Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.als in einem Garten. auch gar urpietig anerbotten/ den Wagen zu schicken/ damit sieihre Füß möchte spahren zum Spatzier-Gang deß Gartens/ weil der Weiber Vorwitz deß Zügels und Zaums nicht wohl gewöhnt/ also bedient sich diese der so guten Gelegenheit/ den schönen Garten zu sehen. Wie sie nun der Gutscher wieder bey spaten Abend na- cher Haus geführt/ und sie ihm ein Trinck-Geld dargereicht/ da wolt er solches auf keine Weiß annehmen/ sondern er sagte öffters: Er heisse Steffel. Er solls nehmen: Steffel heiß ich. Er soll nicht närrisch seyn. Steffel ist mein Nam Was seyd ihr für ein Fantast? Wie ich sag: Steffel heiß ich/ etc. Diese wurde öffter mit dem Wagen in den Garten abgeholt/ der Gutscher an statt deß Trinck-Gelds widerhollte öffter/ daß er Steffel heisse. Endlich fragte diese den/ ihres Geduncken nach so seltzamen Gispel: Wa- rumb er allemahl diese Antwort gebe/ daß er Steffel heisse? Darum mein schöne Dama, darumb: Es wird einmal die Zeit kommen/ und etwan gar bald/ da werdet ihr sagen/ in Erwegung der ver- schertzten Ehr: Mich hat wohl der Teuffel in den Garten geführt ich wolte/ ich hätte das Orth mein Lebentag nie gesehen/ es hat mich wohl der Teuffel dahin geführt; Jch aber/ sagt der Gutscher heiß Steffel/ und nicht Teuffel/ dann ich hab sie geführt/ und mein Herr hat sie verführt - - - - - - Es ist alles wahr gewest/ was der Gutscher geredt hat/ und wann er hätte Lateinisch verstanden/ so hätte er geschryen: Hortus, Echo, Ortus. Susanna, ein Spiegel aller Tugenden/ ist allenthalben si- rer Pars IV. H h h
als in einem Garten. auch gar urpietig anerbotten/ den Wagen zu ſchicken/ damit ſieihre Fuͤß moͤchte ſpahren zum Spatzier-Gang deß Gartens/ weil der Weiber Vorwitz deß Zuͤgels und Zaums nicht wohl gewoͤhnt/ alſo bedient ſich dieſe der ſo guten Gelegenheit/ den ſchoͤnen Garten zu ſehen. Wie ſie nun der Gutſcher wieder bey ſpaten Abend na- cher Haus gefuͤhrt/ und ſie ihm ein Trinck-Geld dargereicht/ da wolt er ſolches auf keine Weiß annehmen/ ſondern er ſagte oͤffters: Er heiſſe Steffel. Er ſolls nehmen: Steffel heiß ich. Er ſoll nicht naͤrriſch ſeyn. Steffel iſt mein Nam Was ſeyd ihr fuͤr ein Fantaſt? Wie ich ſag: Steffel heiß ich/ ꝛc. Dieſe wurde oͤffter mit dem Wagen in den Garten abgeholt/ der Gutſcher an ſtatt deß Trinck-Gelds widerhollte oͤffter/ daß er Steffel heiſſe. Endlich fragte dieſe den/ ihres Geduncken nach ſo ſeltzamen Giſpel: Wa- rumb er allemahl dieſe Antwort gebe/ daß er Steffel heiſſe? Darum mein ſchoͤne Dama, darumb: Es wird einmal die Zeit kommen/ und etwan gar bald/ da werdet ihr ſagen/ in Erwegung der ver- ſchertzten Ehr: Mich hat wohl der Teuffel in den Garten gefuͤhrt ich wolte/ ich haͤtte das Orth mein Lebentag nie geſehen/ es hat mich wohl der Teuffel dahin gefuͤhrt; Jch aber/ ſagt der Gutſcher heiß Steffel/ und nicht Teuffel/ dann ich hab ſie gefuͤhrt/ und mein Herꝛ hat ſie verfuͤhrt - - - - - - Es iſt alles wahr geweſt/ was der Gutſcher geredt hat/ und wann er haͤtte Lateiniſch verſtanden/ ſo haͤtte er geſchryen: Hortus, Echo, Ortus. Suſanna, ein Spiegel aller Tugenden/ iſt allenthalben ſi- rer Pars IV. H h h
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als in einem Garten.
auch gar urpietig anerbotten/ den Wagen zu ſchicken/ damit ſie
ihre Fuͤß moͤchte ſpahren zum Spatzier-Gang deß Gartens/ weil
der Weiber Vorwitz deß Zuͤgels und Zaums nicht wohl gewoͤhnt/
alſo bedient ſich dieſe der ſo guten Gelegenheit/ den ſchoͤnen Garten
zu ſehen. Wie ſie nun der Gutſcher wieder bey ſpaten Abend na-
cher Haus gefuͤhrt/ und ſie ihm ein Trinck-Geld dargereicht/ da
wolt er ſolches auf keine Weiß annehmen/ ſondern er ſagte oͤffters:
Er heiſſe Steffel. Er ſolls nehmen: Steffel heiß ich. Er ſoll
nicht naͤrriſch ſeyn. Steffel iſt mein Nam Was ſeyd ihr fuͤr ein
Fantaſt? Wie ich ſag: Steffel heiß ich/ ꝛc. Dieſe wurde oͤffter
mit dem Wagen in den Garten abgeholt/ der Gutſcher an ſtatt deß
Trinck-Gelds widerhollte oͤffter/ daß er Steffel heiſſe. Endlich
fragte dieſe den/ ihres Geduncken nach ſo ſeltzamen Giſpel: Wa-
rumb er allemahl dieſe Antwort gebe/ daß er Steffel heiſſe? Darum
mein ſchoͤne Dama, darumb: Es wird einmal die Zeit kommen/
und etwan gar bald/ da werdet ihr ſagen/ in Erwegung der ver-
ſchertzten Ehr: Mich hat wohl der Teuffel in den Garten gefuͤhrt
ich wolte/ ich haͤtte das Orth mein Lebentag nie geſehen/ es hat
mich wohl der Teuffel dahin gefuͤhrt; Jch aber/ ſagt der Gutſcher
heiß Steffel/ und nicht Teuffel/ dann ich hab ſie gefuͤhrt/ und mein
Herꝛ hat ſie verfuͤhrt - - - - - - Es iſt alles wahr geweſt/ was der
Gutſcher geredt hat/ und wann er haͤtte Lateiniſch verſtanden/ ſo
haͤtte er geſchryen: Hortus, Echo, Ortus.
Suſanna, ein Spiegel aller Tugenden/ iſt allenthalben ſi-
cher geweſen/ auſſer im Garten. Dieſe Roſen haben nirgends die
Koth-Keffer angetaſt/ auſſer im Garten. Dieſer Tauben haben
nirgends die Geyer nachgeſtellt als im Garten. Dieſem Laͤmbel
haben nirgends die Woͤlff gedrohet als im Garten. Dieſer
Schnee hat nirgends ſollen zergehen als im Garten. Dieſes Kley-
nod hat nirgends ſollen ins Koth fallen als im Garten. Dieſe
Blumen hat nirgends ſollen verwelcken als im Garten. Suſanna
hat ſich wollen abkuͤhlen im Garten; aber waͤre bald erhitzt worden.
Suſanna hat ſich wollen waſchen im Garten/ aber waͤre bald meh-
rer
Pars IV. H h h
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