eben daselbsten hatten auch die Furien noch einen andern Tempel. Diese Göttinnen sollen dem Orestes/ als er im Haupte verwirret war/ kohlschwartz begegnet seyn; nachdem er aber den Finger abgefressen/ hätten sie sich ihm in weisser Gestalt praesentiret/ worauf er von ihrem Ansehen augenblicklich wieder zu sich selbst solle gekommen seyn; weswegen er den jenigen/ derer Zorn er entflohen war/ Seelenämpter verordnet/ den andern aber geopffert habe; Wie dann Pausanias erzehlt/ daß nachgehends auch die Innwohner diesen weissen Göttinnen und Gratien Göttliche Verehrung gethan. Cicero hat im 3. Buch von Natur der Götter deß Lustwalds der Göttin Furinae/ welche er die Furien zu seyn gedichtet/ Erwähnung gethan. Daß dero Haar mit Schlangen umwickelt seye/ ist am ersten vom Aeschylus erdichtet worden/ immassen solches Pausanias in Atticis bezeuget. Dannenhero Seneca in Hercule furente die Juno/ wenn sie den Hercules eine Furcht einjagen will/ also redend einführet: Tempel den Diis Maniis oder Höllen-Göttern gewidmet. Göttin Furina. Incipite famulae Ditis, ardentem in- citae Concutite pinum,& agmen horren- dum angvibus Megaera ducat, atqve luctifica ma- nu Vastam rogo flagrante corripiat tra- bem. So schwingt den Fichten-Brand/ ihr Di- tis Dienerinnen/ und dann den Schlangen-Bund. Me- gära geh voran/ nimm einen Loderbrand/ für einen Fackel- Spahn/ vom Scheiterhauffen weg/ viel Unheils an- zuspinnen. Dantes in der Comaedia von der Hölle vermeldet/ daß/ als er im Abgrund der Höllen gewesen/ er die Augen zu einem Thurn aufgehaben habe: Aspexit diras ubi tres residere loro- res; Foemineum quibus os, facies resper- sa cruore, Tortis cinctae hydris, redimitae tem- pora saevis Anguibus, & crines quibus ornave- re cerastae. Allwo er zu Gesicht drey Schwestern hat bekommen/ in weiblicher Gestalt/ die Furien ge- nannt. Das Antlitz troff vom Blut/ ihr Haar/ Schlaf und Gewand von Schlangen aller Art war gäntzlich ein- genommen. Wie diese Furien in den übrigen Leibs-Theilen gestaltet gewesen/ kan aus dem Strabo geschlossen werden/ welcher im IV. Buch in Beschreibung der Cassiteridischen Insulen berichtet/ daß derselben Innwohner an Farb dunckel- oder braunschwartz gewesen/ ihre Röcke hätten ihnen biß auf die Knorren gelangt/ wären unter den Brüsten/ mit einem Gürtel umbunden/ den Furien gleich und ähnlich gewesen/ und hätten Stäbe in den Händen getragen.So meldet auch Svidas/ daß Menippus Cynicus/ als er der Sinne und deß Verstandes beraubt gewesen/ sich einen Diener der Höllen-Geister genennet/ dabey auch vorgegeben/ er wäre von den hieher gesandt/ daß er der Menschen Thun erforschen/ und ihnen alles hinterbringen solte: Selbiger/ schreibet er ferner/ sey im Habit/ als die Furien/ aufgezogen/ nämlich in einem schwartzen Kleid/ so ihm biß auf die Füsse gehangen/ aber nicht gar weit gewesen/ mit einer Scharpen am Leibe/ und einen Hut auf dem Haupt/ auf welchem die zwölff himmlische Zeichen ausgedruckt zu sehen; er habe angehabt Trauer-Schuh/ und in der Hand einen Eschen-Stab getragen/ sein Bart sey ziemlich lang gewesen/ wie die Philosophi zu tragen pflegen/ welcher iedoch/ zusamt dem Hute/ zu der Furien Habit sich nicht fügete. Woraus dann zu sehen/ daß das biß auf die Erde abhangende schwartze Kleid/ wie auch die Scharpe und der Stab am Menippus/ nach deß Svidas Meinung/ der Furien Habit abbilden/ wie solches auch Strabo kurtz vorher beschrieben hat. Bildnissen der Furien. Nachdem Ariadna sich allein am Ufer oder Gestade vom Theseus (der mit der Phaedra heimlich entflohen war) verlassen sehend/ lange über ihr schweres Verhängnus sich beklagt hatte/ wendete sie sich endlich zu den Furien/ und flehete sie wider dessen verrähterische Untreu umb Rache an/ wie solches beym Catullus in dem Gedichte von deß Pelei und der Thetis Hochzeit/ so nachfolgenden Innhalts/ zu ersehen: Ariadna nimmt ihre Zuflucht zu den Furien.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/174>, abgerufen am 24.11.2024.