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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas ein Ehrabschneider/
bevor sie sich bekehret/ war sie ein Schnöde/ wie sie a-
ber die Füß JEsu mit Thränen gewaschen/ war sie ein
Schnee: dann Magdalena:

Nix est, sol Christus, radiorum ardore liquescit,
Quid mirum, ex oculis si fluat unda suis.

Die Hitz verursacht/ daß der Schnee zerfliesset; die
hitzige Lieb in Magdalena hat gemacht/ daß sie gleichsam
zu lauter Wasser worden/ quoniam dilexit multum
&c.
Ist das nicht Wasser genug? wann man so gar die
Füß deß HErrn darmit gewaschen. Hat dann einmahl
ein Weib ein so saubere Wösch zugericht/ wie dise?

Es kombt einmahl ihr Excellenz ein Doctor der
Medicin zu der H. Clara, ansehens nach/ war er gar
ein wackerer Herr/ schon zimblich bey Jahren in einem
schwartzen sammeten Rock/ mit einem Hippocratischen
Bart/ mit einer Avicenischen Red/ es war aber diser
der Teuffel selbst. Solcher thate auff alle Weiß der H.
Clarae das stette Weinen widerrathen. Mein Clara,
sagt er/ euer vielfältiges Weinen wird euch vmb das Ge-
sicht bringen. GOtt straff mich/ wann es anderst ist/
(O du Narr bist ohne das schon genugsamb gestraffet)
mein Clara für wem ist ein so immerwehrendes Weinen/
habt ihr doch niemahlen GOtt schwer beleidiget. Mag-
dalena
hat wohl können weinen/ vnd bey den Füssen JE-
su Ablaß abholen/ sie hat lang genug galanistret/ oder
besser geredet/ gäilanistert. David hat wohl können die
Augen in das Bad führen/ weilen er die Bersabeam in
dem Bad so übel angeschauet. Aber ihr Clara führet
einen vnsträfflichen Wandel/ mein last doch das weinen
seyn. Ich verspreche es euch bey meinem Gewissen (O
wohl ein sauberes Gewissen) daß durch solche stette ge-
saltzene Zäher euch der Augapffel wird außtrucknen/ vnd

also

Judas ein Ehrabſchneider/
bevor ſie ſich bekehret/ war ſie ein Schnoͤde/ wie ſie a-
ber die Fuͤß JEſu mit Thraͤnen gewaſchen/ war ſie ein
Schnee: dann Magdalena:

Nix eſt, ſol Chriſtus, radiorum ardore liqueſcit,
Quid mirum, ex oculis ſi fluat unda ſuis.

Die Hitz verurſacht/ daß der Schnee zerflieſſet; die
hitzige Lieb in Magdalena hat gemacht/ daß ſie gleichſam
zu lauter Waſſer worden/ quoniam dilexit multum
&c.
Iſt das nicht Waſſer genug? wann man ſo gar die
Fuͤß deß HErꝛn darmit gewaſchen. Hat dann einmahl
ein Weib ein ſo ſaubere Woͤſch zugericht/ wie diſe?

Es kombt einmahl ihr Excellenz ein Doctor der
Medicin zu der H. Clara, anſehens nach/ war er gar
ein wackerer Herꝛ/ ſchon zimblich bey Jahren in einem
ſchwartzen ſammeten Rock/ mit einem Hippocratiſchen
Bart/ mit einer Aviceniſchen Red/ es war aber diſer
der Teuffel ſelbſt. Solcher thate auff alle Weiß der H.
Claræ das ſtette Weinen widerrathen. Mein Clara,
ſagt er/ euer vielfaͤltiges Weinen wird euch vmb das Ge-
ſicht bringen. GOtt ſtraff mich/ wann es anderſt iſt/
(O du Narꝛ biſt ohne das ſchon genugſamb geſtraffet)
mein Clara fuͤr wem iſt ein ſo immerwehrendes Weinen/
habt ihr doch niemahlen GOtt ſchwer beleidiget. Mag-
dalena
hat wohl koͤnnen weinen/ vnd bey den Fuͤſſen JE-
ſu Ablaß abholen/ ſie hat lang genug galaniſtret/ oder
beſſer geredet/ gaͤilaniſtert. David hat wohl koͤnnen die
Augen in das Bad fuͤhren/ weilen er die Berſabeam in
dem Bad ſo uͤbel angeſchauet. Aber ihr Clara fuͤhret
einen vnſtraͤfflichen Wandel/ mein laſt doch das weinen
ſeyn. Ich verſpreche es euch bey meinem Gewiſſen (O
wohl ein ſauberes Gewiſſen) daß durch ſolche ſtette ge-
ſaltzene Zaͤher euch der Augapffel wird außtrucknen/ vnd

alſo
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[700/0736] Judas ein Ehrabſchneider/ bevor ſie ſich bekehret/ war ſie ein Schnoͤde/ wie ſie a- ber die Fuͤß JEſu mit Thraͤnen gewaſchen/ war ſie ein Schnee: dann Magdalena: Nix eſt, ſol Chriſtus, radiorum ardore liqueſcit, Quid mirum, ex oculis ſi fluat unda ſuis. Die Hitz verurſacht/ daß der Schnee zerflieſſet; die hitzige Lieb in Magdalena hat gemacht/ daß ſie gleichſam zu lauter Waſſer worden/ quoniam dilexit multum &c. Iſt das nicht Waſſer genug? wann man ſo gar die Fuͤß deß HErꝛn darmit gewaſchen. Hat dann einmahl ein Weib ein ſo ſaubere Woͤſch zugericht/ wie diſe? Es kombt einmahl ihr Excellenz ein Doctor der Medicin zu der H. Clara, anſehens nach/ war er gar ein wackerer Herꝛ/ ſchon zimblich bey Jahren in einem ſchwartzen ſammeten Rock/ mit einem Hippocratiſchen Bart/ mit einer Aviceniſchen Red/ es war aber diſer der Teuffel ſelbſt. Solcher thate auff alle Weiß der H. Claræ das ſtette Weinen widerrathen. Mein Clara, ſagt er/ euer vielfaͤltiges Weinen wird euch vmb das Ge- ſicht bringen. GOtt ſtraff mich/ wann es anderſt iſt/ (O du Narꝛ biſt ohne das ſchon genugſamb geſtraffet) mein Clara fuͤr wem iſt ein ſo immerwehrendes Weinen/ habt ihr doch niemahlen GOtt ſchwer beleidiget. Mag- dalena hat wohl koͤnnen weinen/ vnd bey den Fuͤſſen JE- ſu Ablaß abholen/ ſie hat lang genug galaniſtret/ oder beſſer geredet/ gaͤilaniſtert. David hat wohl koͤnnen die Augen in das Bad fuͤhren/ weilen er die Berſabeam in dem Bad ſo uͤbel angeſchauet. Aber ihr Clara fuͤhret einen vnſtraͤfflichen Wandel/ mein laſt doch das weinen ſeyn. Ich verſpreche es euch bey meinem Gewiſſen (O wohl ein ſauberes Gewiſſen) daß durch ſolche ſtette ge- ſaltzene Zaͤher euch der Augapffel wird außtrucknen/ vnd alſo

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/736>, abgerufen am 25.11.2024.