Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judas ein angehender schon zu Lion in Franckreich zu Hauß ist. Alldorten istdas Gestirn/ so ins gemain Ursa minor, der kleinere Beer benambset wird/ vnder disem Zaichen ist besser Nägel ab- schneiden/ als Ohren/ dann solche nit mehr nacher wach- sen/ wie die Krebs-Schären. Indem er nun mit erheb- ten Augen gegen Himmel stäts in diser Betrachtung fort gangen/ ist er ohngefehr gestolpert/ vnd in eine tieffe Koth- lacken hinein gefallen/ daß die Brühe ober seiner zusamb geschlagen; das war ein seltzamer Haas im Pfeffer. Nach- dem er den Kopff auß dem wüsten Saubad in die Höhe gehebt/ hört er noch zu seinem Spott ein altes Weibel/ welcher die Nasen behengt war mit einem wilden Crystall/ wie zur Winters-Zeit die Strohtächer mit Eyßzäpffen/ welche ihn mit ihrem ohnbewaffneten Mundstuck derge- stalten außgehönt/ daß/ wofern sie vorhero keinen hohen Rucken hätte gehabt/ sie sich leicht zu bucklet gelacht. O Narr! hats gehaissen/ was wilst du dich vil in die obrige Ding vergaffen/ sihest du doch nicht/ was vor deiner. Altiora te, ne quaesieris. Du nasenwitziger Bruder Curios; du übermüthige brechen
Judas ein angehender ſchon zu Lion in Franckreich zu Hauß iſt. Alldorten iſtdas Geſtirn/ ſo ins gemain Urſa minor, der kleinere Beer benambſet wird/ vnder diſem Zaichen iſt beſſer Naͤgel ab- ſchneiden/ als Ohren/ dann ſolche nit mehr nacher wach- ſen/ wie die Krebs-Schaͤren. Indem er nun mit erheb- ten Augen gegen Himmel ſtaͤts in diſer Betrachtung fort gangen/ iſt er ohngefehr geſtolpert/ vnd in eine tieffe Koth- lacken hinein gefallen/ daß die Bruͤhe ober ſeiner zuſamb geſchlagen; das war ein ſeltzamer Haas im Pfeffer. Nach- dem er den Kopff auß dem wuͤſten Saubad in die Hoͤhe gehebt/ hoͤrt er noch zu ſeinem Spott ein altes Weibel/ welcher die Naſen behengt war mit einem wilden Cryſtall/ wie zur Winters-Zeit die Strohtaͤcher mit Eyßzaͤpffen/ welche ihn mit ihrem ohnbewaffneten Mundſtuck derge- ſtalten außgehoͤnt/ daß/ wofern ſie vorhero keinen hohen Rucken haͤtte gehabt/ ſie ſich leicht zu bucklet gelacht. O Narꝛ! hats gehaiſſen/ was wilſt du dich vil in die obrige Ding vergaffen/ ſiheſt du doch nicht/ was vor deiner. Altiora te, ne quæſieris. Du naſenwitziger Bruder Curios; du uͤbermuͤthige brechen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0298" n="262"/><fw place="top" type="header">Judas ein angehender</fw><lb/> ſchon zu <hi rendition="#aq">Lion</hi> in Franckreich zu Hauß iſt. Alldorten iſt<lb/> das Geſtirn/ ſo ins gemain <hi rendition="#aq">Urſa minor,</hi> der kleinere Beer<lb/> benambſet wird/ vnder diſem Zaichen iſt beſſer Naͤgel ab-<lb/> ſchneiden/ als Ohren/ dann ſolche nit mehr nacher wach-<lb/> ſen/ wie die Krebs-Schaͤren. Indem er nun mit erheb-<lb/> ten Augen gegen Himmel ſtaͤts in diſer Betrachtung fort<lb/> gangen/ iſt er ohngefehr geſtolpert/ vnd in eine tieffe Koth-<lb/> lacken hinein gefallen/ daß die Bruͤhe ober ſeiner zuſamb<lb/> geſchlagen; das war ein ſeltzamer Haas im Pfeffer. Nach-<lb/> dem er den Kopff auß dem wuͤſten Saubad in die Hoͤhe<lb/> gehebt/ hoͤrt er noch zu ſeinem Spott ein altes Weibel/<lb/> welcher die Naſen behengt war mit einem wilden Cryſtall/<lb/> wie zur Winters-Zeit die Strohtaͤcher mit Eyßzaͤpffen/<lb/> welche ihn mit ihrem ohnbewaffneten Mundſtuck derge-<lb/> ſtalten außgehoͤnt/ daß/ wofern ſie vorhero keinen hohen<lb/> Rucken haͤtte gehabt/ ſie ſich leicht zu bucklet gelacht. O<lb/> Narꝛ! hats gehaiſſen/ was wilſt du dich vil in die obrige<lb/> Ding vergaffen/ ſiheſt du doch nicht/ was vor deiner.