Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.Judas der Ertzschelm hasset das Wort GOttes/ key/ der sich nit angemeldt/ und sich urbietig erwiesen sol-che nacher Hof zu practiciren. Wie manche Untreu wird unter den Ehleuten gespielt durch solche Dienstbotten/ wie manche Frau setzt dem Mann ein beinerne Peruquen auf durch solche Dienstmenscher/ die alles so ordentlich wis- sen anzustellen! und da heist es/ das Mensch/ das Mensch ist mir treu/ sie ließ Riemen ehender aus ihr schneiden/ als daß sie etwas solt sagen. O verruchte Treu/ welche niemand als der Teufel in der Höll wird belohnen! Ein Spiegel aller Dienstmenscher ist die H. Notbur- get
Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/ key/ der ſich nit angemeldt/ und ſich urbietig erwieſen ſol-che nacher Hof zu practiciren. Wie manche Untreu wird unter den Ehleuten geſpielt durch ſolche Dienſtbotten/ wie manche Frau ſetzt dem Mann ein beinerne Peruquen auf durch ſolche Dienſtmenſcher/ die alles ſo ordentlich wiſ- ſen anzuſtellen! und da heiſt es/ das Menſch/ das Menſch iſt mir treu/ ſie ließ Riemen ehender aus ihr ſchneiden/ als daß ſie etwas ſolt ſagen. O verruchte Treu/ welche niemand als der Teufel in der Hoͤll wird belohnen! Ein Spiegel aller Dienſtmenſcher iſt die H. Notbur- get
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Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes/
key/ der ſich nit angemeldt/ und ſich urbietig erwieſen ſol-
che nacher Hof zu practiciren. Wie manche Untreu wird
unter den Ehleuten geſpielt durch ſolche Dienſtbotten/ wie
manche Frau ſetzt dem Mann ein beinerne Peruquen auf
durch ſolche Dienſtmenſcher/ die alles ſo ordentlich wiſ-
ſen anzuſtellen! und da heiſt es/ das Menſch/ das Menſch
iſt mir treu/ ſie ließ Riemen ehender aus ihr ſchneiden/
als daß ſie etwas ſolt ſagen. O verruchte Treu/ welche
niemand als der Teufel in der Hoͤll wird belohnen!
Ein Spiegel aller Dienſtmenſcher iſt die H. Notbur-
ga, dieſe war in Dienſten bey einem Bauren/ mit dem
ſie gleich zu Anfang alſo gedingt/ daß ſie doͤrffte alle Feyer-
abend nach Chriſtlichem Kirchen-Brauch von der Arbeit
abſtehen/ und ſelbe uͤbrige Zeit dem Heil. Gebet obliegen/
welches auch der Bauer gern und unwaigerlich zuge-
ſagt/ und verſprochen. Einsmals aber befande ſich
Notburga ſamt dem Bauren und dem ganzen Haus-
Geſind auf dem Acker/ und ſchnitten das liebe zeitige
Traid/ worauf der Baursmann das ganze Jahr ſein
Hofnung ſteuret/ ſo bald ſie aber/ maſſen es dazumal am
Sambſtage war/ das Feyrabend-Zeichen von der Glo-
cken vernommen/ hat ſie alſobalden die Sichel zuruck ge-
zogen/ des willens ihr gewoͤhnliche Andacht zu verrichten/
welches aber der Baur auf kein Weis wolte geſtatten;
vorgebend/ daß er in Furcht ſtehe/ es moͤchte ein Regen-
wetter einfallen/ alſo wollen ſie heut den Acker voͤllig ab-
ſchneiden/ es ſeye ohne das nit viel uͤbrig/ und endlich
werde deßwegen der Himmel nit einfallen/ GOtt werde
es ſo ſtarck nit vor uͤbel haben/ wann ſie ſchon dißmal das
Kirchen-Gebet ein Wenig uͤbertrittet. Aber Notburga
dieſe Gottſeelige Magd ließ ſich auf keine Weis uͤberre-
den; verharrete beſtaͤndig in ihrem frommen Vorhaben/
ſagte auch/ daß ſie ihme zwar Treu und Gehorſam ver-
ſprochen/ aber in Sachen/ wo GOtt der HErr nit beleidi-
get
Raderus
in Bavar.
Sancta de
S. Not-
burg.
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