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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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nachmahls böß/ wegen übler Gesellschafft.

O verwelcht ein so schöne Blum die Christus selbsten
gepflantzet/ durch böse Gesellschafft! wie vil weniger sol-
len wir trauen/ die wir weit entfernt seynd von der Voll-
kommenheit eines Apostels: weit minder an der Gnad/
als ein Apostel; in deme wir die mehresten schon geneigt
seyn zu dem Bösen/ wie ein dürres Haberstroh zum bren-
nen/ wie ein Zundl zum fangen/ wie ein zeitige Biern zum
fallen/ ist gefallen ein so starcke Saul durch böse Gesell-
schafft; wie soll ich/ du vnd er trauen/ die wir nur schwache
Röhr seyn/ ist erloschen ein solche schöne Fackl/ wie sollen
wir/ ihr vnd sie bestehen in schlimmer Compagni, so nur
geringe Wachsliechtl. Merckt es vorderist ihr Eltern/
daß ihr ewere Kinder nicht leichtlich zu Gottlosen Bueben
gesellet/ in Erwegung/ daß gar war ist/ was das gemeine
Sprichtwort sagt:

Böse Gsellen/ schicken offt manchen in die
Höllen.

Der Evangelische Mahler Lucas am 15. cap. regi-
strirt
von dem verdorbnen Sohn/ wie daß selbiger ein wun-
derseltzamen Appetit habe gehabt zu einer gewissen Speiß.
Aber rath/ zu was für einen Schleckerbißl? villeicht hat
ihn gelust nach einen Bayrischen Gogelhopff? oder hat er
ihm Mucken gemacht [we]gen eines Bayrischen Wepsen-
Nest? nein. Etwann haben ihm die Zähn gewässert nach
Steurischen Kapauner? nein. Etwann hätt er gern gessen
ein Schwäbische Baurnküchel/ oder ein geschmaltzenes Ha-
bermueß? nein. Was gilts/ er hätt gern Westphalische
Schuncken gehabt? nein. Etwann ist ihm ein Lust ankom-
men wegen Pommerische Knackwürst? nein. Oder seynd
ihm die Böhmische Golatschen eingefallen? nein. Etwann
hätt er gern Schweitzerische Züger gessen? auch nicht/ son-

dern
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nachmahls boͤß/ wegen uͤbler Geſellſchafft.

O verwelcht ein ſo ſchoͤne Blum die Chriſtus ſelbſten
gepflantzet/ durch boͤſe Geſellſchafft! wie vil weniger ſol-
len wir trauen/ die wir weit entfernt ſeynd von der Voll-
kommenheit eines Apoſtels: weit minder an der Gnad/
als ein Apoſtel; in deme wir die mehreſten ſchon geneigt
ſeyn zu dem Boͤſen/ wie ein duͤrres Haberſtroh zum bren-
nen/ wie ein Zundl zum fangen/ wie ein zeitige Biern zum
fallen/ iſt gefallen ein ſo ſtarcke Saul durch boͤſe Geſell-
ſchafft; wie ſoll ich/ du vnd er trauen/ die wir nur ſchwache
Roͤhr ſeyn/ iſt erloſchen ein ſolche ſchoͤne Fackl/ wie ſollen
wir/ ihr vnd ſie beſtehen in ſchlimmer Compagni, ſo nur
geringe Wachsliechtl. Merckt es vorderiſt ihr Eltern/
daß ihr ewere Kinder nicht leichtlich zu Gottloſen Bueben
geſellet/ in Erwegung/ daß gar war iſt/ was das gemeine
Sprichtwort ſagt:

Boͤſe Gſellen/ ſchicken offt manchen in die
Hoͤllen.

Der Evangeliſche Mahler Lucas am 15. cap. regi-
ſtrirt
von dem verdorbnen Sohn/ wie daß ſelbiger ein wun-
derſeltzamen Appetit habe gehabt zu einer gewiſſen Speiß.
Aber rath/ zu was fuͤr einen Schleckerbißl? villeicht hat
ihn geluſt nach einen Bayriſchen Gogelhopff? oder hat er
ihm Mucken gemacht [we]gen eines Bayriſchen Wepſen-
Neſt? nein. Etwann haben ihm die Zaͤhn gewaͤſſert nach
Steuriſchen Kapauner? nein. Etwann haͤtt er gern geſſen
ein Schwaͤbiſche Baurnkuͤchel/ oder ein geſchmaltzenes Ha-
bermueß? nein. Was gilts/ er haͤtt gern Weſtphaliſche
Schuncken gehabt? nein. Etwann iſt ihm ein Luſt ankom-
men wegen Pommeriſche Knackwuͤrſt? nein. Oder ſeynd
ihm die Boͤhmiſche Golatſchen eingefallen? nein. Etwann
haͤtt er gern Schweitzeriſche Zuͤger geſſen? auch nicht/ ſon-

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[275/0311] nachmahls boͤß/ wegen uͤbler Geſellſchafft. O verwelcht ein ſo ſchoͤne Blum die Chriſtus ſelbſten gepflantzet/ durch boͤſe Geſellſchafft! wie vil weniger ſol- len wir trauen/ die wir weit entfernt ſeynd von der Voll- kommenheit eines Apoſtels: weit minder an der Gnad/ als ein Apoſtel; in deme wir die mehreſten ſchon geneigt ſeyn zu dem Boͤſen/ wie ein duͤrres Haberſtroh zum bren- nen/ wie ein Zundl zum fangen/ wie ein zeitige Biern zum fallen/ iſt gefallen ein ſo ſtarcke Saul durch boͤſe Geſell- ſchafft; wie ſoll ich/ du vnd er trauen/ die wir nur ſchwache Roͤhr ſeyn/ iſt erloſchen ein ſolche ſchoͤne Fackl/ wie ſollen wir/ ihr vnd ſie beſtehen in ſchlimmer Compagni, ſo nur geringe Wachsliechtl. Merckt es vorderiſt ihr Eltern/ daß ihr ewere Kinder nicht leichtlich zu Gottloſen Bueben geſellet/ in Erwegung/ daß gar war iſt/ was das gemeine Sprichtwort ſagt: Boͤſe Gſellen/ ſchicken offt manchen in die Hoͤllen. Der Evangeliſche Mahler Lucas am 15. cap. regi- ſtrirt von dem verdorbnen Sohn/ wie daß ſelbiger ein wun- derſeltzamen Appetit habe gehabt zu einer gewiſſen Speiß. Aber rath/ zu was fuͤr einen Schleckerbißl? villeicht hat ihn geluſt nach einen Bayriſchen Gogelhopff? oder hat er ihm Mucken gemacht wegen eines Bayriſchen Wepſen- Neſt? nein. Etwann haben ihm die Zaͤhn gewaͤſſert nach Steuriſchen Kapauner? nein. Etwann haͤtt er gern geſſen ein Schwaͤbiſche Baurnkuͤchel/ oder ein geſchmaltzenes Ha- bermueß? nein. Was gilts/ er haͤtt gern Weſtphaliſche Schuncken gehabt? nein. Etwann iſt ihm ein Luſt ankom- men wegen Pommeriſche Knackwuͤrſt? nein. Oder ſeynd ihm die Boͤhmiſche Golatſchen eingefallen? nein. Etwann haͤtt er gern Schweitzeriſche Zuͤger geſſen? auch nicht/ ſon- dern M m 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/311>, abgerufen am 02.06.2024.