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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas ein vngetreuer Jünger/
schafften. Zachaeus war ein Dieb in einhandlen/ ein Dieb
in außhandlen/ ein Dieb in vmbhandlen/ ein Dieb in
abhandlen/ ein Dieb in vorhandlen/ ein Dieb in nach-
handlen/ ein Dieb Vormittag/ ein Dieb zu Mittag/ ein
Dieb Nachmittag/ ein Dieb allezeit. Es hat einmahl ein
frecher Gesell gehört auß dem Evangelio die acht Seelig-
keiten lesen. Under andern auch dises: Beati pauperes:
Seelig seynd die Armen/ dann ihnen gehört
das Himmelreich.
Ich/ sagt er/ hoffe vnfehlbar in
Himmel zu kommen/ dann ich hab schon manchen in den
Himmel geholffen/ weilen ich vil arme Leuth gemacht
hab. Ein anderer rühmte sich/ daß er vil arme Häuser ha-
be gestifftet. Glaubs wol/ durch stehlen vnnd Rauben/
ein solcher war Zachaeus, nicht besser/ etwann böser. Nach-
dem er aber mit barmhertzigen Augen von dem gütigisten
Heyland ist angeschaut worden/ ja solcher gar disen offe-
nen Sünder in seinem Hauß haimbgesucht/ das Gemüth
erleucht/ bat Zachaeus seinen Wucher bekennt/ seine
Diebstall Christo dem HErrn selbsten gebeicht/ vnd also
von vnserm HErrn selbst in eigner Göttlicher Persohn ab-
solvirt
worden. Aber wie? merckts wol ihr armseelige
Menschen/ die ihr mit frembden Gut beladen. Mit dem
Geding hat Zachaeus die Absolution erhalten/ daß er solle
alles abgestohlene Gut zuruck geben/ wie er es dann so
gar würcklich erstattet hat. Non dimittitur peccatum,
nisi restituatur ablatum.

Man kan keinen von Sünden lösen/
Er geb dann zuruck das gstohlne Wesen.

Du/ vnd du/ vnd du. Holla! ich hätte sagen sollen
euer Vöst/ euer Gestreng/ ihr Gnaden; seyt ihr eurem
Kayser/ eurem Fürsten/ eurem Herrn vntreu gewest in
seinen Diensten; seyt ihr mit seinem Gelt vmbgangen/

wie
T t 2

Judas ein vngetreuer Juͤnger/
ſchafften. Zachæus war ein Dieb in einhandlen/ ein Dieb
in außhandlen/ ein Dieb in vmbhandlen/ ein Dieb in
abhandlen/ ein Dieb in vorhandlen/ ein Dieb in nach-
handlen/ ein Dieb Vormittag/ ein Dieb zu Mittag/ ein
Dieb Nachmittag/ ein Dieb allezeit. Es hat einmahl ein
frecher Geſell gehoͤrt auß dem Evangelio die acht Seelig-
keiten leſen. Under andern auch diſes: Beati pauperes:
Seelig ſeynd die Armen/ dann ihnen gehoͤrt
das Himmelreich.
Ich/ ſagt er/ hoffe vnfehlbar in
Himmel zu kommen/ dann ich hab ſchon manchen in den
Himmel geholffen/ weilen ich vil arme Leuth gemacht
hab. Ein anderer ruͤhmte ſich/ daß er vil arme Haͤuſer ha-
be geſtifftet. Glaubs wol/ durch ſtehlen vnnd Rauben/
ein ſolcher war Zachæus, nicht beſſer/ etwann boͤſer. Nach-
dem er aber mit barmhertzigen Augen von dem guͤtigiſten
Heyland iſt angeſchaut worden/ ja ſolcher gar diſen offe-
nen Suͤnder in ſeinem Hauß haimbgeſucht/ das Gemuͤth
erleucht/ bat Zachæus ſeinen Wucher bekennt/ ſeine
Diebſtall Chriſto dem HErꝛn ſelbſten gebeicht/ vnd alſo
von vnſerm HErꝛn ſelbſt in eigner Goͤttlicher Perſohn ab-
ſolvirt
worden. Aber wie? merckts wol ihr armſeelige
Menſchen/ die ihr mit frembden Gut beladen. Mit dem
Geding hat Zachæus die Abſolution erhalten/ daß er ſolle
alles abgeſtohlene Gut zuruck geben/ wie er es dann ſo
gar wuͤrcklich erſtattet hat. Non dimittitur peccatum,
niſi reſtituatur ablatum.

Man kan keinen von Suͤnden loͤſen/
Er geb dann zuruck das gſtohlne Weſen.

Du/ vnd du/ vnd du. Holla! ich haͤtte ſagen ſollen
euer Voͤſt/ euer Geſtreng/ ihr Gnaden; ſeyt ihr eurem
Kayſer/ eurem Fuͤrſten/ eurem Herꝛn vntreu geweſt in
ſeinen Dienſten; ſeyt ihr mit ſeinem Gelt vmbgangen/

wie
T t 2
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[331/0367] Judas ein vngetreuer Juͤnger/ ſchafften. Zachæus war ein Dieb in einhandlen/ ein Dieb in außhandlen/ ein Dieb in vmbhandlen/ ein Dieb in abhandlen/ ein Dieb in vorhandlen/ ein Dieb in nach- handlen/ ein Dieb Vormittag/ ein Dieb zu Mittag/ ein Dieb Nachmittag/ ein Dieb allezeit. Es hat einmahl ein frecher Geſell gehoͤrt auß dem Evangelio die acht Seelig- keiten leſen. Under andern auch diſes: Beati pauperes: Seelig ſeynd die Armen/ dann ihnen gehoͤrt das Himmelreich. Ich/ ſagt er/ hoffe vnfehlbar in Himmel zu kommen/ dann ich hab ſchon manchen in den Himmel geholffen/ weilen ich vil arme Leuth gemacht hab. Ein anderer ruͤhmte ſich/ daß er vil arme Haͤuſer ha- be geſtifftet. Glaubs wol/ durch ſtehlen vnnd Rauben/ ein ſolcher war Zachæus, nicht beſſer/ etwann boͤſer. Nach- dem er aber mit barmhertzigen Augen von dem guͤtigiſten Heyland iſt angeſchaut worden/ ja ſolcher gar diſen offe- nen Suͤnder in ſeinem Hauß haimbgeſucht/ das Gemuͤth erleucht/ bat Zachæus ſeinen Wucher bekennt/ ſeine Diebſtall Chriſto dem HErꝛn ſelbſten gebeicht/ vnd alſo von vnſerm HErꝛn ſelbſt in eigner Goͤttlicher Perſohn ab- ſolvirt worden. Aber wie? merckts wol ihr armſeelige Menſchen/ die ihr mit frembden Gut beladen. Mit dem Geding hat Zachæus die Abſolution erhalten/ daß er ſolle alles abgeſtohlene Gut zuruck geben/ wie er es dann ſo gar wuͤrcklich erſtattet hat. Non dimittitur peccatum, niſi reſtituatur ablatum. Man kan keinen von Suͤnden loͤſen/ Er geb dann zuruck das gſtohlne Weſen. Du/ vnd du/ vnd du. Holla! ich haͤtte ſagen ſollen euer Voͤſt/ euer Geſtreng/ ihr Gnaden; ſeyt ihr eurem Kayſer/ eurem Fuͤrſten/ eurem Herꝛn vntreu geweſt in ſeinen Dienſten; ſeyt ihr mit ſeinem Gelt vmbgangen/ wie T t 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/367>, abgerufen am 16.06.2024.