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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Vrsach/ warumben Judas ein Dieb worden.
auch/ daß er auch auß einer harten Zeit vnnd Begeben-
heit kan etwas gutes schmeltzen. Nur ein wenig Gedult
gehabt. Die Bein oder Immen/ dises wintzige Mettsie-
derl fliegt nit allein auff die schamhafftige Rosen/ auff die
weisse Nareissen/ auff die Himmelblaue Veigerl/ auff die
hochträchtige Rittersporn/ sondern fliegt auch auff die
ditterste Kräuter/ auff den Wermuth/ vnd saugt auß
den bitteren Kräutern das süsse Hönig. Ex amaro dulce.
Also regieret/ gubernieret/ moderieret/ ordinieret/ re-
gulie
ret/ sustentieret der allmächtige GOtt die Welt/
vnd alles in der Welt/ mit solcher vnergründlichen Weiß-
heit/ daß er manchesmahl ein Ubel zulast/ vnd waiß nach-
mahls auß disem Ubel etwas gutes zn schnitzlen/ auß Wer-
muth vnd Wehemuth etwas süß/ auß Noth ein Brodt
machen. Nur nie verzagt!

Es geschicht/ daß ein gemainer Mensch/ vnnd ein-
fältiger Bauer in eines vornehmen Fürsten seinen Hoff-
Garten kombt/ allwo er sich also vergafft/ daß er schier im
Zweiffel steht/ ob er nicht mit dem Enoch in das irrdische
Paradeyß verzucket seye. Er verwundert sich in dem er-
sten Eingang/ daß auff beeden Seiten gantz grüne Mau-
ren auffgericht seyn/ daß sich solcher Lustweeg so weit er-
strecket/ daß auch die schärffeste Augen darüber matt wer-
den. Er verwundert sich über das schöne vnnd häuffige
Blumen-Gewächs/ vnd haltet die Erden für ein redliche
Mutter/ ob sie schon das ihrige allerseits verblümlet. Ab-
sonderlich aber kan er nit genug maulaffen/ wie er ansich-
tig worden in mitte deß Gartens deß gantz seltzamen
Wasserwercks. Er verwundert sich/ daß ein gaißbergeri-
scher Satyrus auff beeden Hörnern das häuffige Wasser
herauß sprengt; als wolte gleichsamb diser wilde Wald-
mann mit seiner Barocca prangen. Er verwunderet sich/
daß neben disem Zottfincken ein gaißgestifflete Satyra,

auß

Vrſach/ warumben Judas ein Dieb worden.
auch/ daß er auch auß einer harten Zeit vnnd Begeben-
heit kan etwas gutes ſchmeltzen. Nur ein wenig Gedult
gehabt. Die Bein oder Immen/ diſes wintzige Mettſie-
derl fliegt nit allein auff die ſchamhafftige Roſen/ auff die
weiſſe Nareiſſen/ auff die Himmelblaue Veigerl/ auff die
hochtraͤchtige Ritterſporn/ ſondern fliegt auch auff die
ditterſte Kraͤuter/ auff den Wermuth/ vnd ſaugt auß
den bitteren Kraͤutern das ſuͤſſe Hoͤnig. Ex amaro dulce.
Alſo regieret/ gubernieret/ moderieret/ ordinieret/ re-
gulie
ret/ ſuſtentieret der allmaͤchtige GOtt die Welt/
vnd alles in der Welt/ mit ſolcher vnergruͤndlichen Weiß-
heit/ daß er manchesmahl ein Ubel zulaſt/ vnd waiß nach-
mahls auß diſem Ubel etwas gutes zn ſchnitzlen/ auß Wer-
muth vnd Wehemuth etwas ſuͤß/ auß Noth ein Brodt
machen. Nur nie verzagt!

