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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas Jscarioth hat bey der Tafel des HErrn
aber mit Manier/ mit einer Mas/ was die Nothdurfft erfordert/
was euch gesund und gedeilich ist.

Ein Grobheit ist es/ wann einer so viel Speis in Bauch
nimmt/ als das Trojanische Pferd Speis im Bauch gehabt:
Ein Grobheit ist es/ wann einem das Maul so schmutzig/ wie
das Wammes eines Flecksieders: Ein Grobheit ist es/ wann
einer Magen halber/ kan ein Magis[-]ter genennt werden: Ein
Grobheit ist es/ wann einem das Maul beschaffen/ wie ein
Margetänter-Kuchel: Ein Grobheit ist es/ wann einer beede
Backen zuricht/ daß sie zween Schmeerleib gleich sehen: Ein
Grobheit ist gewest/ wie jener ein gantzen kälberen Schlägel
auf seinen Teller heraus genommen/ und wie ihm nachmals sol-
cher durch sein ungeschickte Weis unter den Tisch gefallen/ so
hat einer aus den Gästen aufgeschrien/ man soll acht haben/
damit die Hund nicht darüber kommen/ worauf dieser Penge-
lius
alsobald geantwortet/ es seye derentwegen kein Gefahr/
dann er trette schon mit dem Fuß darauf. Ein Grobheit ist ge-
west/ als man einen Butter auf die Tafel getragen/ und der
Meister gar manierlich etwas davon geschnitten/ welchem der
Gesell gleich nachgefolget/ und auf der andern Seiten/ weil er
ihme entgegen gesessen/ auch ein Portion hinweg genommen/
der Meister aber ermahnte ihn/ er soll auf der Seiten abschnei-
den/ wo er abgeschnitten/ es ist nicht vonnöthen sagte der Ge-
sell/ wir wollen ohne das schon zusammen kommen/ etc. er wolt
halt den Butter gar verzehren. Ein Grobheit ist es/ wann man
in die Schiesseln und Speisen fällt/ wie die Lasterhaffte Hebreer
Christum den HErrn haben im Garten angefallen/ wo ohne
alle Ehr und Manier einer da/ der ander dort mit Gewalt an-
gegriffen.

Michael/ mit dem Zunamen der Taurhafft/ seiner Pro-
fession
nach ein Gauckler/ hat die Art an sich/ daß er mehren-
theils sein Kunst beym essen und trincken probirt/ vorderist aber
ziecht er allerley Sachen aus dem Maul heraus/ bald speyet der
wilde Dieb ein Scheer/ bald etliche Ellen Bändel/ bald etliche

hun-

Judas Jſcarioth hat bey der Tafel des HErꝛn
aber mit Manier/ mit einer Mas/ was die Nothdurfft erfordert/
was euch geſund und gedeilich iſt.

Ein Grobheit iſt es/ wann einer ſo viel Speis in Bauch
nimmt/ als das Trojaniſche Pferd Speis im Bauch gehabt:
Ein Grobheit iſt es/ wann einem das Maul ſo ſchmutzig/ wie
das Wammes eines Fleckſieders: Ein Grobheit iſt es/ wann
einer Magen halber/ kan ein Magis[-]ter genennt werden: Ein
Grobheit iſt es/ wann einem das Maul beſchaffen/ wie ein
Margetaͤnter-Kuchel: Ein Grobheit iſt es/ wann einer beede
Backen zuricht/ daß ſie zween Schmeerleib gleich ſehen: Ein
Grobheit iſt geweſt/ wie jener ein gantzen kaͤlberen Schlaͤgel
auf ſeinen Teller heraus genommen/ und wie ihm nachmals ſol-
cher durch ſein ungeſchickte Weis unter den Tiſch gefallen/ ſo
hat einer aus den Gaͤſten aufgeſchrien/ man ſoll acht haben/
damit die Hund nicht daruͤber kommen/ worauf dieſer Penge-
lius
alſobald geantwortet/ es ſeye derentwegen kein Gefahr/
dann er trette ſchon mit dem Fuß darauf. Ein Grobheit iſt ge-
weſt/ als man einen Butter auf die Tafel getragen/ und der
Meiſter gar manierlich etwas davon geſchnitten/ welchem der
Geſell gleich nachgefolget/ und auf der andern Seiten/ weil er
ihme entgegen geſeſſen/ auch ein Portion hinweg genommen/
der Meiſter aber ermahnte ihn/ er ſoll auf der Seiten abſchnei-
den/ wo er abgeſchnitten/ es iſt nicht vonnoͤthen ſagte der Ge-
ſell/ wir wollen ohne das ſchon zuſammen kommen/ ꝛc. er wolt
halt den Butter gar verzehren. Ein Grobheit iſt es/ wann man
in die Schieſſeln und Speiſen faͤllt/ wie die Laſterhaffte Hebreer
Chriſtum den HErꝛn haben im Garten angefallen/ wo ohne
alle Ehr und Manier einer da/ der ander dort mit Gewalt an-
gegriffen.

