Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.welches erzeigen wird am Jüngsten Tag. men und Feuerfuncken seine durstige Zung heraus ge-streckt/ und wehemütig bey dem Vatter Abraham ange- halten/ um ein einige/ auch die allergeringste Erquickung/ er hat aber ein abschlägige Antwort bekommen/ und hat es geheissen/ recepisti bona in vita tua, du Kerl hast dirLuc. 16. gute Täg angethan/ so lang du gelebt hast/ jetzt kanst du schon schwitzen/ zwey Himmelreich gehen nit aufeinan- der etc. Aber ein Religios und Ordensperson hat keine gute Täg gehabt/ hat müssen unter dem strengen Gehor- sam leben/ ist in einem rauhen Kleid gesteckt/ und soll gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei- lich wol es werden gestellt unter die Böck/ welche zwar ge- schoren waren um den Kopf/ aber nit ein Haar gefragt nach ihrer Regul. Unter die Böck/ welche mit der Schlan- gen die alte Haut abgezogen/ aber dannoch das Gifft be- halten. Unter die Böck/ welche öffters mit dem Raben aus der Archen geflogen/ und vielleicht um ein stincken- des Aas umgeschauet. Unter die Böck/ welche wie ein Misthauffen im Winter äusserlich mit Schnee bedeckt/ innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die Böck/ welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge- deckt/ die sonsten nur in Seiden und Sammet gesucht wird. Unter die Böck/ welche sich in weltliche Geschäff- ten eingemischt/ und dasjenige darvon getragen/ was der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird sich erheben ein ungeheures Geschrey und Heulen/ alsdann werden sie widerholen/ vermaledeyt die Stund in dero ich zum Geist- lichen Stand bin beruffen worden/ vermaledeyt der Ha- bit/ den ich getragen/ vermaledeyt die Regul/ dero Uber- trettung mich anhero gebracht hat/ vermaledeyt der gan- tze Orden/ dessen Mitglied ich gewesen bin etc. Nach- F f 3
welches erzeigen wird am Juͤngſten Tag. men und Feuerfuncken ſeine durſtige Zung heraus ge-ſtreckt/ und wehemuͤtig bey dem Vatter Abraham ange- halten/ um ein einige/ auch die allergeringſte Erquickung/ er hat aber ein abſchlaͤgige Antwort bekommen/ und hat es geheiſſen/ recepiſti bona in vita tua, du Kerl haſt dirLuc. 16. gute Taͤg angethan/ ſo lang du gelebt haſt/ jetzt kanſt du ſchon ſchwitzen/ zwey Himmelreich gehen nit aufeinan- der ꝛc. Aber ein Religios und Ordensperſon hat keine gute Taͤg gehabt/ hat muͤſſen unter dem ſtrengen Gehor- ſam leben/ iſt in einem rauhen Kleid geſteckt/ und ſoll gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei- lich wol es werden geſtellt unter die Boͤck/ welche zwar ge- ſchoren waren um den Kopf/ aber nit ein Haar gefragt nach ihrer Regul. Unter die Boͤck/ welche mit der Schlan- gen die alte Haut abgezogen/ aber dannoch das Gifft be- halten. Unter die Boͤck/ welche oͤffters mit dem Raben aus der Archen geflogen/ und vielleicht um ein ſtincken- des Aas umgeſchauet. Unter die Boͤck/ welche wie ein Miſthauffen im Winter aͤuſſerlich mit Schnee bedeckt/ innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die Boͤck/ welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge- deckt/ die ſonſten nur in Seiden und Sammet geſucht wird. Unter die Boͤck/ welche ſich in weltliche Geſchaͤff- ten eingemiſcht/ und dasjenige darvon getragen/ was der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird ſich erheben ein ungeheures Geſchrey und Heulen/ alsdann werden ſie widerholen/ vermaledeyt die Stund in dero ich zum Geiſt- lichen Stand bin beruffen worden/ vermaledeyt der Ha- bit/ den ich getragen/ vermaledeyt die Regul/ dero Uber- trettung mich anhero gebracht hat/ vermaledeyt der gan- tze Orden/ deſſen Mitglied ich geweſen bin ꝛc. Nach- F f 3
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welches erzeigen wird am Juͤngſten Tag.
men und Feuerfuncken ſeine durſtige Zung heraus ge-
ſtreckt/ und wehemuͤtig bey dem Vatter Abraham ange-
halten/ um ein einige/ auch die allergeringſte Erquickung/
er hat aber ein abſchlaͤgige Antwort bekommen/ und hat
es geheiſſen/ recepiſti bona in vita tua, du Kerl haſt dir
gute Taͤg angethan/ ſo lang du gelebt haſt/ jetzt kanſt du
ſchon ſchwitzen/ zwey Himmelreich gehen nit aufeinan-
der ꝛc. Aber ein Religios und Ordensperſon hat keine
gute Taͤg gehabt/ hat muͤſſen unter dem ſtrengen Gehor-
ſam leben/ iſt in einem rauhen Kleid geſteckt/ und ſoll
gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei-
lich wol es werden geſtellt unter die Boͤck/ welche zwar ge-
ſchoren waren um den Kopf/ aber nit ein Haar gefragt
nach ihrer Regul. Unter die Boͤck/ welche mit der Schlan-
gen die alte Haut abgezogen/ aber dannoch das Gifft be-
halten. Unter die Boͤck/ welche oͤffters mit dem Raben
aus der Archen geflogen/ und vielleicht um ein ſtincken-
des Aas umgeſchauet. Unter die Boͤck/ welche wie ein
Miſthauffen im Winter aͤuſſerlich mit Schnee bedeckt/
innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die
Boͤck/ welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge-
deckt/ die ſonſten nur in Seiden und Sammet geſucht
wird. Unter die Boͤck/ welche ſich in weltliche Geſchaͤff-
ten eingemiſcht/ und dasjenige darvon getragen/ was
der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird ſich erheben
ein ungeheures Geſchrey und Heulen/ alsdann werden ſie
widerholen/ vermaledeyt die Stund in dero ich zum Geiſt-
lichen Stand bin beruffen worden/ vermaledeyt der Ha-
bit/ den ich getragen/ vermaledeyt die Regul/ dero Uber-
trettung mich anhero gebracht hat/ vermaledeyt der gan-
tze Orden/ deſſen Mitglied ich geweſen bin ꝛc.
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