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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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nachmahlen ein grosser Diebe
Schneck/ den gleichwol die Natur mit aigner Behausung
versicht.

Der Samson hat mit einem dürren Bain/ benannt-
lich mit einem Esels-Kühnbacken denen Philisteern den
grösten Schaden zugefüget. Ein mancher reicher Herr
ist arm worden/ ein mancher reicher Kauffmann ist noth-
leydig worden: ein mancher reicher Burger ist ein Bett-
ler worden/ daß also der erste/ der andere/ der dritte nichts
anderst sagt/ als jetzt bin ich geschlagen/ ich bin geschlagen/
ich bin geschlagen! ja/ ja/ ja/ du bist geschlagen/ ihr seyet
geschlagen/ vnd zwar wie die Philisteer durch den Samson
mit einem dürren Bain/ also ihr durch ein dürres/ aber
vierecketes Bain/ verstehe die Würffel: das Bain Sam-
sonis
hat Wasser gebracht/ das Bain bey den Würfflen
bringt auch Wasser/ aber layder! auß den Augen der
Weiber/ der Kinder/ rinnen die Zäher/ vmb willen die
Bainer ihnen das Fleisch verspillet.

In der vornehmen Statt Bononia, welches so vil
haist/ als Bona omnia, hat sich ein Gottloser Spiller be-
funden/ welcher einmahl/ vmbweilen er selbigen Tag lau-
ter widriges Glück im Spillen erfahren/ also vnsinnig
ergrimbt/ daß er fast rasend zu der Statt-Mauer geeylet/
worauff die Bildnuß der Mutter Gottes mit gutem
Bembßl entworssen war/ dieselbe nicht nur allein mit lä-
sterlichen Worten belaydiget/ sondern auch mit seinem
Dolch etliche Wunden versetzet/ auß welchen das häuffi-
ge Blut herauß gequellet. Diser Bößwicht wurde nach-
mahls zur billicher Straff gezogen/ vnd ausser der Statt/
gegen der Maur hinüber/ wo die Bildnuß war/ an liech-
ten Galgen gehencket. Es ist aber anbey auch dises denck-
würdig geschehen/ daß gedachter Galgen-Schwengl/ we-
gen deß Sonnenscheins den Schatten von seinem Leib ge-
worffen hat auff obbenennte Maur/ dergestalten/ daß sel-

ber

nachmahlen ein groſſer Diebe
Schneck/ den gleichwol die Natur mit aigner Behauſung
verſicht.

Der Samſon hat mit einem duͤrren Bain/ benannt-
lich mit einem Eſels-Kuͤhnbacken denen Philiſteern den
groͤſten Schaden zugefuͤget. Ein mancher reicher Herꝛ
iſt arm worden/ ein mancher reicher Kauffmann iſt noth-
leydig worden: ein mancher reicher Burger iſt ein Bett-
ler worden/ daß alſo der erſte/ der andere/ der dritte nichts
anderſt ſagt/ als jetzt bin ich geſchlagen/ ich bin geſchlagen/
ich bin geſchlagen! ja/ ja/ ja/ du biſt geſchlagen/ ihr ſeyet
geſchlagen/ vnd zwar wie die Philiſteer durch den Samſon
mit einem duͤrren Bain/ alſo ihr durch ein duͤrres/ aber
vierecketes Bain/ verſtehe die Wuͤrffel: das Bain Sam-
ſonis
hat Waſſer gebracht/ das Bain bey den Wuͤrfflen
bringt auch Waſſer/ aber layder! auß den Augen der
Weiber/ der Kinder/ rinnen die Zaͤher/ vmb willen die
Bainer ihnen das Fleiſch verſpillet.

In der vornehmen Statt Bononia, welches ſo vil
haiſt/ als Bona omnia, hat ſich ein Gottloſer Spiller be-
funden/ welcher einmahl/ vmbweilen er ſelbigen Tag lau-
ter widriges Gluͤck im Spillen erfahren/ alſo vnſinnig
ergrimbt/ daß er faſt raſend zu der Statt-Mauer geeylet/
worauff die Bildnuß der Mutter Gottes mit gutem
Bembßl entworſſen war/ dieſelbe nicht nur allein mit laͤ-
ſterlichen Worten belaydiget/ ſondern auch mit ſeinem
Dolch etliche Wunden verſetzet/ auß welchen das haͤuffi-
ge Blut herauß gequellet. Diſer Boͤßwicht wurde nach-
mahls zur billicher Straff gezogen/ vnd auſſer der Statt/
gegen der Maur hinuͤber/ wo die Bildnuß war/ an liech-
ten Galgen gehencket. Es iſt aber anbey auch diſes denck-
wuͤrdig geſchehen/ daß gedachter Galgen-Schwengl/ we-
gen deß Sonnenſcheins den Schatten von ſeinem Leib ge-
worffen hat auff obbenennte Maur/ dergeſtalten/ daß ſel-

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[376/0412] nachmahlen ein groſſer Diebe Schneck/ den gleichwol die Natur mit aigner Behauſung verſicht. Der Samſon hat mit einem duͤrren Bain/ benannt- lich mit einem Eſels-Kuͤhnbacken denen Philiſteern den groͤſten Schaden zugefuͤget. Ein mancher reicher Herꝛ iſt arm worden/ ein mancher reicher Kauffmann iſt noth- leydig worden: ein mancher reicher Burger iſt ein Bett- ler worden/ daß alſo der erſte/ der andere/ der dritte nichts anderſt ſagt/ als jetzt bin ich geſchlagen/ ich bin geſchlagen/ ich bin geſchlagen! ja/ ja/ ja/ du biſt geſchlagen/ ihr ſeyet geſchlagen/ vnd zwar wie die Philiſteer durch den Samſon mit einem duͤrren Bain/ alſo ihr durch ein duͤrres/ aber vierecketes Bain/ verſtehe die Wuͤrffel: das Bain Sam- ſonis hat Waſſer gebracht/ das Bain bey den Wuͤrfflen bringt auch Waſſer/ aber layder! auß den Augen der Weiber/ der Kinder/ rinnen die Zaͤher/ vmb willen die Bainer ihnen das Fleiſch verſpillet. In der vornehmen Statt Bononia, welches ſo vil haiſt/ als Bona omnia, hat ſich ein Gottloſer Spiller be- funden/ welcher einmahl/ vmbweilen er ſelbigen Tag lau- ter widriges Gluͤck im Spillen erfahren/ alſo vnſinnig ergrimbt/ daß er faſt raſend zu der Statt-Mauer geeylet/ worauff die Bildnuß der Mutter Gottes mit gutem Bembßl entworſſen war/ dieſelbe nicht nur allein mit laͤ- ſterlichen Worten belaydiget/ ſondern auch mit ſeinem Dolch etliche Wunden verſetzet/ auß welchen das haͤuffi- ge Blut herauß gequellet. Diſer Boͤßwicht wurde nach- mahls zur billicher Straff gezogen/ vnd auſſer der Statt/ gegen der Maur hinuͤber/ wo die Bildnuß war/ an liech- ten Galgen gehencket. Es iſt aber anbey auch diſes denck- wuͤrdig geſchehen/ daß gedachter Galgen-Schwengl/ we- gen deß Sonnenſcheins den Schatten von ſeinem Leib ge- worffen hat auff obbenennte Maur/ dergeſtalten/ daß ſel- ber

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/412>, abgerufen am 26.06.2024.