Michael/ mit dem Zunamen der Taurhafft/ ſeiner Pro-
feſſion
nach ein Gauckler/ hat die Art an ſich/ daß er mehren-
theils ſein Kunſt beym eſſen und trincken probirt/ vorderiſt aber
ziecht er allerley Sachen aus dem Maul heraus/ bald ſpeyet der
wilde Dieb ein Scheer/ bald etliche Ellen Baͤndel/ bald etliche

hun-
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[448/0460] Judas Jſcarioth hat bey der Tafel des HErꝛn aber mit Manier/ mit einer Mas/ was die Nothdurfft erfordert/ was euch geſund und gedeilich iſt. Ein Grobheit iſt es/ wann einer ſo viel Speis in Bauch nimmt/ als das Trojaniſche Pferd Speis im Bauch gehabt: Ein Grobheit iſt es/ wann einem das Maul ſo ſchmutzig/ wie das Wammes eines Fleckſieders: Ein Grobheit iſt es/ wann einer Magen halber/ kan ein Magis-ter genennt werden: Ein Grobheit iſt es/ wann einem das Maul beſchaffen/ wie ein Margetaͤnter-Kuchel: Ein Grobheit iſt es/ wann einer beede Backen zuricht/ daß ſie zween Schmeerleib gleich ſehen: Ein Grobheit iſt geweſt/ wie jener ein gantzen kaͤlberen Schlaͤgel auf ſeinen Teller heraus genommen/ und wie ihm nachmals ſol- cher durch ſein ungeſchickte Weis unter den Tiſch gefallen/ ſo hat einer aus den Gaͤſten aufgeſchrien/ man ſoll acht haben/ damit die Hund nicht daruͤber kommen/ worauf dieſer Penge- lius alſobald geantwortet/ es ſeye derentwegen kein Gefahr/ dann er trette ſchon mit dem Fuß darauf. Ein Grobheit iſt ge- weſt/ als man einen Butter auf die Tafel getragen/ und der Meiſter gar manierlich etwas davon geſchnitten/ welchem der Geſell gleich nachgefolget/ und auf der andern Seiten/ weil er ihme entgegen geſeſſen/ auch ein Portion hinweg genommen/ der Meiſter aber ermahnte ihn/ er ſoll auf der Seiten abſchnei- den/ wo er abgeſchnitten/ es iſt nicht vonnoͤthen ſagte der Ge- ſell/ wir wollen ohne das ſchon zuſammen kommen/ ꝛc. er wolt halt den Butter gar verzehren. Ein Grobheit iſt es/ wann man in die Schieſſeln und Speiſen faͤllt/ wie die Laſterhaffte Hebreer Chriſtum den HErꝛn haben im Garten angefallen/ wo ohne alle Ehr und Manier einer da/ der ander dort mit Gewalt an- gegriffen. Michael/ mit dem Zunamen der Taurhafft/ ſeiner Pro- feſſion nach ein Gauckler/ hat die Art an ſich/ daß er mehren- theils ſein Kunſt beym eſſen und trincken probirt/ vorderiſt aber ziecht er allerley Sachen aus dem Maul heraus/ bald ſpeyet der wilde Dieb ein Scheer/ bald etliche Ellen Baͤndel/ bald etliche hun-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/460>, abgerufen am 19.05.2024.