Es geſchicht/ daß ein gemainer Menſch/ vnnd ein-
faͤltiger Bauer in eines vornehmen Fuͤrſten ſeinen Hoff-
Garten kombt/ allwo er ſich alſo vergafft/ daß er ſchier im
Zweiffel ſteht/ ob er nicht mit dem Enoch in das irꝛdiſche
Paradeyß verzucket ſeye. Er verwundert ſich in dem er-
ſten Eingang/ daß auff beeden Seiten gantz gruͤne Mau-
ren auffgericht ſeyn/ daß ſich ſolcher Luſtweeg ſo weit er-
ſtrecket/ daß auch die ſchaͤrffeſte Augen daruͤber matt wer-
den. Er verwundert ſich uͤber das ſchoͤne vnnd haͤuffige
Blumen-Gewaͤchs/ vnd haltet die Erden fuͤr ein redliche
Mutter/ ob ſie ſchon das ihrige allerſeits verbluͤmlet. Ab-
ſonderlich aber kan er nit genug maulaffen/ wie er anſich-
tig worden in mitte deß Gartens deß gantz ſeltzamen
Waſſerwercks. Er verwundert ſich/ daß ein gaißbergeri-
ſcher Satyrus auff beeden Hoͤrnern das haͤuffige Waſſer
herauß ſprengt; als wolte gleichſamb diſer wilde Wald-
mann mit ſeiner Barocca prangen. Er verwunderet ſich/
daß neben diſem Zottfincken ein gaißgeſtifflete Satyra,

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[352/0388] Vrſach/ warumben Judas ein Dieb worden. auch/ daß er auch auß einer harten Zeit vnnd Begeben- heit kan etwas gutes ſchmeltzen. Nur ein wenig Gedult gehabt. Die Bein oder Immen/ diſes wintzige Mettſie- derl fliegt nit allein auff die ſchamhafftige Roſen/ auff die weiſſe Nareiſſen/ auff die Himmelblaue Veigerl/ auff die hochtraͤchtige Ritterſporn/ ſondern fliegt auch auff die ditterſte Kraͤuter/ auff den Wermuth/ vnd ſaugt auß den bitteren Kraͤutern das ſuͤſſe Hoͤnig. Ex amaro dulce. Alſo regieret/ gubernieret/ moderieret/ ordinieret/ re- gulieret/ ſuſtentieret der allmaͤchtige GOtt die Welt/ vnd alles in der Welt/ mit ſolcher vnergruͤndlichen Weiß- heit/ daß er manchesmahl ein Ubel zulaſt/ vnd waiß nach- mahls auß diſem Ubel etwas gutes zn ſchnitzlen/ auß Wer- muth vnd Wehemuth etwas ſuͤß/ auß Noth ein Brodt machen. Nur nie verzagt! Es geſchicht/ daß ein gemainer Menſch/ vnnd ein- faͤltiger Bauer in eines vornehmen Fuͤrſten ſeinen Hoff- Garten kombt/ allwo er ſich alſo vergafft/ daß er ſchier im Zweiffel ſteht/ ob er nicht mit dem Enoch in das irꝛdiſche Paradeyß verzucket ſeye. Er verwundert ſich in dem er- ſten Eingang/ daß auff beeden Seiten gantz gruͤne Mau- ren auffgericht ſeyn/ daß ſich ſolcher Luſtweeg ſo weit er- ſtrecket/ daß auch die ſchaͤrffeſte Augen daruͤber matt wer- den. Er verwundert ſich uͤber das ſchoͤne vnnd haͤuffige Blumen-Gewaͤchs/ vnd haltet die Erden fuͤr ein redliche Mutter/ ob ſie ſchon das ihrige allerſeits verbluͤmlet. Ab- ſonderlich aber kan er nit genug maulaffen/ wie er anſich- tig worden in mitte deß Gartens deß gantz ſeltzamen Waſſerwercks. Er verwundert ſich/ daß ein gaißbergeri- ſcher Satyrus auff beeden Hoͤrnern das haͤuffige Waſſer herauß ſprengt; als wolte gleichſamb diſer wilde Wald- mann mit ſeiner Barocca prangen. Er verwunderet ſich/ daß neben diſem Zottfincken ein gaißgeſtifflete Satyra, auß

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/388>, abgerufen am 22.11.2024.