<lb/><hi rendition="#aq">Altiora te, ne quæſieris.</hi></p><lb/> <p>Du naſenwitziger Bruder <hi rendition="#aq">Curios;</hi> du uͤbermuͤthige<lb/> Schweſter <hi rendition="#aq">Forwiza,</hi> verdienſt faſt gleiches <hi rendition="#aq">Prædicat,</hi> vnd<lb/> ſchlechten Preiß-Namen/ wann du ſo frech die obere Goͤtt-<lb/> liche Gehaimnuſſen/ vnd Gottes ohnermaͤßliche Werck<lb/> vnderſteheſt durchzugruͤblen. Ey du ſpitzfindiger Erd-<lb/> Schrollen/ waiſt du doch das jenige nit/ was vor deiner<lb/> iſt/ vnd muſt in vilen natuͤrlichen Dingen dein Eßlſichti-<lb/> ges <hi rendition="#aq">Neſcio</hi> hoͤren laſſen. Waiſt du/ warumb das Feur/<lb/> oder die Sonne das Koth hart mache/ entgegen einen<lb/> Bechſchrollen erwaiche? <hi rendition="#aq">neſcio,</hi> ich waiß nicht. Waiſt<lb/> du/ warumb das Feur einen Stain zu einem weiſſen Kalch<lb/> brennet/ entgegen ein Holtz zu ſchwartzen Kohlen? <hi rendition="#aq">ne-<lb/> ſcio,</hi> ich waiß nicht. Waiſt du/ warumben/ wann man ein<lb/> Holder uͤberſich ſchoͤllet/ geſottner eingenohmen/ uͤberſich<lb/> <fw place="bottom" type="catch">brechen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [262/0298]
Judas ein angehender
ſchon zu Lion in Franckreich zu Hauß iſt. Alldorten iſt
das Geſtirn/ ſo ins gemain Urſa minor, der kleinere Beer
benambſet wird/ vnder diſem Zaichen iſt beſſer Naͤgel ab-
ſchneiden/ als Ohren/ dann ſolche nit mehr nacher wach-
ſen/ wie die Krebs-Schaͤren. Indem er nun mit erheb-
ten Augen gegen Himmel ſtaͤts in diſer Betrachtung fort
gangen/ iſt er ohngefehr geſtolpert/ vnd in eine tieffe Koth-
lacken hinein gefallen/ daß die Bruͤhe ober ſeiner zuſamb
geſchlagen; das war ein ſeltzamer Haas im Pfeffer. Nach-
dem er den Kopff auß dem wuͤſten Saubad in die Hoͤhe
gehebt/ hoͤrt er noch zu ſeinem Spott ein altes Weibel/
welcher die Naſen behengt war mit einem wilden Cryſtall/
wie zur Winters-Zeit die Strohtaͤcher mit Eyßzaͤpffen/
welche ihn mit ihrem ohnbewaffneten Mundſtuck derge-
ſtalten außgehoͤnt/ daß/ wofern ſie vorhero keinen hohen
Rucken haͤtte gehabt/ ſie ſich leicht zu bucklet gelacht. O
Narꝛ! hats gehaiſſen/ was wilſt du dich vil in die obrige
Ding vergaffen/ ſiheſt du doch nicht/ was vor deiner.
Altiora te, ne quæſieris.
Du naſenwitziger Bruder Curios; du uͤbermuͤthige
Schweſter Forwiza, verdienſt faſt gleiches Prædicat, vnd
ſchlechten Preiß-Namen/ wann du ſo frech die obere Goͤtt-
liche Gehaimnuſſen/ vnd Gottes ohnermaͤßliche Werck
vnderſteheſt durchzugruͤblen. Ey du ſpitzfindiger Erd-
Schrollen/ waiſt du doch das jenige nit/ was vor deiner
iſt/ vnd muſt in vilen natuͤrlichen Dingen dein Eßlſichti-
ges Neſcio hoͤren laſſen. Waiſt du/ warumb das Feur/
oder die Sonne das Koth hart mache/ entgegen einen
Bechſchrollen erwaiche? neſcio, ich waiß nicht. Waiſt
du/ warumb das Feur einen Stain zu einem weiſſen Kalch
brennet/ entgegen ein Holtz zu ſchwartzen Kohlen? ne-
ſcio, ich waiß nicht. Waiſt du/ warumben/ wann man ein
Holder uͤberſich ſchoͤllet/ geſottner eingenohmen/ uͤberſich
brechen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |