Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.nachmahlen ein grosser Dieb. gen/ so vermerckt diser Schlemmer/ daß er auff einem ho-hen Berg seye/ vnd sehe vor seiner ein grosse Menge der bösen Feind/ welche allesamb/ gleichstimmend geschryen. Bring vmb/ bring vmb. Solcher Schrocken hat alsobald den dicken Rausch vertriben/ also/ daß er mit lau- ter Stimm geschryen: Sancta Maria in via lata, stehe mir bey. So bald er die Hülff der Himmels-Königin fle- hentlich angeruffen/ seynd alle höllische Larven verschwun- den. Nachmahls hat er wahrgenommen/ daß nicht sein Weib/ sondern der Sathan ihn an selbiges Orth gefüh- ret/ von welchem er vngezweifflet durch teufflischen Ge- walt wäre gestürtzet worden. Glaubst du anjetzo/ daß di- ser Weinzapff auff einmahl ein solcher Sau-Magen wor- den? das nicht; sondern er hat vom kleinen angefangen. Erstlich nur allemahl ein Gläßl außgetruncken/ vom Gläßl ist er zum Glaß/ vom Glaß zum Krueg/ vnnd Krueg zur Kandl/ vnd also kommen zu einem solchen ver- soffenen Wandl. Erstlich hat er lehrnen trincken UTili- ter, darnach REaliter, alsdann MIrabiliter, folgends FA- ciliter, mit der Weil SOLenniter, auff die Letzt LAmen- tabiliter. Mit drey Jahren hat er geschryen/ Mamma trincken: Mit vier Jahren hat er geschryen/ Mutter trincken. Mit fünff Jahren hat er geschryen/ Vatter sauffen. Im sechsten Jahr hat er seinen Vattern schon ins Würthshauß beglait: Im sechzehenden Jahr ist er gangen am Sonntag zum weissen Rößl: am Montag zum blauen Keßl/ am Erchtag zum guldenen Lämbl/ am Mittwoch zum grünen Gämpl/ am Pfingstag zur gulde- nen Sonn; am Freytag zum wilden Mann; am Samb- stag bey der grün Linden/ last sich also beym sauffen ein gantze Wochen finden. Qui modica spernit, paulatim decidet. Nach vnd nach lehrnet man die Untugenden. Lucas
nachmahlen ein groſſer Dieb. gen/ ſo vermerckt diſer Schlemmer/ daß er auff einem ho-hen Berg ſeye/ vnd ſehe vor ſeiner ein groſſe Menge der boͤſen Feind/ welche alleſamb/ gleichſtimmend geſchryen. Bring vmb/ bring vmb. Solcher Schrocken hat alſobald den dicken Rauſch vertriben/ alſo/ daß er mit lau- ter Stimm geſchryen: Sancta Maria in viâ latâ, ſtehe mir bey. So bald er die Huͤlff der Himmels-Koͤnigin fle- hentlich angeruffen/ ſeynd alle hoͤlliſche Larven verſchwun- den. Nachmahls hat er wahrgenommen/ daß nicht ſein Weib/ ſondern der Sathan ihn an ſelbiges Orth gefuͤh- ret/ von welchem er vngezweifflet durch teuffliſchen Ge- walt waͤre geſtuͤrtzet worden. Glaubſt du anjetzo/ daß di- ſer Weinzapff auff einmahl ein ſolcher Sau-Magen wor- den? das nicht; ſondern er hat vom kleinen angefangen. Erſtlich nur allemahl ein Glaͤßl außgetruncken/ vom Glaͤßl iſt er zum Glaß/ vom Glaß zum Krueg/ vnnd Krueg zur Kandl/ vnd alſo kommen zu einem ſolchen ver- ſoffenen Wandl. Erſtlich hat er lehrnen trincken UTili- ter, darnach REaliter, alsdann MIrabiliter, folgends FA- ciliter, mit der Weil SOLenniter, auff die Letzt LAmen- tabiliter. Mit drey Jahren hat er geſchryen/ Mamma trincken: Mit vier Jahren hat er geſchryen/ Mutter trincken. Mit fuͤnff Jahren hat er geſchryen/ Vatter ſauffen. Im ſechſten Jahr hat er ſeinen Vattern ſchon ins Wuͤrthshauß beglait: Im ſechzehenden Jahr iſt er gangen am Sonntag zum weiſſen Roͤßl: am Montag zum blauen Keßl/ am Erchtag zum guldenen Laͤmbl/ am Mittwoch zum gruͤnen Gaͤmpl/ am Pfingſtag zur gulde- nen Sonn; am Freytag zum wilden Mann; am Samb- ſtag bey der gruͤn Linden/ laſt ſich alſo beym ſauffen ein gantze Wochen finden. Qui modica ſpernit, paulatim decidet. Nach vnd nach lehrnet man die Untugenden. Lucas
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gen/ ſo vermerckt diſer Schlemmer/ daß er auff einem ho-
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boͤſen Feind/ welche alleſamb/ gleichſtimmend geſchryen.
Bring vmb/ bring vmb. Solcher Schrocken hat
alſobald den dicken Rauſch vertriben/ alſo/ daß er mit lau-
ter Stimm geſchryen: Sancta Maria in viâ latâ, ſtehe
mir bey. So bald er die Huͤlff der Himmels-Koͤnigin fle-
hentlich angeruffen/ ſeynd alle hoͤlliſche Larven verſchwun-
den. Nachmahls hat er wahrgenommen/ daß nicht ſein
Weib/ ſondern der Sathan ihn an ſelbiges Orth gefuͤh-
ret/ von welchem er vngezweifflet durch teuffliſchen Ge-
walt waͤre geſtuͤrtzet worden. Glaubſt du anjetzo/ daß di-
ſer Weinzapff auff einmahl ein ſolcher Sau-Magen wor-
den? das nicht; ſondern er hat vom kleinen angefangen.
Erſtlich nur allemahl ein Glaͤßl außgetruncken/ vom
Glaͤßl iſt er zum Glaß/ vom Glaß zum Krueg/ vnnd
Krueg zur Kandl/ vnd alſo kommen zu einem ſolchen ver-
ſoffenen Wandl. Erſtlich hat er lehrnen trincken UTili-
ter, darnach REaliter, alsdann MIrabiliter, folgends FA-
ciliter, mit der Weil SOLenniter, auff die Letzt LAmen-
tabiliter. Mit drey Jahren hat er geſchryen/ Mamma
trincken: Mit vier Jahren hat er geſchryen/ Mutter
trincken. Mit fuͤnff Jahren hat er geſchryen/ Vatter
ſauffen. Im ſechſten Jahr hat er ſeinen Vattern ſchon
ins Wuͤrthshauß beglait: Im ſechzehenden Jahr iſt er
gangen am Sonntag zum weiſſen Roͤßl: am Montag
zum blauen Keßl/ am Erchtag zum guldenen Laͤmbl/ am
Mittwoch zum gruͤnen Gaͤmpl/ am Pfingſtag zur gulde-
nen Sonn; am Freytag zum wilden Mann; am Samb-
ſtag bey der gruͤn Linden/ laſt ſich alſo beym ſauffen ein
gantze Wochen finden. Qui modica ſpernit, paulatim
decidet. Nach vnd nach lehrnet man die Untugenden.
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